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Tierschutz ist Erziehung zu Menschlichkeit

Albert Schweizer

 

Tierschutz im Ethikunterricht

Vorschläge und Beispiele
von Sabine Becker, 18.3.2003, e-Mail:
sabine.becker3@gmx.de

Siehe auch www.tierundwir.ch

 

Die nachfolgenden Themenbereiche verstehen sich als Auswahl und können
für jede Altersstufe und jeden Schultyp entsprechend aufbereitet werden.

 

Für die Jahrgangsstufen 1 bis 4 (Grundschule) besonders geeignet:

1. Heimtierhaltung

Vorüberlegung

Kinder im Grundschulalter empfinden häufig noch die ursprüngliche Zuneigung und Liebe zu Tieren. Viele haben bereits oder wünschen sich ein Haustier. Das Angebot der "Ware Tier" ist groß: unterschiedlichste Arten erfüllen fast jeden Käuferwunsch. Die Bedürfnisse und das Wohlbefinden des Tieres bleiben dabei jedoch außer Acht. So wird aus einer unbedachten Anschaffung für das sogenannte Haustier oft eine lebenslange Qual.

Diskussionsansätze

1.1 Nicht alle Tiere sind problemlos als Haustiere geeignet

Vögel, Reptilien, Fische, Säugetiere wie Streifenhörnchen, Hamster, Meerschweinchen und alle anderen wild lebenden Tiere, die in einer Wohnung gehalten werden, brauchen besondere Pflege und Zuwendung, da es nicht leicht ist, sie artgerecht unterzubringen, wie aufwändig Käfig und Zubehör auch sein mögen. Bei der Auswahl der Heimtiere sollte auf sehr gute Kenntnis ihrer Bedürfnisse geachtet werden, die durch Fachbücher bzw. entsprechendes Filmmaterial erworben werden können. Ebenso geben Fachleuchte entsprechender Organisationen und Verbände - z.B. Bund Naturschutz, Vogelschutzbund - gerne Auskunft in Sachen artgerechte Tierhaltung oder verweisen auf entsprechende Informationsquellen.

Problem Wildfänge: Viele Exoten werden aus ihrem natürlichen Lebensraum in anderen Ländern und Kontinenten herausgefangen und nach Deutschland transportiert. Dabei sterben sehr viele Tiere; dieser Verlust ist bei den Tierhändlern finanziell miteinkalkuliert. So stehen z.B. hinter jedem Papagei, der hier bei uns angeboten wird, viele seiner Artgenossen, die den Transport nicht überstanden haben.

Auch für Zuchttiere gilt: selbst wenn sie in Gefangenschaft geboren werden, bleiben ihre natürlichen Bedürfnisse erhalten. Das Argument, sie würden es nicht anders kennen und deshalb nicht leiden, ist falsch: jeder Papagei, jede Schildkröte, Hamster etc. hat sein genetisches Programm - artspezifische Verhaltens- und Lebensweisen sind nicht wegzuzüchten.

Auch wenn wir an den Anblick eines Vogels im Käfig oder eines Hamsters im Hamsterrad gewöhnt sind und es als "normal" empfinden, handelt es sich hierbei um eine für die Tiere leidvolle Form des Lebens: fehlender Bewegungsmangel bei Käfighaltung, keine Kontakte zu Artgenossen bei Einzelhaltung, Einsamkeit und Langeweile sowie die daraus resultierenden Verhaltensstörungen.

Mögen es der Wellensittich, der Hamster überhaupt, wenn sie ständig herumgetragen werden, spielt das Tier auch mit uns oder nur wir mit ihm? Im "Spiel" mit diesen Tieren quälen wir sie oft ungewollt durch falsche Behandlung bzw. Vermenschlichung. Auch hier kann gründliche Information über das Wesen und die Bedürfnisse des Tieres Abhilfe schaffen.

 

Tiere im Käfig/ Terrarium/ Aquarium sind oftmals ein Ersatz für einen Hund oder eine Katze, die - naturgemäß im Gegensatz zu Wildtieren und Exoten - aufgrund ihrer engen Menschenbezogenheit den Kindern sehr wertvolle (Spiel-)Gefährten im besten Sinne sein können. Ist die Haltung eines Hundes oder einer Katze aber nicht möglich, wird "wenigstens" ein Hamster, ein Meerschweinchen, ein Kanarienvogel etc. erlaubt, um das Quengeln des Kindes zu beenden. ("Sie machen weniger Dreck", sind im Käfig gut und platzsparend "verstaut").

Doch was als originelles Geschenk zu Weihnachten / Ostern / Geburtstag eine Zeitlang interessant und willkommen war, wird oftmals lästig und vernachlässigt, manchmal sogar ausgesetzt oder auf andere grausame Weise "entsorgt", durch ein anderes Tier ersetzt und so fort.

 

1.2. Voraussetzungen für eine verantwortungsvolle Tierhaltung


Bevor ein Tier angeschafft wird, müssen wichtige Fragen überlegt werden:

Was geschieht mit dem Tier, wenn wir verreisen, keine Zeit oder keine Lust haben, uns mit ihm ausreichend zu beschäftigen?

Können wir mit einem Hund ausreichend und mehrmals am Tag spazieren gehen?

Sind wir bereit, 15 Jahre und mehr Verantwortung für unseren Hund/Katze zu übernehmen, mit allen Konsequenzen? (Das Alter bedenken, das auch bei Tieren beschwerlich wird!)

Sind wir bereit, uns die nötigen Fachkenntnisse über Verhalten und Pflege unserer Haustiere anzueignen?

Können wir die Tierarztkosten im Krankheitsfall und bei notwendigen Operationen aufbringen?

Von gequälten oder ausgesetzten Hunden und Katzen übervölkerte Tierheime, eine wachsende Zahl verhaltensgestörter Hunde (und Katzen) aufgrund falscher Haltung und Behandlung sprechen für sich.

 

1.3. Tierhandlungen


Tierhandlungen werden von Geschäftsleuten betrieben, die ihre Ware, hier lebende Tiere, meist aus zweifelhafter Herkunft, profitorientiert verkaufen wollen. Die Lebensbedingungen in Verkaufsräumen sind für alle Tierarten, Exoten, Kleintiere, Hunde und Katzen gleichermaßen qualvoll. Die überfüllten Käfige bedeuten enormen Stress durch keinerlei Bewegungsfreiheit, fehlende Rückzugsmöglichkeiten. Hinzu kommen schlechte Licht- und Luftverhältnisse, Lärm, keine Ruhephasen tagsüber durch ständige Störung durch Besucher und Käufer. Also niemals Tiere aus Geschäften kaufen!

Eine gute Alternative ist, das gewünschte Haustier aus dem Tierheim zu holen und ihm ein gutes Zuhause zu geben; die Tierheime sind auch überfüllt mit abgegebenen und ausgesetzten Kleintieren! (Kaninchen, Hamster, Meerschweinchen etc.)

Eine weitere Möglichkeit, ein Haustier aufzunehmen, ohne Wildfänge und den Handel mit ihnen zu fördern: Es kommt manchmal vor, dass ein Haustier eines Freundes / von Bekannten versehentlich Nachwuchs bekommt: Anstatt diese Tiere einem ungewissen Schicksal zu überlassen oder sie im Tierheim abzugeben, aufnehmen und artgerecht halten.

Lernziele:

Das körperliche und psychische Wohl der Tiere ist wichtiger als die Befriedigung spontaner Launen oder Liebhabereien. Kindern verständlich machen, dass auch das Tier glücklich sein soll, nicht nur der Mensch, der sich an ihm erfreut; einseitige Freude ist schädlicher Egoismus. In einer Diskussion hinterfragen, wie viel Zeit wirklich zur Verfügung steht, um sich mit dem Wellensittich, dem Hamster etc. zu beschäftigen.

Auch kleine und vermeintlich "pflegeleichte" Tiere sind Lebewesen, kein Spielzeug zur gefälligen Benutzung. Kindern erklären, dass jedes Tier das Recht auf ein artgerechtes Leben hat. Versuchen, einmal aus den Augen des Tieres zu sehen, den Blickwinkel verändern: Wie fühlt sich eigentlich der einsame Wellensittich im Käfig, der Hamster im Rad, die Schildkröte im kleinen Terrarium, der Fisch im Glas? Ich stelle mir vor, ich wäre dieses Tier.

Fazit: "Haustiere" sind meist alles andere als Haus-Tiere. Sie haben ganz eigene Bedürfnisse, die wir in Käfigen etc. nur sehr schwer erfüllen können. Wenn die Haltung eines Hundes oder einer Katze aus welchen Gründen auch immer nicht möglich ist, sollte manchmal sogar auf den Kauf von Käfigtieren ganz verzichtet werden, gerade dann, wenn sie ohnehin nur ein geduldeter "Ersatz" wären. Das Interesse erlischt dann oft sehr schnell und die kleinen Tiere führen ein qualvolles Dasein im Käfig.

Verzicht ist dann Ausdruck großer Verantwortung und Tierliebe. Die Gewissheit, ein Tier vor einem leidvollen und unglücklichen Dasein bewahrt zu haben, ist erfüllender als die Befriedigung jedes Wunsches. Einsehen können, dass ein Stofftier manchmal doch die bessere Lösung ist.

Alternativen diskutieren:

Beispiele finden, wie tierliebe Kinder trotz eines sinnvollen Verzichts dennoch Kontakt mit Tieren haben können:

- Freunde und Bekannte, die einen Hund, eine Katze haben, besuchen. Freunde auf Hundespaziergängen begleiten, dabei Erfahrung im Umgang mit dem Tier sammeln und bei Bedarf einspringen.

- der Nachbarskatze Futter geben und für sie sorgen, wenn die Besitzer einmal keine Zeit haben oder verreist sind

- in einem Tierheim, einer Tierauffangstation einem Hund zu regelmäßigem Auslauf verhelfen oder ein anderes Tier/Tiere, die dort leben, pflegen: Gerade solche Aktionen sind für tierliebe Kinder sehr befriedigend, da eine enge Beziehung zu beispielsweise einem Hund entstehen kann.

 

2. Zirkus

Vorüberlegung

Kinder im Grundschulalter sind eine beliebte Zielgruppe. Schon als Kleinkinder machen sie in Bilderbüchern oder ganz real die Bekanntschaft mit dem Zirkus; auch das Unterrichtsmaterial enthält verharmlosende Beispiele aus dieser beliebten Thematik. Kinder gehen oftmals in den Zirkus, um Tiere zu sehen, weil sie Tiere lieben.

 

2.1. Die Illusion vom glücklichen Zirkustier

Doch die Tiernummern in der Manege sind eine Illusion: Die Tiere sind nicht froh und lustig, sind sich der Tatsache nicht bewusst, dass sie Kindern und Erwachsenen eine Freude machen durch ihre "Kunststücke". Kein Tier denkt: "Ich mache heute Abend die Kinder glücklich mit meiner Vorstellung" oder "Seht mal her, was ich kann!" Doch genau das glauben vor allem Kinder, wenn sie die Tiere mit ihrem Applaus "belohnen"; so steht es auch in ihren Bilderbüchern. Doch das Klatschen ist für die Tiere nur eine weitere erschreckende Lärmquelle, vor der sie, wenn sie könnten, fliehen würden.

Kaum jemand fragt sich, wie es dazu kommt, dass wilde Tiere solch unnatürliche Dinge vollbringen, und wohin diese Tiere nach der Vorstellung hin verschwinden; wie sie untergebracht sind, wie ihr Alltag aussieht.

 

2.2. Die Dressur

Die Realität ist, dass die Leistungen der Tiere mit gewaltsamen Methoden erzwungen werden. Kein Elefant setzt sich freiwillig auf einen Hocker, fährt Fahrrad oder macht einen Kopfstand. Kein Seehund balanciert freiwillig brennende Stäbe, einen Zylinder, und kein Pferd steigt ohne Grund und "wedelt" mit den Beinen, kein Bär tanzt. Diese sogenannten Kunststücke, die frenetisch beklatscht werden, sind für die Tiere vollkommen unnatürliche Bewegungsabläufe und Verrenkungen, ausschließlich das Ergebnis brutaler Dressur. Ein Tiger, der durch einen brennenden Reifen springt, muss seine natürliche angeborene Todesangst vor dem Feuer überwinden: Die Angst vor dem Schmerz, der den Tieren zugefügt wird, wenn sie nicht ausführen, was von ihnen verlangt wird, ist größer als die Angst vor dem Feuer oder einer schmerzhaften Körperhaltung.

Die Trainingsmethoden sind immer gewaltsam: Schläge, Stromstöße, Nahrungsentzug, Einsamkeit; Prügel und Anschreien für "ungehorsame" Tiere ist beispielsweise fester Bestandteil der Elefantendressur. Ihr Wille wird gebrochen. Die Mär von der "sanften Dressur" ist eine Schutzbehauptung, die keiner Überprüfung standhält.

Aufmerksame Besucher können die quälerischen Eingriffe der Dompteure durchaus erkennen, die auch während der Vorstellung nötig sind, um die Tiere zu regulieren. Elefanten wird beispielsweise die eiserne Spitze des sog. Elefantenhakens schmerzhaft ins Ohr, in den Rüssel oder neben das Auge gebohrt. Bären und Großkatzen werden mit Peitschen, Stöcken und Elektroschockern in Schach gehalten. Sehr oft werden vor der Vorstellung Medikamente zur Beruhigung eingesetzt (z.B. bei Großkatzen).

 

2.3. Die Würde des Tieres

Die Tiere werden zusätzlich der Lächerlichkeit preisgegeben, ihrer Würde beraubt: albern verkleidete Schimpansen, ins Ballettkleid gezwängt; rauchende Elefanten, Bären, die Cola trinken; sie müssen die "Tierclowns" geben: menschenähnliche Handlungen sollen lustig und witzig wirken, die Zuschauer zum (Aus)Lachen bringen und zudem den Eindruck erzeugen, den Tieren gehe es gut, auch sie hätten ihren Spaß - der Affe "klatscht", der Elefant "trompetet" und der Seelöwe "winkt" zum Abschluss mit den Flossen. Doch die Zuschauer beklatschten die Darbietungen von Tiersklaven.

 

2.4. Fehlender Erziehungswert

Zirkus mit derartigen Tierdressuren hat keinerlei Erziehungswert für Kinder. Es wird ein vollkommen falsches Bild vom Wesen wilder Tiere vermittelt, die ihrer natürlichen Verhaltensweisen beraubt wurden.

 

2.5. Die Lebensbedingungen außerhalb der Manege

Nach der Vorstellung werden die Tiere in ihre Unterkünfte gebracht: enge Käfige, dunkle Wagen, provisorische Zeltställe. Es gibt für Elefanten, Großkatzen, Bären, Schimpansen, Seehunde, Giraffen, Eisbären, Krokodile, Nashörner, Seelöwen und andere Wildtiere keine akzeptable artgerechte Form der Haltung im Zirkus. Es sind wild lebende Tiere aus fernen Ländern, anderen Kontinenten, die zu einem bedauernswerten Leben verurteilt sind.

Anstrengende Transporte quer durch Europa und darüber hinaus schaffen zusätzlichen Stress; oft Tausende von Kilometern per Tournee werden die Tiere in engen, dunklen, schlecht gelüfteten Wagen herumgekarrt, sind der Hitze oder Kälte ausgesetzt, ohne auch nur die geringste Möglichkeit, jemals ihre arttypischen Bedürfnisse auch nur im Ansatz zu befriedigen. Giraffen reisen wegen ihrer Größe gebückt, Elefanten und andere Tiere bleiben angekettet.

 

2. 6 Bedürfnis contra Realität

Ein Seelöwe braucht das Meer, in Freiheit taucht das bewegungsaktive Tier 100 Meter tief und bleibt bis zu einer Viertelstunde unter Wasser. Der Elefant, die Giraffe, die Großkatzen leben in den Weiten der Steppe und Savanne; durchstreifen in freier Wildbahn ein Gebiet von vielen Quadratkilometern und leben wie auch die Flusspferde oder Giraffen in Herdenverbänden. Sie sind intelligente Tiere mit einem hoch entwickelten Sozialverhalten. Doch im Zirkus leben Elefanten angekettet nebeneinander ohne Möglichkeit, Kontakt miteinander aufzunehmen. Diese Zerstörung ihrer Sozialstruktur lässt die intelligenten Riesen regelrecht wahnsinnig werden. Auf engstem Raum leben Beutetiere neben Raubkatzen; die kletterfreudigen Bären vegetieren in wenige Quadratmeter großen Wagen, in denen sie sich gerade einmal aufrichten können. Die Tiere sind depressiv und apathisch, Verhaltensstörungen, die bis zur Selbstzerstörung gehen, sind die Folge. Kranke, alte oder für die Dressur ungeeignete Tiere werden durch neue Wildfänge ausgewechselt, verschwinden im dubiosen Tierhandel; der Zuschauer kann sie ohnehin nicht identifizieren oder unterscheiden.

 

Fazit:

Für den Zuschauer sehen Tierdressuren lustig aus, für die Tiere bedeuten sie ausnahmslos Qualen und Demütigungen. Der Zirkus ist kein Platz für Tiere: Zirkus mit Tieren ist eine Form von Sklaverei.

Hinweis: Dänemark, Schweden, Finnland, Israel und Singapur haben bereits gänzlich oder teilweise den Einsatz von wilden Tieren im Zirkus verboten; in Deutschland stehen die Chancen nicht schlecht, ein Verbot durchzusetzen. Viele Tierschutzorganisationen bemühen sich um ein entsprechendes Gesetz.

 

Was kann man tun:

- Keinen Zirkus besuchen, der Wildtiere hält, sondern die fortschrittlichen Unternehmen unterstützen, die ganz bewusst auf Tiernummern verzichten: z.B. FlicFlac, Cirque du Soleil, Cirque Plume, Zirkus Ronaldo. Auch diese Zirkusunternehmen feiern große Erfolge - ganz ohne Tierqual.

- Andere Menschen auf die äußerst qualvolle Situation der Wildtiere im Zirkus aufmerksam machen und aufklären. Viele wissen nicht Bescheid, weil sie sich bislang keine Gedanken darüber gemacht haben.

- Wer sich für Elefanten, Tiger, Löwen, Krokodile etc. interessiert, kann sich im Zeitalter der Medien bequem mittels hervorragender Bücher und Filme informieren, die die Tiere zudem in freier Wildbahn mit ihren natürlichen Verhaltensweisen zeigen. Manche Kinder haben sogar die Chance, im Urlaub die Wildtiere in Naturschutzgebieten oder Nationalparks ebenfalls in Freiheit unmittelbar und in natürlicher Umgebung zu erleben.

 

3.Zoo

Dieses Thema ist eng verwandt mit der Situation der Wildtiere im Zirkus. Auch diese Einrichtungen sind kommerzielle Vergnügungsstätten nur für Menschen.

Die Wildtiere leben nicht im natürlichen Lebensraum, können auch nicht in ihrer Eigenart und spezifischen Verhaltensweise erlebt werden. Sie vegetieren in enger, künstlicher Umgebung vor sich hin.

Sie leiden unter der Monotonie, das Fehlen eines intakten Sozialgefüges macht die Tiere krank.

Sie werden beglotzt, leiden unter Langeweile. Zwanghaftes Verhalten durch Reizarmut ("Hospitalismus") ist die Folge: stundenlanges Hin- und Hergehen wie überhaupt stereotype Bewegungsabläufe, "Weben" = Schaukeln mit dem Kopf u.ä.

Reger und lukrativer Handel mit Zootieren - die Nachzucht klappt nicht immer, folglich greift man auf Wildfänge zurück, die seltene, vom Aussterben bedrohte Arten nur noch weiter bedrohen.

Überzählige Zootiere ("überflüssige" Jungtiere mangels Platz oder Nachfrage) werden eingeschläfert, keineswegs in den natürlichen Lebensraum ihrer Herkunftsländer zurückgebracht und ausgewildert.

Lernziel: Die Unverhältnismäßigkeit erkennen: Wir verbringen ein paar Stunden zur Ablenkung, Erholung, Belustigung im Zoo, und dafür werden wilde Tiere aus ihren natürlichen Lebensräumen herausgefangen, um hier in Gefangenschaft als "Ausstellungsobjekte" zu dienen. Die Tiere fristen ein reizarmes bis reizloses, äußerst eingeschränktes Leben in unnatürlicher Umgebung und in oft ungeeigneten klimatischen Verhältnissen. Krankheit und psychisches Leiden sind die Folge. Zoos sind keine "Arche Noah", sondern profitorientierte Vergnügungsstätten für Menschen.

 

Alternativen:

- Interesse an wilden Tieren durch gutes Filmmaterial (Dokumentationsfilme, die Tiere im natürlichen Umfeld zeigen) und Literatur stillen. Auf die direkte Konfrontation zum Wohle des Tieres verzichten. Zoo ist wie Zirkus ein Anachronismus.

- Seriöser Artenschutz kann nur im natürlichen Umfeld der Tiere gelingen, und diese Aufgabe gilt es - jeweils vor Ort - zu unterstützen und voranzutreiben.

 

 

Für höhere Jahrgangsstufen besonders geeignet:

4. Tiermissbrauch in Sprachkultur und Werbung

4.1. Schimpfwörter

Schimpfwörter bestehen häufig aus Tiernamen: "Blöde Kuh!" oder "dumme Sau!" sind häufig gebrauchte Ausrufe. Ausdrücke wie: "sich zum Affen machen", "...wie die Sau" zielen auf die Abwertung eines Menschen oder eines Sachverhalts.

Durch diese verbale Diffamierung werden negative menschliche Eigenschaften auf Tiere projiziert, die zu genau den Handlungen und Verhaltensweisen, die damit kritisiert werden sollen, naturgemäß niemals in der Lage wären. Warum benutzen wir aber so gerne Tiernamen als Schimpfwörter, bzw. warum fühlt man sich beleidigt, wenn man als "Kuh", "Ziege", "Auerochse" etc. bezeichnet wird?

In diesen Äußerungen offenbart sich die vom Menschen geschaffene Kluft zwischen Mensch und Tier auf besondere Weise. Das Tier wird dabei als minderwertig und abstoßend, ekelig bzw. immer negativ erlebt, sein Wesen und Wert als Mitgeschöpf verlieren an Bedeutung. Durch diese Herabwürdigung verstärkt sich die Gleichgültigkeit dem Tierleid gegenüber, wird indirekt gerechtfertigt ("eine Sau ist doch nur dazu da, um gefressen zu werden" etc.)

Diese Prozesse laufen vorwiegend im Unterbewussten ab, haben aber Auswirkung auf unser Denken, unsere Wertschätzung der Tiere und ihres Schicksals. Rohheit in der Sprache geht oftmals einher mit Rohheit im Denken und Handeln.

Sprache verrät etwas über den Sprechenden; unser Sprachgebrauch spiegelt unser Bewusstsein wider. Je sensibler wir mit Sprache umgehen, umso differenzierter denken wir und vice versa.

 

Beispiele für die Abwertung von Tieren zu Objekten mittels Sprache:

Im Jagdjargon ist z.B. eine Krähe, ein Eichelhäher "Jagdzeug" oder ein Fuchs "Raubzeug" - die Herabwürdigung eines Lebewesens zum Gegenstand, zur bloßen Zielscheibe ist offenkundig.

Quälerische, ethisch-moralisch abzulehnende Handlungen an Tieren werden durch spezielle Begriffe und sog. Fachausdrücke verschleiert und verbrämt, fast so, als schäme man sich des dahinterliegenden Tatbestandes. So verbarg sich (bis 1999) hinter einer "Verarbeitungsprämie" die Vernichtung von wenigen Tagen alten, völlig gesunden Kälbern, um den sog. Rindfleischüberschuss zu reduzieren und die Preise zu regulieren.

Wird ein Reh von einem Jäger "angesprochen" - hat er es angeschossen, also schwer verletzt.

Die persönliche Ausdrucksweise eines Menschen ist ein Gradmesser für seine ethische Reife. Je bewusster und sensibler Sprache gebraucht wird, desto bewusster und sensibler funktioniert das Reflektieren. Je mehr Kenntnis wir von den realen Lebensbedingungen der verbal so geschmähten Tiere erlangen, desto schwerer wird es uns fallen, unserem Ärger durch Ausrufe wie "blöde Sau!" Luft zu machen.

Diskussionsvorschläge und Aufgaben für die Schüler:

Publikationen und Texte gleich welcher Art auf den Gebrauch von abwertenden Schimpfwörtern mit Tiernamen bzw. negativen oder verschleiernden Begriffen aus dem Umgang mit Tieren allgemein etc. untersuchen und Beispiele sammeln. Erörtern, warum wir welche Tiernamen als Schimpfwörter benutzen. Welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Welche Macht hat Sprache?

Beispiele aus der Werbung - verbal und als Bild - sammeln und in den Unterricht mitbringen: Wo und wie werden Tiere verächtlich, unwürdig dargestellt, wie macht man sich über sie und ihre Leiden lustig? Den Tiermissbrauch in diesen Botschaften analysieren und entlarven.

Beispiele: Das "Bikini-Huhn" mit dem der Fernsehsender VOX für seine Vorabendsendung "Kochduell" wirbt. Ein totes bratfertiges also kopfloses Huhn im Bikini als Lachnummer.

Die "fette Sau, "blöde Sau", Drecksau" etc.: Das Schwein zählt zu den am meist gequälten und ausgebeuteten Tierarten. Es spielt sowohl in der Qualzucht als auch in der Massentierhaltung eine traurige Vorreiterrolle, es wird als Ersatzteillager in der Humanmedizin benutzt bzw. im Tierversuch intensiv eingesetzt, da seine Ähnlichkeit in einigen Bereichen mit dem Menschen groß ist. Dieses extrem gequälte Tier erfährt die schlimmste Missachtung und Herabwürdigung seiner Art und seines Wesens. Dabei ist das Schwein eine der intelligentesten Tierarten, sensibel und leidensfähig.

In einer Diskussion vertiefen: Warum behandelt man dieses Tier mit so viel verbaler Missachtung und Demütigung?

Lernziel: Den eigenen Sprachgebrauch kontrollieren und Sprache bewusst verwenden, tierverachtende Elemente tilgen, auf Differenziertheit und Sensibilität im Ausdruck achten.

 

5. Tierethik und Medizinethik -

Die Ethiklehrpläne Hauptschule Bayern enthalten u.a. die Punkte: Medizinethik - Fortschritt um jeden Preis - Chancen und Gefahren des Fortschritts - Dürfen wir alles, was wir können?

In diese Diskussionen gehört ergänzend die Auseinandersetzung mit den Tierversuchen.

Dieses Themenfeld wird hier deshalb nicht ausgeführt, da es auf den Webseiten unter der Adresse www.aerzte-gegen-tierversuche.de äußerst profund und hervorragend aufbereitet behandelt wird. Hier findet man eine ausführliche Darstellung der gesamten Problematik sowie Argumente für einen verantwortlichen Umgang mit dem Tier.

 

Hinweis:

Auf Anfrage und je nach Bedarf können wir Material zu weiteren Themen liefern wie

  • Massentierhaltung und Schlachttiertransporte
  • Leiden für die Mode: Pelztierzucht
  • Jagd und Fischerei
  • Das Tier als Sportgerät
  • u.v.m.

    Bitte setzen Sie sich mit uns in Verbindung!

     

     

    Weiterführende Literatur und Internetadressen zum Thema Tierethik (Auswahl)

    allgemein:

    Tierschutz. Teil I. Ethische, wissenschaftliche und rechtliche Grundlagen. Zur Behandlung von Tierschutzthemen im Unterricht. Fakten - Gedanken - Unterrichtstipps. Hg. v. Hessischen Institut für Lehrerfortbildung (Tel. 0561-81010)

    Tierschutz. Basiswissen zur Behandlung von Tierschutzthemen im Unterricht. Hg. v. d. Landesbeauftragten für Tierschutz in Hessen; Hessisches Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung, Dostijekskistr. 4, 65187 Wiesbaden

    Jan C. Joerden / Bodo Busch: Tiere ohne Rechte? Zur Eröffnung des 3. Symposiums des Interdisziplinären Zentrums für Ethik (IZE) an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/Oder mit Beiträgen von Julian Nida-Rümelin, Eugen Drewermann, Jean Claude Wolf, Madeleine Martin (hess. Tierschutzbeauftragte), Werner Hartinger (Ärzte gegen Tierversuche) u.v.a. Berlin, Heidelberg 1999 - sehr empfehlenswert!

    Martin Liechti (Hg.): Die Würde des Tieres. Mitgeschöpflichkeit in den Lebensbereichen des Menschen. Harald Fischer Verlag

    Paola Cavalierei: Die Frage nach den Tieren. Für eine erweiterte Theorie der Menschenrechte.

    Harald Fischer Verlag

    Gotthard M. Teutsch: Die Würde der Kreatur. Erläuterungen zu einem neuen Verfassungsbegriff am Beispiel des Tieres. Bern, Stuttgart, Wien 1995

    Hans-Peter Breßler: Ethische Probleme der Mensch-Tier-Beziehung. Eine Untersuchung philosophischer Positionen des 20. Jahrhunderts zum Tierschutz. Peter Lang Verlag, Frankfurt/Main 1997

    Helmut Kaplan: Tierrechte. Die Philosophie einer Befreiungsbewegung. Echo Verlag 1999

    Barbara Gowdy: Der weiße Knochen. Antje Kunstmann Verlag, München

    Jane Goodall: Grund zur Hoffnung. dtv

    zu Tiermissbrauch in der Sprache:

    Hannelore Jaresch: "Aus der Sprache der Mäster und Metzger"

    dies.: "An ihren Worten sollt Ihr sie erkennen"

    George Tabori: "Protest einer ewig jungen Sau"

    Sina Walden "Aus dem Wörterbuch des Untiers"

    alle unter www.animal-rights.de/bibliothek/

    www.animal-rights.de/bibliothek/allgemeines/jaresch-sprache.shtml

    zu Tierversuchen:

    www.aerzte-gegen-tierversuche.de

    zu Fleischkonsum -Vegetarismus:

    Nan Mellinger: Fleisch. Ursprung und Wandel einer Lust. Eine kulturanthropologische Studie. Campus Verlag

     

    Weiterführende Literatur und Internetadressen zum Thema Tierethik (Auswahl)

    Für Kinder und Jugendliche besonders zu empfehlen:

    Barbara Veit: Das Tierschutzbuch. Ravensburger Verlag (für 10 bis 14 Jährige)

    Marc Bekoff: Das unnötige Leiden der Tiere. Tierrechte - was jeder Einzelne tun kann

    Herder Verlag 2001; Taschenbuch (für Jugendliche ab ca. 6. Klasse)

     

    sehr zu empfehlen:

    www.animal-public.de

    ausgesprochen prägnant und besonders auch für Kinder und Jugendliche gut verständliche und ansprechend aufbereitete Informationen zu diversen Tierschutzthemen.

    www.tierrechte.de

    www.animal-rights.de

     

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