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Privatleben / Lebenskonzepte

Erziehung und Stellung von Jungen und Mädchen im Wandel der Zeit

Einführung
Erziehung ist die planmäßige Tätigkeit zur Formung junger Menschen, die mit allen ihren Anlagen und Kräften zu vollentwickelten, verantwortungsbewussten und charakterfesten Persönlichkeiten im Sinn der geltenden Persönlichkeitsideale gebildet werden sollen. Zur Erziehung gehören außer Wissensvermittlung, Charakterbildung und Gewissensbildung auch die Entwicklung der Fähigkeit, sich selbst zu sehen und zu beurteilen. Die wichtigsten Institutionen der Erziehung sind das Elternhaus und die Schule, daneben Vereine und Jugendorganisationen.

Erziehung (allgemein) [1, 3]
Soziale Interaktion zwischen Menschen, mit dem Ziel, zu Erziehende (zumeist Kinder und Jugendliche) an gültige gesellschaftliche Normen und Wertvorstellungen heranzuführen und vor allem auch unerwünschtes Verhalten zu unterbinden. Erziehung zielt somit immer auf Verhaltenssteuerung, die gewährleisten soll, dass sich das Individuum in seinem gesellschaftlichen Bezugssystem sicher bewegt. Nach modernem Verständnis beinhaltet Erziehung deshalb auch, eine freie und unabhängige Persönlichkeit herauszubilden. Normen und Wertvorstellungen, und somit auch die Erziehungsideale, unterliegen dem Wandel des Zeitgeistes: So propagierte beispielsweise das Erziehungsideal des Nationalsozialismus neben der Forderung absoluten Gehorsams u. a. die Verweigerung menschlicher Wärme, um einer ,,Verweichlichung" des Kindes entgegenzuwirken. In jedem Fall übt der Erziehende Macht über das Objekt seiner Bemühungen aus, was in den sechziger Jahren zur Formulierung einer psychoanalytisch begründeten Theorie der Antipädagogik führte, wie sie etwa von Ivan Illich, E. von Braunmühl und Alice Miller (,,Am Anfang war Erziehung" (1980) / ,,Du sollst nicht merken" (1981)) formuliert wurde.
Man unterscheidet zwischen beabsichtigten und unbeabsichtigten Erziehungswirkungen sowie zwischen verschiedenen Erziehungsinstanzen, die neben Schule und Elternhaus auch das weitere gesellschaftliche Umfeld umfassen. Diese Sozialisationsagenten nehmen Einfluss auf erzieherische Grundvorstellungen wie auch auf die konkrete Ausgestaltung derselben.
Planvolles und zielgerichtetes Erziehen eines jungen Menschen berücksichtigt im Idealfall vor allem die persönlichen Eigenarten des zu erziehenden Menschen und fördert die Entfaltung seiner Fähigkeiten. Dieser Sozialisationsprozess findet in der Familie und innerhalb des staatlichen Bildungswesens statt und wird von vielen Umweltfaktoren beeinflusst. Erziehungsziel ist neben der sozialen Eingliederung auch die Entwicklung von Kritik- und Konfliktfähigkeit sowie die Fähigkeit, kreativ am gesellschaftlichen Handeln teilzunehmen.
Erziehung im engeren Sinne umfasst drei Aufgaben:
1. Festlegung der Erziehungsziele
2. Bereitstellen von Lernmöglichkeiten
3. Bewertung und Kontrolle des Lernfortschritts.

Theorien der Erziehung [3]
Die Theorie, die über die Darbietung von Lerninhalten Aussagen macht, ist die Didaktik. Inhalte und Darstellung von Lerninhalten sind wesentliche Forschungsgebiete der Erziehungswissenschaften. Das bewerten und kontrollieren von Lernergebnissen ist zu einem Hauptinhalt der Erziehungspsychologie geworden. Um gesellschaftliche und historische Formen der Erziehung bemühen sich verschiedene Teilgebiete der Soziologie. Spezielle Formen der Erziehung, etwa bei körperlichen Behinderungen oder Verhaltensstörungen, sind Aufgaben der Heil-, Sonder- und Sozialpädagogik.
Frühe Versuche, das Fähigkeitsniveau von Kindern systematisch zu erfassen und im Schulunterricht praktisch nutzbar zu machen, stammen von Alfred Binet (1857-1911), der im Auftrag des staatlichen französischen Bildungswesens erste Leistungstests entwickelte. Grundlegend für die psychologische Beschäftigung mit der Erfassung und Steuerung des Lernprozesses wurden behavioristische Ansätze der amerikanischen Psychologie, d. h. das Erfassen seelischer Merkmale durch das Studium des Verhalten, dargestellt, besonders in dem 1903 erschienenen Buch ,,Educational Psychology (Erziehungspsychologie)" von Edward Lee Thorndike (1874-1949). Weitere Forschungsarbeiten befassten sich mit sozialen Bedingungen und genetischen Voraussetzungen des Lernvermögens, mit Erziehungsstilen in Familie und Schule sowie mit den gesellschaftlichen Folgen und Bedingungen der Erziehung.

Frühkindliche Erziehung [3]
Den Einfluss der frühkindlichen Erziehung auf die Entwicklung der Persönlichkeit betonte vor allem die Psychoanalyse, die durch Sigmund Freud begründet wurde. Auch Vertreter einer Tiefenpsychologie wie Alfred Adler und Eric Homburg Erikson untersuchten den Einfluss der frühkindlichen Erziehung auf die Persönlichkeitsentwicklung. Grundlegende Idee der Tiefenpsychologie ist es, dass die Kindheit in bestimmten, abgegrenzten Phasen verläuft, deren Erreichen durch Erziehung begünstigt oder behindert werden kann. Bei schweren Behinderungen kommt es zur sogenannten Fixierung in bestimmten Kindheitsphasen, wodurch bestimmte psychische Störungen hervorgerufen werden. Obwohl diese Modelle heute als überholt gelten, bilden sie vielfach noch die Grundlage von Kindererziehung und Kindertherapie.

Neuere Ansätze [3]
Eher pragmatische Ansätze im Sinne des amerikanischen Philosophen und Psychologen William James versuchten, durch die Identifikation elementarer Lernprozesse unmittelbar messbare Lernerfolge zu erreichen. Durch eine erweiterte Sicht in der modernen pädagogischen Psychologie rückten Erziehungsstile, soziale Bedingungen sowie die emotionalen und geistigen Fähigkeiten des Einzelnen wieder mehr in den Mittelpunkt, wenn es um die Formulierung von Erziehungszielen, die Ermittlung optimaler Lernmethoden und geeignete Arten der Lernkontrolle ging. Vertreter radikaler Ansätze, die zumeist tiefenpsychologisch motiviert sind, diskutieren heute, ob Erziehung nicht generell schädlich sei (z. B. Alice Miller in ihrem Buch ,,Am Anfang war Erziehung") und knüpfen so wieder an Ideen von Jean-Jacques Rousseau (1712 - 1778) an. Eine zeitweilig populäre Episode im Zusammenhang mit der Studentenbewegung von 1968 war die auf den Grundsätzen der Antipädagogik aufbauende antiautoritäre Erziehung, die weitgehend der kindlichen Fähigkeit zur Selbsterziehung vertraute und sich in zum Teil spektakulären Erziehungsexperimenten wie dem (immer noch existierenden) Summerhill-Internat in England manifestierte.

Geschichte und Wendepunkte der Erziehung
von der Antike bis zum 19. Jahrhundert
Erziehung als Heranführen der Kinder an die Werte und die Kultur der Erwachsenenwelt gibt es sicher schon seit der Frühgeschichte der Menschheit, etwa durch religiöse Initiationsriten. Erziehung als organisierte Vermittlung von Bildungsinhalten gibt es seit der Antike, in der durch mündliche Überlieferung und Privatunterricht Kinder, meist reicher Familien, u. a. in Philosophie, Wissenschaft und Staatslehre unterrichtet wurden. Berühmt wurden die als Erziehungsmethode durch Platon vermittelten ,,Dialoge" des griechischen Philosophen Sokrates (470/469-399 v. Chr.), der durch gezielte Fragen seine Schüler zu neuen Erkenntnissen führen wollte. Eine Gegenbewegung zu dieser auf die Ausbildung von ,,Tugend" ausgerichteten Methode war das Verfahren einer ,,eristischen Dialektik" durch die Sophisten.
Im Mittelalter konnte sich in Europa nur der Adel eine ausgiebige Erziehung leisten. Der Adelsnachfolger wurde am Hof erzogen und gelehrt, die jüngeren Geschwister gingen meistens in ein Kloster, um dort zu lernen. Beim Bauernstand spielte die Erziehung keine Rolle. Die Kinder haben einfach auf dem Hof geholfen.
In der Renaissance und der Aufklärung, verstärkt auch im Biedermeier des 19. Jahrhunderts, erlangten Kindheit und Erziehung wieder einen neuen Stellenwert, der schließlich in der Formulierung von Ansprüchen wie der ,,Allgemeinbildung" mündete. Diese Ansätze des frühen 19. Jahrhunderts stellen - neben Arbeiten einiger weniger Vordenker, wie Johan Amos Comenuis (1592-1670) - die Grundlagen zur Formulierung von gesellschaftlich bedeutsamen Erziehungszielen dar. Seit dieser Zeit spielen auch Schulen als weithin verfügbare und unter staatlicher Aufsicht stehende Bildungsinstitutionen die wichtigste Rolle. Im Erziehungs- bzw. Bildungsroman des 19. Jahrhunderts stellten verschiedene Autoren mit literarischen Mitteln ihre Erziehungsmodelle oder -programme exemplarisch dar. Die Erziehungswissenschaft, ein Teilbereich der Pädagogik, untersucht empirisch die Erziehungsprozesse. Erziehungstheoretiker wie Fröbel oder Pestalozzi setzten auf die (durch geeignete pädagogische Maßnahmen zu fördernde) kindliche Einsicht in das sittlich Gute. Daran anknüpfend entwickelten sich die außerdem stark musisch orientierte Waldorf-Pädagogik und die Theorien der italienischen Ärztin Maria Montessori.

Vor der Zeit des Nationalsozialismus [2]
Die Rollen der Kinder im späteren Leben waren von vornherein festgelegt: Mädchen würden heiraten und dann den Haushalt leiten und die Kinder groß ziehen. Der Junge würde einen Beruf lernen und damit die Familie ernähren. Diese Erziehung zum Mann/zur Frau wurde von dem entsprechenden Elternteil übernommen und überwacht. Dies geschah entweder total autoritär oder sie ließen den Kindern einen gewissen Freiraum. Eine Kontrolle war aber immer da.

In der Zeit des Nationalsozialismus [2]
Hier wurde die Erziehung bis zum 6. Lebensjahr von den Eltern durchgeführt. Danach kamen die Volksschule, höhere Schulen, Lehre und Arbeitsdienst. Es gab nur noch einen Jugendverband (alle anderen wurden verboten oder integriert), die Hitlerjugend. Diese war in vier Gruppen aufgesplittet. Für die 10 - 14jährigen Jungen gab es das ,,Deutsche Jungvolk", gleichaltrige Mädchen gingen zu den ,,deutschen Jungmädeln". Die 14 - 18jährigen Jungen gingen zur ,,Hitlerjugend" und gleichaltrige Mädchen zum ,,Bund Deutscher Mädel". Alle Aktivitäten galten dem Nationalsozialismus und dem Glauben an Hitler. Die Jungen machten harten Sport und Schießübungen. Die Mädchen Ausgleichssport und wurden auf die Aufgaben im Haushalt vorbereitet. Alles im Sinne des Nationalsozialismus.

In der Nachkriegszeit [2]
Sie ähnelte dem Erziehungsschema vor dem Krieg, wobei alle am Wiederaufbau beteiligt waren. Es gab die verschiedenen Erziehungsarten, die von den Eltern frei gewählt werden konnte. Wobei die antiautoritäre Erziehung nur sehr selten war, da sie erst wieder in den 60er Jahren aufgegriffen wurde (siehe auch A. S. Neill).

Seit den 60er Jahren [2]
In dieser Zeit geschah ein Umdenken in den Köpfen der Leute. A. Neill veröffentlichte die antiautoritäre Erziehungsweise. Frauen haben frühere ,,Männersachen" aufgebrochen und umgekehrt. Sie gewannen immer mehr Rechte, aber auch Pflichten. Dies bezieht sich vor allem auf die Ausbildung und das Berufsleben. Heutzutage werden Jungen sowie Mädchen fast gleich erzogen. Eine Aufspaltung der Erziehung besteht fast nur noch bei geschlechtsbezogenen Problemen körperlicher Art. Eine solche Gemeinschaftserziehung von Jungen und Mädchen nennt man Koedukation.

Erziehungsarten

a) Autoritäre Erziehung
Es wird von oben (z. B. die Eltern) bestimmt was das Kind/ der Jugendliche zu tun und zu lassen hat. Das Kind hat keine Freiheiten und darf nichts selbst entscheiden. Oft wird bei Nichtbefolgung der elterlichen ,,Befehle" Strafen, wie Schläge oder Verbote angedroht und angewandt. Die Spätfolgen sind schwer abschätzbar: es könnte seine Erfahrungen auf die eigenen Kinder übertragen oder, was in den wenigsten Fällen passiert, aus der Erziehung seiner Eltern gelernt haben und eine demokratische Erziehung vorziehen. Im schlimmsten Fall kehrt sich alles um und ihm/ihr sind die Kinder total egal und es kommt zum ignorieren der Bedürfnisse des Kindes.

b) Demokratische Erziehung
Hierbei sind Eltern und Kind gleich gestellt. Alle Entscheidungen, die beide ,,Parteien" etwas angehen, werden gemeinsam getroffen. Es wird beraten, gemeinsam Lösungsvorschläge erarbeitet, entschieden und ausgeführt. Bei dieser Erziehungsart können die Eltern dem Kind auch gewisse Bereiche alleine überlassen, in denen es dann totale Eigenentscheidung hat. Dies fördert die Entscheidungskraft und - fähigkeit.

c) Antiautoritäre Erziehung [1, 3]
Eine nichtrepressive, zwangsfreie Erziehung, eine von W. Reich in den 20er Jahren begründete, von A. S. Neill Ende der 60er Jahren wieder aufgegriffene Erziehungsart, die ohne Triebunterdrückung, Repression und autoritäres Verhalten der Erzieher auszukommen sucht, um selbstbewusste, kritische, nicht - aggressive Persönlichkeiten heranzubilden. Der Erzieher steht zwar für Fragen zur Verfügung und ist im Notfall immer da, hat aber keine Entscheidungsgewalt gegenüber dem Kind. Über die Auswirkungen auf die spätere Erziehung der eigenen Kinder lässt sich kein reines Urteil bilden.
Im Zusammenhang mit der Studentenbewegung in den 60er Jahren entstand diese reformpädagogische Bewegung. In Ablehnung der überkommenen Autoritäten forderten die Propagandisten der antiautoritären Erziehung eine Befreiung von sämtlichen, die Entfaltung der Persönlichkeit und auch der Gesellschaft behindernden Zwängen. Auf der Grundlage einer, insbesondere im Hinblick auf die Bedeutung der Sexualität für die Gesellschaft, neuen Interpretation der psychoanalytischen Theorie drängte diese auf eine Enttabuisierung der kindlichen Sexualität.

d) Religiöse Erziehung [3]
Dies ist die älteste Form der Erziehung, wobei die Erziehung hier im engeren Sinn verstanden wird als Hinleitung von Menschen zu sozialen und kulturellen Werten und Handlungsweisen durch die Verwendung sozialer Mittel. Als Formen religiöser Erziehung sind somit auch die Initiationsriten von Naturvölkern zu sehen, die meist einem spirituellen Glauben anhängen. Diese Initiationsriten finden oft in einer fest umrissenen Zeitspanne statt, die den Übergang von der Jugend zum Erwachsenenalter markiert. Mit der Bildung fester Religionsgemeinschaften und zunehmender Institutionalisierung wurde auch die religiöse Erziehung stärker geregelt. Sie war nun nicht mehr allgemeine Aufgabe der ganzen Lebensgemeinschaft, sondern wurde immer mehr von speziellen religiösen Lehrern übernommen, etwa dem Rabbi im Judentum oder dem Imam im Islam. Entsprechend wurden religiöse Schulen geschaffen, z. B. die jüdische Thora-Schule, die islamische Koran-Schule oder auch die christliche Sonntagsschule.
Zudem schufen die Religionsgemeinschaften eigene Bildungsinstitutionen, wie z. B. die Kloster- und Lateinschulen im mittelalterlichen Europa. Diese religiösen Bildungsstätten sind vielfach der Ausgangspunkt der Entwicklung des Erziehungswesens. Noch heute existieren viele religiöse Bildungseinrichtungen, dazu gehören die Theologischen Hochschulen der Kirchen oder auch das gesamte Hochschulwesen in religiös beherrschten Staaten wie dem Iran.
In Deutschland wird derzeit diskutiert, ob der, normalerweise an den Schulen angebotene, Religionsunterricht abgeschafft werden soll. Generell kann die Religionsfreiheit ab dem 14. Lebensjahr ausgeübt werden: Schüler haben dann das Recht, dem Religionsunterricht fern zu bleiben, müssen aber meist ein Ersatzunterrichtsfach wie ,,Werte und Normen" (bzw. ,,Ethik") besuchen. Einige Bundesländer haben bereits den Religionsunterricht ganz durch das Fach ,,Werte und Normen" ersetzt. Die christlichen Kirchen wehren sich gegen diese Regelungen, da bisher Geistliche für den Religionsunterricht bei Kindern ihrer jeweiligen Konfession zuständig waren. Der Unterricht in ,,Werte und Normen" wird jedoch von einem staatlich ausgebildeten Lehrer übernommen, der keiner Glaubensgemeinschaft angehören muss.

e) Ästhetische Erziehung [3]
Eine auf Friedrich von Schiller (1759-1805) zurückgehende Idee, wonach Erziehung zwischen den naturgegebenen Trieben und der vom Staats- und Gemeinwesen geforderten Disziplin und Moral vermitteln soll, indem sie eine Charakterformung ermöglicht, die der sinnlichen Freude ebenso verpflichtet ist wie den kulturellen und moralischen Werten. Schiller schlug diese Form der Erziehung dem Landesfürsten Herzog Friedrich Christian von Augustenburg in einer Reihe von Briefen vor, um so den Gegensatz zwischen Pflicht und Neigung, der von dem Philosophen Immanuel Kant (1724-1804) hergestellt wurde, in einer erweiterten Sicht von Ethik und Ästhetik aufzulösen. Ziel dieser ästhetischen Erziehung war es, aus einem allein durch physische Macht herrschenden Staat einen moralischen Staat zu erschaffen, in dem Kants kategorischer Imperativ (,,Handele stets so, dass Dein Handeln Richtschnur staatlichen Handelns werden könnte!") auf der Basis einer zur Ästhetik erzogenen Bevölkerung ohne Zwang durchgesetzt werden konnte.
Im 19. Jahrhundert diente die ästhetische Erziehung vor allem in der Kunsterziehung zur Vermittlung kultureller und moralischer Werte und Normen. Entsprechend wurde in der Kunsterziehung ein sehr enger und traditioneller Kunstbegriff gepflegt und das Ausdrucksvermögen der Kinder in stereotypen Übungen eingeschränkt und geformt. Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelten sich zahlreiche Gegenbewegungen, wie beispielsweise die Werke von Egon Kornmann und Gustav Britsch (siehe Theorie der bildenden Kunst, München, 1926). Diese neue Form der ästhetischen Erziehung versuchte, die natürliche Begabung der Kinder zu wecken, zu fördern und die Kinder auf diese Weise zur Entwicklung eigenständiger Kunstmaßstäbe anzuregen.
Heutige Formen der Kunsterziehung und allgemeiner ästhetischer Erziehung orientieren sich stärker am Entwicklungsstand der Kinder und versuchen Elemente einer kulturellen Erziehung und einer freien Entwicklung des ästhetischen Empfindens und Ausdrucks zu verbinden.

f) Zusammenhang der Erziehungsarten
Man kann nicht sagen, welche der vorgestellten Erziehungsarten die beste oder die schlechteste ist. Dies kommt immer auf die Situation, die Kinderanzahl und das soziale Umfeld an. Genauso wenig kann man sagen: "Ich erziehe mein Kind rein demokratisch." Die Erziehungsarten vermischen sich immer ein wenig, wobei einige Eltern mehr auf Autorität setzen und andere Eltern ihren Kindern mehr Freiheiten lassen.

g) Erziehungsziele [3]
Hiermit sind die Vorstellungen des Erziehers über die gewünschten Ergebnisse seiner Erziehungsmethoden im Hinblick auf die Persönlichkeit und den Charakter gemeint. Jede ,,Erziehung" ist bestimmt von den entsprechend zugrundegelegten Zielkonzepten. Wo solche fehlen, kann von Erziehung keine Rede sein. Eine ,,Erziehung", die sprunghaft wechselnde Ziele verfolgt, kann auf den Zögling traumatisierend und neurotisierend wirken.
Erziehungsziele sind zu unterscheiden von Lernzielen, also den Zielen hinsichtlich der Ausbildung spezifischer Kenntnisse und Vermögen. Zu den Zielen der Erziehung gehört es aber gleichwohl, die beständige Verfolgung von Lernzielen (wie von Lebenszielen überhaupt) in der Persönlichkeit zu verankern.
Vorgegeben werden die spezifischen Grobziele der Erziehung von den normgebenden Institutionen der herrschenden Moral und Kultur, von Staat, Kirche und Gesellschaft. Das jeweilige individuelle Zielkonzept - etwa der Eltern - entwickelt sich idealtypisch in der bewussten, vernunftgeleiteten Auseinandersetzung mit den Forderungen dieser einzelnen Instanzen an das Individuum unter ausdrücklicher Berücksichtigung der Lebensinteressen des zu erziehenden Kindes. In der Praxis spielen jedoch auch viele unreflektierte, unbewusst in die Erziehung integrierte Fremdforderungen eine Rolle, sowie häufig auch die eigenen unbearbeiteten Konflikte des Erziehers.
Allgemein werden heute in den westlichen Gesellschaften als die wesentlichen Ziele der Erziehung übereinstimmend genannt: Mündigkeit, Selbstverantwortung und Autonomie (dazu gehört auch die Beherrschung der eigenen Triebe und Leidenschaften), Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Gemeinschaft und die Fähigkeit, das eigene Leben bewusst zu entwerfen und zu gestalten.

Stellung von Jungen und Mädchen

Die Stellung von Jungen und Mädchen hat sich in dem letzten Jahrhundert sehr gewandelt, ob zum Guten ist Ansichtssache.
Früher hatten die Jungen und Mädchen getrennte Bereiche in denen sie sich aufgehalten haben.
Die Jungen haben sich oft zu Gruppen zusammengeschlossen und haben die Straßen unsicher gemacht, Karten gespielt und haben außerhalb eines Vereins viel Sport gemacht. Es gab aber auch welche die Leistungssport betrieben haben und so in einem Verein trainiert haben. Wenn ihnen etwas politisch oder aus sozialer Sicht nicht gepasst hat, haben sie Demonstrationen oder andere Protestaktionen organisiert. Dazu waren dann auch die Mädchen eingeladen die aber nie so zahlreich, wie die Jungen dabei waren.
Die Mädchen waren auch in Gruppen zusammen. Dort haben sie zusammen genäht, gehäkelt oder einfach über belanglose Sachen geredet. Sie haben auch viel Sport betrieben, im Gegensatz zu den Jungen aber mehr im Verein. Sie haben sich nicht sehr intensiv mit Politik auseinander gesetzt und haben von sich aus auch nur selten einen Protest gestartet.
Das oben beschriebene Verhalten setzt sich in der späteren Ehe fort. Die Frau organisiert das Familienleben und der Mann erwirtschaftet die Mittel dazu. Auch jetzt war meistens der Mann auf politisch neustem Stand. Es gab nur wenige Frauen die ihren eigenen Weg und Karriere gemacht haben. Sie wurden dann von den Männern sehr schief angeguckt und auch meist nicht für ,,voll" genommen.
In den letzten Jahrzehnten haben die Frauen aber die ,,Männerdomänen" aufgebrochen und teilweise erobert. Zum Beispiel haben jetzt nicht nur die Jungen freie Berufswahl, sondern auch die Mädchen. Ausgenommen ist z. B. Bergmann oder aktiver Dienst bei der Bundeswehr, hier dürfen Frauen nur den Sanitätsdienst oder Arbeiten in Büros übernehmen. Auch gibt es kaum noch getrennte Freizeitveranstaltungen, außer z. B. in Jugendzentren ,,Jungengruppen" oder ,,Mädchengruppen". Es ist heute verboten Berufe nur für ein Geschlecht auszuschreiben. In der Politik und Führungspositionen haben trotz der Gleichberechtigung die Männer noch die Oberhand (das wird sich aber bald ändern). Heute gibt es sehr viele Singles auf beiden Seiten, nur noch wenige entscheiden sich zu heiraten. Auch ist die Scheidungsrate sehr gestiegen.

Quellennachweis:


1 -> Bertelsmann Universallexikon ´98
2 -> Geschichtsbuch: ,,Menschen, Zeiten, Räume"
3 -> Microsoft® Encarta® Enzyklopädie

 


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