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Die Stellung der Frauen im Christentum


                                  


Die Stellung der Frauen in der Bibel

 Ein besonderes Thema der Menschenrechte im Christentum ist die Stellung der Frauen. Eigentlich dürfte das Christentum keine weiblichen Anhänger haben, da die Frau dort bis heute permanent als Mensch zweiter Klasse angesehen wird. Das be­ginnt schon im Schöpfungsbericht. Im Gegensatz zur Wirklichkeit wird da nicht der Mann von der Frau geboren, sondern die Frau aus dem Manne geschaffen (1 Mose 2,22). Eva, die aus Adam ge­schaffene erste Frau, ist es dann auch, die durch das Essen der Frucht vom Baum der Erkenntnis die Erbsünde in die Welt bringt. Dafür straft Gott die Frau mit Geburtsqualen und der Unterordnung un­ter den Mann: ,,Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach dei­nem Mann sein, aber er soll dein Herr sein“ (1 .Mose 3,16). Oder lesen wir das Neue Testament: Nach katholischer Lehre soll ja die Wahl der „Jungfrau“ Maria als ,,Mutter Gottes" alle Frauen vor Gott erhöht haben. Der biblische Jesus spricht ziemlich geringschätzig über seine Mutter und fährt sie bei jeder Gelegenheit hart an, so z.B. im Johannes-Evangelium 2,4, wo er sagt:: „Weib, was habe ich mit dir zu schaffen?". Auch Paulus ist nicht besser. Im ersten Brief des Paulus an Timotheus heißt es: „Eine Frau lerne in der Stille mit aller Un­terordnung. Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie sich über den Mann er­hebe, sondern sie sei stille. Denn Adam ist am er­sten gemacht, danach Eva" (1.Tim.2,11-12). Im er­sten Brief des Paulus an die Korinther steht: „Der Mann aber soll das Haupt nicht bedecken, denn er ist Gottes Bild und Abglanz; die Frau aber ist des Mannes Abglanz" (1 .Kor.1 1,7). Und: ,,Wie in allen Gemeinden der Heiligen lasset die Frauen schwei­gen in der Gemeinde; denn es soll ihnen nicht zugelassen werden, dass sie reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt" (1.Kor.11,7). Im Brief des Paulus an die Epheser heißt es: ,,Die Frauen seine untertan ihren Männern als dem Herrn" (Eph.5,22).

 

Die Stellung der Frauen in der christlichen Geschichte

 Auch im Mittelalter hatte sich die Stellung der Frauen im Christentum nicht gebessert, wie Karlheinz Deschner schreibt: ,,Kirchenlehrer Augustinus [...] erklärte das Weib für ein minderwertiges We­sen, das Gott nicht nach seinem Ebenbild geschaffen [...] - eine schwerwiegende Diffamierung, die bis ins Hochmittelalter, bis zu den Rechtssammlungen des lvo von Chartres und Gratian, bei maßgeblichen Theologen wiederkehrt. Nur dem Manne attestierte man Gottesebenbildlichkeit; sie der Frau zuzusprechen galt als ,,absurd". Nach Au­gustinus entspricht es sowohl der ,,Gerechtigkeit“, als auch der natürlichen Ordnung unter den Men­schen, dass ,,die Frauen den Männern ... dienen". „Die rechte Ordnung findet sich nur da, wo der Mann befiehlt, die Frau gehorcht“ 1) . Weiter be­richtet Deschner: ,,Im Mittelalter, als Männer und Frauen abends beteten, >in Schuld bin ich gezeugt worden, und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen<, wurde die Frau von der Kirche als bös und teuflisch diffamiert, als Ursprung allen Übels. Der Fromme sollte sie fliehen, die Häuser von Frauen meiden, weder essen mit ihnen noch sprechen. Sie galten als >Schlangen und Skorpio­ne<, >Gefäße der Sünde<, das >verdammte Ge­schlecht<, dessen verruchte Aufgabe es war, die Menschheit zu verderben" 2) .

Von der schlimmen Verachtung der Frauen war es nur noch ein kleiner Schritt bis zur Inquisition, die diese verachteten und verhassten Wesen ein­fach verbrannten. Vom 13. bis ins 19. Jahrhundert hinein - die letzte ,,Hexe" wurde 1836 bei Danzig ertränkt 3) - wurden mehrere Millionen unschuldiger Frauen aufgrund von Verachtung im Christentum gefoltert, vergewaltigt und als Hexen verbrannt oder ertränkt. Als Verdachtsmomente zur Verhaf­tung reichte eine zu lange Nase, ein Buckel, rote Haare, außergewöhnliche Schönheit oder Klugheit aus. War das Opfer erst einmal verhaftet, hatte es keine Chance mehr, es wurde so lange gefoltert, bis es gestand - wonach die Todesstrafe erfolgte, denn in der Bibel steht: ,,Die Zauberinnen sollst du nicht am Leben lassen" (2.Mose 22,17).

Die Stellung der Frauen im heutigen Christentum


  Ihre stufenweise Gleichberechtigung haben sich die Frauen im Christentum immer wieder gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen erkämpfen müssen. So zwang noch bis 1918 das Corpus Iuris Canonici, das katholische Gesetzbuch, ,,die Frau, ihrem Gatten überallhin zu folgen, er durfte ihr Ge­lübde für unwirksam erklären, konnte sie schlagen, einsperren, binden und fasten lassen"4) . Aber noch heute dürfen katholische Geistliche nicht heiraten, damit sie nicht ,,unrein" werden. Noch heute dürfen Frauen in der katholischen Kirche keine höheren Ämter bekleiden, dürfen weder Pfarrer, noch Bischof, noch Kardinal und natürlich erst recht nicht Papst werden. Selbst in der sich so modern gebenden Evangelischen Kirche Deutschlands ist es relativ neu, dass Frauen Pfarrerin werden können, wobei das z.B. im Landkreis Schaumburg-Lippe bis heute untersagt ist. In erzkatholischen Ländern wie Spanien oder Portugal konnten die Frauen noch in den siebziger Jahren ohne Bestätigung ihres Gatten weder vor Gericht gehen, noch Geschäfte tätigen 5) . Noch 1974 durften Frauen in Spanien ihr Elternhaus vor dem 25. Lebensjahr nur dann verlassen, wenn sie ins Kloster gingen oder heirateten 6). Noch heute dürfen Frauen in Spanien und Irland über die Austragung ihrer Leibesfrucht nicht selbst bestimmen.

  

1)  Karlheinz Deschner: Das Kreuz mit der Kirche. Eine Sexualgeschichte des Christentums,
    2. Aufl. Econ Verlag, Düsseldorf Wien 1974, S. 209

2) Deschner: Das Kreuz mit der Kirche, S. 2091210

3)  nach: Kahl: Das Elend des Christentums, rororo aktuell 2. Aufl. 1993, S.72

4)  Deschner: Das Kreuz mit der Kirche, S. 225

5)  nach: Deschner: Das Kreuz mit der Kirche, S.235

6)  nach: Deschner: ebenda

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