Immanuel Kant (1724 - 1804)
Geboren am 22.4.1724 in Königsberg; gestorben am 12.2.1804 in Königsberg. Als viertes von neun Kindern eines Riemermeisters besuchte Kant von 1732 bis 1740 das streng pietistische Gymnasium Fridericianum in Königsberg. 1740-46 studierte er an der Königsberger Universität; danach unterrichtete er als Hauslehrer (Hofmeister) bei verschiedenen Familien in Ostpreußen. 1754 kehrte er nach Königsberg zurück, wurde zum Magister promoviert, habilitierte sich und nahm eine thematisch sehr breite Vorlesungstätigkeit auf: Logik, Metaphysik, Moralphilosophie, Mathematik, Physik, Geographie (die er als akademisches Lehrfach einführte), später noch Anthropologie, Pädagogik, Naturrecht, natürliche Theologie, gelegentlich auch Festungsbau. Seine ungesicherte wirtschaftliche Lage besserte sich aber erst 1770, als ihm endlich die Professur für Logik und Metaphysik übertragen wurde; Rufe nach Erlangen, Jena und Halle lehnte er ab. 1796 stellte er seine Vorlesungen ein, 1801 zog er sich aus den akademischen Ämtern zurück. Werke u.a.: · 1746 Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte· 1755 Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels· 1763 Der einzig mögliche Beweisgrund zu einer Demonstration des Daseins Gottes· 1764 Untersuchung über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie und der Moral· 1764 Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen· 1766 Träume eines Geistersehers, erläutert durch Träume der Metaphysik· 1770 De mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principiis (Inauguraldissertation)· 1781 Kritik der reinen Vernunft· 1783 Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können· 1785 Grundlegung zur Metaphysik der Sitten· 1786 Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft· 1787 Kritik der reinen Vernunft (zweite, wesentlich veränderte Auflage)· 1788 Kritik der praktischen Vernunft· 1790 Kritik der Urteilskraft· 1793 Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft· 1795 Zum ewigen Frieden· 1797 Metaphysik der Sitten· 1798 Streit der Fakultäten· 1798 Anthropologie in pragmatischer Hinsicht
Immanuel Kant Thema: Ethik 1. Fallen Beispiele guten Handelns unter den Begriff "SITTLICHKEIT"?
Beispiele guten Handelns fallen nicht automatisch unter den Begriff
"Sittlichkeit", denn jedes Beispiel muss erst nach den Prinzipien der
Moralität beurteil werden. Kants Verständnis des Begriffs der Sittlichkeit würde auf den Kopf
gestellt, ließe er sich von Beispielen ableiten. Eine Nachahmung findet im Sittlichen gar nicht statt, und Beispiele dienen nur zur Aufmunterung. Also haben auch Beispiele ihren positiven Zweck, in dem sie das Gesetz anschaulicher machen, "... sie setzen die Tunlichkeit dessen, was das Gesetz gebietet, ausser Zweifel....!" Katja Meinhardt
Autor: Nicole RichterDatum: 2002 Veröffentlichung: 04/2002 Hochschule/Schule: Uni Regensburg Kategorie: Hausarbeit Der kategorische Imperativ - Begriff, Funktion, Bedeutung vorgelegt von Nicole Richter Hausarbeit für das Proseminar Philosophische Fakultät I WS 2001/2002 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung Seite 3 2. Kants Verständnis von Sittlichkeit Seite 4 2.1 Die Autonomie des Willens als Ursprung der Sittlichkeit Seite 4 3. Kants Sittlichkeitsprüfung Seite 11 3.1 Zum Widerspruch in der Sittlichkeitsprüfung Seite 11 4. Zur Bedeutung des Kategorischen Imperativs Seite 14 4.1 Zur Problematik der Sittlichkeitsprüfung Seite 14 5. Schluss Seite 16 Erster Teil Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir. Die Frage ,,Was soll ich tun?" zählt Kant zufolge zu den Grundfragen der Ethik. Allein durch die Fragestellung bekundet der Mensch das Interesse an einer Aufklärung über sich selbst und erkennt die Notwendigkeit einer philosophischen Reflexion. Denn zu erkennen, was moralisch gut ist, ist nicht so selbstverständlich und eindeutig, wie wir es teilweise vermuten. Die ,,Zehn Gebote" bieten zwar eine inhaltliche Lösung an, was man tun sollte und was nicht, allerdings gelangte bald man zu der Ansicht, dass die Frage nicht zu beantworten sei, weil es in verschiedenen Zeiten und Ländern jeweils unterschiedliche moralische Vorstellungen gibt. Kant waren alle diese Antworten geläufig. Für ihn galt es, eine Lösung zu finden, die allgemeingültig und notwendig ist. Kants Lösung ist der berühmte kategorische Imperativ: ,,Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne." [2] Diese Lösung möchte ich im Rahmen meiner Hausarbeit näher erläutern. Dabei sollen die unterschiedlichen Formulierungen des kategorischen Imperativs aufgezeigt und die Begriffe ,,Maxime" und ,,Wille" des kategorischen Imperativs auf ihre Bedeutung hin untersucht werden. Weiterhin wird auf die Funktion des kategorischen Imperativs eingegangen und seine Anwendbarkeit geprüft. Denn die Relevanz einer ethischen Position sollte sich nicht nur nach ihrer theoriegeschichtlichen Wirksamkeit, sondern auch nach ihrer Hilfe bei aktuellen moralischen Problemen bemessen werden. Dabei sollen auch die Beispiele, die Kant selbst angibt, einer genauen Analyse unterzogen werden. Im letzten Abschnitt werde ich auf die Abgrenzung Kants von anderen ethischen Positionen hinweisen und im Schlussteil das Thema Bioethik kurz ansprechen, da in diesem Bereich fundamentale Fragen gestellt werden, die mögliche Leistungen und Grenzen der kantischen Ethik aufzeigen. Zweiter Teil 2.1 Die Autonomie des Willens als Ursprung der Sittlichkeit Nach Immanuel Kant ist ,,ein jedes Ding der Natur" [3] Gesetzen unterworfen. Allein vernünftige Wesen sind in der Lage, nach Vorstellungen von Gesetzen oder Prinzipien zu handeln. Das Vermögen, nach diesen Vorstellungen zu handeln, wird auch als Wille bezeichnet, so dass der Wille nichts anderes ist als praktische Vernunft. Kant kommt es darauf an, dass der Wille durch Gründe a priori in seinem Handeln bestimmt wird und nicht durch bereits festgelegte Werte und Normen. Die Einhaltung von Gesetzen und Normen ermöglicht zwar ein sittlich richtiges Verhalten, führt aber weder zum sittlich Guten noch zur Begründung von Moralität. Die entscheidende Voraussetzung, überhaupt sittlich gut handeln zu können, ist die Autonomie des Willens. Kant bemerkt, dass ,,...ein vernünftiges [...] Wesen [...] die Kausalität seines eigenen Willens niemals anders als unter der Idee der Freiheit denken" kann, denn ,,...mit der Freiheit ist [...] der Begriff der Autonomie unzertrennlich verbunden, mit diesen aber das allgemeine Prinzip der Sittlichkeit." [4] Da die Vernunft den Willen bestimmt, werden Handlungen, die als objektiv notwendig erkannt werden, auch subjektiv obligat. Kant gesteht jedoch ein, dass der Wille gewissen subjektiven Bedingungen oder Triebfedern (wie z.B. Neigungen) unterworfen ist, ,,...die nicht immer mit den objektiven übereinstimmen." [5] Folglich muss der Wille ,,...durch Gründe der Vernunft" [6] mit einem Gebot genötigt werden, da er ,,...seiner Natur nach nicht notwendig folgsam ist". [7] Die Formeln der Gebote nennt Kant Imperative. Imperative sind sprachliche Figuren, ,,...in der die Vernunft ihr objektives Gesetz dem subjektiv unvollkommenen Willen gegenüber ausspricht und es zur Geltung bringt". [8] Kant unterscheidet zwei Arten von Imperativen. Den hypothetischen Imperativ und den kategorischen Imperativ. Der hypothetische Imperativ wird auch Imperativ der Geschicklichkeit genannt, da er angewendet wird, um einen bestimmten Zweck zu erreichen. Für Kant hat dieser Imperativ nur eine beratende Bedeutung, weil nicht die Vernunft, sondern nur der pragmatische Verstand gebraucht wird, um geeignete Mittel zur Erreichung eines beliebigen Zweckes zu finden. Ein hypothetischer Imperativ könnte z.B. lauten: Wenn du gesund werden willst, musst du das Rauchen aufgeben. Da solche Imperative weder notwendig noch allgemeingültig sind, können sie auch nicht als Beurteilungskriterium für die Moralität dienen, weil ,,...im Gegensatz zur überlieferten Moralphilosophie [...] das schlechthin Gute nicht in einem höchsten Gegenstand des Willens, [...] sondern im guten Willen selbst" {9] besteht. Das bedeutet, dass das der gute Wille allein durch das Wollen an sich gut ist und seinen Wert nicht am Zweck einer Handlung bestimmen darf. Um den guten Willen genauer zu definieren, führt Kant den Pflichtbegriff ein. Der gute Wille ist nämlich nur dann an sich gut, wenn er durch Pflicht bestimmt wird. Kant unterscheidet zwischen pflichtgemäßen Handlungen und Handlungen aus Pflicht. Pflichtgemäße Handlungen sind nicht als moralisch, sondern nur als legal anzusehen, da sie von irgendwelchen Bestimmungsgründen abhängen, aus denen man die Pflicht befolgt. Für Kant hat ,,...eine Handlung aus Pflicht [...] ihren moralischen Wert nicht in der Absicht, welche dadurch erreicht werden soll, sondern in der Maxime, nach der sie beschlossen wird." [10] Folglich ist für Kant das Handeln aus Pflicht entscheidend. Solche Handlungen aus Pflicht lassen sich nicht von bestimmten Neigungen oder Zwecken, sondern von Maximen leiten. Für die Beurteilung der Moralität stellt Kant daher den kategorischen Imperativ als höchstes Beurteilungskriterium auf, [11] der nicht die Materie der Handlung, sondern die Form und das Prinzip des Handelns betrifft. [12] Die unterschiedlichen Formulierungen des kategorischen Imperativs werde ich im nächsten Abschnitt näher erläutern. 2.2 Das moralische Gesetz und dessen Formel, der Kategorische Imperativ 2.2.1 Die allgemeine Formel des Kategorischen Imperativs Der kategorische Imperativ stellt kein sittlich neutrales Angebot dar, sondern fordert eine bestimmte Form des Handelns, die ohne jede Einschränkung gültig ist. [13] Die erste Formel des kategorischen Imperativs, die häufig auch ,,Grundformel" genannt wird, formuliert Kant folgendermaßen: ,,...handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde." [14] Kant fordert die vernünftigen Wesen also auf, eine Maxime (d.h. einen subjektiven Vorsatz) zu formulieren, welche einer Handlung zu Grunde liegen soll. Diese Maxime, die von vornherein gar nicht moralisch sein muss, soll anschließend auf ihre Verallgemeinerungsfähigkeit überprüft werden. Kann ich wollen, dass meine Maxime zum allgemeinen Gesetz wird? Meine Maxime könnte zum Beispiel lauten: Auf die Justiz ist kein Verlass, darum räche ich mich selber, wenn mir jemand Unrecht zufügt. Jetzt soll ich nach Kant diese Maxime verallgemeinern und sie mir als allgemeines Gesetz vorstellen. Kann ich wollen, dass es ein Gesetz gibt, dass jedem Selbstjustiz zugesteht, der sich im Unrecht fühlt? Wenn ich ein solches Gesetz wirklich will, muss ich auch wollen, dass sich jeder an mir rächt, der sich in irgendeiner Weise ungerecht von mir behandelt fühlt. Da dieses Wollen aber nicht mit meiner Vernunft in Einklang zu bringen ist, kann meine Maxime auch nicht moralisch sein. Der kategorische Imperativ fordert also eine ,,formale" Willensbestimmung, die als oberste Norm Allgemeinheit und Notwendigkeit beansprucht. Die jeweils persönliche Maxime muss so gestaltet werden, ,,dass dieser Willensorientierung jedes vernünftige Wesen zustimmen könnte." [15] Kant fügt dem ,,Grundgesetz der moralisch-praktischen Vernunft" noch weitere Formeln hinzu, obwohl man seiner Meinung nach besser daran tut, ,,wenn man in der sittlichen Beurteilung immer nach der strengen Methode verfährt, und die allgemeine Formel des kategorischen Imperativs zum Grunde legt." [16] Die verschiedenen Formeln des kategorischen Imperativs sind demnach äquivalent, aber hierarchisch geordnet und bedürfen einer kurzen Erläuterung.
2.2.2 Die Naturgesetz-Formel Die Naturgesetz-Formel des kategorischen Imperativs besagt, dass die Naturgemäßheit der Maxime ihre Moraltauglichkeit indiziert. ]17] ,,Handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen Willen zum allgemeinen Naturgesetz werden sollte." [18] Jedoch haben empirisch-wahrnehmbare Naturerscheinungen für Kant nur geringe Bedeutung. Die sinnliche Natur ist für Kant unabwendbar mit Heteronomie verbunden. Darum muss die Phantasie des reinen Willens eine übersinnliche Natur entwerfen, deren Gesetze von sämtlichen empirischen Bedingungen unabhängig sind und somit zur Autonomie der reinen Vernunft gehören. [19] Ich muss mich also in den Stand des Urhebers der Natur versetzen und mir eine Naturordnung vorstellen, die in sich widerspruchsfrei ist und einen sinnvollen Entwurf von Handlungsplänen ermöglicht. Dann kann ich ,,aus der Eignung der Maxime, sich in [diese] Naturordnung einzufügen, auf ihre Einfügbarkeit in die reine praktische Vernunftordnung [...] folgern." [20] Allerdings reicht die Naturformel nicht aus, die moralische Güte einer Maxime festzustellen. Es ist nach Kant zwar möglich, die Pflichtgemäßheit einer Maxime an ihrer Naturgemäßheit abzuleiten, nicht aber, ob die Maxime auch aus Pflicht gefasst wurde. Das menschliche Denken ist auch nicht auf die Illustration des moralischen Gesetzes durch die Naturgesetzvorstellung angewiesen. Kant erklärt dazu, dass die Sonderformeln lediglich helfen sollen, ,,das Prinzip der Sittlichkeit vorzustellen [...] und dadurch dem Gefühle näher zu bringen." [21] Um die Naturgesetzfassung des kategorischen Imperativs besser zu veranschaulichen, verwendet Kant vier Beispiele, die sich folgendermaßen aufteilen lassen: I.) vollkommene Pflichten (ihre Verletzung ist denkwidrig)
II.) unvollkommene Pflichten (ihre Verletzung ist
willensunstimmig, unzweckmäßig)
2.2.3 Die Menschheits-Zweck-Formel Die dritte Formel des kategorischen Imperativs lautet: ,,Handle so,
dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person, als in der Person eines
jeden andern, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel
brauchest."
[22] Für das Verständnis dieser Version sind die Begriffe ,,Mittel" und
,,Zweck" ausschlaggebend. Für Kant benötigen alle materialen Zwecke
unterschiedliche Mittel zu ihrer Erreichung. Aus diesem Grunde unterliegen
die materialen Zwecke dem hypothetischen Imperativ und können somit auch
niemals Zwecke an sich sein. Lediglich ,,der Mensch, und überhaupt
jedes vernünftige Wesen, existiert als Zweck an sich selbst, nicht bloß
als Mittel zum beliebigen Gebrauche für diesen oder jenen Willen, sondern
muss in allen seinen, sowohl auf sich selbst, als auch auf andere
vernünftige Wesen gerichteten Handlungen jederzeit zugleich als
Zweck betrachtet werden." [23] Das
bedeutet, dass ich mein Handeln an der Perspektive des Selbstzweckes
prüfen muss, da ich, wenn ich den Selbstzweck oder Selbstwert anderer
Personen nicht anerkenne, auch mein eigenes Menschsein missachte. Da der
Mensch Freiheit besitzt, verfügt er nach Kant auch über Würde, die ihm
nicht durch die Betrachtung als Mittel genommen werden darf. Zweifellos
kann man niemals ganz auf das Mittel in einem Menschen verzichten, denn
Kant sagt auch ausdrücklich, dass man den Menschen ,,niemals bloß
als Mittel" und nicht ,,niemals als Mittel" betrachten sollte. Genauer
gesagt darf ich durchaus einen Menschen für meine eigenen Zwecke
gebrauchen, allerdings nur, wenn sich meine Maxime mit der menschlichen
Würde vereinbaren lässt und sie weder beeinträchtigt noch vollständig
beraubt. Kant spielt nun diese Version an den bereits erwähnten Beispielen
durch: 2.2.4 Die Autonomie-Formel Die vierte Formulierung des kategorischen Imperativs lehnt sich nicht nur stark an die allgemeine Formel des kategorischen Imperativs an, sondern weist auch noch große Nähe zum Grundgesetz der reinen praktischen Vernunft auf, welches bereits in der Einleitung erwähnt wurde. ,,[Handle]...nur so, dass der Wille durch seine Maxime sich selbst zugleich als allgemein gesetzgebend betrachten könne." [30] Folglich hat mein Wille die Fähigkeit zur Autonomie, d.h. ich kann meinen Willen selbst bestimmen und aus der Fülle der Handlungsmöglichkeiten die moralische auszuwählen. ,,Moralität besteht also in der Beziehung aller Handlung auf die Gesetzgebung" [31] Heteronomie hingegen lässt hypothetische Imperative möglich werden: ,,ich soll etwas tun darum, weil ich etwas anderes will." [32] Dem kategorischen Imperativ ist es aber angemessen, dass ich nichts anderes will als das, was ich tun soll. 2.2.5 Die ,,Reich der Zwecke"-Formel Auch in dieser Formulierung ist die Autonomie des Menschen von Bedeutung. Der Handelnde soll sich und seine Mitmenschen als Gesetzgeber und als Bürger zugleich im Reich der Zwecke deuten. Das Reich der Zwecke ist Kants moralisches Ideal einer Gemeinschaft, in der alle vernünftigen Wesen unter dem Gesetz stehen, sich selbst und andere niemals nur als Mittel, sondern jederzeit zugleich als Zweck zu behandeln. ,,Demnach muss ein jedes vernünftige Wesen so handeln, als ob es durch seine Maximen jederzeit ein gesetzgebendes Glied im allgemeinen Reiche der Zwecke wäre." [33] Der Zustand der Autonomie bedeutet in diesem Fall, dass sich die Bürger einer moralischen Willensgemeinschaft selbst dazu verpflichten, ihre eigene gemeinsame Gesetzgeberrolle als Maßstab für die Wahl der Maximen zu benutzen. Wenn die Maximen der Handlungen unter der Perspektive der Selbstgesetzgebung für das Reich der Zwecke, dem sich die Handelnden als zugehörig begreifen, gewählt werden, dann dürfen jene Maximen und die entsprechenden Handlungen Moralität beanspruchen. 2.2 ,,Maxime" und ,,Wille" im Kategorischen Imperativ In diesem Abschnitt möchte ich anhand einiger Zitate aus der ,,Grundlegung zur Metaphysik der Sitten" und der ,,Kritik der praktischen Vernunft" noch einmal die zentralen Begriffe ,,Maxime" und ,,Wille" des kategorischen Imperativs kurz erläutern. a) Maxime Unter Maximen versteht Kant subjektive Prinzipien des Wollens bzw. subjektive Grundsätze des Handelns, welche von Individuum zu Individuum verschieden sind. ,,Praktische Grundsätze sind Sätze, welche eine allgemeine Bestimmung des Willens enthalten, die mehrere praktische Regeln unter sich hat. Sie sind subjektiv oder Maximen, wenn die Bedingung nur als für den Willen des Subjekts gültig von ihm angesehen wird." [34] Die Maxime ist für die Bewertung von Moralität zentral, da eine Handlung aus Pflicht ihren moralischen Wert nicht in der Absicht hat, ,,sondern in der Maxime, nach der sie beschlossen wird." [35] Für Kant ist ,,die Tauglichkeit einer Maxime eines jeden guten Willens, sich selbst zum allgemeinen Gesetze zu machen, [...] selbst das alleinige Gesetz, das sich der Wille eines jeden vernünftigen Wesen selbst auferlegt, ohne irgend eine Triebfeder und Interesse derselben als Grund unterlegen." [36] b) Wille Wenn Kant von der ,,Maxime deines Willens" spricht, so versteht er unter ,,Willen" ein Vermögen, ,,der Vorstellung gewisser Gesetze gemäß sich selbst zum Handeln zu bestimmen." Weiterhin definiert er den Willen als ein Vermögen, ,,den Vorstellungen entsprechende Gegenstände entweder hervorzubringen, oder doch sich selbst zu Bewirkung derselben [...] d.i. seine Kausalität zu bestimmen." [37] Da nur vernünftige Wesen einen Willen haben und ,,zur Ableitung der Handlungen von Gesetzen Vernunft erfordert wird, so ist der Wille nichts anderes als praktische Vernunft. [38] (vgl. dazu auch Kapitel 2.1) Ferner ist der Wille ,,ein Vermögen, nur dasjenige zu wählen, was die Vernunft, unabhängig von der Neigung, als praktisch notwendig, d.i. als gut erkennt." [39] Dritter Teil Nachdem die unterschiedlichen Formulierungen des kategorischen Imperativs geklärt sind, soll nun untersucht werden, wie anhand des Widerspruchs die Sittlichkeit einer Maxime festzustellen ist. Dazu sollen auch drei Anwendungsbeispiele Kants einer genauen Analyse unterzogen werden. 3.1 Zum Widerspruch in der Sittlichkeitsprüfung 3.1.1 Maximenwiderspruch Eine Möglichkeit des Widerspruchs ist für Kant, dass eine Maxime sich selbst widerstreitet. Dies stellt nach den Worten Kants eine ,,innere Unmöglichkeit" [40] dar, weil eine solche Handlung so beschaffen sind, ,,dass ihre Maxime ohne Widerspruch nicht einmal als allgemeines Naturgesetz gedacht werden kann." [41] Ich kann also, da ich die betreffende Maxime nicht einmal als Naturgesetz denken kann, die Maxime schon gar nicht wollen. Der Maximenwiderspruch liegt ferner dann vor, wenn eine Maxime ,,als Regel für den Willen eines jeden vernünftigen Wesens, in einer und derselben Maxime, mit sich selbst nicht zusammen stimmen könne." [42] 3.3.2 Wollenswiderspruch Im zweiten Fall kann ich die Maxime zwar als allgemeines Naturgesetz denken, aber unmöglich wollen, dass sie ein allgemeines Naturgesetz wird, ,,weil ein solcher Wille sich selbst widersprechen würde." [43] Kant sagt auch ausdrücklich: ,,Man muss wollen können, dass eine Maxime unserer Handlung ein allgemeines Gesetz werde." [44] Schnoor stellt fest, dass in beiden Fällen ein Widerspruch das ,,wollen können" ausschließt und sich die Maxime folglich als nicht tauglich erweist. [45] 3.2 Kants Anwendungsbeispiele 3.2.1 Fall 1: Selbstmord Ein Mensch, der durch eine hoffnungslose Anzahl an Übeln dem Leben überdrüssig geworden ist, möchte sich das Leben nehmen. Da er aber noch im Besitz seiner Vernunft ist, kommt er der Forderung des kategorischen Imperativs nach, indem er versucht, sich seine Maxime: ,,ich mache es mir aus Selbstliebe zum Prinzip, wenn das Leben bei seiner längern Frist mehr Übel droht, als es Annehmlichkeiten verspricht, es mir abzukürzen" [46] als allgemeines Naturgesetz vorzustellen. Das Experiment würde ergeben, dass die Maxime der Selbstliebe sowohl die Erhaltung des Lebens beinhaltet, als auch die Zerstörung von Leben. Würde man die Maxime zum allgemeinen Naturgesetz erheben, ,,dann wäre eine mit sich selbst im Streit liegende Gesetzgebung die Folge." [47] Die Maxime ist also nicht gesetzesfähig und deswegen auch nicht moralisch sein, denn ,,wenn die Maxime der Handlung nicht so beschaffen ist, dass sie an der Form eines Naturgesetzes überhaupt die Probe hält, so ist sie sittlich unmöglich." [48] Kant zeigt jedoch in seinem Beispiel nicht, dass ,,Selbstliebe" das Prädikat ,,lebensbefördernd" enthält und das Prädikat ,,lebensbefördernd" das Prädikat ,,nicht lebensbeendend" beinhaltet. Die Maxime der Selbstliebe wird daher zirkulär begründet und widerspricht dem kantischen Anspruch, sich selbst einer Prüfung durch den kategorischen Imperativ zu unterziehen. 3.2.2 Fall 2: Bruch eines Rückzahlungsversprechens Dieses Beispiel handelt von einem Menschen, der sich Geld leihen möchte, obwohl er weiß, dass er es nie zurückzahlen kann. Da er aber noch über ein Gewissen verfügt, versucht er seine Maxime ,,wenn ich mich in Geldnot zu sein glaube, so will ich Geld borgen, und versprechen, es zu bezahlen, ob gleich ich weiß, es werde niemals geschehen" [49] als allgemeines Gesetz zu denken. Das Ergebnis des Experimentes, wäre, dass in der Natur ein solches Gesetz die Bedingungen seiner Gültigkeit selbst zunichte machen würde, weil ohnehin keiner mehr einem anderen Menschen Geld leihen würde. Folglich kann die Maxime auch nicht moralisch sein. Damit argumentiert Kant aber mit der sonst so strikt abgelehnten Erfahrung für die Unsittlichkeit eines falschen Versprechens. Weiterhin ist an diesem Beispiel kritisch anzumerken, dass Kant die Unsittlichkeit eines falschen Versprechens auch teleologisch mit den Folgen eines Gesetzes begründet, welche die oben genannte Maxime zum Inhalt hätte. 3.2.3 Fall 3: Das ,,rostende" Talent Im dritten und letzen Fall, der hier angesprochen werden soll, handelt es sich um einen Menschen, der bemerkt, dass er von der Natur mit einem besonderen Talent ausgestattet wurde. Er lebt jedoch unter bequemen Umständen und zieht es vor, sich lieber dem Genuss hinzugeben, als sich mit der Kultivierung seiner Naturanlagen zu befassen. Da er aber noch über ein Pflichtbewusstsein verfügt, fragt er sich, ob sich seine Maxime der Bequemlichkeit, auch als allgemeines Naturgesetz denken lässt. Das Gesetz könnte zum Beispiel so lauten: Talente müssen nicht ausgebildet werden, wenn ihre Kultivierung mit Mühsalen verbunden ist. In diesem Fall wäre die Natur aber im Widerspruch zu ihrer eigenen Absicht, dass alle Vermögen der Menschen ausgebildet werden, ,,weil sie ihm doch zu allerlei möglichen Absichten dienlich und gegeben sind." [50] Die Maxime der Bequemlichkeit ist also deshalb nicht moralisch, weil sie nicht als allgemeines Naturgesetz gewollt werden kann. Problematisch finde ich in diesem Fall, das Kant behauptet, dass ein vernünftiges Wesen notwendig will, dass alle Vermögen in ihm entwickelt werden. Zunächst bleibt auch unbewiesen, dass man notwendig alle Talente in sich kultiviert haben will. Kant spricht auch nur von Fähigkeiten, die lediglich ,,möglichen Zwecken" dienlich sind, aber keine Pflicht begründen können. [51] 3.2.4 Unterlassene Hilfeleistung Das letzte Beispiel handelt von der Pflicht, anderen Menschen zu helfen. Kant untersucht die Maxime, aus Gleichgültigkeit notbedürftigen Menschen die Hilfe zu verweigern. Obwohl eine solche Maxime als Naturgesetz durchaus denkbar ist, kann ein Wille ein solches Prinzip der Natur unmöglich wollen, weil er ,,sich selbst alle Hoffnung des Beistandes, den er sich wünscht, rauben würde." [52] Das Postulat, dass jeder Mensch Hoffnung auf Beistand hat, wird von Kant aber nicht bewiesen. Weiterhin argumentiert Kant auch in diesem Beispiel teleologisch, indem er zur Begründung der Unsittlichkeit der Maxime auf die Folgen eines solchen Naturgesetzes hinweist. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich Kant überraschenderweise in der Untersuchung seiner Beispiele selbst widerspricht. Somit wird er dem Anspruch, den er in seinem Text erhebt, nicht gerecht. Vierter Teil 4.1 Zur Problematik der Sittlichkeitsprüfung 4.2. Die Abgrenzung Kants von anderen ethischen Positionen Die vorkantische Philosophie war in ihrer unkritischen Haltung stets geneigt, als rationale Theologie, Kosmologie und Psychologie so über Ideen zu handeln, als ob diese Wirklichkeit wären. So schloss man beispielsweise aus der Einheit und Einfachheit der Seele auf ihre Unzerstörbarkeit und daraus wiederum auf ihre Unsterblichkeit. [54] Außerdem nahm man an, dass sich das Bewusstsein nach den Dingen richtet und sich verändert, je mehr man sieht und erkennt. Dieses Denken wurde von Kant ,,revolutioniert". Die reinen Ideen sind nicht länger konstitutiv, sondern regulativ, d.h. nicht länger auf Wirkliches gerichtet, sondern auf die Einheit und dem Zielpunkt der gesamten Erkenntnis. Der Zielpunkt selbst kann nicht erkannt werden, sondern bleibt Norm und wird als mögliches Ideal gedacht. Da die Behauptung Kants so radikal war, wie einst die von Kopernikus, ging sie auch unter dem Begriff ,,Kopernikanische Wende" in die Philosophiegeschichte ein. ,,Durch die kopernikanische Wende wird erreicht, dass die Struktur des erkennenden Subjekts a priori die Struktur der erkannten Gegenstände bestimmt." [55] Der Verstand schreibt also den sinnlichen Eindrücken die Gesetze vor, in denen man sie wahrnehmen kann. Für die praktische Philosophie versucht Kant den Nachweis zu bringen, dass es ethische Normen gibt, die ebenfalls a priori und für alle vernünftigen Wesen gleichermaßen gelten. A priori ist für Kant nur eine ethische Norm, die subjektive Erfahrungen wie zum Beispiel das Streben nach Glückseligkeit abstrahiert. Die einzige verbindliche Norm der Kantischen Ethik ist der kategorische Imperativ. Er ist im Gegensatz zu den ,,Zehn Geboten" so abstrakt, dass er sich zwar der Materie enthält, dennoch aber für jede Handlung verbindlich ist. ,,Auf dieses Gesetz ist die praktische Vernunft durch und in sich selbst gekommen, es ist der höchste Gipfel, den die Vernunft überhaupt zu erreichen vermag, und dieser liegt in ihr selbst." [56] Die einzige mögliche Form einer Ethik beruht also auf Autonomie, der Selbstgesetzgebung aus und durch Vernunft, und aus dieser Fähigkeit zur Selbstgesetzgebung resultiert für Kant die Menschenwürde. Fünfter Teil Freiheit ist aber auch die einzige unter allen Ideen der spekulativen Vernunft, wovon wir die Möglichkeit a priori wissen, ohne sie jedoch einzusehen, weil sie die Bedingung des moralischen Gesetzes ist, welches wir wissen. [57] Abschließend lässt sich feststellen, dass es schon außerordentlich befremdend ist, die moralische Beurteilung einer Handlung auf eine formale Ebene zu heben, die mit der Realität nicht mehr viele Gemeinsamkeiten aufweist. Die unterschiedlichen Weltbilder, die von ihren jeweiligen Philosophien und Sprachen geprägt sind, lassen den Versuch eigentlich gleich wieder scheitern. Der Anspruch Kants auf Allgemeingültigkeit lässt sich folglich kaum verwirklichen, da die praktische Relevanz des kategorischen Imperativs bereits im mitteleuropäischen Kulturkreis in Frage gestellt ist. Vielleicht berühren manche Fragen auch Bereiche, die mit dem moralischen Gesetz nicht beantwortet werden können. Anstatt zum Beispiel in der Bioethik zu fragen ,,Was soll ich tun?" ,,Darf ich Menschen klonen?" müsste zuerst geklärt werden, was der Mensch überhaupt ist und wie man ,,Leben" definieren kann. Die Fragen, die sich hier stellen sind folgende: Ist der kategorische Imperativ bei wichtigen Handlungsentscheidungen überhaupt von Bedeutung? Brauchen wir den kategorischen Imperativ zur Beurteilung von Moralität? Was dominiert unser Verhalten? Ich bezweifle, dass der kategorische Imperativ bei allen aktuellen Problemen helfen kann. Dennoch ist es meiner Ansicht nach möglich, jede Handlung einer moralischen Beurteilung durch den kategorischen Imperativ zu unterziehen. Somit besitzt Kants Ethik durchaus noch Aktualität, die sich nicht an der Anzahl der Menschen bemessen darf, die nach ihr handeln. Schließlich zählt Kants Ethik zu den wichtigsten und wirkmächtigsten der gesamten Philosophiegeschichte, so dass schon aus diesem Grund gewollt werden kann, dass die Beschäftigung mit ihr zum allgemeinen Gesetz werde. Literaturverzeichnis Höffe, Otfried: Immanuel Kant, München, 2000 Kant, Immanuel: Kritik der praktischen Vernunft/Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, Frankfurt am Main, 2000 Kaulbach, Friedrich: Immanuel Kants ,Grundlegung zur Metaphysik der Sitten', Darmstadt, 1988 Kaulbach, Friedrich: Das Prinzip Handlung in der Philosophie Kants, Berlin/New York, 1978 Ludwig, Ralf: Kant für Anfänger: Der kategorische Imperativ, München, 1996 Schnoor, Christian: Kants Kategorischer Imperativ als Kriterium der Richtigkeit des Handelns, Tübingen, 1989 Schultz, Uwe: Immanuel Kant, Reinbek bei Hamburg, 1995 http://www.philosophie.uni-Mainz.de/huetig/KommentarKantEthik.htm 1 Kant, Immanuel: Kritik der praktischen Vernunft, S. 300, Frankfurt am Main, 2000 2 Ebenda, S. 140 3 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 41, Frankfurt am Main, 2000 4 Ebenda, S. 88-89 5 Ebenda, S. 41 6 Ebenda, S. 41 7 Ebenda, S. 41 8 Kaulbach, F.: Immanuel Kants ,Grundlegung zur Metaphysik der Sitten', S. 55, Darmstadt, 1988 9 Höffe, Otfried: Immanuel Kant, S. 178, München, 2000 10 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 26, Frankfurt am Main, 2000 11 vgl. Höffe, Otfried: Immanuel Kant, S. 181, München, 2000 12 vgl. Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 45, Frankfurt am Main, 2000 13 vgl. Höffe, Otfried: Immanuel Kant, S. 182, München, 2000 14 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 51, Frankfurt am Main, 2000 15 Baumanns, Peter: Kants Ethik, S. 58, Würzburg, 2000 16 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 70, Frankfurt am Main, 2000 17 vgl. Baumanns, Peter: Kants Ethik, S. 61, Würzburg, 2000 18 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 51, Frankfurt am Main, 2000 19 vgl. Kant, Immanuel: Kritik der praktischen Vernunft, S. 156, Frankfurt am Main, 2000 20 Baumanns, Peter: Kants Ethik, S. 61, Würzburg, 2000 21 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 69, Frankfurt am Main, 2000 22 Ebenda, S. 61 23 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 59-60, Frankfurt am Main, 2000 24 Ebenda, S. 61 25 Ebenda, S. 62 26 Ebenda, S. 62 27 Ebenda, S. 62-63 28 vgl. Kaulbach, F.: Immanuel Kants ,Grundlegung zur Metaphysik der Sitten', S. 79, Darmstadt, 1988 29 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 63, Frankfurt am Main, 2000 30 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 67, Frankfurt am Main, 2000 31 Ebenda, S. 67 32 Ebenda, S. 75 33 Ebenda, S. 72 34 Kant, Immanuel: Kritik der praktischen Vernunft, S. 125, Frankfurt am Main, 2000 35 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 26, Frankfurt am Main, 2000 36 Ebenda, S. 80 37 Kant, Immanuel: Kritik der praktischen Vernunft, S. 120, Frankfurt am Main, 2000 38 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 41, Frankfurt am Main, 2000 39 Ebenda, S. 41 40 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 55, Frankfurt am Main, 2000 41 Ebenda, S. 54-55 42 Kant, Immanuel: Kritik der praktischen Vernunft, S. 125, Frankfurt am Main, 2000 43 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 55, Frankfurt am Main, 2000 44 Ebenda, S. 54 45 vgl. Schnoor, Christian: Kants Kategorischer Imperativ als Kriterium der Richtigkeit des Handelns, S. 114, Tübingen, 1989 46 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 52, Frankfurt am Main, 2000 47 Kaulbach, F.: Immanuel Kants ,Grundlegung zur Metaphysik der Sitten', S. 67, Darmstadt, 1988 48 Kant, Immanuel: Kritik der praktischen Vernunft, S. 189, Frankfurt am Main, 2000 49 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 53, Frankfurt am Main, 2000 50 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 54, Frankfurt am Main, 2000 51 vgl. Schnoor, Christian: Kants Kategorischer Imperativ als Kriterium der Richtigkeit des Handelns, S. 160, Tübingen, 1989 52 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 54, Frankfurt am Main, 2000 53 Kant, Immanuel: Kritik der praktischen Vernunft, S. 194, Frankfurt am Main, 2000 54 vgl. Schultz, Uwe: Kant, Reinbek bei Hamburg, S. 107, 1995 55 Ebenda, S. 99 56 Ebenda, S. 115 57 Kant, Immanuel: Kritik der praktischen Vernunft, S. 108, Frankfurt am Main, 2000
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Autorin: Christiane Bönisch Immanuel Kant - Gerechtigkeit in der Staats- und Rechtsphilosophie( Naturzustand) Lebte von 1724-1804 Kants oberstes Prinzip ist es, dass jeder Mensch vernünftig ist Autor: Marco Boehm Datum: 2001 Veröffentlichung: 03/2001 Benotung: unbenotet Hochschule/Schule: Flensburg Kategorie: Hausarbeit Notiz des Autors: Ein weiter Überblick, der jedoch nicht im Schwerpunkt auf die Kritiken eingeht. Wenig Literaturzitate
Universität Flensburg Schriftliche Ausarbeitung zum Seminar Schriftliche Ausarbeitung zum Seminar Thema: Immanuel Kant - ein Leben - ,,Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" Inhaltsverzeichnis I. Einleitung [33] II. Eine bewegte Zeit - kurzer historischer Abriss [44] III. Mehr als Immanuel Kants Heimatstadt - Königsberg [77] IV. Ein Kind (in) Königsberg(s) - Kants ,,Schuljahre" [88] V. Ein junger Mann sucht seinen Weg - Kants ,,Studienjahre" 99 VI. Der Weg zur Kritik - Kants ,,Magisterjahre" [1111] VII. Die kritische Phase - Kants "Schaffensjahre" [1414] VIII. Der Mensch Kant - Homo Cant [1818] VIII.1 Kant und die Privatsphäre
[1818] IX. ,,Es ist gut." [2525] X. Resümee [2626] (Siehe http://www.hausarbeiten.de/archiv/philosophie/philo-text14/ ) Anhang: II1. Glossar II 1.1 Personenverzeichnis II 1.2 Sachverzeichnis VV 2. Bibliographie XIIXII 3. Literaturverzeichnis XIVXIV I. Einleitung ,,Vollkommende Kunst wird wieder zur Natur." Kant VI 754 Immanuel Kant im Rahmen einer kurzen Abhandlung darzustellen scheint aussichtslos. Nicht nur die überlieferten Facetten der Person Kant scheinen kaum darstellbar, sondern vielmehr sein komplexes und sich entwickelndes Werk. Zu allen Zeiten wurden Kants philosophische Ansichten diskutiert. Bereits in den 1790ern, kaum zehn Jahre nach dem Erscheinen der ,,Kritik der reinen Vernunft" gab es bereits über 200 Schriften zur Kantischen Philosophie [1]. Damals wurde sie gar zu einer Modeerscheinung. 1790 wird bemerkt, dass Kants Schriften sich in Damenboudoirs fänden und dass die Friseure sich ihrer Terminologie bedienten. [2] Doch durch seine rationalistische heimatverbundene, aber dennoch welt- und glaubensoffene Denkrichtung der Aufklärung (Voraussetzung für den Deutschen Idealismus [3] ) erfuhr Kant auch Widerstand; 1794 in Form einer Kabinettsordre des königlichen Kabinetts um Friedrich Wilhelm II., der Kants Religionsphilosophie im Werk ,,Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft" zensierte. Es kam zu Verboten Kants Lehren öffentlich vorzutragen (und zur Entlassung eines Professors, der dies dennoch tat). Letztlich setzte sich Kants Gedankengut durch, überstand gar das III. Reich, um heutzutage vieldiskutiert, ohne an Aktualität eingebüßt zu haben, als epochales Werk zu gelten, das den Ausgangspunkt für die meisten neuen philosophischen Richtungen der Deutschen Philosophie [4] bildete.In dieser Arbeit soll der Lebensweg Kants nachgezeichnet werden, um seine Publikationen im Lebensumfeld verstehen zu können. Seine Veröffentlichungen können nur in diesem engen Kontext betrachtet werden, wobei insbesondere die ,,Kritiken" sowie die gesamte kritische Phase sehr flüchtig angeschnitten werden. Vielmehr wird im folgenden der Frage nachgegangen: Wie bewegte sich Kant in seiner Zeit und was beeinflusste ihn direkt? II. Eine bewegte Zeit - kurzer historischer Abriss ,,Die Natur will unwiderstehlich, dass das Recht zuletzt die Obergewalt erhalte." Kant VI 225 Das 17. und 18. Jahrhundert war durch den Absolutismus, mit seiner von Gott eingesetzten Monarchie, seinem merkantilen Wirtschaftssystem [5] und seiner Kriegspolitik der stehenden Heere So lösten sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts viele europäische Fürsten/ Könige von der Kirche aus Angst vor einem Aufbegehren im Volk durch die offensichtlichen wirtschaftlichen Defizite des Absolutismus und entwickelten aus der Willkür ihrer klerikal gestützten absolutistischen Macht einen aufgeklärten Absolutismus wobei sie sich als Diener des Staates bezeichneten. Das bedeutete insbesondere menschwürdiges Strafrecht (Gleichheit vor dem Gericht) ohne Folter und Aufhebung der Leibeigenschaft. Zudem wurde eine Art der Pressefreiheit (in Preußen) eingeführt, sowie das Schul- und Bildungswesen gefestigt. Dennoch blieb das Volk ohne Mitbestimmung. Wichtige Vertreter dieser Regierungsform waren in Preußen Friedrich Wilhelm I. [10] (Soldatenkönig) und Friedrich II. von Preußen [11] (Friedrich der Große). Mit Friedrich Wilhelm II. [12], dem Nachfolger Friedrich II. erfuhr die scheinbare Entwicklung zu einem aufgeklärten Rechtsstaat einen Stillstand, der selbst Jahre später mit der Märzrevolutionevolution von 1848 noch aktuell war. Der Versuch des Erlasses ,,Preußisches Allgemeines Landrecht" (ALR) mit seinen 19.000 Einzelparagraphen stiftete Verwirrung. Durch neue Gesetze schien ein Fortschritt erzielt worden zu sein, jedoch wurde die altständische Gesellschaft durch sie wieder verstärkt berücksichtigt, so dass alte Regierungs- und Verwaltungsformen intensiviert wurden. [Kant erfuhr die Entwicklung in Form der preußischen Zensurbehörde.] Erst 1900, mit der Verabschiedung der ersten Fassung des Bundesgesetzbuches (BGB) wurde das ALR ganz abgelöst. Als gegenläufige Strömung zum Absolutismus entwickelte sich im ausgehenden 17. Jahrhundert, eher 18. Jahrhundert die Aufklärung, die ihre Wurzeln in dem "Loch" begründete, das die Naturwissenschaftler mit Beweisen gegen die unfehlbare Kirche hervorgerufen hatten. Die zum Teil drastisch unterdrückten Veröffentlichungen ließen Verwirrung im Volk zurück. Es entluden sich die Zweifel an der Kirche und somit sich selbst durch Aberglauben ("Gegenglauben") und ungerichtete Gewalttaten, wie die Hexenverfolgung oder Selbstjustiz. Die Wissenschaft jedoch begann bald mit dem Hinterfragen der Menschheit, den Fragen nach der Unsterblichkeit der Seele, nach der Existenz eines Gottes und nach Anfang und Ende der Welt. Dies waren auch Kants entscheidende Fragen, die mit der Kritik an dem Rationalismus, dem Empirismus und dem Skeptizismus in seiner kritischen Phase zur sog. Kantischen Philosophie differenziert heranreiften und diskutiert wurden. Die modernen Demokratien des Westens sowie der Sozialismus des Ostens basieren auf dem geistigen Ursprung der Aufklärungsbewegung. Ausgehend von England verbreitete sich die Idee über ganz Europa und nach Nordamerika, wobei sie überwiegend vom Bürgertum getragen wurde und die großen Städte und Universitäten mit ihren ,,Freidenkern" als Multiplikatoren dienten. Ihre größte Kraft entwickelte die Aufklärung in Frankreich. Als großer Vorbereiter trat Charles de Montesquieu [13] für die Gewaltenteilung, als Prinzip eines gefestigten, gerechten inneren Staatsaufbaus ein; Jean-Jacques Rousseau [14] vertrat die Volkssouveränität (,,Alle Macht geht vom Volke aus") und forderte die Abkehr von Zwängen der feudalistischen Gesellschaft. Ziel der Aufklärungsbewegung war es, den Menschen zum selbst-denkenden Individuum zu erziehen und damit ihn von den traditionellen Autoritäten und Ideologien, des Adels und der Kirche zu befreien. Mit dem Sturm auf das politische Gefängnis, die Bastille, am 14. Juli 1789 brach mit der Französischen Revolution [15] das enttäuschte und verärgerte Volk entgültig den Absolutismus. Lafayette [16] bildete eine Nationalgarde (Bürgermiliz). Einen Monat später wurden die Menschenrechte proklamiert: Liberté, Ègalité, Fraternité (persönliche Freiheit, Rechtsgleichheit und Weltoffenheit/ Weltbürgertum). In den folgenden Jahren brodelte es weiter im Volk. Neben diversen Aufbegehren wurde die Kirche verstaatlicht und eine neue Verfassung [17] verkündet, die sich als konstitutionelle Monarchie darstellte (schwache Exekutive und Volksvertretung durch Zensuswahl, Wahl aller Beamten, öffentliche Gerichte, Menschenrechte, Rechtsgleichheit). Sie diente als Vorbild aller bürgerlichen Verfassungen des 19. Jh. Kant formulierte in seiner Schrift ,,Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?" im Jahre 1784 eine Definition der laufenden Diskussion [18]: ,,Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Ist also der Wahlspruch der Aufklärung." Kant VI 53 III. Mehr als Immanuel Kants Heimatstadt - Königsberg ,,Der Staat ist die Vereinigung einer Menge von Menschen unter
Rechtsgesetzen." Königsberg, nahe der Mündung zu beiden Seiten des Pregels ins
Frische Haff, ist heute die Hauptstadt des Gebiets Kaliningrad, wurde
1945 annektiert und in die RSFSR (Russische Sozialistische
Föderative Sowjetrepublik) eingegliedert. Die Stadt wurde in
Kaliningrad umbenannt [nach dem sowjetischen Politiker und
Vorsitzenden des Präsidiums der Obersten Sowjets Michail Iwanowitsch
Kalinin (1875 - 1946)], lag bis 1991 als Enklave zwischen der
sowjetischen Unionsrepublik Litauen und Polen. Seit der
Souveränität Litauens 1991 ist Kaliningrad eine russische Exklave [nur
über fremdes Staatsgebiet zu erreichen]. IV. Ein Kind (in) Königsberg(s) - Kants ,,Schuljahre" ,,Viele Leute denken, ihre Jugendjahre seien die besten und angenehmsten ihres Lebens gewesen. Aber dem ist wohl nicht so. Es sind die beschwerlichsten Jahre, weil man da sehr unter der Zucht ist, selten einen eigentlichen Freund und noch seltener Freiheit haben kann." Kant VI 740 Am 22. April des Jahres 1724 erblickte in der Sattlergasse (im Hause der Familie), im damals ostpreußischen Königsberg ein Kind das Licht der Welt. Es war das vierte von später elf Kindern der Familie Cant [ Die Familie lebte in bescheidenen Verhältnissen, wobei der Vater Johann Georg als Riemer- und Sattlermeister durch regen Fuhrmannsverkehr in der abgelegenen Hafenstadt immer regelmäßige Aufträge erhielt; er galt als ehrenwerter, stark rechtlich denkender Mann. Insbesondere die gebildete und aufgeschlossene Mutter Anna Regina war streng religiös. Sie gehörte, wie die gesamte Familie, der Bewegung des Pietismus [21] an, die gerade in Königsberg durch Franz Albert Schultz [22] hohes Ansehen genoss. Frei nach Spencers [23] verbreiteten Pietismus öffnete die Mutter in ihrer Erziehung Immanuels ,,Herz für die Eindrücke der Natur". Noch bevor Immanuels Mutter im Jahre 1737 (im Kindbett [nicht gesichert]) verstarb kann Schultz schon lange als der Familie nahestehend bezeichnet werden. Er war es wohl, der Immanuel Kant aufgrund seiner Begabung 1732 von der Vorstädter Hospitalschule an das Collegium Friedericianum holte und somit für Kants weitere strenge und religiöse Erziehung prägend wurde. Kant selbst belegte die Zeit später mit negativen Attributen, wobei er neben den Erziehungsmethoden den religiösen Zwang scharf kritisierte. [24] Neun Jahre lang besuchte Kant, fast immer als Klassenbester das streng pietistisch, aber grundsätzlich pädagogisch fortschrittlich geltende Gymnasium. V. Ein junger Mann sucht seinen Weg - Kants ,,Studienjahre" ,,Durch Kritik wird unserem Urteil der Maßstab zugeteilt, wodurch Wissen von Scheinwissen mit Sicherheit unterschieden werden kann." Kant III 263 1740 nahm Kant als 16-jähriger nach bestandener Aufnahmeprüfung das Studium an der Albertina auf. Er orientierte sich nicht in Richtung Theologie, wie es der Wunsch unterschiedlicher Personen (u.a. seiner Mutter) war, sondern suchte sich die kaum beachteten Richtungen Naturwissenschaften und Philosophie aus. Ihn erwartete eine große Zahl an Wissensgebieten, die noch nicht explizit differenziert waren, wie z.B.: Altsprachliche Fächer (Latein, Griechisch, Hebräisch, etc.), Poesie, Beredsamkeit [Rethorik], Geschichte, Mathematik, Naturlehre, Logik und Metaphysik, sowie praktische Philosophie. Weiterhin verschult, aber mit einer freieren Form der Strenge knüpfte der wissbegierige und disziplinierte Kant bald ein persönlich-freundschaftliches Verhältnis zu Martin Knutzen [25].Der Lehrer führte den Schüler in langen persönlichen Gesprächen/ Diskussionen in den mathematischen und philosophischen Bereich ein. So ist Knutzen auch als Initiator für Kants Auseinandersetzung mit Newtons [26] Naturtheorie/ Mechanik zu sehen. Durch die freie, uneingeschränkte Nutzung Knutzens Privatbibliothek wurde Kant der Weg zum Selbstdenker eröffnet, der sich durch die Vielfalt der neusten und klassischen Publikationen ein eigenes Bild der Welt schaffen konnte, wobei Kant der Meinung war: ,,Büchergelehrsamkeit vermehrt zwar die Kenntnisse, aber erweitert nicht den Begriff und die Einsicht, wo nicht Vernunft dazu kommt." Kant VI 548 Sein Studium beendete Kant im Jahre 1746 ohne Abschlussprüfung. [27] Er legte zu diesem Zeitpunkt seine erste philosophische Arbeit beim Dekan der philosophischen Fakultät vor: ,,Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte". Dabei diskutierte Kant Berechnungen von Kraftwirkungen zwischen Masse und Geschwindigkeit wobei er die zwei vorherrschenden Meinungen von G. W. Leibniz [28] und R. Descartes [29] versuchte zu verknüpfen. Der Lösungsansatz ist aus Sicht der heutigen Naturwissenschaft falsch und bedeutete auch zu seiner Zeit keinen Fortschritt, da bereits 1743 d'Alembert [30] die richtige Lösung der Diskussion anbot. [31] Dennoch lässt sich an dem naturwissenschaftlichen Stil schon der kritische, denkende Kant erkennen. Noch versuchte er einen Spagat zwischen Metaphysik [32], zu der er sich eher hingezogen fühlte, aber die er in seiner Arbeit kritisierte und der Empirie [33], ,,[der] alles verdächtig ist, was nur den Schein einer Metaphysik an sich hat".Der Tod des Vaters 1746 und die damit häufig in Zusammenhang gebrachte Ernährung der Familie gilt allgemein hin als Grund, dass Kant bis ins Jahr 1754/55 als Hauslehrer/ Hofmeister [34] bei (drei) begüterten/ adligen Familien im Königsberger Umland gearbeitet hatte. Gesichert ist, dass viele Akademiker der Zeit nicht über materielle Güter verfügten und so nach Beendigung des Studiums zur Finanzierung des Lebensunterhalts als Hauslehrer arbeiteten. Diese Zeit war häufig (für die vita belanglos aber) für die persönliche Entwicklung entscheidend. So sieht auch Vorländer [35] die Jahre als einen (gewollten) kreativen Reifeprozess Kants an, was an der expansiven Arbeits- und Schreibphase der darauf folgenden Zeit gut zu erkennen ist.Im Jahre 1754 kehrte er nach Königsberg zurück, um den Druck seiner (anonym veröffentlichten) Arbeit ,,Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels" (März 1755) zu begleiten. Die Gedanken zur Weltentstehung und damit die klare Trennung von Religion und Naturwissenschaft wirkten für damalige Zeit sehr provokativ und fortschrittlich. Die naturwissenschaftlichen Theorien um die Entstehung des Planetensystems wurden durch Friedrich Wilhelm Herschel [36] teilweise empirisch bestätigt und galten sogar als Grundlage für die Weltentstehungshypothese (1796) von Pierre Simon Marquis de Laplace [37], die im 19. Jh. als die theoretische Basis der Astronomie angesehen wurde.Zur frühen vorkritischen Phase gehören ohne Zweifel auch die Dissertation ,,Meditationum quarundam de igne succincta delineatio" [38] und die im gleichen Jahr (1755) verfasste Habilitation ,,Principiorum primorum cognitionis metaphysicae nova dilucidatio" [39]. Sie sind geprägt von den naturphilosophischen Gedanken des Physikers Isaac Newton und des Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz. Diese erste dogmatische Periode gipfelte einige Jahre später in der Abhandlung ,,Der einzig mögliche Beweisgrund zu einer Demonstration des Daseins Gottes" aus dem Jahre 1763. VI. Der Weg zur Kritik - Kants ,,Magisterjahre" ,,Man kann niemals Philosophie (es sei denn historisch), sondern, was die Vernunft betrifft, höchstens nur philosophieren lernen." Kant II 699 Das Leben als Privatdozent (magister legens) an der Albertina zu Königsberg war keineswegs bequem. Er war angewiesen auf die kargen ,,Vorlesungsgebühren" der Studenten und versuchte sich durch zusätzliche private Stunden zu finanzieren. Unregelmäßige Honorare für seine Publikationen waren ein zusätzliches Produkt seiner niedergeschriebenen Gedanken und Ideen. So veröffentlichte er noch im Jahre 1756 zwei Schriften ,,Über die physische Monadologie" 40 <http://www.hausarbeiten.de/archiv/philosophie/philo-text14/> und ,,Neue Anmerkungen zur Erläuterung der Theorie der Winde", die er öffentlich verteidigen musste, um sich für eine ordentliche Professur bewerben zu können.Neben Seminaren und Vorlesungen in den bestehenden Fächern las Kant auch in der von ihm modifizierten physischen Geographie41 <http://www.hausarbeiten.de/archiv/philosophie/philo-text14/>. Eine seiner Hauptaufgaben sah Kant in der Erziehung mündiger Schüler, die selbstständig dachten und nicht nur nachsprachen. Das manifestierte sich bei Kant darin, dass er es nicht mochte, wenn die Studenten in den Vorlesungen mitschrieben, da sie so seiner Ansicht nach eher Unwichtiges notierten und Wichtiges überhörten. Seine Vorlesungen erfreuten sich steigender Beliebtheit42 <http://www.hausarbeiten.de/archiv/philosophie/philo-text14/>, da sich Kant als Dozent sprachlich phantasievoll, beispielreich, elegant und gewandt darstellte.43 <http://www.hausarbeiten.de/archiv/philosophie/philo-text14/> Der fachliche Ruf (gerade durch seine dicht aufeinaderfolgenden Publikationen) verbreitete sich im deutschsprachigen Raum, so dass Kants Name fortschrittliche, kritische Studenten an die Universität zog.44 <http://www.hausarbeiten.de/archiv/philosophie/philo-text14/> Der Weg zu einer ordentlichen Professur sollte dagegen noch bis in das Jahr 1770 dauern. Bereits im Jahre 1756, ein Jahr nach dem Beginn seiner Honorartätigkeit, bewarb sich Kant auf die vakante Professur für Mathematik und Philosophie seines verstorbenen Doktorvaters und Mentors Knutzen. Diese wurde jedoch zunächst nicht wiederbesetzt, da die Staatsgelder für die Kriegswirtschaft des Siebenjährigen Krieges45 <http://www.hausarbeiten.de/archiv/philosophie/philo-text14/> verwendet wurden. Auch Kants zweite Bewerbung, dieses Mal für die Professur Logik und Metaphysik 1758, die trotz des Krieges (von den Russen, die die Provinz Ostpreußen besetzt hatten) wiederbesetzt werden sollte führte nicht zu einer Professur, da der länger eingesessene und ältere Privatdozent F. J. Buck den Vorzug erhielt. Einen Ruf für Poesie der Universität 1764 lehnte Kant ab, da er nicht mit ,,Gelegenheitsgedichten, die zahlreich zu halten waren" und ähnlichem seine geistige Unabhängigkeit verlieren wollte. Statt sich anderen (zentralen) Universitätsstädten zuzuwenden blieb er Königsberg und der Albertina treu. Selbst gut dotierte Honorarangebote anderer Hochschulen von Erlangen 1769 und Jena 1770 lehnte er ab, mit den Worten: ,,Das Ziel meines akademischen Wirkens ist gleichzeitig das Ziel meines Lebens". So nahm Kant 1766 die Stelle eines Unterbibliothekars an der Königlichen Schlossbibliothek an, die ihm ein bescheidenes, aber sicheres Einkommen garantierte. Die durchaus (für ihn46 <http://www.hausarbeiten.de/archiv/philosophie/philo-text14/>) harte körperliche Arbeit führte er sogar bis in die Zeit der ordentlichen Professur weiter, die zunächst mit 166 Taler und 60 Groschen im Jahr dotiert war. Nach einer publikationsarmen Zeit, erfuhren ab Mitte der 1760er Jahre die Schriften Kants eine skeptische Phase in der er sich bereits in der Vorstufe hin zur großen Wendung in seinem Denken befand. Im Aufsatz ,,Von dem ersten Grunde des Unterschiedes der Gegenden im Raume" (1769) griff er letztmalig die Diskussion zwischen Leibniz und Newton auf, um die absolute Existenz des Raumes oder die Relation zwischen den Dingen aufzuzeigen, wobei er eher Newton unterstützte indem er dem Raum eine selbstständige Realität zusprach, diese aber noch nicht bestimmte. In seiner Antrittsdissertation ,,De mundi sensibilis atque intelligibilis forma et principiis" [47] zur Ernennung zum ordentlichen Professor für Logik und Metaphysik [48] am 31. März 1770 durch Kabinettsordre49 <http://www.hausarbeiten.de/archiv/philosophie/philo-text14/> stellte Kant fest, der Raum und die Zeit seien weder reine Relationsbegriffe noch absolute Bedingungen der Möglichkeit der Dinge-an-sich selbst, sondern subjektive Formen unter denen die Menschen diese Dinge ansehen. Unterschieden werden müsse zwischen Erscheinung (Dinge, die durch die subjektive Form der Raum-Zeit-Betrachtung entstehen) und den ,,Dingen-an-sich" (die der Verstand unabhängig vom temporären Phänotypen versteht/ erkennt). [Die Erkenntnis ,,a priori" der ,,Dinge-an-sich" durch den menschlichen Verstand bleibt noch offen.] Größere Publikationen fehlten in den nächsten Jahren - Ein weiterer großer Reifungsprozess, eingebettet in neue Aufgabenfelder oder reiner Zeitmangel durch die Lehrtätigkeit? Grundsätzlich gilt, dass mit Kants Ernennung zum ordentlichen Professor seine eigentliche philosophische Schaffensperiode begann, die u.a. zu seinen ,,drei Kritiken" führte. Die Zeit der naturwissenschaftlichen Schriften war zumeist beendet. In den späteren Jahren war er u.a. mehrfach Dekan der philosophischen Fakultät, zweimal (1786; 1788) Rektor der Albertina und ab 1792 Senior der philosophischen Fakultät, dann der gesamten Universität, was auch jeweils mit einer Verbesserung der Besoldung verbunden war. 1786 wurde Kant zum auswärtigen Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften ernannt. 1794 folgte die Wahl in die Petersburger Akademie der Wissenschaften. Bereits nach Beendigung seiner Lehrtätigkeit 1798 wurde Kant außerdem in die Akademie der Wissenschaften von Siena gewählt. VII. Die kritische Phase - Kants "Schaffensjahre" ,,Das Feld der Philosophie in dieser weltbürgerlichen Bedeutung
lässt sich auf folgende Fragen bringen: Über zehn Jahre ohne große Veröffentlichung wurden gebrochen durch
das Werk "Kritik der reinen Vernunft" (KdrV), das das Denken in
der Philosophie und Wissenschaft auf ein völlig neues Fundament
stellte.50 <http://www.hausarbeiten.de/archiv/philosophie/philo-text14/>
Innerhalb weniger Monate fasste Kant das in ihm gereifte Werk ab und
lies es auf der Leipziger Buchmesse 1781 vorstellen. Zunächst
unbeachtet trat es binnen weniger Jahre einen Siegeszug an, wobei fast
alle großen Wissenschaftler die Veröffentlichung ähnlich einstuften
wie A. Schopenhauer, der es für "das wichtigste Buch, das jemals in
Europa geschrieben worden ist" hielt. Zwei Jahre später veröffentlicht
er "Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als
Wissenschaft wird auftreten können". Eine in buchdicke
"nachgereichte Vorbemerkung" und Aufarbeitung der KdrV. Der
Schwerpunkt der KdrV bildete die neue Lehre der
Transzendentalphilosophie, als Weiterführung der Metaphysik. Dabei
löste sich Kant von den griechischen Philosophen und der Leibnizschen
Monadenlehre, wobei er sich mit aller Erkenntnis beschäftigte, die
nicht nur mit den Gegenständen, sondern vielmehr mit der Erkenntnisart
von Gegenständen (sofern sie apriorisch möglich sind) umgeht. Der
Zugriff der menschlichen Erkenntnis beschränke sich so auf die
"Erscheinungswelt", da uns alle Formen der Erscheinungen nur
zugänglich sind über die Erfahrung und wie ihre daraus resultierenden
Formen in unseren Geist getragen werden. Ein Leben in Raum [51]
und Zeit [52]
ist die Vorrausetzung jeglicher Anschauung, schließt eine apriorische
Sicht der Dinge-an-sich aber aus. Dennoch sind wir "im Besitz gewisser
Erkenntnisse a priori, und selbst der gemeine Verstand ist niemals
ohne solche" wie Kant in der Überschrift des zweiten Kapitels der
Einleitung behauptet. Reine Verstandsbegriffe, Kategorien
machen dabei die Erscheinungswelt differenzierbar, da sie völlig
erfahrungsunabhängig sind. Sie sind wie Raum und Zeit Voraussetzung
oder Bedingung jeglicher Erfahrung. Durch sie werden die Daten der
Sinne in ein geordnetes Ganzes gebracht. Abb. 1: Prinzipien nach denen Menschen handeln:
Warum der kategorische Imperativ? Im 1790 erschienen Werk "Kritik der Urteilskraft" suchte Kant den Rechtsgrund für den Anspruch unseres ästhetischen Geschmacksurteils auf allgemeine Gültigkeit aufzudecken. Weiterhin deckte er die Grenzen der theologischen Naturbetrachtung auf. VIII. Der Mensch Kant - Homo Cant ,,Reich ist man nicht durch das, was man besitzt, sondern mehr noch durch das, was man mit Würde zu entbehren weiß." Kant V 376 Der Mensch Kant stellt sich natürlich viel facettenreicher und undurchdringlicher dar als es in der bisherigen Chronologie aufgezeigt wurde. Um einen etwas tieferen Einblick zu gewähren sind im folgenden Kapitel einige wichtige Begriffe im Bezug auf Kant jeweils einzeln beleuchtet worden, um Kants Ansichten und Meinungen zu verdeutlichen. VIII.1 Kant und die Privatsphäre ,,Arbeit und Ruhe, Stadt- und Landleben, im Umgange Unterredung und Spiel, in der Einsamkeit Unterhaltung, bald mit Geschichten, bald mit Gedichten, einmal mit Philosophie und dann mit Mathematik, stärken das Gemüt." Kant VI 460 Augenscheinlich war Kant mit 1,57m Körpergröße und einer
Knochendeformierung ein kleiner, hagerer Mensch. Ihn plagten überdies
Allergien, so konnte er keine frisch gedruckten Zeitungen lesen und
Nervenleiden. Oftmals wird in seiner gesundheitlichen Konstitution der
Grund für seine Heimattreue angenommen. Tatsächlich hat Kant nie den
Regierungsbezirk Königsberg verlassen obwohl er über Ideen für Reisen
(nach England) geschrieben hatte und er zunächst den Ruf an die
Universität Erlangen 1769 zusagte, bevor er sich ganz auf Königsberg
konzentrierte. Andererseits war Kant zu einer Veränderung
unentschlossen, da er seine sozialen Kontakte sehr pflegte. Sein
Bekanntenkreis wird als relativ groß angesehen, was sich natürlich
auch aus seiner beruflichen Stellung heraus ergab. Dennoch waren seine
engen Bekannten eher in Kreisen fern der Universität angesiedelt,
gehörten sie doch vorwiegend der Königsberger Kaufmannschaft an. Er
suchte in jüngeren Jahren gerne Ablenkung im Kaffeehaus, Tee trinkend
spielte er mit Freunden Billard. Auswärtiges Essen sowie sporadische
Theaterbesuche gehörten ebenso zum älter werdenden Kant wie Karten-
und Gesprächsabende, wobei er als ,,bis ins hohe Alter recht
trinkfest" beschrieben wurde. Andererseits brauchte er absolute Ruhe,
um konzentriert arbeiten zu können. Er wechselte häufig seine
Wohnungen, da ihn der Krach seiner Mitmenschen und sogar
Naturgeräusche störten und schmerzten. Erst 1783 fand er in seinem neu
erworbenen Haus endlich seine gesuchte Ruhe. Obwohl er dort eine
Köchin und einem Diener angestellt hatte war Kant gegen finanzielle
Verschwendung. Vielleicht war dies der Grund für seine spartanische
Inneneinrichtung. Frauen passten schwierig in so ein Leben voller
Arbeit und Eigenarten. Keineswegs war Kant den Frauen abgeneigt, aber
durch sein zögerliches Verhalten kam es nie zu einer Heirat, noch zu
langen Beziehungen. Das Junggesellenleben bedeutete jedoch keinesfalls
die Abwendung von Frauen. So verehrte er Gräfin Keyserling, als
philosophisch gebildete Frau und eine ,,Zierde ihres Geschlechts". Wie
er im zwischenmenschlichen Bereich zu Männern stand ist nicht klar
überliefert. VIII.2 Kant und die Erziehung ,,Gute Erziehung ist das, woraus alles Gute in der Welt entspringt" Kant VI 704f. Zu seiner Arbeit als Hauslehrer, die auch die
,,Persönlichkeitsbildung der Kinder" zur Aufgabe hatte, meinte Kant
selbstkritisch und gleichzeitig selbstironisch, das es wohl kaum
jemals einen schlechteren Hofmeister mit besseren Grundsätzen gegeben
habe. Sein großes Vorbild in der Pädagogik war der
schweiz-französische, politisch arbeitende Sozialphilosoph
Jean-Jacques Rousseau [54].
In Kants Haus hing gar ein Portrait des Pädagogen und geistigen
Wegbereiters der Französischen Revolution. Nicht nur bewusst bezog
sich Kant auf die Lehrern Rousseaus, vielmehr nahm Kant auch die
Haltung ,,Zurück zur Natur" von ihm ein und wandte sie auf seine
Philosophie an. VIII.3 Kant und die Revolution ,,Eine Veränderung der (fehlerhaften) Staatsverfassung, die wohl bisweilen nötig sein mag - kann nur vom Souverän selbst durch Reform, aber nicht vom Volk, mithin durch Revolution, verrichtet werden, und, wenn sie geschieht, so kann jene nur die ausübende Gewalt, nicht die gesetzgebende, treffen." Kant IV 441 Kant wurde in seiner Philosophie beeinflusst durch den Vorabend der
Französischen Revolution und ihr selbst, doch ebenso durch die
innerpolitische Lage. Er selbst fühlte sich als Kosmopolit in seiner
Philosophie und als Untertan Preußens in seiner Person. Seine
Schriften erschienen größtenteils in deutscher (und nicht lateinischer
oder französischer) Sprache, womit er der erste deutsche Philosoph
war, der größere Schriften für "das Volk" schrieb und seine Texte
ihnen somit leichter zugänglich werden ließ. Eingebunden in seine Zeit
verfolgte Kant nicht die Polarisierung einer Denkweise. Erst später im
großen geschichtlichen Kontext wurde über ihn gesagt (als Begründer
des Deutschen Idealismus) die "deutsche Theorie der französischen
Revolution" (Karl Marx) verfasst zu haben und durch "Kritik der reinen
Vernunft" die "geistige Revolution in Deutschland eingeleitet zu
haben, die mit den Vorgängen in Frankreich große Parallelen aufwies"
(Heinrich Heine). VIII.4 Kant und die Religion ,,Religion ist das Gesetz in uns, in so ferne es durch einen Gesetzgeber und Richter über uns Nachdruck erhält; sie ist eine auf die Erkenntnis Gottes angewandtes Moral." Kant VI 755f. Viele Philosophen der Zeit studierten zunächst Theologie oder kamen
aus einem (streng) religiösen (familiären) Umfeld, wie es auch bei
Kant der Fall war. Die Kirche als große Macht ließ keinen Freiraum, um
an der indoktrinierten Philosophie, der Philosophie in dem engen
Spektrum des Ganzen vorbeizusehen. Unbestritten hat die religiöse
Vorbildung einen großen Anteil an der theoretischen Denkweise
beigetragen. Jedoch ließ sich bei vielen Denkern der aufkommenden
Aufklärung ein Abwenden von der Kirche erkennen, was nicht
zwangsläufig mit dem Abkehren von einer Religion gleichzusetzen war.
Es vertrat lediglich kein Philosoph das Gedankengerüst der
Institution Kirche. Vielmehr kam es zu eigenen
Auseinandersetzungen mit dem Thema Glauben und Religion, was zum Teil
auf heftige Kritik von Seiten der Kirche und des Staates stieß. 1. Der ontologische [55]
Gottesbeweis nach Anselm von Canterbury
[56]:
2. Der kosmologische Gottesbeweis nach Thomas von Aquin
[57]:
3. Der teleologische/ physiktheologische
[58] Gottesbeweis: VIII.5 Kant und die Praxis
Kant versuchte den Geist und Willen über den Körper und die
Leidenschaft zu stellen. Als wichtig galten ihm unbedingte
Wahrhaftigkeit (er erzählte keine Lügen und Unwahrheiten; Falschheit
war das Böse), Aufrichtigkeit (wichtiger als das Richtige ist die
Aufrichtigkeit; keine Meinung [da temporär] als Gewissheit ausgeben,
eigene Schwächen [in Ideen] offen darlegen), Ehrlichkeit und
Gerechtigkeit. IX. ,,Es ist gut." 1796 stellte Immanuel Kant als 72jähriger Mann, nach seiner Emeritierung einige Zeit zuvor, seine Lehrtätigkeit endgültig ein. (1801 schied er schließlich aus dem akademischen Senat.) Neben Kants körperlichen Verfall, ihm machte insbesondere das Gehen Probleme, später erblindete er auf dem linken Auge, ließ auch seine geistige Kraft nach. Er konnte kaum noch klare Gedanken sammeln, geschweige denn sie niederschreiben. Seine Konzentration und Merkfähigkeit verkümmerten, so dass es Kant schwer fiel sich verständlich in sinnvollen Sätzen zu äußern, selbst gute Bekannte erkannte er nicht mehr. Kant fühlte sich in hellen Momenten ,,nutzlos", da er der Gesellschaft nicht mehr dienen konnte. Er zog sich zurück, verließ die letzten zwei Jahre seines Lebens nicht mehr sein Haus und empfing keine Gäste mehr. Kants jüngere Schwester (Frau Theuerin) pflegte und kümmerte sich um ihn, ebenso wie sein Freund und späterer Biograph E. A. Ch. Wasianski, bis zu seinem Tod. Letztlich durch eine langanhaltende Magenerkrankung, wobei eine Nahrungsaufnahme für Kant unmöglich wurde, starb er am 12. Februar 1804, mit den Worten: ,,Es ist gut", in seinem Königsberger Haus an ,,körperlicher Entkräftigung". Zwei Wochen später wurde er, unter großer Anteilnahme der Bevölkerung, Honoratioren und Professoren im Professoren-Gewölbe der Universitätskirche bestattet. Als Epigramm steht auf einer Steintafel, die die Bürger Königsbergs später an seinem Grab anbringen ließen, der Beschluss aus Kants ,,Kritik der praktischen Vernunft": ,,Zwei Dinge erfüllen X. Resümee Immanuel Kant nahm die große Chance wahr, die philosophischen und
naturwissenschaftlichen Strömungen seiner Zeit, geprägt vom Umbruch
des Wiederentdeckens des Individuums, der eigenen objektiven
Subjektivität - zu diskutieren, um aus eigenen Hypothesen eine eigene
Synthese zu bilden. In bemerkenswerter Weise fand er bei der
Gratwanderung neue Wege, besser neue Dimensionen, die nachhaltig
bedeutend für die deutsche, aber auch internationale Philosophie
blieben. Anhang:
1.1 Personenverzeichnis Aquin(o), Thomas von (1225/26 - 1274); Theologe und Philosoph
(Kirchenlehrer) Canterbury, Anselm von (1033 - 1109); Theologe, Erzbischof von
Canterbury D'Alembert, Jean le Rond (1717 - 1783); französischer philosophischer
Mathematiker Descartes, René (1596 - 1650); französischer mathematischer Philosoph
Fichte, Johann Gottlieb (1762 - 1814); deutscher Philosoph Friedrich Wilhelm I. (1688 - 1740); König von Preußen Friedrich Wilhelm II. (1744 - 1797); König von Preußen Hegel, Georg Friedrich (1770 - 1831); deutscher Philosoph Herder, Johann Gottfried (1744 - 1803); deutscher Geschichtsphilosoph
Herschel, Friedrich Wilhelm (1738 - 1822); Astronom Hobbes, Thomas (1588 - 1679); (gebbürtiger) englischer Philosoph Hume, David (1711 - 1776); schottischer Philosoph Knutzen, Martin (1713 - 1751); dt. Professor für Logik und Metaphysik
in Königsberg Lafayette (1757 - 1834); franz. Freiheitskämpfer Laplace, Pierre Simon Marquis de (1749 - 1827); franz. Mathematiker und
Astronom Leibniz, Gottfried Wilhelm (1646 - 1716); deutscher Philosoph Lessing, Gotthold Ephraim (1729 - 1781); deutscher Dichter und Kritiker
Locke, John (1632 - 1704); englischer Philosoph Montesquieu, Charles de Secondant, Baron de La Brède et de (1689 -
1755); frz. Staatsphil. Newton, Sir Isaac (1643 - 1727); englischer Physiker, Mathematiker und
Astronom Rousseau, Jean-Jacques (1712 - 1778); französischer Schriftsteller und
Kulturphilosoph Schultz, Franz Albert (1692 - 1763); dt. Prof. f. Theologie/ Dir. d.
Collegium Fridericianums Schultz, Johannes (1739 - 1805); dt. Philosoph Wolff, Christian Freiherr von (1679 - 1754); dt. Philosoph 1.2 Sachverzeichnis Apperzeption - Wahrnehmung seiner selbst als eines denkenden Subjekts. Transzendentale oder reine A. ist das ursprüngliche, stets identische Selbstbewusstsein. Es ist das Bewusstsein des "Ich denke", das das Vorstellen und Begreifen begleitend bedingt. Es ist die Beziehung der Vorstellungsinhalte auf das rein formale, also nicht inhaltlich bestimmte, sich stets gleich bleibende Bewusstsein. a priori - ([lat.] vom früheren her) Allgemeinheit und Notwendigkeit ihrer Geltung/ Existenz kennzeichnen den Begriff als einer Erfahrung vorausliegend; unabhängig von Erfahrungen, aus bloßen Vernunftgründen; im voraus/ vorhinein a posteriori - ([lat.] vom späteren her) Aus der Erfahrung geschöpft, da durch die Sinne erkannt/ vermittelt; im nachhinein Briefwechsel - Grundsätzlich wird ein Briefwechsel zwischen Friedrich den Großen (sowie Kriegs- und Etatminister Fürst von Kupferberg) und Kant angenommen, bei dem Kant feststellt, dass er sein ,,Vaterland" für keine Professur verlassen würde [inwieweit seine Gesundheit eine Rolle spielte bleibt ohnehin im Verbogenen] und um Unterstützung seiner Bewerbung zur Professur für Philosophie bat. F. Gause und J. Lebuhn (Kant und Königsberg bis heute, o. O. 1989, 116) dagegen gehen davon aus, dass es keinen Briefwechsel gab. Cant - Erst nach dem Tod des Vaters, der den Namen Cant führte, schrieb ihn Immanuel mit ,,K". [Königsberg als bekannter hanseatischer Handelsort war Anziehungspunkt vieler verschiedener Völker. Die Vorfahren väterlicherseits stammten nach Immanuel Kants Ansicht aus Schottland. Tatsächlich lässt sich jedoch der väterliche Familienstammbaum nach Memel, Tilsit und in das kurländische Gebiet mehrere Generationen zurückverfolgen; die mütterliche Linie weist in den süddeutschen Raum.] Collegium Fridericianums (oder auch: Friedrichsgymnasium/ Friedrichskolleg) - Der Unterricht begann täglich mit einer halbstündigen Morgenandacht und einer weiteren Stunde Katechismusunterricht. Neben zusätzlichen religiösen Pflichtveranstaltungen lag ein Schwerpunkt im Lateinunterricht (bis zu 20 Stunden die Woche) [Kant hatte neben vielen lateinischen Pflichtarbeiten, es war üblich Magisterarbeiten und Fachliteratur in Latein zu verfassen, bis in die späten Jahre in Vorlesungen und bei Gesprächen lange Passagen römischer Klassiker rezitiert.] Weiterhin standen Fächer wie Kalligraphie, Mathematik, Hebräisch, Französisch, Polisch, Musik sowie Geographie (das zur damaligen Zeit philosophische Ansätze enthielt) auf dem Stundenplan. Es gab keine Ferien, die Schule war streng gemaßregelt und pietistisch geleitet. [siehe auch Schultz] Ding-an-sich - das Ding in Wirklichkeit, unbeeinflusst und unabhängig von jeglicher Erfahrung; die absolute Realität; der Mensch erkennt das Ding nur in den Dimensionen Raum und Zeit, sowie in den Kategorien des Verstandes (oder: in den individuellen Erfahrungen). Empirismus/ Empirie - Die Sinneserfahrung ist der Start-/ Endpunkt aller Erkenntnis. So kann eine echte, ,,wahre" Aussage über Dinge nur endgültig sein, wenn die Erfahrung dazu abgeschlossen ist. Fächer - Kant unterrichtete u.a. Anthropologie, Logik, Metaphysik,
Moralphilosophie, Theologie, Naturlehre, Naturrecht, Mathematik, Pädagogik
Familie - Zu seinem Bruder Johann Heinrich und seinen drei Schwestern hatte er kaum Kontakt. Lediglich eine Schwester (Frau Theuerin) pflegte ihn während seines körperlichen und geistigen Verfalls bis zu seinem Tod. Französische Revolution - Drei Teilrevolutionen waren der Auslöser der
eigentlichen F.R. 1. Das einfache Volk forderte mehr Stimmrecht in den
Generalständen, welche wiederum mehr Mitspracherecht forderten. 2. Das
einfache Volk hatte Existenznöte (Hunger, keine Bildung, Frauen- und
Kinderarbeit, steigende Preise, Frondienste...)3. Pariser Revolutionäre
stürmen die Bastille. Hauslehrer - Aus Mangel an Schulen und Infrastruktur war es gängig Hauslehrer/ Hofmeister für die Kinder einzustellen. Den ,,Service" konnten sich nur wohlhabende Familien (Adlige, Gutsbesitzer und ähnliche) leisten. Dabei kam es häufig zu einer Eingliederung in die Familie, auf der Ebene eines Hausknecht oder einer Hausmagd mit erheblichen Sonderrechten. Hedonismus - (hedone [gr.] - Lust) Das höchste Gut des Lebens ist die spontane Lust und Befriedigung, der man zum inneren Frieden nachgeben sollte. Hörerzahlen - Folgende Hörerzahlen als ordentlicher Professor sind überliefert: 1775 hörten 45 Studenten die Lesung über Logik, 1780 bereits 100 (von 200 Studenten an der Uni); 1776 hörten 30 Studenten die Lesung über Metaphysik, 1781 bereits 70. Idealismus - Grundlegend für den theoretischen I. ist die Philosophie Platons durch die Lehre von den Ideen, den ewig seienden , wahren Urbildern, mit denen die sinnlichen wahrnehmbaren Dinge/ Schattenbilder (Höhlengleichnis) durch "Teilhabe" verbunden sind. Allgemein ausgedrückt bedeutet zunächst jede philosophische Form des I. eine Annahme, das die uns umgebende Wirklichkeit eine bloße Erscheinung ist hinter denen die wahre Welt mit ihren begründeten Ideen verborgen bleibt/ liegt. Als extreme Form sei der subjektive I. (Fichte) genannt, der das Bewusstsein als die objektiv wahre Welt hält und somit die Außenwelt für ein Produkt des erkennenden Ichs hält. Kants kritischer I. erkennt zwar eine unabhängige Außenwelt, diese ist jedoch nur durch die vorgegebenen Formen unseres Erkenntnisvermögens zugänglich, das Ding-an-sich bleibt unerkennbar. Aufbauend, verändernd und entwickelnd entsteht der deutsche I., wobei z.B. Hegels absoluter I. zu erwähnen ist, in dem sich "Wirklichkeit" und "Begriff" in ihrer Idee als Einheit dialektisch aufheben. Infinitesimalrechnung - zusammenfassender Begriff für Differenzialrechnung und Integralrechung als Teilgebiete der Analysis Kategorie - Die Kategorien sind reine Verstandsbegriffe (z.B. Möglichkeit, Dasein, Notwendigkeit, Substanz, Ursache, Kausalität, Einheit, Vielfalt). Sie sind nicht angeboren, sondern "aus den dem Geiste eingepflanzten Gesetzen abstrahiert". Sie konstituieren gemeinsam mit den Anschauungsformen Raum und Zeit die Erfahrung, indem sie das Anschauungsmaterial "bestimmen". Kriegsführung (im 18. Jh.) - Leistungsprinzip/ Hierarchien wurden als Anreiz und Machtkontrolle ausgebaut; der Weg führte weg vom Söldnerheer (das für den meistbietenden kämpfte) hin zur allgemeinen Wehrpflicht (levé en masse); die Möglichkeit sich durch andere (Söldner) ersetzen zu lassen wurde ebenfalls ausgeschlossen; Frontsoldaten wurden zuerst die ungebundenen jungen Männer; es wurden Taktiken vor den Schlachten geplant, das Terrain ausgenutzt, die Soldaten trugen Tarnkleidung (also kein offener direkter Schlagabtausch); Kriege dauerten länger; [Bauern zahlten ihre Steuern häufig in Naturalien an das Militär] Krieg - Koalitionskriege - Diese Kriege mehrerer Verbündete gegen einen gemeinsamen Gegner wurden geführt, um von der innerpolitischen Lage abzulenken und Gelder zu erwirtschaften. Dabei lag der Hauptschwerpunkt im Angriff auf das revolutionäre und napoleonische Frankreich durch Koalitionen europäischer Mächte. 1. Krieg: Frankreich (F) gegen Österreich (A) und Preußen (Pr); Napoleon gewinnt, Tochterstaaten/ gegen England (Eng) in Ägypten; Lord Nelson siegt über die F-Flotte[1792 - 1797] - 2. Krieg: F gegen A, Eng, Russland (Rus); Napoleon siegt, linksrheinische Fürsten werden entschädigt durch Säkularisierung (geistlicher Besitz wird enteignet), es kommt vornehmlich zur Mediatisierung [1799 - 1802]; 3. Krieg: F gegen A, Eng, Rus; Napoleon (N.) verliert Seeschlacht bei Trafalgar, gewinnt aber bei Austerlitz; deutsche Fürsten schließen sich zum Rheinbund zusammen, Ende des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation"; Ausrufung der Kontinentalsperre gegen die britische Insel durch N. [1805] - 4. Krieg: F gegen Pr, Rus; F. zerschlägt Pr, Pr muss Reparationen zahlen wird besetzt und muss Truppen für F. Kriege stellen [1806 - 1807] - 5. Krieg: F gegen A; A verliert weitere Gebiete, Tirol löst sich von A Krieg, Siebenjähriger [oder: 3. Schlesischer Krieg] (1756 - 1763) - Um
das von Friedrich dem Großen eroberte Schlesien zurückzugewinnen,
verbündete sich Österreich mit Russland, Frankreich und Sachsen-Polen
(später gar mit Spanien und Schweden). Preußen mit seinem einzigen
Verbündeten Großbritannien-Hannover führte einen schnellen Präventivkrieg
durch, um Schlesien ,,endgültig zu befreien", das ,,Österreich geraubt
hatte". Viele Schlachten bedrängten Preußen immer mehr. Königsberg fiel an
den russischen Zaren in St. Petersburg, Russland zog sich jedoch 1762 aus
dem Krieg (durch Peter III.) zurück. Der Krieg führte durch indirekte und
direkte Kriegshandlungen zu ernsten wirtschaftlichen Problemen. Logik - Lehre des folgerichtigen Denkens; Grundlage jeden richtigen
Denkens und Schließens, wobei wahre Voraussetzungen wahre Schlüsse
bedingen - Idee der grundsätzlichen formalen L.; die
mathematische L. ist eine Disziplin, die logisches Schließen mit
mathematischen Methoden untersucht, wobei die Präzisierung der Sprache
entscheidend ist; arbeitet die Junktorenlogik mit einfachen
Begriffen wie: nicht, und, oder, wenn ... dann, so lässt die
Prädikatenlogik weitere Quantoren zu wie: für alle, es gibt, mit denen
Objekten Eigenschaften zu- oder abgesprochen werden können. Metaphysik - Betrachtung der Dinge hinter der Natur; Im vorkantischen Sinne meint M. die systematische Erkenntnis des Übersinnlichen, der Dinge-an-sich. Der Name M. rührt angeblich von der Anordnung der Werke Aristoteles in der Bibliothek von Alexandria. "Nach" (meta) den Büchern "über die Natur" (ta physika) wurden die Werke eingeordnet, die über die Natur hinausgingen und sich mit den ersten Prinzipien des Seienden befassten, weshalb sie meta ta physika genannt wurden. Eine transzendente, d.h. alle Erfahrungen übersteigende M. ist aber nach Kant eine Illusion unserer Vernunft. Er versteht M. als Transzendentalphilosophie, d.h. als Wissenschaft von den in der Erfahrung selbst erkennbaren Voraussetzungen und Bedingungen, die der Erfahrung vorausliegen, also apriorisch sind. Merkantilismus - wirtschaftspolitisches System des Absolutismus zur Erhöhung der staatlichen Geldeinkünfte. Es förderte inländische "industrielle" Erzeugung und Ausfuhr, um eine aktive Handelsbilanz und den Zustrom von Geld aus dem Ausland zu erreichen. Zur Erreichung wurden überdies sehr hohe Einfuhrzölle auf fertige ausländische Produkte gelegt, keine Zölle auf ausländische Rohmaterialien (die dann verarbeitet und exportiert wurden) genommen. Monade - das Einfache, das Unteilbare, das nicht zusammengesetzte, sind bei Leibniz die letzten in sich geschlossenen, vollendeten, einheitlichen Kraftzellen, aus denen die Weltsubstanz durch "prästabilisierte Harmonie" zusammengesetzt ist. Dabei stellt Gott den "Zusammenfüger" dar. Ontologie - Lehre vom Wesen und von den Eigenschaften des Seienden, von den Seinsweisen und Seinsschichten, die zu zeigen hat, was allem Seienden als solchem gemeinsam ist; im Kritizismus Kants als Erkenntnismöglichkeit abgelehnt, erneuert durch z.B. Heidegger. Philosophie, Deutsche - Als Ausdruck für die Philosophie des deutschen
Sprach- und Kulturraums. Deutsche Philosophie erreicht Weltgeltung 19. Jh.: Erfahrungswissen (Positivismus, Naturwissenschaften) und
Lebensphilosophie Philosophie, Kantische - Als Ausdruck für Kants Gedankengerüst, insbesondere den Kritizismus, der sich in seinen drei Hauptwerken "Kritik der reinen Vernunft", "Kritik der praktischen Vernunft" und "Kritik der Urteilskraft" widerspiegelt. Pietismus (pietas [lat.] - Frömmigkeit) ist eine religiöse Bewegung, die zum Ende des 17. Jh. aus dem Protestantismus hervorging und eine geistige Erneuerung der Kirche forderte. Als Gründer gilt P. J. Spencer (1635 - 1705). Er orientierte sich an einer gefühlsbetonten, strengen Auslegung der Bibel mit den Schlagworten: Herzensfrömmigkeit, Rücksichtnahme, Tugendstreben, Nächstenliebe, religiöse Persönlichkeit und Andacht. Raum - Der Raum ist keine Eigenschaft der Dinge ist die subjektive Bedingung jeder äußeren Anschauung; der Mensch kann keine Aussagen über das Ding-an-sich tätigen, da alles was er von ihm erfährt "zufällig beigefügte Wirkungen und bloße Empfindungen" sind; nur durch den Raum als Anschauungsform können Dinge für uns zu äußeren Gegenständen werden; Raum hat eine empirische Realität und eine transzendentale Idealität (liegt den Dingen-an-sich nicht zugrunde) Rationalismus - Die Vernunft steht über Sinneseindrücken, da diese nicht beweiskräftig sind. Nur die Vernunft selbst kann eine echte, "wahre" Aussage über die Wirklichkeit tätigen, eine logische Beweisführung unterstützend. Reputation - Durchaus üblich war es durchzupromovieren (und zum Teil, wie bei Kant auch durchzuhabilitieren), das heißt, statt einer Examensarbeit wurde zu einem späteren Zeitpunkt zum Magister promoviert (gleichbedeutend: Doktor der Philosophie). Die Lehrberechtigung als Privatdozent konnte nur über eine weitere Arbeit, die Habilitation, erreicht werden. Ein Privatdozent (magister legens) erhielt jedoch noch kein staatliches Gehalt. Vorlesungsgebühren, die die Studenten direkt an den Dozenten zu entrichten hatten, waren die Regel. Um sich auf eine ordentliche Professur bewerben zu können (wurde man nicht gerufen), mussten drei Schriften (inkl. der Habilitation) veröffentlicht und öffentlich diskutiert werden. Zum Antritt einer ordentlichen Professur gehörte dann eine weitere Dissertation. Revolutionsverfassungen - Durch die Unfehlbarkeit des von Gott eingesetzten Königs wurde zuvor keine Verfassung benötigt. Durch die Französische Revolution entwickelte sich eine konstitutionelle Monarchie mit Gewaltenteilung. In den 3 Verfassungen (03.09.1791/ 1793 [nicht in Kraft getreten]/ 1795-1799) wurde festgelegt, welches Organ welche Gewalt innehatte und wie dieses Organ gewählt wurde und welche klar definierten Rechte und Pflichten es hatte. Dabei wählten die Aktivbürger (Männer über 21 Jahre, die Steuern zahlten) die Wahlmänner (Männer über 25 Jahre mit höherer Steuerabgabe). Diese wählten Mitglieder in die Nationalversammlung (später Rat der 500), die als Legislative Gesetze berieten und verabschiedeten. In der Exekutive saßen die Wahlmänner, die wiederum (ab 3. Verfassung) das Direktorium, die Verwaltung und Departmentbeamte wählten (zum Teil auch durch Aktivbürger). Der König besaß Vetorecht und ernannte zunächst (1. Verfassung) noch seine Minister. Die Judikative war durch Richter und Geschworene fundamentiert, es folgte der Kasationshof. Beides wurde durch Wahlmänner gewählt. Aus dem Kasationshof wurden 5 Mitglieder in den Hohen Justizhof gewählt. Scholastik - [gr./ lat. Schulwissenschaft] - Wichtige geistige Bewegung des Mittelalters, wobei Grundgedanken der griechischen Antike [ins. Aristoteles] zur systematischen Darstellung christlicher Glaubenswahrheiten benutzt wurden. In der scholastischen Methode wurde eine These im syllogistischen Schlussverfahren "bewiesen". Scholastische Gesamtbilder wurden als "Summa" bezeichnet und decken alle philosophischen Disziplinen der Zeit mit ab. Frühscholastik (800-1200) mit Eriugena, Anselm von Canterbury; Hochscholastik (1200-1300) mit Albertus Magnus, Thomas von Aquin; Spätscholastik (Neuscholastik) (1300-1500) mit Wilhelm von Ockham Spaziergänge - Es heißt, dass Kants Spaziergänge so regelmäßig waren, dass die Königsbürger Bürger ihre Uhren danach stellen konnten. Diese Aussage lässt vermuten, dass auch der weitere Tagesablauf tatsächlich präzise eingehalten wurde. Stände - (vor der Revolution) Klerus (Geistliche) 0,5 % [aufgeteilt in niederer Klerus {3.Stand nah} und höherer Klerus {adelsnah}]; Adel 1,5 % [aufgeteilt in Hochadel, Amtsadel und niederer Adel {häufig ärmer als 3. Stand}]; 3. Stand 98 % [aufgeteilt in Bauern und Bürger] - in dieser Aufteilung besaßen jedoch Klerus und Adel 75% des Landes und zahlten lediglich 5% der Steuern. Syllogismus - [gr./ lat.] Aus drei Urteilen bestehender Schluss zur Abtrennung des Besonderen von dem Allgemeinen. Die erste Prämisse wird Obersatz, die zweite Prämisse wird Untersatz, das aus beiden Urteilen folgende dritte Urteil wird Schlusssatz (Conclusio) genannt. [ähnlich These-Antithese=Synthese] Teleologie - (telos [gr.] - Ziel/ Zweck) behauptet, dass die vom Vitalismus unterstellte Ursache zielgerichtet sei, dass es mithin so etwas wie Absicht oder Planung in der Natur gebe. Theodizee - [gr.] Durch Leibniz Schrift "Essais de Théodicée" (1710) eingeführter Begriff für die Rechtfertigung Gottes hinsichtlich des von ihm zugelassenen Bösen in der Welt. transzendent - übersteigend, hinausgehend über die Erfahrung und deren
Möglichkeit. Transzendente Begriffe definieren etwas Undefinierbares, weil
sie das absolut Unerfahrbare behandeln wie etwas Erfahrbares. Eine
transzendente Erkenntnis ist nicht möglich, da nur das erkennbar ist, was
der Konstitution des erkennenden Bewusstseins entspricht. Urteilskraft - Mittlerinstanz zwischen Verstand und Vernunft. Sie ist das Vermögen, das Einzelne unter das Allgemeine einzuordnen, "unter Regeln zu sublimieren, d. i. zu unterscheiden, ob etwas unter einer gegebenen Regel stehe oder nicht". Das apriorische Prinzip der Urteilskraft ist die Zweckmäßigkeit; Es ist der Leitfaden zur Beurteilung von Erfahrungen in bezug auf irgendeine bestimmte Hinsicht. Darüber hinaus dient es dazu, den Zusammenhang einzelner Erfahrungen und allgemeiner Regeln oder Gesetze zu verstehen. Utilitarismus - (utilis [lat.] - nützlich) ethische Lehre (insb. von England ausgehend), die das Sittliche als das Nützliche annimmt. Sittlich einwandfrei scheint das zu sein, was das menschliche Wohlbefinden fördert. Das bedeutet, die Steigerung des Glücks ist eine gute Handlung, nicht durch ihre Sittlichkeit, sondern durch ihre Verwirklichung. Im Gegensatz zum Hedonismus beschränkt sich der U. nicht auf den Moment, sondern auf das Glück der gesamten Lebenszeit; nicht nur auf das eigene (individuelle), sondern vielmehr (auch) auf das der Gemeinschaft. Also: größtmögliches Glück für größtmögliche Anzahl ist das Ziel. Vertreter: Jeremy Bentham (1748 - 1832); John Stuart Mill (1806 - 1873) Vernunft - Im weitesten Sinne ist sie "das ganze obere Erkenntnisvermögen" und umfasst den Verstand und die Vernunft im engeren Sinne. Im weiteren Sinne ist die Vernunft das Vermögen apriorischer Erkenntnis, wobei sie den Zusammenhang und die abschließende Einheit des Wissens und des Handelns herzustellen sucht. Die Vernunft im engeren Sinne bringt das vom Verstand bereits Bearbeitete "unter die höchste Einheit des Denkens". Sie gibt der Vielfalt der Verstandeserkenntnisse eine Einheit a priori durch Rückbezug auf gemeinsame Prinzipien. Kant nennt die Vernunft im engeren Sinne deshalb auch "Vermögen der Einheit der Verstandsregeln unter Prinzipien". Wie sich der Verstand zu den in den Sinnen gegebenen Daten verhält, so verhält sich die Vernunft zu den vom Verstand erarbeiteten Erkenntnissen. Verstand - Der Verstand hat die Fähigkeit zur "Spontaneität", zur geistigen Selbsttätigkeit, die aber den Anstoß durch Empfindung und Anschauung braucht. Verstand ist das Vermögen der Erkenntnis durch Vergleichen, Analysieren, Abstrahieren und Schlussfolgern. Es sucht alles in den Sinnen Gegebene einheitlich zu verknüpfen, d. h. unter Gesetze zu bringen. Kant nennt deshalb den Verstand auch das "Vermögen der Regeln". Vorlesungsstil - Jemand schreibt, Kant habe den ,,freien Diskurs mit Witz und Laune gewürzt. Oft Zitate und Hinweisungen zu Schriften, die er eben gelesen hatte, bisweilen Anekdoten, die aber immer zur Sache gehörten." Zeit - Zeit existiert nicht an sich, noch ist es eine objektive Bestimmung von Dingen; Zeit ist die Form des inneren Sinnes (keine Gestalt, noch Lage) und bestimmt das Verhältnis der Vorstellungen in unserem inneren Zustand; Zeit ist reine Anschauung, da sich Verhältnisse der Zeit an einer äußeren Anschauung ausdrücken lassen; alle Erscheinungen der Sinne sind in der Zeit; ohne Erscheinung ist die Zeit Nichts; Zeit hat eine empirische Realität und transzendentale Idealität (bei Abstrahierung von der sinnlichen Anschauung nicht vorhanden) 2. Bibliographie Diese Bibliographie stellt kein opus omnia dar, sondern lediglich eine subjektive (große) Auswahl Kants Werke. Ihr sind die Band- und Seitenzahlen der Werkausgabe ,,Werke in sechs Bänden" (Hrsg. W. Weischedel), Darmstadt 1983. als Konkordanz zum besseren Zitat-Verständnis beigefügt; Dabei bezieht sich die Römische Ziffer auf die Bandnummer, die arabische Zahlen auf die Seitenzahlen in diesem Band.
3. Literaturverzeichnis
1 siehe Anhang 1.2 Philosophie, Kantische 2 Hirschberger, Geschichte der Philosophie. Band II, 1981, 270. 3 siehe Anhang 1.2 Idealismus 4 siehe Anhang 1.2 Philosophie, Deutsche 5 siehe Anhang 1.2 Merkantilismus 6 siehe Anhang 1.2 Kriegsführung 7 siehe Anhang 1.2 Koalitionskriege 8 siehe Anhang 1.2 Revolutionsverfassungen 9 siehe Anhang 1.2 Stände 10 siehe Anhang 1.1 Friedrich Wilhelm I. 11 siehe Anhang 1.1 Friedrich II. 12 siehe Anhang 1.1 Friedrich Wilhelm II. 13 siehe Anhang 1.1 Montesquieu 14 siehe Anhang 1.1 Rousseau 15 siehe Anhang 1.2 Französische Revolution 16 siehe Anhang 1.1 Lafayette 17 siehe Anhang 1.2 Revolutionsverfassungen 18 Siehe VIII.3 Kant und die Revolution 19 siehe Anhang 1.2 Cant 20 siehe Anhang 1.2 Familie 21 siehe Anhang 1.2 Pietismus 22 siehe Anhang 1.1 Schultz 23 siehe Anhang 1.2 Pietismus 24 siehe Anhang 1.2 Collegium Friedericianum 25 siehe Anhang 1.1 Knutzen 26 siehe Anhang 1.1 Newton 27 siehe Anhang 1.2 Reputation 28 siehe Anhang 1.1 Leibniz 29 siehe Anhang 1.1 Descartes 30 siehe Anhang 1.1 d'Alembert 31 Ephraim Lessing formuliert zu Kants erster Arbeit folgenden Spottvers: Kant unternimmt ein schwer Geschäfte/ der Welt zum Unterricht/ er schätzet die lebend'gen Kräfte/ nur seine schätzt er nicht. 32 siehe Anhang 1.2 Metaphysik 33 siehe Anhang 1.2 Empirismus/ Empirie 34 siehe Anhang 1.2 Hauslehrer 35 Vorländer, Immanuel Kants Leben, 1986, 23. 36 siehe Anhang 1.1 Herschel 37 siehe Anhang 1.1 Laplace 38 ,,Über das Feuer" (Juni 1755) 39 ,,Neue Erhellung der metaphysischen Erkenntnisprinzipien" (September 1755) 40 siehe Anhang 1.2 Monaden 41 siehe Anhang 1.2 Fächer 42 siehe Anhang 1.2 Hörerzahlen 43 siehe Anhang 1.2 Vorlesungsstil 44 siehe Anhang 1.1 Herder 45 siehe Anhang 1.2 Krieg, Siebenjähriger 46 siehe VIII.1 Kant und die Privatsphäre 47 ,,Über die Form und die Prinzipien der Sinnen- und Verstandeswelt" 48 siehe Anhang 1.2 Logik sowie Metaphysik 49 siehe Anhang 1.2 Briefwechsel 50 Schlüter, Immanuel Kant, 1999, 61. 51 siehe Anhang 1.2 Raum 52 siehe Anhang 1.2 Zeit 53 siehe Anhang 1.2 Spaziergänge 54 siehe Anhang 1.1 Rousseau 55 siehe Anhang 1.2 Ontologie 56 siehe Anhang 1.1 Canterbury 57 siehe Anhang 1.1 Aquin 58 siehe Anhang 1.2 Teleologie 59 nach Kant II 648 60 nach Schlüter, Immanuel Kant, 1999, 82f. 61 siehe Anhang 1.1 Hume
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