Materialien zum Ethikunterricht
Epikurs Philosophie der Freude
Auszug aus dem Aufsatz „Die Philosophie Epikurs“ von Jan Schenkenberger, 12/2000
Ziel des Lebens ist die absolute Lust, die
durch Abwesenheit von körperlichem Leid und durch eine Seele, die frei von
Furcht, also ausgeglichen ist, entsteht.
Der Körper will nur:
,,Nicht hungern, nicht dürsten, nicht frieren."
Die Seele will:
,,Nicht Angst haben."
Dieses Ziel darf der Mensch nie aus dem
Blick verlieren, vor allem muß er jede seiner Handlungen sorgfältig abwägen,
da bloße Sinnenlüste keinen wirklichen Schmerz beseitigen können, aber
durchaus seine Ursache sein können. Deshalb muß man auch oft verzichten,
manchmal sogar momentanen Schmerz in Kauf nehmen, um später einen größeren
Lustgewinn zu erreichen.
Wie ist dieses Ziel nun zu erreichen?
Die Abwesenheit körperlichen Leides ist für Epikur kein besonderes Problem:
die Intensität von Schmerz ist immer antiproportional zu dessen Dauer; das
macht ihn nicht nur erträglich, dieses Bewußtsein sorgt auch dafür, daß
Schmerz für die Glückseligkeit bedeutungslos wird.
,,Den glückseligen Tag feiernd und zugleich als letzten meines Lebens vollendend schreibe ich euch dies: ihn begleiten Blasen- und Darmkoliken, die keine Steigerung zulassen. Doch all dem widersetzt sich die Freude meines Herzens über die Erinnerung an die von uns abgeschlossenen Erörterungen..." Epikur
Schwieriger wird es mit der
Ausgeglichenheit der Seele. Sie ist zu erreichen durch die Befreiung von der
Furcht vor dem Tod und den Göttern, was durch das Studium der Natur zu
erreichen ist und die Befreiung von nichtigen Bedürfnissen; dies gelingt durch
philosophische Einsicht.
Erstrebenswert sind für Epikur in erster Linie nur die Dinge, die zur
Erfüllung unserer grundlegenden Bedürfnisse dienen. Diese sind aber leicht zu
erreichen, so daß sie uns keine Schwierigkeiten machen. Alles was darüber
hinausgeht, ist für unser Glück nicht von Bedeutung:
,,Den Menschen nutzt der naturwidrige Reichtum ebensowenig wie das Nachfüllen von Wasser in ein schon gefülltes Gefäß, denn offenbar fließt beides wieder nach außen ab." Epikur
Epikur empfiehlt also ein genügsames Leben, der Mensch soll unabhängig von äußeren Einflüssen werden . So ist auch sein Ausspruch:
,,Lebe im Verborgenen!"
zu deuten.
Ist die Glückseligkeit einmal erreicht, lebt der Mensch wie Zeus selbst; ihre
Qualität wird von ihrer Dauer nicht beeinflußt. Sie ist der Höhepunkt des
Lebens, der Mensch ist vollkommen von ihr erfüllt und hat keine Wünsche mehr;
er kann dann ruhig sterben
Quellen:
Epikur | Briefe Sprüche Werkfragmente | Reclam | 1997 |
Lutz, Bernd (hrsg.) | Metzler Philosophen Lexikon | Metzler | 1995 |
Hauptlehrsätze und Sprüche von Epikur über das Glück
Epikur empfiehlt „vier Heilmittel“ zur
Erlangung von Glück.
Die vier Heilmittel
Immer sollten
dir die vier Heilmittel zur Hand sein:
Vor der Gottheit brauchen wir keine Angst zu haben.
Der Tod bedeutet Empfindungslosigkeit.
Das Gute ist leicht zu beschaffen.
Das Schlimme ist leicht zu ertragen.
Wir sind ein einziges Mal geboren, zweimal geboren zu werden, ist nicht möglich, eine ganze Ewigkeit hindurch werden wir nicht mehr sein dürfen. Und da schiebst du das, was Freude macht, auf, obwohl du nicht einmal Herr bist über das Morgen? Über dem Aufschieben schwindet das Leben dahin, und so mancher von uns stirbt, ohne sich jemals Muße gegönnt zu haben,
Hauptlehrsatz 5
Hauptlehrsatz 8
Keine Freude ist an sich Übel, doch das, was gewisse Freuden erzeugt, bringt
vielerlei Beschwerden mit sich, die die Freuden um ein Vielfaches übersteigt.
Hauptlehrsatz 17
Hauptlehrsatz 27
Wer des Guten, das er erfahren, nicht mehr
gedenkt, ist am gleichen Tag ein Greis geworden.
ì
Die Naturwissenschaft macht die Menschen nicht zu geschäftigen Prahlern und
Schwätzern, noch zu solchen, die ihre bei der großen Menge hochgeschätzten
Bildung zur Schau stellen, sondern sie macht sie selbstbewußt, selbstgenügsam
und stolz, stolz nicht auf äußere Güter, sondern auf ihren eigenen inneren
Besitz.
ì
Wir müssen versuchen, den nächsten Tag immer besser zu gestalten als den
vorhergehenden, solange wir auf dem Wege sind; sind wir dann ans Ziel
angelangt, sollen wir glücklich und zufrieden sein.
ì
2.) Zitate zur
„Abwesenheit von körperlichem Leid“
Hauptlehrsatz 3
Hauptlehrsatz 4
Hauptlehrsatz 21
3.) Zitate zur „Freiheit von Furcht“
Hauptlehrsatz 2
Hauptlehrsatz 12
ì
Tue nichts im Leben, was dir Angst einflößen muß,
wenn es deinem Nachbarn bekannt wird.
Quelle:
Epikur - Philosophie der Freude
Briefe, Hauptlehrsätze, Spruchsammlung, Fragmente herausgegeben v. Paul M. Laskowsky,
Insel-Taschenbuch ISBN 3-458-32757-6