Kurzbiographie
Friedrich Nietzsche wurde am
15.10.1844 in Röcken bei Lützen in Sachsen als Sohn eines protestantischen
Pfarrers geboren. Von 1858 - 1864 besuchte er eine streng humanistische
Internatsschule in Pforta. Er studierte ab1864 Altphilologie und Theologie.
1865 wechselte er an die Universität Leipzig und gab sein Theologiestudium auf
. 1886 begegnete er Richard Wagner, in dem er ein Genie nach Schopenhauers
Definition sah. 1869 übernahm er als Vierundzwanzigjähriger eine Professur in
Basel.1878 gab er wegen ständiger Kopf- und Augenschmerzen seine Professur
wieder auf. Zwei Jahre zuvor hatte er sich auch schon mit Wagner überworfen,
den er wegen seiner christlichen Auffassungen als "decadent
"bezeichnete. 1889 kam es zu einem bemerkenswerten Zwischenfall. Als er
sah wie ein Droschkengaul geschlagen wird, umarmt er weinend das Tier und
bricht zusammen. Dieser Vorfall war der Beginn einer elfjährigen
Geisteskrankheit, die zur völligen Umnachtung seines Geistes führte. Friedrich
Nietzsche starb am 25.08.1900 in Weimar.
Werke
Geburt der Tragödie (1872)
Unzeitgemäße Betrachtungen (1873-76)
Menschliches, Allzumenschliches (1878)
Morgenröte (1881)
Die fröhliche Wissenschaft (1882)
Also sprach Zarathustra (1883-85)
Jenseits von Gut und Böse (1886)
Wille zur Macht (1886)
Zur Genealogie der Moral (1887)
Ecce Homo (1888)
Antichrist (1888)
Ausgewählte Texte aus dem Werk
Nietzsches
Die fröhliche Wissenschaft:
Der tolle Mensch( Gott ist tot)
Das größte Schwergewicht (Die ewige Wiederkehr des Gleichen)
Also sprach Zarathustra
Von den Priestern
Von den Hinterweltlern
Nachgelassene Fragmente:
Über Jesus
Nietzsches Religionskritik:
Sie stellt keinen eigenständigen Abschnitt seiner Philosophie, sondern einen
bedeutsamen Teilaspekt seiner Kulturkritik das. Entsprechend seiner Methode,
sich in die gegnerische Position hineinzudenken, um deren heimliche Motive
kennen zu lernen, muss er den Gegner zunächst zu verstehen suchen. Dadurch
gewinnt er tiefe Einsichten speziell über das Christentum. Dem setzt er
entgegen: das Leben hier u. jetzt, Gestaltung dieses Daseins, Vertrauen auf die
Vernunft, aktive Verwirklichung der selbstgesetzten Ziele, experimenteller
Umgang mit den Möglichkeiten der Welt, Wille zur Wahrheit.
Textbeispiel: Der
tolle Mensch
Habt
ihr nicht von jenem tollen Menschen gehört, der am hellen Vormittage eine
Laterne anzündete, auf den Markt lief und unaufhörlich schrie:
»Ich
suche Gott. Ich suche Gott!« Da dort
gerade viele von denen zusammenstanden, welche nicht an Gott glaubten, so
erregte er ein großes Gelächter. Ist er denn verlorengegangen? sagte der eine.
Hat er sieh verlaufen wie ein Kind? sagte der andere. Oder hält er sich
versteckt? Fürchtet er sich vor uns? Ist er zu Schiff gegangen? ausgewandert?
so schrien und lachten sie durcheinander. Der tolle Mensch sprang mitten unter
sie und durchbohrte sie mir seinen Blicken. »Wohin ist Gott?« rief er, »ich
will es euch sagen! Wir haben ihn getötet ihr und ich.' wir alle sind seine
Mörder.' Aber wie haben wir dies gemacht? Wie vermochten wir das Meer
auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was
taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie
sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht
fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es
noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts?
Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht
immerfort die Nacht und mehr Nacht? Müssen nicht Laternen am Vormittage
angezündet werden? Hören wir noch nichts von dem Lärm der Totengräber, welche
Gott begraben? Riechen wir noch nichts von der göttlichen Verwesung? auch
Götter verwesen! Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet! Wie
trösten wir uns, die Mörder aller Mörder? Das Heiligste und Mächtigste, was die
Welt bisher besaß, es ist unter unsern Messern verblutet - wer wischt dies Blut
von uns ab? Mit welchem Wasser könnten wir uns reinigen? Welche Sühnefeiern,
welche heiligen Spiele werden wir erfinden müssen? Ist nicht die Größe dieser
Tat zu groß für uns? Müssen wir nicht selber zu Göttern werden, um nur ihrer
würdig zu erscheinen? Es gab nie eine größere Tat und wer nur immer nach uns
geboren wird, gehört um dieser Tat willen in eine höhere Geschichte, als alle
Geschichte bisher war!« Hier schwieg der tolle Mensch und sah wieder seine
Zuhörer an: auch sie schwiegen und blickten befremdet auf ihn. Endlich warf er
seine Laterne auf den Boden, dass sie in Stücke sprang und erlosch. »Ich komme
zu früh«, sagte er dann, »ich bin noch nicht an der Zeit. Dies ungeheure
Ereignis ist noch unterwegs und wandert es ist noch nicht bis zu den Ohren der
Menschen gedrungen. Blitz und Donner brauchen Zeit, das Licht der Gestirne
braucht Zeit, Taten brauchen Zeit, auch nachdem sie getan sind, um gesehen und
gehört zu werden. Diese Tat ist ihnen immer noch ferner als die fernsten
Gestirne und doch haben sie dieselbe getan!« Man erzählt noch, dass der tolle
Mensch desselbigen Tages in verschiedene Kirchen eingedrungen sei und darin
sein Requiem aeternam deo angestimmt habe. Hinausgeführt und zur Rede gesetzt,
habe er immer nur dies entgegnet: »Was sind denn diese Kirchen noch, wenn sie
nicht die Grüfte und Grabmäler Gottes sind?
Literatur:
* Der Antichrist. Versuch einer Kritik
des Christentums von F. Nietzsche
Taschenbuch - 125 Seiten - Insel, Ffm., ISBN: 3458326472, Preis: DM
12,80
* Wider weitere Entnietzschung Nietzsches. Eine Streitschrift. von Hermann
Joseph Schmidt
Taschenbuch - 207
Seiten - Alibri, Aschaffenburg , Erscheinungsdatum: 2000
ISBN: 3932710266 Preis: DM 28,00