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Autorin: Silvia Maßmann

Recht und Gerechtigkeit

Protokoll des Ethikunterrichts vom 8.11.00


Unser Thema Recht und Gerechtigkeit schneidet in den heutigen Stunden die Thematik Politik und Frieden.

Kants Entwurf ,,Zum Ewigen Frieden" beinhaltet die Meinung, dass wenn Nationen vernünftig miteinander umgehen der Zustand des ewigen Frieden erreicht werden kann. Die interne Struktur ist nicht beachtet, so das auch Diktaturen und Gewaltherrscher mit größten Ungerechtigkeiten im Staat Frieden zwischen den Staaten stiften können. Für uns ist klar, dass Frieden auf größte Gerechtigkeit aufgebaut ist, d.h. wenn jeder Bürger denselben Wert hat und frei ist. Die Demokratie bringt so den Bürgern Zufriedenheit, so dass keine Kriege und Revolutionen ausbrechen können. International hat jedes Land gleiche Rechte (Mitbestimmungsrechte). So ist in der EU Frieden.

Eine weitere Position Kants aus der Schrift ,, Das öffentliche Recht (Metaphysik der Sitten III)" ist das die Sitten dem Menschen vorgegeben sind, dadurch das sie apriori sind. Da die Metaphysik nicht verständlich ist, lohnt es sich nicht mit ihr auseinander zu setzen. Folglich beschäftigt man sich mit dem Recht, das nach Platon ein Abbild der Sittlichkeit ist. Das Recht ist also nie perfekt und kann niemals endgültig sein. Nach Kant genügt es den Willen zu haben, so zu handeln, das dies jederzeit die Grundlage einer gemeinsamen Gesetzgebung sein kann. Man soll nur tun, wozu andere auch bereit sind. Sonst würde es gegen Sitte verstoßen und Unruhen verursachen.

Der holländische Philosoph und Staatsrechtler Hugo Grotius schrieb im 17 Jh. ,,De libertate marium". Das offene Meer sei frei und gebe so keinen Grund zum Kampf. Kriege um die Macht auf dem Meer gab es z.B. im 1. Weltkrieg, deshalb verschwand das rechtsfreie Meer. Heute hat jedes Land laut UN-Charta eine 20 Meilen Hoheitszone von Festlandsockel aus. Dieses Hoheitsgebiet ist wichtig für Verteidigung und für die Besitzverhältnisse der dort befindlichen Rohstoffe (z.B. Öl in der Ostsee). Es gibt Krieg, wenn die Nationen die Grenzen nicht anerkennen und die Politiker keine vernünftige Lösung finden (Bsp. Japan, Polen). Wem das Meer gehört wird vor allem in der kapitalistischen Welt immer wichtiger, da die reichlichen Bodenschätze (Manganknollen, Öl,....) Kapital bedeuten und die Möglichkeit der Atommülllagerung verlockend ist. Würde man bei der Aufteilung des Meeres darauf achten, dass die rohstoffarmen Länder Meer mit Bodenschätzen und die kleinen Länder viel Meeresboden bekommen, wäre das nicht unbedingt gerecht, da die Bevölkerungsanzahl und der Reichtum des Landes nicht beachtet wäre. Gerechtigkeit ist apriori. Wie soll also Recht angewandt werden, wenn wir nur erahnen, was gerecht ist?

In der Antike war man ähnlicher Auffassung, nämlich die, welche das höchstes Recht höchstes Unrecht sein kann, also das gleich angewandtes Recht nicht immer gerecht sei. Gesetz muss den Umständen entsprechend modifiziert werden. Aber eben dieses subjektive Abwägen birgt Ungerechtigkeit in sich.

Recht und Gerechtigkeit wurden während der Aufklärung streng getrennt. Das Recht war die Schaffung von festgelegten, überschaubaren und nachvollziehbaren Regeln, die für jeden gleich gelten und daher gerecht sind. Der Inhalt des Gesetzes ist also nicht mehr gerecht, weil es eine von Gott gegebene Weisheit ist, sondern weil die Mehrheit der Bevölkerung es als gerecht und nützlich ansieht und nicht mehr an die individuelle Sichtweise eines Herrschers gebunden ist. Unser heutiges Rechtssystem liegt im Spannungsfeld dazwischen.
Ich finde, in der Aufklärung setzte man zum Ausgleich des neu gefundenen Handlungsspielraum und der Individualität der Bürger dieses kühle Rechtssystem, damit das System nicht wie in der Anarchie in sich selbst zusammen fällt/kollabiert.

Im Gegensatz zur Aufklärung fehlt bei der Globalisierung der Gesellschaft bis heute eine Übereinkunft über die Definition Recht und Gerechtigkeit. Ob etwas ungerecht ist, ist nicht mehr feststellbar, wenn eine Gesellschaft keine gemeinsamen Werte hat. Dieser Zustand ist gefährlich, denn Kriege werden meist für empfundene Gerechtigkeit geführt.

Die Religionen hielten Jahrhunderte lang durch ihre Werte eine Gesellschaft mit bestimmten Gerechtigkeitsbewusstsein zusammen. Heute sterben Religionen aus und der Neopositivismus, der Glaube an die exakte Wissenschaft, ist mehr und mehr vorhanden. So kann gemessen und verglichen werden, wenn man alles definiert hat. Die Einmaligkeit und Einzigartigkeit des Lebens geht verloren.


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