Privatleben / Lebenskonzepte
Erziehung und Stellung von Jungen und Mädchen im Wandel
der Zeit
Einführung
Erziehung ist die planmäßige Tätigkeit zur Formung junger
Menschen, die mit allen ihren Anlagen und Kräften zu vollentwickelten,
verantwortungsbewussten und charakterfesten Persönlichkeiten im Sinn der
geltenden Persönlichkeitsideale gebildet werden sollen. Zur Erziehung
gehören außer Wissensvermittlung, Charakterbildung und Gewissensbildung
auch die Entwicklung der Fähigkeit, sich selbst zu sehen und zu
beurteilen. Die wichtigsten Institutionen der Erziehung sind das
Elternhaus und die Schule, daneben Vereine und Jugendorganisationen.
Erziehung (allgemein)
[1, 3]
Soziale Interaktion zwischen Menschen, mit dem Ziel, zu Erziehende
(zumeist Kinder und Jugendliche) an gültige gesellschaftliche Normen und
Wertvorstellungen heranzuführen und vor allem auch unerwünschtes Verhalten
zu unterbinden. Erziehung zielt somit immer auf Verhaltenssteuerung, die
gewährleisten soll, dass sich das Individuum in seinem gesellschaftlichen
Bezugssystem sicher bewegt. Nach modernem Verständnis beinhaltet Erziehung
deshalb auch, eine freie und unabhängige Persönlichkeit herauszubilden.
Normen und Wertvorstellungen, und somit auch die Erziehungsideale,
unterliegen dem Wandel des Zeitgeistes: So propagierte beispielsweise das
Erziehungsideal des Nationalsozialismus neben der Forderung absoluten
Gehorsams u. a. die Verweigerung menschlicher Wärme, um einer
,,Verweichlichung" des Kindes entgegenzuwirken. In jedem Fall übt der
Erziehende Macht über das Objekt seiner Bemühungen aus, was in den
sechziger Jahren zur Formulierung einer psychoanalytisch begründeten
Theorie der Antipädagogik führte, wie sie etwa von Ivan Illich, E. von
Braunmühl und Alice Miller (,,Am Anfang war Erziehung" (1980) / ,,Du
sollst nicht merken" (1981)) formuliert wurde.
Man unterscheidet zwischen beabsichtigten und unbeabsichtigten
Erziehungswirkungen sowie zwischen verschiedenen Erziehungsinstanzen, die
neben Schule und Elternhaus auch das weitere gesellschaftliche Umfeld
umfassen. Diese Sozialisationsagenten nehmen Einfluss auf erzieherische
Grundvorstellungen wie auch auf die konkrete Ausgestaltung derselben.
Planvolles und zielgerichtetes Erziehen eines jungen Menschen
berücksichtigt im Idealfall vor allem die persönlichen Eigenarten des zu
erziehenden Menschen und fördert die Entfaltung seiner Fähigkeiten. Dieser
Sozialisationsprozess findet in der Familie und innerhalb des staatlichen
Bildungswesens statt und wird von vielen Umweltfaktoren beeinflusst.
Erziehungsziel ist neben der sozialen Eingliederung auch die Entwicklung
von Kritik- und Konfliktfähigkeit sowie die Fähigkeit, kreativ am
gesellschaftlichen Handeln teilzunehmen.
Erziehung im engeren Sinne umfasst drei Aufgaben:
1. Festlegung der Erziehungsziele
2. Bereitstellen von Lernmöglichkeiten
3. Bewertung und Kontrolle des Lernfortschritts.
Theorien der Erziehung [3]
Die Theorie, die über die Darbietung von Lerninhalten Aussagen macht, ist
die Didaktik. Inhalte und Darstellung von Lerninhalten sind wesentliche
Forschungsgebiete der Erziehungswissenschaften. Das bewerten und
kontrollieren von Lernergebnissen ist zu einem Hauptinhalt der
Erziehungspsychologie geworden. Um gesellschaftliche und historische
Formen der Erziehung bemühen sich verschiedene Teilgebiete der Soziologie.
Spezielle Formen der Erziehung, etwa bei körperlichen Behinderungen oder
Verhaltensstörungen, sind Aufgaben der Heil-, Sonder- und Sozialpädagogik.
Frühe Versuche, das Fähigkeitsniveau von Kindern systematisch zu erfassen
und im Schulunterricht praktisch nutzbar zu machen, stammen von Alfred
Binet (1857-1911), der im Auftrag des staatlichen französischen
Bildungswesens erste Leistungstests entwickelte. Grundlegend für die
psychologische Beschäftigung mit der Erfassung und Steuerung des
Lernprozesses wurden behavioristische Ansätze der amerikanischen
Psychologie, d. h. das Erfassen seelischer Merkmale durch das Studium des
Verhalten, dargestellt, besonders in dem 1903 erschienenen Buch ,,Educational
Psychology (Erziehungspsychologie)" von Edward Lee Thorndike (1874-1949).
Weitere Forschungsarbeiten befassten sich mit sozialen Bedingungen und
genetischen Voraussetzungen des Lernvermögens, mit Erziehungsstilen in
Familie und Schule sowie mit den gesellschaftlichen Folgen und Bedingungen
der Erziehung.
Frühkindliche Erziehung [3]
Den Einfluss der frühkindlichen Erziehung auf die Entwicklung der
Persönlichkeit betonte vor allem die Psychoanalyse, die durch Sigmund
Freud begründet wurde. Auch Vertreter einer Tiefenpsychologie wie Alfred
Adler und Eric Homburg Erikson untersuchten den Einfluss der frühkindlichen
Erziehung auf die Persönlichkeitsentwicklung. Grundlegende Idee der
Tiefenpsychologie ist es, dass die Kindheit in bestimmten, abgegrenzten
Phasen verläuft, deren Erreichen durch Erziehung begünstigt oder behindert
werden kann. Bei schweren Behinderungen kommt es zur sogenannten Fixierung
in bestimmten Kindheitsphasen, wodurch bestimmte psychische Störungen
hervorgerufen werden. Obwohl diese Modelle heute als überholt gelten,
bilden sie vielfach noch die Grundlage von Kindererziehung und
Kindertherapie.
Neuere Ansätze [3]
Eher pragmatische Ansätze im Sinne des amerikanischen Philosophen und
Psychologen William James versuchten, durch die Identifikation elementarer
Lernprozesse unmittelbar messbare Lernerfolge zu erreichen. Durch eine
erweiterte Sicht in der modernen pädagogischen Psychologie rückten
Erziehungsstile, soziale Bedingungen sowie die emotionalen und geistigen
Fähigkeiten des Einzelnen wieder mehr in den Mittelpunkt, wenn es um die
Formulierung von Erziehungszielen, die Ermittlung optimaler Lernmethoden
und geeignete Arten der Lernkontrolle ging. Vertreter radikaler Ansätze,
die zumeist tiefenpsychologisch motiviert sind, diskutieren heute, ob
Erziehung nicht generell schädlich sei (z. B. Alice Miller in ihrem Buch
,,Am Anfang war Erziehung") und knüpfen so wieder an Ideen von
Jean-Jacques Rousseau (1712 - 1778) an. Eine zeitweilig populäre Episode
im Zusammenhang mit der Studentenbewegung von 1968 war die auf den
Grundsätzen der Antipädagogik aufbauende antiautoritäre Erziehung, die
weitgehend der kindlichen Fähigkeit zur Selbsterziehung vertraute und sich
in zum Teil spektakulären Erziehungsexperimenten wie dem (immer noch
existierenden) Summerhill-Internat in England manifestierte.
Geschichte und Wendepunkte der Erziehung
von der Antike bis zum 19. Jahrhundert
Erziehung als Heranführen der Kinder an die Werte und die Kultur der
Erwachsenenwelt gibt es sicher schon seit der Frühgeschichte der
Menschheit, etwa durch religiöse Initiationsriten. Erziehung als
organisierte Vermittlung von Bildungsinhalten gibt es seit der Antike, in
der durch mündliche Überlieferung und Privatunterricht Kinder, meist
reicher Familien, u. a. in Philosophie, Wissenschaft und Staatslehre
unterrichtet wurden. Berühmt wurden die als Erziehungsmethode durch Platon
vermittelten ,,Dialoge" des griechischen Philosophen Sokrates (470/469-399
v. Chr.), der durch gezielte Fragen seine Schüler zu neuen Erkenntnissen
führen wollte. Eine Gegenbewegung zu dieser auf die Ausbildung von
,,Tugend" ausgerichteten Methode war das Verfahren einer ,,eristischen
Dialektik" durch die Sophisten.
Im Mittelalter konnte sich in Europa nur der Adel eine ausgiebige
Erziehung leisten. Der Adelsnachfolger wurde am Hof erzogen und gelehrt,
die jüngeren Geschwister gingen meistens in ein Kloster, um dort zu
lernen. Beim Bauernstand spielte die Erziehung keine Rolle. Die Kinder
haben einfach auf dem Hof geholfen.
In der Renaissance und der Aufklärung, verstärkt auch im Biedermeier des
19. Jahrhunderts, erlangten Kindheit und Erziehung wieder einen neuen
Stellenwert, der schließlich in der Formulierung von Ansprüchen wie der
,,Allgemeinbildung" mündete. Diese Ansätze des frühen 19. Jahrhunderts
stellen - neben Arbeiten einiger weniger Vordenker, wie Johan Amos
Comenuis (1592-1670) - die Grundlagen zur Formulierung von
gesellschaftlich bedeutsamen Erziehungszielen dar. Seit dieser Zeit
spielen auch Schulen als weithin verfügbare und unter staatlicher Aufsicht
stehende Bildungsinstitutionen die wichtigste Rolle. Im Erziehungs- bzw.
Bildungsroman des 19. Jahrhunderts stellten verschiedene Autoren mit
literarischen Mitteln ihre Erziehungsmodelle oder -programme exemplarisch
dar. Die Erziehungswissenschaft, ein Teilbereich der Pädagogik, untersucht
empirisch die Erziehungsprozesse. Erziehungstheoretiker wie Fröbel oder
Pestalozzi setzten auf die (durch geeignete pädagogische Maßnahmen zu
fördernde) kindliche Einsicht in das sittlich Gute. Daran anknüpfend
entwickelten sich die außerdem stark musisch orientierte Waldorf-Pädagogik
und die Theorien der italienischen Ärztin Maria Montessori.
Vor der Zeit des Nationalsozialismus [2]
Die Rollen der Kinder im späteren Leben waren von vornherein festgelegt:
Mädchen würden heiraten und dann den Haushalt leiten und die Kinder groß
ziehen. Der Junge würde einen Beruf lernen und damit die Familie ernähren.
Diese Erziehung zum Mann/zur Frau wurde von dem entsprechenden Elternteil
übernommen und überwacht. Dies geschah entweder total autoritär oder sie
ließen den Kindern einen gewissen Freiraum. Eine Kontrolle war aber immer
da.
In der Zeit des Nationalsozialismus [2]
Hier wurde die Erziehung bis zum 6. Lebensjahr von den Eltern
durchgeführt. Danach kamen die Volksschule, höhere Schulen, Lehre und
Arbeitsdienst. Es gab nur noch einen Jugendverband (alle anderen wurden
verboten oder integriert), die Hitlerjugend. Diese war in vier Gruppen
aufgesplittet. Für die 10 - 14jährigen Jungen gab es das ,,Deutsche
Jungvolk", gleichaltrige Mädchen gingen zu den ,,deutschen Jungmädeln".
Die 14 - 18jährigen Jungen gingen zur ,,Hitlerjugend" und gleichaltrige
Mädchen zum ,,Bund Deutscher Mädel". Alle Aktivitäten galten dem
Nationalsozialismus und dem Glauben an Hitler. Die Jungen machten harten
Sport und Schießübungen. Die Mädchen Ausgleichssport und wurden auf die
Aufgaben im Haushalt vorbereitet. Alles im Sinne des Nationalsozialismus.
In der Nachkriegszeit [2]
Sie ähnelte dem Erziehungsschema vor dem Krieg, wobei alle am Wiederaufbau
beteiligt waren. Es gab die verschiedenen Erziehungsarten, die von den
Eltern frei gewählt werden konnte. Wobei die antiautoritäre Erziehung nur
sehr selten war, da sie erst wieder in den 60er Jahren aufgegriffen wurde
(siehe auch A. S. Neill).
Seit den 60er Jahren [2]
In dieser Zeit geschah ein Umdenken in den Köpfen der Leute. A. Neill
veröffentlichte die antiautoritäre Erziehungsweise. Frauen haben frühere
,,Männersachen" aufgebrochen und umgekehrt. Sie gewannen immer mehr
Rechte, aber auch Pflichten. Dies bezieht sich vor allem auf die
Ausbildung und das Berufsleben. Heutzutage werden Jungen sowie Mädchen
fast gleich erzogen. Eine Aufspaltung der Erziehung besteht fast nur noch
bei geschlechtsbezogenen Problemen körperlicher Art. Eine solche
Gemeinschaftserziehung von Jungen und Mädchen nennt man Koedukation.
Erziehungsarten
a)
Autoritäre Erziehung
Es wird von oben (z. B. die Eltern) bestimmt was das Kind/ der Jugendliche
zu tun und zu lassen hat. Das Kind hat keine Freiheiten und darf nichts
selbst entscheiden. Oft wird bei Nichtbefolgung der elterlichen ,,Befehle"
Strafen, wie Schläge oder Verbote angedroht und angewandt. Die Spätfolgen
sind schwer abschätzbar: es könnte seine Erfahrungen auf die eigenen
Kinder übertragen oder, was in den wenigsten Fällen passiert, aus der
Erziehung seiner Eltern gelernt haben und eine demokratische Erziehung
vorziehen. Im schlimmsten Fall kehrt sich alles um und ihm/ihr sind die
Kinder total egal und es kommt zum ignorieren der Bedürfnisse des Kindes.
b) Demokratische Erziehung
Hierbei sind Eltern und Kind gleich gestellt. Alle Entscheidungen, die
beide ,,Parteien" etwas angehen, werden gemeinsam getroffen. Es wird
beraten, gemeinsam Lösungsvorschläge erarbeitet, entschieden und
ausgeführt. Bei dieser Erziehungsart können die Eltern dem Kind auch
gewisse Bereiche alleine überlassen, in denen es dann totale
Eigenentscheidung hat. Dies fördert die Entscheidungskraft und - fähigkeit.
c) Antiautoritäre Erziehung [1, 3]
Eine nichtrepressive, zwangsfreie Erziehung, eine von W. Reich in den 20er
Jahren begründete, von A. S. Neill Ende der 60er Jahren wieder
aufgegriffene Erziehungsart, die ohne Triebunterdrückung, Repression und
autoritäres Verhalten der Erzieher auszukommen sucht, um selbstbewusste,
kritische, nicht - aggressive Persönlichkeiten heranzubilden. Der Erzieher
steht zwar für Fragen zur Verfügung und ist im Notfall immer da, hat aber
keine Entscheidungsgewalt gegenüber dem Kind. Über die Auswirkungen auf
die spätere Erziehung der eigenen Kinder lässt sich kein reines Urteil
bilden.
Im Zusammenhang mit der Studentenbewegung in den 60er Jahren entstand
diese reformpädagogische Bewegung. In Ablehnung der überkommenen
Autoritäten forderten die Propagandisten der antiautoritären Erziehung
eine Befreiung von sämtlichen, die Entfaltung der Persönlichkeit und auch
der Gesellschaft behindernden Zwängen. Auf der Grundlage einer,
insbesondere im Hinblick auf die Bedeutung der Sexualität für die
Gesellschaft, neuen Interpretation der psychoanalytischen Theorie drängte
diese auf eine Enttabuisierung der kindlichen Sexualität.
d)
Religiöse Erziehung [3]
Dies ist die älteste Form der Erziehung, wobei die Erziehung hier im
engeren Sinn verstanden wird als Hinleitung von Menschen zu sozialen und
kulturellen Werten und Handlungsweisen durch die Verwendung sozialer
Mittel. Als Formen religiöser Erziehung sind somit auch die
Initiationsriten von Naturvölkern zu sehen, die meist einem spirituellen
Glauben anhängen. Diese Initiationsriten finden oft in einer fest
umrissenen Zeitspanne statt, die den Übergang von der Jugend zum
Erwachsenenalter markiert. Mit der Bildung fester Religionsgemeinschaften
und zunehmender Institutionalisierung wurde auch die religiöse Erziehung
stärker geregelt. Sie war nun nicht mehr allgemeine Aufgabe der ganzen
Lebensgemeinschaft, sondern wurde immer mehr von speziellen religiösen
Lehrern übernommen, etwa dem Rabbi im Judentum oder dem Imam im Islam.
Entsprechend wurden religiöse Schulen geschaffen, z. B. die jüdische
Thora-Schule, die islamische Koran-Schule oder auch die christliche
Sonntagsschule.
Zudem schufen die Religionsgemeinschaften eigene Bildungsinstitutionen,
wie z. B. die Kloster- und Lateinschulen im mittelalterlichen Europa.
Diese religiösen Bildungsstätten sind vielfach der Ausgangspunkt der
Entwicklung des Erziehungswesens. Noch heute existieren viele religiöse
Bildungseinrichtungen, dazu gehören die Theologischen Hochschulen der
Kirchen oder auch das gesamte Hochschulwesen in religiös beherrschten
Staaten wie dem Iran.
In Deutschland wird derzeit diskutiert, ob der, normalerweise an den
Schulen angebotene, Religionsunterricht abgeschafft werden soll. Generell
kann die Religionsfreiheit ab dem 14. Lebensjahr ausgeübt werden: Schüler
haben dann das Recht, dem Religionsunterricht fern zu bleiben, müssen aber
meist ein Ersatzunterrichtsfach wie ,,Werte und Normen" (bzw. ,,Ethik")
besuchen. Einige Bundesländer haben bereits den Religionsunterricht ganz
durch das Fach ,,Werte und Normen" ersetzt. Die christlichen Kirchen
wehren sich gegen diese Regelungen, da bisher Geistliche für den
Religionsunterricht bei Kindern ihrer jeweiligen Konfession zuständig
waren. Der Unterricht in ,,Werte und Normen" wird jedoch von einem
staatlich ausgebildeten Lehrer übernommen, der keiner Glaubensgemeinschaft
angehören muss.
e) Ästhetische Erziehung [3]
Eine auf Friedrich von Schiller (1759-1805) zurückgehende Idee, wonach
Erziehung zwischen den naturgegebenen Trieben und der vom Staats- und
Gemeinwesen geforderten Disziplin und Moral vermitteln soll, indem sie
eine Charakterformung ermöglicht, die der sinnlichen Freude ebenso
verpflichtet ist wie den kulturellen und moralischen Werten. Schiller
schlug diese Form der Erziehung dem Landesfürsten Herzog Friedrich
Christian von Augustenburg in einer Reihe von Briefen vor, um so den
Gegensatz zwischen Pflicht und Neigung, der von dem Philosophen Immanuel
Kant (1724-1804) hergestellt wurde, in einer erweiterten Sicht von Ethik
und Ästhetik aufzulösen. Ziel dieser ästhetischen Erziehung war es, aus
einem allein durch physische Macht herrschenden Staat einen moralischen
Staat zu erschaffen, in dem Kants kategorischer Imperativ (,,Handele stets
so, dass Dein Handeln Richtschnur staatlichen Handelns werden könnte!") auf
der Basis einer zur Ästhetik erzogenen Bevölkerung ohne Zwang durchgesetzt
werden konnte.
Im 19. Jahrhundert diente die ästhetische Erziehung vor allem in der
Kunsterziehung zur Vermittlung kultureller und moralischer Werte und
Normen. Entsprechend wurde in der Kunsterziehung ein sehr enger und
traditioneller Kunstbegriff gepflegt und das Ausdrucksvermögen der Kinder
in stereotypen Übungen eingeschränkt und geformt. Anfang des 20.
Jahrhunderts entwickelten sich zahlreiche Gegenbewegungen, wie
beispielsweise die Werke von Egon Kornmann und Gustav Britsch (siehe
Theorie der bildenden Kunst, München, 1926). Diese neue Form der
ästhetischen Erziehung versuchte, die natürliche Begabung der Kinder zu
wecken, zu fördern und die Kinder auf diese Weise zur Entwicklung
eigenständiger Kunstmaßstäbe anzuregen.
Heutige Formen der Kunsterziehung und allgemeiner ästhetischer Erziehung
orientieren sich stärker am Entwicklungsstand der Kinder und versuchen
Elemente einer kulturellen Erziehung und einer freien Entwicklung des
ästhetischen Empfindens und Ausdrucks zu verbinden.
f) Zusammenhang der Erziehungsarten
Man kann nicht sagen, welche der vorgestellten Erziehungsarten die beste
oder die schlechteste ist. Dies kommt immer auf die Situation, die
Kinderanzahl und das soziale Umfeld an. Genauso wenig kann man sagen: "Ich
erziehe mein Kind rein demokratisch." Die Erziehungsarten vermischen sich
immer ein wenig, wobei einige Eltern mehr auf Autorität setzen und andere
Eltern ihren Kindern mehr Freiheiten lassen.
g) Erziehungsziele [3]
Hiermit sind die Vorstellungen des Erziehers über die gewünschten
Ergebnisse seiner Erziehungsmethoden im Hinblick auf die Persönlichkeit
und den Charakter gemeint. Jede ,,Erziehung" ist bestimmt von den
entsprechend zugrundegelegten Zielkonzepten. Wo solche fehlen, kann von
Erziehung keine Rede sein. Eine ,,Erziehung", die sprunghaft wechselnde
Ziele verfolgt, kann auf den Zögling traumatisierend und neurotisierend
wirken.
Erziehungsziele sind zu unterscheiden von Lernzielen, also den Zielen
hinsichtlich der Ausbildung spezifischer Kenntnisse und Vermögen. Zu den
Zielen der Erziehung gehört es aber gleichwohl, die beständige Verfolgung
von Lernzielen (wie von Lebenszielen überhaupt) in der Persönlichkeit zu
verankern.
Vorgegeben werden die spezifischen Grobziele der Erziehung von den
normgebenden Institutionen der herrschenden Moral und Kultur, von Staat,
Kirche und Gesellschaft. Das jeweilige individuelle Zielkonzept - etwa der
Eltern - entwickelt sich idealtypisch in der bewussten, vernunftgeleiteten
Auseinandersetzung mit den Forderungen dieser einzelnen Instanzen an das
Individuum unter ausdrücklicher Berücksichtigung der Lebensinteressen des
zu erziehenden Kindes. In der Praxis spielen jedoch auch viele
unreflektierte, unbewusst in die Erziehung integrierte Fremdforderungen
eine Rolle, sowie häufig auch die eigenen unbearbeiteten Konflikte des
Erziehers.
Allgemein werden heute in den westlichen Gesellschaften als die
wesentlichen Ziele der Erziehung übereinstimmend genannt: Mündigkeit,
Selbstverantwortung und Autonomie (dazu gehört auch die Beherrschung der
eigenen Triebe und Leidenschaften), Verantwortungsbewusstsein gegenüber der
Gemeinschaft und die Fähigkeit, das eigene Leben bewusst zu entwerfen und
zu gestalten.
Stellung von Jungen und Mädchen
Die Stellung von Jungen und Mädchen hat sich in dem
letzten Jahrhundert sehr gewandelt, ob zum Guten ist Ansichtssache.
Früher hatten die Jungen und Mädchen getrennte Bereiche in denen sie sich
aufgehalten haben.
Die Jungen haben sich oft zu Gruppen zusammengeschlossen und haben die
Straßen unsicher gemacht, Karten gespielt und haben außerhalb eines
Vereins viel Sport gemacht. Es gab aber auch welche die Leistungssport
betrieben haben und so in einem Verein trainiert haben. Wenn ihnen etwas
politisch oder aus sozialer Sicht nicht gepasst hat, haben sie
Demonstrationen oder andere Protestaktionen organisiert. Dazu waren dann
auch die Mädchen eingeladen die aber nie so zahlreich, wie die Jungen
dabei waren.
Die Mädchen waren auch in Gruppen zusammen. Dort haben sie zusammen genäht,
gehäkelt oder einfach über belanglose Sachen geredet. Sie haben auch viel
Sport betrieben, im Gegensatz zu den Jungen aber mehr im Verein. Sie haben
sich nicht sehr intensiv mit Politik auseinander gesetzt und haben von
sich aus auch nur selten einen Protest gestartet.
Das oben beschriebene Verhalten setzt sich in der späteren Ehe fort. Die
Frau organisiert das Familienleben und der Mann erwirtschaftet die Mittel
dazu. Auch jetzt war meistens der Mann auf politisch neustem Stand. Es gab
nur wenige Frauen die ihren eigenen Weg und Karriere gemacht haben. Sie
wurden dann von den Männern sehr schief angeguckt und auch meist nicht für
,,voll" genommen.
In den letzten Jahrzehnten haben die Frauen aber die ,,Männerdomänen"
aufgebrochen und teilweise erobert. Zum Beispiel haben jetzt nicht nur die
Jungen freie Berufswahl, sondern auch die Mädchen. Ausgenommen ist z. B.
Bergmann oder aktiver Dienst bei der Bundeswehr, hier dürfen Frauen nur
den Sanitätsdienst oder Arbeiten in Büros übernehmen. Auch gibt es kaum
noch getrennte Freizeitveranstaltungen, außer z. B. in Jugendzentren
,,Jungengruppen" oder ,,Mädchengruppen". Es ist heute verboten Berufe nur
für ein Geschlecht auszuschreiben. In der Politik und Führungspositionen
haben trotz der Gleichberechtigung die Männer noch die Oberhand (das wird
sich aber bald ändern). Heute gibt es sehr viele Singles auf beiden
Seiten, nur noch wenige entscheiden sich zu heiraten. Auch ist die
Scheidungsrate sehr gestiegen.
Quellennachweis:
1 -> Bertelsmann Universallexikon ´98
2 -> Geschichtsbuch: ,,Menschen, Zeiten, Räume"
3 -> Microsoft® Encarta® Enzyklopädie