Wofür ich bin

 

Was schert mich das schönere Jenseits?

Ich bin für ein besseres Diesseits.

Ich pfeife aufs ewige Leben,

ich kämpfe ums Überleben.

 

Ich glaube nicht,

ich denke,

ich bete nicht,

ich tu was.

 

Ich suche nicht

Die Erlösung vom Übel,

ich suche die Lösung

der akuten Probleme

 

Dafür krieche ich

Nicht zu Kreuze,

dafür setze ich mich

aufrecht ein

Nüchterne Feststellung

 

Es trifft das volle Menschenleid

Im gleichen Maß die Christenheit

Und nicht nur böse Heiden.

Ob fromm, ob unfromm,

schwarz, weiß, rot –

am Schluss sind alle mausetot

und alle mussten leiden.

 

Wir brauchen mehr Vernunft statt Stroh

Statt noch mehr Gott mehr Ratio,

mehr freien Geist statt Ketten;

denn ich kann beten, laut und still

und Kerzen weihn, soviel ich will,

kein Herrgott wird mich retten.

 

Und falls ich mir die Gräten brech,

wär´s keine Fügung, sondern Pech

 

Dem Zufall dankbar

 

Dass mich,

das Menschlein,

nur der Zufall warf

und nicht ein Gott

auf diesen Erdplaneten,

ganz ohne Sinn somit

und zwingenden Bedarf,

 

was soll ich da

zu einem Schöpfer beten?

Ich bin dem ZUFALL dankbar,

dass ich leben darf

 

und mir der SINN freisteht,

durch sinnvolles Gebären

auch ohne Glaubenszwang

ein guter Mensch

zu werden

 

Widersinn

 

Die christlichen Kirchen

Verheißen Geborgenheit,

die allerchristlichsten Dome

versprechen Schutz.

 

Mit Türmen und Kuppeln

Den Himmel aufreißend

Verkünden sie weithin:

 

Wir sind Gotteshäuser,

des allmächtigen Gottes

geheiligte Häuser!

 

Doch schon über dem Wetterhahn,

dem vergoldeten,

dem Himmel so nahen,

nistet ebenso sichtbar

der christliche Zweifel

im – geerdeten Blitzableiter.

 

 

Kriemhild Klie-Riedel, Jahrgang 1914, verwitwet, zwei erwachsene Kinder, von 1932 bis 1945 Lokalredakteurin, trat 1939 aus der Kirche aus. Nach dem Krieg bis 1964 Redakteurin an einer Fotozeitschrift für Amateure. Seitdem freie Publizistin, Mitarbeiterin an freigeistigen Zeitschriften und Autorin der nichtkirchlichen Sendereihe „Freiheit und Verantwortung“ des Norddeutschen Rundfunks. Schreibt seit 1976 Bücher, worin sie, überwiegend in Versen, teils lyrisch sanft, teils scharf provozierend, den Finger in die Wunden unserer Zeit legt – ohne Rücksicht auf Tabus.

 

Da Kriemhild Klie-Riedel ihre Bücher bisher zumeist selbst verschickte und dabei Zielgruppen bevorzugte, zu denen Nichtchristen ebenso zählen wie Umwelt- und Tierschützer, Kernkraftgegner und Abrüstungsbefürworter, hat sie sich hauptsächlich in diesen Kreisen einen Namen gemacht.