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Der Affenprozess

Mit dem »Affenprozess« von Tennessee erreichte der amerikanische Kulturkampf um Darwins Evolutionstheorie 1925 seinen dramatischen Höhepunkt. Zu Ende ist er noch lange nicht. Noch in diesem Jahr (2005) wollen Alabama und Georgia verpflichtende Gesetze erlassen, wonach Darwins Lehre im Unterricht anzuzweifeln ist. In Minnesota, New Mexico und Ohio sind entsprechende Vorlagen bereits unterzeichnet. In 19 weiteren Bundesstaaten wird auf lokaler Ebene ein Kampf um die Evolutionstheorie geführt. Auch in Kansas hat die Schulbehörde jüngst wieder einen Vorstoß unternommen. Es geht um eine grundlegende Neufassung der Bildungsstandards, in denen die Wissenschaftlichkeit der Evolutionstheorie massiv in Frage gestellt wird – nicht aber das Intelligent Design der Kreatonisten. Jedoch entschied am 20.12.05 ein Gericht in Pennsylvania , es sei verfassungswidrig, "Intelligent Design" als Alternative zur Evolutionstheorie an einer öffentlichen Schule zu unterrichten, da es keinerlei wissenschaftliche Anhaltspunkte für das "Intelligente Design" gebe. Genau diese hatte aber die Schulbehörde von Dover in Pennsylvania im Lehrplan angeordnet. Das letzte Wort werden hier wie vor 80 Jahren wohl die Gerichte haben.

Weil der Lehrer John Thomas Scopes die Evolutionslehre an öffentlichen Schulen gelehrt hatte, wurde er im sogenannten Scopes-Prozess am 10. Juli 1925 in Dayton, Tennessee zu 100 Dollar Bußgeld verurteilt. Der Scopes-Prozess wurde auch unter dem Namen Scopes Monkey Trial (Affenprozess) bekannt.

Im März 1925 wurde in Tennessee ein Gesetz erlassen, das es verbot, an öffentlichen Schulen Theorien zu lehren, die im Gegensatz zur wörtlichen Auslegung der biblischen Schöpfungsgeschichte stehen (Butler Act). Die American Civil Liberties Union bot an, die Prozesskosten für jeden zu übernehmen, der aufgrund dieses Gesetzes angeklagt würde.

Eine Gruppe von Geschäftsleuten aus Dayton (Tennessee) hielt einen Prozess in dieser Sache für geeignet, ihre Stadt bekannter zu machen. Sie überredeten den Biologielehrer John Scopes, sich wegen dieses Gesetzes anklagen zu lassen.

Die Hauptkontrahenten in diesem Prozess waren Scopes Anwalt Clarence Darrow und der Assistent des Staatsanwalts William Jennings Bryan . Nach Darrows Argumentation widersprach das Gesetz der in der Verfassung festgelegten Trennung von Kirche und Staat. Außerdem behauptete er, dass die Evolutionslehre nicht im Widerspruch zur Bibel stünde. Zu dieser Frage nahm er Bryan ins Kreuzverhör, das so heftig verlief, dass Darrow wegen Missachtung des Gerichts verurteilt wurde. Scopes wurde zu $ 100 Strafe verurteilt, später jedoch vom Obersten Gericht von Tennessee wegen eines Formfehlers freigesprochen. Die Strafe gegen Darrow wegen Missachtung wurde ebenfalls nach einer Entschuldigung erlassen.

Nicht zuletzt das dramatisch ablaufende Kreuzverhör trug zur landesweiten Bekanntheit des Prozesses bei, der Vorbild zweier Filme wurde. Dabei hat sich auch der Journalist H. L. Mencken von der Baltimore Sun hervorgetan. Im allgemeinen wurde dieser Prozess als Blamage für die Fundamentalisten betrachtet, sodass keine weiteren Prozesse in dieser Sache stattfanden. Das zugrundeliegende Gesetz wurde erst 1968 durch das Oberste Bundesgericht aufgehoben.

Frei an den Scopes-Prozess angelehnt ist das Bühnenstück Inherit the Wind (1955, deutscher titel: Wer den Wind säht) von Jerome Lawrence und Robert E. Lee. Dieses Stück mit deutlichem Seitenblick auf die McCarthy-Ära wurde von Kritik und Publikum begeistert aufgenommen und gewann den Donaldson Award und zahlreiche andere Preise. 1960 wurde es durch Stanley Kramer  mit Spencer Tracy (Darrow, hier: Drummond), Fredric March (Bryan, hier: Brady) und Gene Kelly (Mencken, hier: Hornbeck) verfilmt (deutsch: Wer den Wind sät). Der Film wird an amerikanischen öffentlichen Schulen vielfach im Unterricht eingesetzt. 1988 entstand ein Remake mit Jason Robards (Darrow) und Kirk Douglas (Bryan).

(Quelle: Wikipedia)

  • S. N. Grebstein, Monkey Trial (1960)

  • L. S. de Camp, The Great Monkey Trial (1968) 

  • Edward J. Larson, Summer for the Gods: The Scopes Trial and America's Continuing Debate over Science and Religion, Harvard University Press, 1997 (Pulitzer-Preis 1998 für historische Arbeiten)

Hinweise zum Unterricht

 Als Anschauungsmaterial kann der Film “Wer den Wind sät” gezeigt werden. Anschließend könnte er anhand folgender Leitfragen diskutiert werden:

Stellen Sie die Kernaussagen der Evolutionstheorie und des Kreationismus dar.
Wie verhält sich Bradys Charakter zur Anmaßung oder zum Stolz? In wiefern ist sein Charakter tragisch?
Wie sehen die Autoren des Films die Fundamentalisten der amerikanischen Südstaaten?
Welchem Zweck dient Cates und Rachels romantische Beziehung in dem Film?
Mit welchen Argumenten zeigt Drummond die Absurdität der wörtlichen Auslegung der Bibel auf?
Welcher „Immunisierungsstrategie“ bedient sich Brady?

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