Materialien zum Ethikunterricht
Jean Paul Sartre
Jean
Paul Sartre - sein Leben und Werk
(auf
deutsch)
Jean Pauls Sartre - sa vie, ses oeuvres (auf
französisch)
Arbeitsmaterialien
zur Religionskritik Jean-Paul
Sartres
Jean
Paul Sartre - sein Leben und Werk
(Schülervortrag 12/2005)
Sein Leben:
·
1905
geboren in Paris
·
1906
stirbt sein Vater
·
Er
lebt mit seiner Mutter im Elsass bei seinen Großeltern
Der kleine Jean-Paul fängt an zu denken. Er will wissen, ob es Gott gibt oder
nicht. Er ist hin- und hergerissen. Da ist einerseits die imponierende Gestalt
des Großvaters, ein republikanischer Spötter
und Verächter der Religion, daneben die Mutter, nicht besonders fromm, aber
doch so katholisch, dass sie den Kleinen in den Katechismusunterricht bei einem
alten Abbé schickt. Der redet von Gott, der als oberster Wächter über Gut und
Böse alles sieht, die Missetäter bestraft und die Guten belohnt. Jean-Paul klärt
die Gottesfrage experimentell. Wenn dieser Gott existiert, dann müsste er mich
– so lautete seine Hypothese – bestrafen, wenn ich etwas richtig Böses tue.
Er nimmt ein Brennglas, sengt damit ein Loch in den Teppich und wartet. Keine
Reaktion. Er denkt sich die ausgesuchtesten und schlimmsten Flüche und Lästerungen
aus, die er kennt, und wirft sie dem obersten Wächter an den Kopf. Es geschieht
nichts. „Von diesem Tag an war ich Atheist“.
·
1916
tritt er ins Gymnasium Henry IV in Paris ein
·
1924
tritt er in die École
Normale Supérieure (Elitehochschule für die Lehramtsfächer)
ein und lernt dort Simone de Beauvoir kennen.
·
1929
legt er sein Staatsexamen in Philosophie ab und wird dann Gymnasialprofessor in
Le Havre.
·
1939
wird Sartre zum Militär eingezogen und gerät alsbald in deutsche
Gefangenschaft. Aber er wird 1942 freigelassen und schließt sich der Résistance
an.
·
Nach
der Befreiung gründet er die Zeitschrift Les Temps
Modernes und verlässt den Schuldienst.
Dann unterstützt er den Kommunismus und reist unter anderem in die UdSSR und
nach Cuba.
·
1956
lehnt er sich gegen den Algerien-Krieg auf und verlässt die Kommunistische
Partei wegen des Aufstandes in Ungarn.
·
1964
lehnt er den Nobelpreis für Literatur ab.
·
1968:
der Vietnam-Krieg. Sartre geht mit Studenten auf die Straße.
·
1971
Gründung der Zeitung Libération
·
1980
stirbt er in Paris
Seine Werke:
Der Ekel (1938), Die
Mauer (1939), Die Fliegen (1943, Das Sein und das Nichts (1943), Geschlossene
Gesellschaft (1945), Das Zeitalter der Vernunft (1945), Existenzialismus und
Humanismus (1945), Tote ohne Begräbnis (1946), Gedanken über die Jüdische
Frage (1947), Die schmutzigen Hände (1948), Der Teufel und der liebe Gott
(1951), Die Eingeschlossenen von Altona (1959), Kritik der dialektischen
Vernunft (1960), Die Wörter (1964)
Die
Philosophie des Existenzialismus:
Die Welt ist sinnlos und ohne Grund. Gott existiert
nicht. Der Mensch ist vollkommen frei und die Freiheit ist die einzige Spenderin
des Sinns, der einzige Ursprung der Werte. Der Mensch ist das, was er aus seinem
Leben macht, er ist ein Projekt und er ist für alle seine Handlungen
verantwortlich.
Er ist durch das Bewusstsein (das Für-sich) definiert. Alles Bewusstsein ist
das Bewusstsein von etwas. Das Bewusstsein ist das Spiegelbild der Wirklichkeit
(das An-sich). Es gibt ein „Loch im Sein“, d. h. der Mensch kann die totale
Realität nicht erkennen. Das Sein strebt danach, diesen Defekt zu überwinden
um das An-sich zu erkennen. Aber es gelingt ihm niemals. Man von einem Objekt
immer einen individuellen Eindruck.
Þ Existieren
ist ex-istieren, außerhalb des Sichs sein. Der Unterschied zwischen dem Für-sich
und dem An-sich zwingt den Menschen, sich immer neu zu erschaffen und zu
handeln.
Inhaltsangabe von „Geschlossene Gesellschaft“ (1945):
Dieses Drama spielt sich um drei Personen
herum ab., Garcin, Estelle und Inès. Sie sind zusammen in der Hölle um
festzustellen, dass sie bis in alle Ewigkeit diskutieren werden. Am Anfang
betritt Garcin, von einem Jungen begleitet, einen Salon. In diesem Salon ist es
sehr heiß, und es gibt keine Fenster, keine Spiegel und keine Betten. Es gibt
nur drei Sofas. Außerdem kann man nicht die Augen schließen. Garcin weiß,
dass er sich in der Hölle befindet, aber er sieht keine Folterinstrumente. Der
Junge verlässt den Raum und schließt die Tür. Inès tritt ein und fragt
Garcin, wo Florence ist, aber Garcin weiß es nicht. Er bietet Inès an immer höflich
zu sein während sie zusammen leben. Aber das funktioniert nicht, weil alle
beide nervös sind.
Estelle tritt ein und Garcin erklärt ihr die Regeln. Dann sprechen sie über
ihren Tod.
Estelle starb wegen einer Lungenentzündung, Inès durch Gas und Garcin durch
ein Duzend Kugeln im Leib. Inès denkt, dass sie durch Zufall zusammen sind.
Zunächst versichern Estelle und Garcin, dass sie nichts gemacht haben und
nichts zu verheimlichen haben. Aber
Inès spottet über die beiden und sagt, es sei absurd zu lügen, weil sie in
der Hölle sind. Sie argwöhnt, dass die Strafe jeder von ihnen für die anderen
sind, weil es keine körperlichen Strafen oder Peiniger gibt. Also ist die
einzige Lösung für Garcin, dass jeder für sich auf seinem eigenen Sofa
bleibt. Inès fängt an Estelle anzubaggern. Aber Estelle liebt Garcin. Garcin
will für sich bleiben und über das Leben nachdenken. Inès ist sehr eifersüchtig,
und Garcin wird wütend, weil die Frauen so laut sprechen.
Er schlägt vor, ihre Verbrechen zu bekennen. Er erzählt, dass er desertiert
ist und seine Frau gequält hat. Inès hatte eine Affäre mit Florence, der Frau
ihres Cousins, gehabt. Florence und sie haben ihn umgebracht und dann mit Gas
Selbstmord begangen haben. Estelle war mit einem reichen und alten Mann
verheiratet. Zur gleichen Zeit hatte sie einen Liebhaber. Estelle hatte auch
eine Tochter mit ihm, aber sie hat sie umgebracht. Ihr Liebhaber hat sich
umgebracht, weil Estelle wegen des Geldes bei ihrem Ehemann blieb.
Estelle stellt fest, dass Garcin sie nicht lieben kann, weil Inès zwischen
ihnen steht. Estelle will sie umbringen, aber das funktioniert nicht, weil sie
bereits tot ist. Folglich erkennt Estelle, dass sie wirklich in der Hölle sind.
Sie sind tot und für immer zusammen.
Quellen :
http://www.ac-strasbourg.fr/pedago/lettres/lecture/Sartrebio.htm
http://atheisme.free.fr/Biographies/Sartre.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Paul_Sartre
http://www.cdrnet.net/kb/data/FR_Sartre.asp
ABITURWISSEN,
«Religionskritik» von Heinz Fastenrath, Klett LernTraining
Sa vie:
* 1905 à
Paris
- 1906 son père
meurt
- Il habite
avec sa mère en Alsace chez ses grands-parents
Le
petit Jean-Paul commence à penser. Il
veut savoir si Dieu existe ou non. Il
est déchiré. Parce
que d'une part, la figure imposante de son grand-père, un républicain et détracteurs
se moquer de la religion, en plus de la mère, pas particulièrement religieux,
mais aussi catholique, qu'elle a envoyé le jeune garçon dans les cours de catéchisme
avec un vieil abbé. Les pourparlers de Dieu, qui considère comme le
gardien ultime de tout bien et le mal, punir les malfaiteurs et de récompenser
les bons. Jean
Paul précise expérimentalement la question de Dieu. Si ce Dieu existe, il
aurait alors à moi-même - ce fut pour punir son hypothèse - si je fais
quelque chose vraiment mal. Il prend une loupe, brûlée à un trou dans le
tapis, dans l'attente. Pas de réaction. Il
pense à la plus sophistiquée et la pire des malédictions et des blasphèmes,
il le sait, et les jette à la garde en haut dans la tête. Rien
ne se passe. "Depuis
ce jour j'ai été athée."
- 1916 il
entre au lycée Henri IV à Paris
- 1924 il
entre à l’Ecole Normale Supérieure et y fait la connaissance de Simone de
Beauvoir
- 1929 il
passe l’agrégation de philosophie et est après professeur à Havres
- 1939 il est
mobilisé et ensuite fait prisonnier par les Allemands. Mais il est libéré
en 1942 et se rallie à la Résistance.
- après la
Libération il fonde la revue Les
Temps Modernes et quitte l’enseignement.
De plus il appuye le communisme et voyage entres autres en URSS et à
Cuba.
- 1956 il
s’élève contre la guerre en Algérie et quitte la partie communiste à cause
du soulèvement de la Hongrie.
-
1964 il refuse le prix Nobel de littérature
- 1968: la
guerre en Vietnam. Sartre va dans la rue avec des étudiants.
- 1971
Fondation du journal Libération
- … 1980 à
Paris
Ses oevres:
La Nausée (
1938), Le Mur (1939), Les mouches (1943), L’être et le néant (1943), Huis
clos (1945), L’âge de raison (1945), l’existentialisme est un humanisme
(1945), Morts sans sépulture (1946), Réflexions sur la question juive (1947),
Les Mains sales (1948), Le Diable et le Bon Dieu (1951), les Séquestrées
d’Altona (1959), Critique de la raison dialectique (1960), Les Mots (1964)
La
philosophie de l’existentialisme:
Le monde est
absurde et sans raison. Dieu n’existe pas. L’homme est totalement libre et
la liberté est la seule donatrice de sens, la seule origine des valeurs.
L’homme est ce qu’il fait de sa vie, il est un projet et il est responsable
de tous ses actes.
Il est défini
par la conscience (le
pour-soi). Toute conscience est conscience de quelque chose. La conscience,
c’est le reflet du réel (l’en-soi). Il y a un
<<trou dans l’être>>, Va veut dire,
l’homme ne peut pas apercevoir la réalité totale. L’être aspire à
surmonter ce défaut pour distinguer l’en-soi. Mais il ne
réussit jamais. On a toujours une impression individuelle d’un objet.
Þ Exister, c’est ex-ister, être
hors de soi. La différence entre le
pour-soi et l’en-soi force
l’homme de se recréer toujours et d’agir.
Résumé de
Huis clos ( 1945):
Ce drame se
joue autour de trois personnes, Garcin, Estelle et Inès. Ils sont ensemble en
enfer pour constater, qu’ils se vont disputer jusqu’à l’éternité.
Au début
Garcin, accompagné d’un garVon, entre un
salon. Dans ce salon, il fait très chaud et il n’y a pas de fenêtres, pas de
miroir et pas de lits. Il y a seulement trois canapés. De plus on ne peut pas
fermer les yeux. Garcin sait qu’il se trouve dans l’enfer mais il ne voit
pas d’instruments de torture. Le garVon quitte la
salle et ferme la porte. Inès entre et demande à Garcin où se trouve Florence
mais Garcin ne la connaît pas. Il suggère à Inès de toujours être poli
pendant qu’ils habitent ensemble. Mais ca ne marche pas, parce que tous les
deux sont nerveux.
Estelle entre
et Garcin explique à lui les règles. Après ils parlent de leur mort.
Estelle est
morte à cause d’une pneumonie, Inès à cause du gaz et Garcin à cause de
douze balles dans le corps. Inès pense qu’ils ne sont pas ensemble par hasard.
D’abord
Estelle et Garcin affirment qu’ils n’ont rien fait et qu’ils n’ont rien
à cacher.
Mais Inès se
moque des deux et dit que c’est absurde de mentir, parce qu’ils sont en
enfer. Elle soupVonne que la
punition c’est chacun d’eux envers les autres parce qu’il n y a pas de
torture physique ou de bourreau. Donc la seule solution pour Garcin est que
chacun reste pour soi dans son propre canapé. Inès commence à draguer
Estelle. Mais Estelle est amoureuse de Garcin. Garcin veut rester pour soi et réfléchir
sur sa vie. Inès est très jalouse et Garcin se met en colère parce que les
femmes parlent à haut voix.
Il propose
d’avouer leurs crimes. Il raconte qu’il avait déserté et a torturé sa
femme. Inès avait eu une affaire avec Florence, la femme de son cousin.
Florence et elle l’ont tuées et après elles se sont suicidées au gaz.
Estelle était marriée avec un riche et vieil homme. En même temps elle avait
un amant. Estelle avait aussi une fille avec lui mais elle l’a tuée. Son
amant s’est suicidé parce que Estelle restait chez son époux à cause de
l’ argent.
Estelle
constate que Garcin ne peut pas l’aimer parce que Inès est entre eux. Estelle
veut la tuer mais Va ne marche
pas, parce qu’elle est déjà mort. Par conséquent Estelle réalise qu’ils
sont vraiment en enfer. Ils sont morts et ensemble pour toujours.
Quellen :
http://www.ac-strasbourg.fr/pedago/lettres/lecture/Sartrebio.htm
http://atheisme.free.fr/Biographies/Sartre.htm
http://fr.wikipedia.org/wiki/Jean-Paul_Sartre
http://www.cdrnet.net/kb/data/FR_Sartre.asp
ABITURWISSEN,
«Religionskritik» von Heinz Fastenrath, Klett LernTraining
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zur Religionskritik
Jean-Paul
Sartres
Autor: Rolf Dober (mit freundlicher
Genehmigung des Autors)
Jean-Paul Sartre
(1905-1980), französischer Philosoph,
Schriftsteller und politischer Journalist.
Mit seinen
philosophischen Schriften, Essays, Romanen und Dramen wurde Jean-Paul Sartre zum
führenden Vertreter des französischen Existentialismus.
Sein Grundgedanke:„Der
Mensch ist zur Freiheit verdammt". Erweitert wurde der Ansatz durch eine
politische Komponente. Individualität und gesellschaftliche Verantwortung
werden als zusammengehörige Aspekte betrachtet.
Atheismus als Voraussetzung für
Freiheit und Humanismus
Verwickelt werden die Dinge dadurch, dass
es zwei Arten von Existentialisten gibt: die ersten, welche Christen sind, unter
die ich Jaspers und Gabriel Marcel (dieser katholischer Konfession) einreihen würde;
und auf der anderen Seite die atheistischen Existentialisten, zu denen Heidegger
und auch die französischen Existentialisten und ich selber zu stellen sind.
Gemeinsam haben sie die Überzeugung, dass die Existenz der Essenz
vorangehe oder, wenn Sie wollen, dass man von der Ichheit ausgehen muss. Was
soll man genauer darunter verstehen? Betrachten wir ein Artefakt, z. ß. ein
Buch oder ein Papiermesser, so ist dieser Gegenstand von einem Handwerker
angefertigt worden, der sich von einem Begriff hat anregen lassen; er hat sich
auf den Begriff Papiermesser bezogen und zugleich auf eine vorher bestehende
Technik der Erzeugung, welche zu dem Begriff gehört und im Grunde ein Rezept
ist. Somit ist das Papiermesser zugleich ein Gegenstand, der auf eine bestimmte
Art hergestellt wird und andererseits eine bestimmte Verwendung hat; und man
kann sich nicht einen Menschen vorstellen, der ein Papiermesser anfertigte, ohne
zu wissen, wozu der Gegenstand dienen soll. Wir werden also sagen, dass in bezug
auf das Papiermesser die Essenz - d. h. die Summe der Rezepte und Eigenschaften,
die erlauben, es anzufertigen und es zu bestimmen - der Existenz vorangeht, und
so ist die Anwesenheit mir gegenüber solch eines Papiermessers oder solch eines
Buches determiniert. Wir haben also hier ein technisches Bild der Welt, in der,
kann man sagen, die Erzeugung der Existenz vorausgeht.
Wenn wir einen Schöpfer-Gott
annehmen, so wird dieser Gott meistens einem höherstehenden Handwerker
angeglichen; und was für eine theologische Lehre wir auch betrachten, ob es
sich um eine Lehre wie die von Descartes oder von Leibniz handelt, wir räumen
immer ein, dass der Wille mehr oder weniger dem Verstand folgt oder ihn
wenigstens begleitet und dass Gott, wenn er schafft genau weiß, was er schafft.
Demnach ist der Begriff Mensch im Geiste
Gottes dem Begriff Papiermesser im Geiste des Handwerkers anzugleichen, und Gott
erzeugt den Menschen nach Techniken und einem Begriff, genau wie der Handwerker
ein Papiermesser nach einer Definition und einer Technik anfertigt. So
verwirklicht der individuelle Mensch einen bestimmten Begriff, der im göttlichen
Verstande ist. Im 18. Jahrhundert wird in den atheistischen Lehren der
Philosophen der Begriff Gottes abgeschafft, aber nicht ebenso sehr die Idee,
dass die Essenz der Existenz vorangehe. Diese Idee finden wir sozusagen überall
wieder: wir finden sie bei Diderot, bei Voltaire und selbst bei Kant wieder. Der
Mensch ist Eigentümer einer menschlichen Natur; diese menschliche Natur, welche
der Begriff des Menschen ist, findet sich bei allen Menschen wieder. Dies
bedeutet, dass jeder Mensch ein besonderes Beispiel eines allgemeinen Begriffs
"Der Mensch" ist.
Bei Kant geht aus dieser Allgemeinheit hervor, dass sowohl der Urwaldmensch, der Naturmensch wie der Bürger derselben Begriffsbestimmung unterworfen ist und dieselben Grundeigenschaften besitzt.
Somit geht auch hier noch die Essenz des Menschen der geschichtlichen Existenz voraus, der wir in der Natur begegnen. Der atheistische Existentialismus, für den ich stehe, ist zusammenhängender. Er erklärt, dass, wenn Gott nicht existiert, es mindestens ein Wesen gibt, bei dem die Existenz der Essenz vorausgeht, ein Wesen, das existiert, bevor es durch irgendeinen Begriff definiert werden kann, und dass dieses Wesen der Mensch oder, wie Heidegger sagt, die menschliche Wirklichkeit ist. Was bedeutet hier, dass die Existenz der Essenz vorausgeht? Es bedeutet, dass der Mensch zuerst existiert, sich begegnet, in der Welt auftaucht und sich danach definiert. Wenn der Mensch so, wie ihn der Existentialist begreift, nicht definierbar ist, so darum, weil er anfangs überhaupt nichts ist. Er wird erst in der weiteren Folge sein, und er wird so sein, wie er sich geschaffen haben wird. Also gibt es keine menschliche Natur, da es keinen Gott gibt, um sie zu entwerfen. Der Mensch ist lediglich so, wie er sich konzipiert - ja nicht allein so, sondern wie er sich will und wie er sich nach der Existenz konzipiert, wie er sich will nach diesem Sichschwingen auf die Existenz hin; der Mensch ist nichts anderes, als wozu er sich macht. Das ist der erste Grundsatz des Existentialismus.
Aber wenn wirklich die Existenz der Essenz vorausgeht, so ist der Mensch verantwortlich für das, was er ist. Somit ist der erste Schritt des Existentialismus, jeden Menschen in Besitz dessen, was er ist, zu bringen und auf ihm die gänzliche Verantwortung für seine Existenz ruhen zu lassen. Und wenn wir sagen, dass der Mensch für sich selber verantwortlich ist, so wollen wir nicht sagen, dass der Mensch gerade eben nur für seine Individualität verantwortlich ist, sondern dass er verantwortlich ist für alle Menschen . . . Aber damit wollen wir ebenfalls sagen, dass, indem er sich wählt, er alle Menschen wählt. Tatsächlich gibt es nicht eine unserer Handlungen, die, indem sie den Menschen schafft, der wir sein wollen, nicht gleichzeitig ein Bild des Menschen schafft, so wie wir meinen, dass er sein soll. Wählen, dies oder jenes zu sein, heißt gleichzeitig, den Wert dessen, was wir wählen, bejahen, denn wir können nie das Schlechte wählen. Was wir wählen, ist immer das Gute, und nichts kann für uns gut sein, wenn es nicht gut für alle ist....
Als gegen 1880 französische Professoren eine weltliche Moral aufzustellen versuchten, sagten sie ungefähr folgendes: Gott ist eine unnütze und kostspielige Hypothese; wir unterdrücken sie, jedoch ist trotzdem notwendig - damit es eine Sittlichkeit, eine Gesellschaft und eine bürgerlich geordnete Welt überhaupt gebe -, dass einige Werte ernst genommen und als a priori bestehend angesehen werden. Es muss a priori pflichtmäßig sein, dass man ehrenhaft ist, dass man nicht lügt, dass man seine Frau nicht schlägt, dass man Kinder auf die Welt setzt usw. usw. . . ., wir werden also eine kleine Arbeit unternehmen, die erlauben wird zu zeigen, dass diese Werte trotz allem bestehen, dass sie in einem intelligiblen Himmel verzeichnet sind, wenn andererseits es auch keinen Gott gibt. Mit anderen Worten (und dies, glaube ich, ist die Gedankenrichtung von allem, was man in Frankreich Radikalismus nennt), nichts wird geändert sein, wenn Gott nicht existiert; wir werden dieselben Richtsätze von Ehrenhaftigkeit, von Fortschritt, von Menschlichkeit wiederfinden, und wir werden aus Gott eine verjährte Hypothese gemacht haben, die ruhig und von selber sterben wird.
Der Existentialist denkt im Gegenteil, es sei sehr störend, dass Gott nicht existiert, denn mit ihm verschwindet alle Möglichkeit, Werte in einem intelligiblen Himmel zu finden; es kann nichts a priori Gutes mehr geben, da es kein unendliches und vollkommenes Bewusstsein mehr gibt, um es zu denken. Nirgends steht geschrieben, dass das Gute existiert, dass man ehrenhaft sein soll, dass man nicht lügen soll; genau aus dem Grunde, weil wir auf einer Ebene uns befinden, wo es nur Menschen gibt.
Dostojewski hatte geschrieben: "Wenn Gott nicht existierte, so wäre alles erlaubt." Das ist der Ausgangspunkt des Existentialismus. In der Tat, alles ist erlaubt, wenn Gott nicht existiert, und demzufolge ist der Mensch verlassen, da er weder in sich noch außerhalb seiner eine Möglichkeit findet, sich anzuklammern. Vor allem findet er keine Entschuldigungen. Geht tatsächlich die Existenz der Essenz voraus, so kann man nie durch Bezugnahme auf eine gegebene und feststehende menschliche Natur Erklärungen geben; anders gesagt, es gibt keine Vorausbestimmung mehr, der Mensch ist frei, der Mensch ist Freiheit.
Wenn wiederum Gott nicht existiert, so finden wir uns keinen Werten, keinen Geboten gegenüber, die unser Betragen rechtfertigen. So haben wir weder hinter uns noch vor uns, im Lichtreich der Werte, Rechtfertigungen oder Entschuldigungen. Wir sind allein, ohne Entschuldigungen. Das ist es, was ich durch die Worte ausdrücken will: Der Mensch ist verurteilt, frei zu sein. Verurteilt, weil er sich nicht selbst erschaffen hat, anderweit aber dennoch frei, da er, einmal in die Welt geworfen, für alles verantwortlich ist, was er tut. Der Existentialist glaubt nicht an die Macht der Leidenschaft. Er wird nie denken, dass eine schöne Leidenschaft ein verwüstender Wildbach ist, der den Menschen unvermeidlich zu gewissen Taten führt und der deshalb eine Entschuldigung ist. Er denkt, der Mensch sei für seine Leidenschaft verantwortlich . . . Er denkt also, daß der Mensch ohne irgendeine Stütze und ohne irgendeine Hilfe in jedem Augenblick verurteilt ist, den Menschen zu erfinden.
Der Existentialismus ist nichts
anderes als eine Bemühung, alle Folgerungen aus einer zusammenhängenden
atheistischen Einstellung zu ziehen. Er versucht keineswegs, den Menschen in
Verzweiflung zu stürzen. Aber wenn man, wie die Christen, jede Haltung des
Unglaubens Verzweiflung nennt, so geht der Existentialismus von der
Urverzweiflung aus. Der Existentialismus ist mithin nicht ein Atheismus im
Sinne, dass er sich erschöpfen würde im Beweis, Gott existiere nicht. Eher
erklärt er: Selbst wenn es einen Gott gäbe, würde das nichts ändern; das ist
unser Standpunkt. Nicht, als ob wir glaubten, dass Gott existiert, aber wir
denken, dass die Frage nicht die seiner Existenz ist. Der Mensch muss sich
selber wieder finden und sich überzeugen, dass ihn nichts vor ihm selber retten
kann, wäre es auch ein gültiger Beweis der Existenz Gottes.
In diesem Sinne ist der Existentialismus
ein Optimismus, eine Lehre der Tat, und nur aus Böswilligkeit können die
Christen, ihre eigene Verzweiflung mit der unseren verwechselnd, uns zu
Verzweifelten stempeln.
Aufgaben: