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Denis Diderot (1713-1784)

 

Diderot kam 1713 in Langres zur Welt. Er besuchte eine Jesuitenschule. 1734 widmete er sich in Paris humanistischen Studien.

  Bis 1746 bestritt Diderot seinen Lebensunterhalt als Privatlehrer, Auftragsschriftsteller und Übersetzer. 1746 gab er sein erstes Buch heraus.  1751-1780 realisierte Diderot mit 200 Mitarbeitern die Herausgabe der 35-bändigen "Encyclopédie" . Unter der Mithilfe von Voltaire, Rousseau und Montesquieu konnte Diderot die "Encyclopédie" als wirksame Waffe gegen die kirchliche Obrigkeit, den Aberglauben und Konservatismus sowie gegen die noch stark vom Feudalismus geprägte Gesellschaft einsetzen.

       Der Conseil du Roi untersagte 1757 die Fortsetzung des Werkes. Diderot ließ dennoch heimlich weitere Bände drucken. In diversen Werken stellte er seine Ansichten der damaligen Gesellschaft dar. Als Befürworterin der Aufklärung unterstützte Katharina die Grosse von Russland Diderot in seinen aufklärerisch-emanzipatorischen Ideen. Diderot übte großen Einfluss auf andere europäische Philosophen des Zeitalters der Aufklärung aus. 

Denis Diderot starb am 31. Juli 1784 in Paris. Er hinterließ neben seinen philosophischen Werken ein umfangreiches literarisches Erbe. Obwohl er auf philosophischem und literarischem Gebiet, nicht zuletzt durch die Herausgabe der Encyclopédie, herausragende Verdienste erworben hatte, waren ihm die Pforten der französischen und der ausländischen Akademien, mit Ausnahme der preußischen, trotz reger Bemühungen seiner Freunde verschlossen geblieben. Seine für die damalige Zeit radikalen philosophischen Anschauungen, die er auch öffentlich zu verkünden wagte, hatten ihm dafür zu viele Feinde geschaffen.

 

 

Sein Denken:

 

Von Diderot stammt die Idee, dass die Empfindung möglicherweise eine allgemeine Eigenschaft der Materie ist. Die Atome sind Träger von Empfindungen, aus denen das Denken entsteht. Aus der Berührung der Atome entsteht das für die  Menschen und das All einheitliche Bewusstsein.

 

In seiner Erkenntnistheorie antizipierte er die Lehre von den Reflexen. Die Materie wird seiner Ansicht nach auf drei Arten erkannt:

 

                          1.durch Beobachtung,

                          2.durch Denken und

                          3.durch Experiment.

 

 Den Agnostizismus lehnte er entschieden ab und verteidigte die Idee von der Erkennbarkeit der Welt.

 

Nach Diderot bezeichnet Wissen eine zuverlässige und bewiesene Kenntnis. Unkenntnis setzt eine Idee von der Sache voraus, ohne dass ein angemessenes Urteil gebildet werden könnte.

 

Als Logik bezeichnete Diderot die Wissenschaft vom richtigen Denken und der gebührenden Verwendung unserer geistigen Fähigkeiten vermittels Definitionen, Einteilungen und Überlegungen.

 

 Die Aufgabe der Logik sah Diderot darin zu lehren, die Gedanken zur Erlangung der Wahrheit richtig zu verbinden.

 

Zu seinen Werken:

 

Im Jahre 1746 veröffentlichte Diderot sein erstes eigenständiges Werk, die Pensées philosophiques. Beeinflusst von den deistischen Ideen Shaftesburys und Spinozas, widerspricht er der traditionellen christlichen Ablehnung und Unterdrückung der menschlichen Leidenschaften. Diese seien die einzigen Dinge, welche die Seele zu

Höherem emporheben könnten. Diderot betont in den Pensées philosophiques ebenfalls die Grundsätze des Skeptizismus. Was niemals unvoreingenommen in Frage gestellt worden sei, sei auch niemals vollständig bewiesen worden. Des weiteren befasst sich Diderot mit der Frage, was Gott sei, und mit der Vielfalt der religiösen Bekenntnisse der Menschen. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass der Naturalismus, das heißt die Verehrung Gottes in der Natur, die beste Religion sei.

 

Eine solche Haltung in religiösen Fragen von der katholischen Kirche selbstverständlich nicht toleriert. Auf ihr Betreiben hin ordnete das Parlament von Paris kurz nach Erscheinen des Buches seine öffentliche Verbrennung durch den Henker an. Dies stellte den Beginn des nahezu ständigen Konflikts Diderots mit der katholischen Kirche und dem von ihr maßgeblich getragenen französischen Staat dar, eines Konfliktes, wie ihn im übrigen sein Partner bei der Herausgabe der Encyclopédie, d'Alembert, in solcher Schärfe nie kennen lernte.

 

Bekanntheit erlangte dagegen sein zweites großes philosophisches Werk, der Lettre sur les aveugles ( 1749 ). In ihm setzte sich Diderot vordergründig mit der Philosophie des blinden Cambridger Mathematikprofessors Nicholas Saunderson auseinander, die stark von atheistischen Zügen geprägt war. Davon ausgehend, begann Diderot mit einer Betrachtung über die Auswirkungen des Verlusts eines oder mehrerer der fünf  Sinne auf die menschliche Moral.

 

Ein Blinder habe zum Beispiel kaum Verständnis für das durch Nacktheit bedingte Schamgefühl, da Nacktheit gewöhnlich nur optisch wahrgenommen werden kann. Wenn also einer der Grundsätze der christlichen Moral für einen Blinden ohne Bedeutung sei, so ergebe sich daraus, dass dieselbe nicht, wie ihre Hüter behaupteten, von

absoluter, sondern nur von relativer Bedeutung sei. Diderot dehnt im folgenden diesen Relativitätsbegriff auch auf das Gottesverständnis aus. Es sei möglich, dass Gott existiere und die Welt geschaffen habe, aber nicht zwingend notwendig. Verschiedene Arten der Gottesbeweise seien nicht gänzlich schlüssig, wie zum Beispiel jener, die Existenz Gottes durch die sichtbaren Wunder dieser Welt zu belegen, der von einem Blinden überhaupt nicht nachvollzogen werden kann.

 

Der Lettre sur les aveugles kennzeichnet den Wechsel Diderots von der noch in den Pensées philosophiques vertretenen deistischen Weltauffassung zu einer materialistisch-atheistischen. Die in ihm enthaltenen Gedanken riefen eine weitaus stärkere Reaktion der sich bedroht fühlenden katholischen Kirche hervor als noch die Pensées. Nach der Veröffentlichung des Lettre wurde diesmal der Autor selbst das Ziel von Strafmaßnahmen. Aufgrund eines Lettre de cachet wurde Diderot im Juli 1749 verhaftet und in das Verlies des Schlosses von Vincennes gebracht. Aufgrund des Einflusses seiner Verleger und seiner Mitarbeiter bei der zu dieser Zeit bereits begonnenen Encyclopédie konnte er allerdings schon bald eine Erleichterung der Haftbedingungen und nach einigen Monaten auch seine Entlassung erreichen.

 

Diderots nächstes größeres philosophisches Werk, De l'interprétation de la nature, das 1753 erschien, dokumentierte bereits den beginnenden Zerfall der Freundschaft zwischen ihm und d'Alembert infolge unterschiedlicher philosophischer Auffassungen. In ihm griff er die Mathematik an und bestritt ihren Anspruch, die wichtigste, weil auf alle anderen Fachgebiete anwendbare Wissenschaft zu sein. Er verwarf die Bestrebungen der führenden  Mathematiker, darunter d'Alembert, Probleme immer mehr zu abstrahieren und forderte statt dessen, dass die Nützlichkeit das erste Kriterium einer jeden Wissenschaft sein sollte. Nach Diderots Voraussage sollte die Mathematik binnen der nächsten hundert Jahre eine tote Wissenschaft sein. Die Chemie, die ( Experimental- ) Physik und die Biologie waren seiner Meinung nach die eigentlichen zukunftsträchtigen Wissenschaften.

 

Literatur:

* Diderot - Der Freigeist. CD. von Eric Emanuel Schmitt

   CD - Audio Vlg., Potsdam Erscheinungsdatum: 2000
   ISBN: 389813105X

* Denis Diderot - Ausgewählte Texte
   IBDK Verlag + Vertrieb GmbH Berlin 1984

   ISBN 3-922601-02-2

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