Über die Entstehung der Religionen Welche Hinweise gibt uns die Paläontologie? Vortrag von D. Michalke, 15.5.2004 Gliederung:
1. Bewusstsein als Voraussetzung zur Schaffung von Religion Anthropologen wie etwa Richard Leakey gehen davon aus, dass das Bewusstsein eine unabdingbare Voraussetzung für die Entstehung von Religion ist. Befassen sich diese doch mit Fragen des eigenen Verhaltens, mit der eigenen Herkunft, dem Schicksal und dem Phänomen des Todes. Daher sind die Frage, was Bewusstsein ist, wann es entstand, welchen Vorteil es den Lebewesen in der Evolution verschafft und welche Merkmale das Bewusstsein hat von Bedeutung.
Seit wann der urzeitliche Mensch bereits Bewusstsein hatte, lässt sich
direkt nicht beobachten oder beantworten. Aber Versuche an Primaten
zeigen, dass Bewusstsein nicht auf Menschen beschränkt ist. Das legt den
Schluss nahe, dass auch der frühe Mensch bereits lange, bevor er die
ersten Kunst- und Kultwerke schuf, Bewusstsein hatte.
Die Frage, wozu Bewusstsein in der Evolution überhaupt gut ist, wurde von Andrew Whiten und Byrne untersucht und beantwortet. Sie beobachteten Tiergruppen mit komplexem Sozialgefüge. Dabei stießen sie auf ein Phänomen, das sie als „taktisches Täuschen“ bezeichneten. Bei der Beobachtung einer Pavianhorde in Südafrika sahen sie eines Tages, wie ein junges Männchen namens Paul das ausgewachsene Weibchen Mel dabei beobachtete, wie es eine schmackhafte Knolle ausgrub. Paul stieß einen lauten Schrei aus, als befände er sich in Gefahr. Seine Mutter, die ranghöher als Mel war, eilte sogleich herbei, weil sie annahm, ihr Junges werde von Mel bedroht. Mel wurde von der Mutter in die Flucht geschlagen und Paul konnte in aller Ruhe die Knolle verspeisen. Whiten und Byrne fragten bei anderen Primatenforschern nach und sammelten rund 300 Beispiele für taktisches Täuschen. Bei diesen Täuschungen muss das Tier in der Lage sein, sich in die Lage des anderen Individuums zu versetzen und seine Reaktionen situationsbezogen vorher zu sagen. Dazu ist ein hohes Maß an Bewusstsein nötig. Überhaupt findet in einer Primatenhorde stets ein „soziales Schachspiel“ statt, bei dem ständig Bündnisse zu anderen Mitgliedern gebildet, überprüft und wieder gelöst werden. Bewusstsein ist dabei überhaupt die Voraussetzung, ein stark differenziertes Sozialgefüge zu bilden und zusammen zu halten. Der evolutionäre Vorteil von Bewusstsein liegt also darin, dass es differenziert funktionierende große Gruppen ermöglicht. Zum Wesen des Bewusstseins gehört für Richard Leakey, dass das eigene Fühlen, Denken und Handeln auf andere Wesen übertragen wird: Wie würde ich in der Situation des anderen handeln. Das beschränkt sich nicht nur auf andere Menschen, sondern auch auf Tiere, ja sogar auf physische Objekte wie Gewitter und Naturerscheinungen, wie aus Untersuchungen alter Mythen hervorgeht. In dieser Eigenschaft des Bewusstseins sieht Richard Leakey die Ursache für Anthropomorphismen, also die Übertragung menschlicher Verhaltensweisen (und Gestalt) auf nichtmenschliche Dinge oder Wesen (Tiere, die Erscheinungen in der Natur, letztlich auch Geister und Götter). 3. Paläontologische Hinweise auf kultische Handlungen Das Bewusstsein führt nicht nur zu Prognosen über das mögliche Handeln eines anderen Artgenossen. Sondern es bewirkt auch Mitgefühl und Sympathie für andere Menschen in außergewöhnlichen Situationen. Eine besonders quälende Erfahrung ist der Tod eines Nahestehenden. Der Tod und die allmählich wachsende Erkenntnis, dass das Individuum selbst einmal das gleiche Schicksal ereilen wird, spielten in Mythen und Religionen stets eine besondere Rolle. Dieses lässt sich anhand von paläontologischen Funden nachweisen. Schon frühzeitig begannen die Menschen Bestattungsrituale vorzunehmen. Eine sehr rührenden frühe Bestattung fand z.B. vor 60.000 Jahren in der Shanidar-Höhle im Norirak statt. Ein erwachsener Mann wurde am Höhleneingang bestattet. Aus den
umliegenden Pollen schloss man, dass er auf Blumen gebettet war. Noch
ältere Bestattungen fand man aus der Zeit von vor 100.000 Jahren –
vorgenommen von Neandertalern. Ältere Beisetzungen wurden bisher nicht
gefunden.
Auch gab es Bilder von Einhörnern. Das sind bereits deutliche Indizien für religiöse Vorstellungen. Aber Vorsicht ist geboten! Die Deutung solcher Fantasiefiguren ist im hohen Maße kulturabhängig. Der Löwenmensch könnte schließlich auch „ein Mensch stark wie ein Löwe“ bedeuten. Gibt es kulturunabhängige Hinweise auf frühe Religionen? Solche sieht David Lewis-Williams in seltsamen geometrischen Mustern und Zeichen, die öfter unter den Höhlengemälden zu finden sind.
1986 veröffentlichte er seine Schlussfolgerungen über diese Muster, die er aus Studien des Naturvolkes der San in Südafrika zog. Die Malerei dieses Volkes geht auf eine Zeit von vor 10000 Jahren zurück. Auch da gibt es solche Muster. Eine alte San-Frau, Tochter eines Schamanen, berichtete, dass sich Schamanen durch Hyperventilation und Drogen in Trance versetzen. Dabei bekommen sie Halluzinationen, bei denen eben solche geometrischen Muster vorgegaukelt werden. Dabei handelt es sich um enoptische Bilder (innere Visionen), die durch die neurale Struktur des Gehirns bedingt sind. Sie sind daher kulturunabhängig! In einer fortgeschrittenen Phase der Trance sieht der Schamane dann gegenständliche Bilder, u.a. Mensch-Tier-Chimären, die sowohl bei den Malereien der San als auch der Jungpaläolithikern zu finden sind. Diese Verbindung zum Schamanismus dürfte wohl der überzeugenste Hinweis auf das Vorhandensein von Religionen schon vor 30000 Jahren sein. 4. Zusammenhang zwischen Atem und Geist Wie bereits die rituellen Bestattungen vermuten lassen spielte das Bewusstsein vom eigenen Tod für das Erfinden von Religionen eine wichtige Rolle. Weitere Hinweise finden sich in einigen Sprachen. Es fällt auf, dass oft der Wortstamm für ‚Geist’ und ‚Atem’ gleich ist. Das lateinische Wort ‚Spiritus’ findet man im französischen Verb ‚aspirer’ (= atmen) wieder. Das gilt auch im Hebräischen, wo das Wort ‚ruach’ sowohl Atem als auch Geist bedeutet. Da beim Tod als offenkundiges Symptom die Atmung aufhörte, gingen die
Menschen wohl davon aus, dass mit dem letzten Atemzug der Atem oder so
etwas wie Geist den Körper verlässt. Diese Vorstellung findet man auch
im Alten Testament der Bibel vor: 1. Mose 2:7 Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen. War der Mensch erst einmal von der Existenz von Geistern überzeugt, so
kann man sich leicht vorstellen, wie das vom Anthropomorphismus
beherrschte Bewusstsein des Menschen den Faden fortspinnt: Geister
brauchen dann natürlich eine Behausung, Nahrung , Kleidung, Geräte oder
Gehilfen. Das führte zu Erfindungen wie Himmel oder Hölle (germanisch
Hel = Herdstelle, unter der die Toten begraben wurden), Opfergaben,
Grabbeigaben wie Waffen, Werkzeuge oder sogar Gehilfen und Ehefrauen. Der
Rest dieser Entwicklung ist bekannt. Der Geisterglaube kam, da ungebremst
durch nachprüfbare Fakten, zu einer wahren Blüte. Es entwickelten sich
ca 3000 verschiedene Religionen während der Menschheitsgeschichte.
Vor 1859 gab es also keine stichhaltige Erklärung für eine der zentralen Fragen der Menschheit: Wie sind wir selbst und alle anderen Lebewesen entstanden? Eine weitere zentrale Frage, die nach der Entstehung unserer Welt, wurde sogar erst rund hundert Jahre später geklärt. 1965 entdeckten Penzias und Wilson die Hintergrundstrahlung, die der entscheidende Nachweis für die Entstehung des Universums durch den Urknall darstellt. Vor diesen beiden Entdeckungen (Urknall und Evolution) wurden diese Wissenslücken von zahllose Religionen mit Schöpfungsmythen ausgefüllt. Diese Mythen sind bis heute noch stark im Denken und in der Kultur der Menschen verankert. Die neuen Erkenntnisse brauchen eben ihre Zeit, bis sie sich in der Bevölkerung verbreitet haben und allgemein akzeptiert sind. Literaturhinweis: [1] Die ersten Spuren – Über den Ursprung des Menschen, Richard
Leakey, [3] Höhle von Lascaux, http://www.culture.gouv.fr/culture/arcnat/lascaux/en/
Entstehung der Religionen (von Prof. Dr. Vallabhbhai J.Patel, 17.9.2005) Was verstehen wir unter dem Wort Religion? Die wörtliche
Deutung bringt uns nicht weiter. Re heißt zurück und Ligio heißt binden, also
"zurückbinden". Ich habe im Oxford English Dictionary nachgeschaut.
Da wird folgendes geschrieben:" Eine der existierenden Systeme des Glaubens
und Anbetung, z.B. im Islam, Christentum. " Weiter heißt es: Anerkennung
einer übermenschlich kontrollierenden Instanz, besonders dies des persönlichen
Gottes der Unterordnung, die Unterordnung verlangt und dadurch unsere mentale
Einstellung und Verhalten bestimmt". Diese Auslegung darf für weite Teile des Westens und
West-Asiens stimmen, aber nicht für die ganze Welt. Buddhismus, Jainismus und
Konfuzianismus z.B. kennen das Konzept Gott nicht. Auch im Hinduismus ist das
Konzept Gottes nicht obligat. Der oberste Grundsatz hier lautet:" Solange
Du Deine Pflicht tust, ist es egal ob Du an Tausend Götter, an einen Gott oder
an keinem Gott glaubst". In der etwa 120,000 Jahre dauernden Geschichte der
Menschheit ist das Konzept Gottes relativ jung. Gehen wir stufenweise zurück in
der Geschichte. In dem späteren Zeitalter der Menschheit, wo sich die
großen Religionen herausbildeten, finden wir, dass die Menschen unbedingt den Schöpfungszeitpunkt festlegen wollten. Fast in jeder
Religionsliteratur lesen wir zuerst immer die Beschreibung und Erklärung, wann
die Schöpfung stattfand und wann den Menschen die Herrschaft der Welt gegeben
wurde, In unseren Breitengraden wird in manchen alten Berichten
behauptet, dass die Schöpfung genau 4004 Jahre vor Christus stattfand. Manch
andere meinen, dass sie viel später stattfand. In Indien sind viele der
Meinung, dass die Welt ein Teil von einem Prozess ist, der keinen Anfang und
kein Ende hat. Entstehen und Vergehen ist ein nie endender Prozess, wie Tag und
Nacht. In altindischer religiöser Literatur ist festgelegt, dass der Tag vom
Schöpfer Brahmma 4 Milliarden und 32 Millionen Jahre dauert. Der jetzige Tag,
genannt Eisenzeit, begann vor 30,101 Jahre vor Christus. Nun überlegen Sie mal
was diese Leute meinen wie alt die Welt ist! Nun gehen wir weiter in die Geschichte zurück. In der
Morgenröte der Menschheit waren die Menschen an der Schöpfungsgeschichte nicht
interessiert. Sie hatten andere Sorgen. Eigentlich war der Primitiv-Mensch eine sehr eigenartige
Kreatur. Wie die anderen Tiere auf der Welt aß, trank und schlief er. Wie alle
anderen wünschte er Wärme wenn er fror und Kälte wenn es heiß war. Aber im
Gegensatz zu anderen Kreaturen stellte er Fragen. "Warum" war eine der
ersten Worte, die er gebrauchte. Und dies tat er ständig. Vom Morgen bis zum
Abend stellte er Fragen. Warum scheint die Sonne tagsüber und nicht nachts, wo
geht sie nachts hin? Warum wird der Mond mal dick und mal dünn? Wo bleibt der
Wind wenn er nicht weht? Und schließlich wer hat alle diese Dinge gemacht? Er
hat nicht nur Fragen gestellt, er versuchte sie auch zu beantworten. Da fängt
die Schwierigkeit an. Fragen stellen ist eine Sache, sie zu beantworten ist
etwas ganz anderes. Jeder kann fragen: Warum ist die Banane krumm? Warum blinken
die Sterne, was passiert wenn wir tot sind? Aber nicht jeder kann darauf richtig
antworten. Als Fragesteller war der Frühmensch sehr sehr gut. Aber beim
antworten hat er es nicht so genau genommen. Wie auch die heutigen Menschen hat
er dann seine Fantasie in Anspruch genommen. Wenn er die Antwort nicht wusste,
dachte er sich etwas aus und sagte dies sei die Antwort. (Ist es heute anders?)
Stellen Sie sich eine Steinzeithöhle der Jäger und Sammler an einem Steilufer
der Donau vor. Der Älteste, der jetzt nicht mehr jagen ging, saß in der Höhle
und hatte jede Menge Zeit um sich Geschichten auszudenken, wurde dadurch zum
großartigen Geschichtenerzähler. Einmal am Lagerfeuer fragte ein
Grünschnabel:" Und, warum kommt die Sonne jeden morgen und geht abends
weg? "Ach mein Kind, das ist doch einfach zu beantworten. Die
Sonne im Himmel ist ein Feuerrad. Der Sonnengeist reitet auf ihn um uns von oben
anzuschauen. Nachts bewahrt er ihn in der großen Halle der Dunkelheit und geht
dann schlafen. Wenn er einmal, keine Lust hat oder wütend ist dann wird er
nicht ausreiten und die Sonne würde nicht scheinen. Das ist doch klar". "Ohje, ohje" sagten die anderen. "Wenn die
Sonne nicht scheint wie können wir dann jagen gehen? Wir würden dann
verhungern!". "Hm", sagte der Geschichtenerzähler, " Das
weiß ich auch nicht. Aber wir können etwas tun damit er nicht zu faul oder
wütend wird." "Was sollen wir denn tun?" fragte der
Grünschnabel. "Sehr einfach. Früh morgens, wenn die Sonne
herauskommt, gehen wir auf die höchste Bergspitze, damit wir der Sonne sehr
nahe sind. Dann singen wir ein Loblied auf ihn, und damit er nicht faul ist. Das
wird ihn gefallen und er wird sich dann nicht auf die müde Haut legen." " Was? Morgens früh in der Kälte müssen wir da
hinauf? Das ist ja furchtbar! Aber uns bleibt wohl nichts anderes übrig"
Das taten sie dann auch ganz fleißig. Aber wenn die Sonne einen Geist hat, der
gelobt werden muss, dann muss der Mond doch auch einen Geist haben der nach
Verehrung verlangt. So kam es, dass der Mondgeist auch verehrt wurde. Und die
kleinen Sterne? Die werden dann wohl auch Geister haben, vielleicht nicht so
groß wie die der Sonne und des Mondes aber immerhin. Und so nahm die Zahl der
Geister stetig zu. Der zornige Geist des Donners und der Geist des Windes kamen
dazu. Die Flüsse, der Wälder,. des Feuers, der Ozeane wurden in die
Lobpreisung eingeschlossen. Die Anbetung der Geister der Natur war also die
erste Religion der Weh. Im Verlauf der Geschichte nahm die Zahl der Menschen zu und
die Zahl der Geister nahm ebenfalls zu. Der Geschichtenerzähler sagte dann
eines Abends überraschend: " Es gibt ja nicht nur Naturgeister sondern
auch andere" "Was? Auch noch andere?" fragten die verängstigten
Zuhörer. Denn eigentlich mochten sie die Geister nicht. Sie fühlten sich nicht
wohl wenn es dunkel wurde. Dann hatten sie nämlich Angst vor den Geistern. "Ja, ja. Es gibt sehr wohl andere Geister" sagte
der Erzähler. "Woher weißt Du es? "Ich kann mich sehr gut erinnern. Ein mal waren wir auf
der Jagd. Da kam uns eine ganze Horde von Säbelzahntigern entgegen und wir
wussten nicht wie wir uns retten sollten. Da erschien uns der Geist von meinem
Großvater und der anderen verstorbenen Familienmitglieder und wisperte
leise:" klettert auf den nächsten Baum und seid mucksmäuschenstill".
Das taten wir auch und so wurden wir gerettet. Also, auf diese Art hat der
Familiengeist uns gerettet." "Der Geist der Sonne lebt auf der Sonne,
der von Mond auf dem Mond. Aber wo lebt der Geist Deiner Familie?" Unser Familiengeist lebt in einem Frosch. Natürlich nicht so
ein einfacher Frosch. Er ist so groß wie ein Hügel, hat ein großes Auge und
auf der Stirn hat er ein riesiges goldenes Horn. Wir haben es doch selber
gesehen als wir angegriffen wurden!" Die Zuhörer schüttelten die Köpfe und sagten:" Wir
haben nie so einen Frosch gesehen. "Natürlich nicht sagte der Erzähler ruhig. "Aber
ich werde mein Freund Tindoo-Dindoo bitten eine Statue zu machen, damit ihr ihn
sehen könnt". Also machte Tindoo-Dindoo eine Statue aus Stein und malte das
Horn golden. Die Leute meinten dann: "Wenn diese Familie einen Geist hat,
müssen wir doch auch einen haben, der uns schützt." Und sie fingen an Statuen ihrer Familiengeister zu machen.
Innerhalb kürzester Zeit entstanden so Tausende solcher Statuen der
Familiengeister. Da war Fantasie gefragt, wie in allen religiösen Dingen.
Statuen aus Holz oder Stein, Statuen die wie Mammut, Wölfe, ja später sogar
wie ein goldenes Kalb aussahen. Manche sahen aus wie Wolpertinger, also etwa was
man nie gesehen hat. Sie beteten jetzt nicht die Naturgeister sondern auch die
Statuen an, die man jetzt abfällig "Götzen" nennt. Damit war die
Religion der Götzenanbetung geboren. Die Leute, die an Götzen glaubten, glaubten nun, dass diese,
wenn sie durch Gebete und Opfergaben gnädig gestimmt wurden, ihre Kraft ihnen
selbst zu gute kommen lassen, würden aber auch Böses tun an ihren Feinden.
Also wenn einer mit seinem Nachbarn im Streit lag, bat er seinen Götzen die
Nachbarskuh sterben zu lassen oder ihn sonst wie zu schaden. Aber die Nachbarn
hatten auch ihre eigene Götzen Während er versuchte ,durch seinen Götzen dem
Nachbarn zu schaden, hatte er gleichzeitig Angst, dass die Geister der
Nachbarsgötzen ihm Schaden zufügen könnten. Um sich davor zu schützen fingen
sie an kleine Abbildungen ihrer Götzen am Hals oder Handgelenk zu tragen. Sie
werden heute Amuletten oder Talisman genannt. Manche haben heute eine Form von
einem Kreuz. Damit kann sogar der Teufel vertrieben werden! Die Leute waren der
Meinung, dass man mit Hilfe der Amulette und mit lauten Rufen nach ihren eigenen Geistern, auf andere Menschen einen Bann werfen kann
und Magie hervorrufen. Als dieser Glauben sich verbreitete verbrauchten die
Menschen viel von ihrer Zeit sich mit Magie zu befassen um ihren Feinden zu
schaden. Die Zunft der Zauberei und Hexerei gedieh. Nun hatte jeder Mensch
Feinde. Und deshalb hatten alle Angst, dass diese damit beschäftigt sein
könnten böse Kräfte zu rufen um ihnen selbst Schaden zu fügen. Wenn einer
krank wurde glaubte er, seine Feinde hätten versucht ihn durch bösen Zauber
umzubringen. Auch heute ist noch der Voodoo Zauber in manchen Erdteilen
anzutreffen. Da ist man überzeugt davon, dass wenn man einer Puppe, die man
nach dem Vorbild von dem Gegner macht in der Herzgegend mit einer Nadel sticht,
der Gegner stirbt. Also fing der Mensch an nachzusinnen wie er selbst Rache
ausüben kann. Einige weise Männer überlegten und sannen nach, dass die
Wurzeln des Übels in dem Götzendienst lagen. Und flugs dachten sie sich eine
höhere Instanz aus und nannten ihn Gott. So entstanden auf der Welt
verschiedene Religionen die mehrere Götter oder nur einen Gott hatten. Später
entwickelten sich Religionen, die den Missbrauch der Religionen durch die
Priester, die für sich das Monopol für Gott beanspruchten, beanstandeten und
schufen den Gott ab, wie z.B. im Buddhismus. Im laufe der Zeit entstanden viele Religionen und
verschwanden ebenso viele. Alle glaubten aber ihre Religion sei die einzig
wahre. In der Geschichte der Menschheit hat es viele Zeitalter
gegeben. Zunächst war das Zeitalter des Abenteuers. Das Überleben der
Menschheit war ein einziges Abenteuer. Das dauerte lang. Dann kam das Zeitalter
des Glaubens. Das dauerte wieder eine lange Zeit, auch wenn der Charakter des
Glaubens sich stets änderte, und ist immer noch omnipräsent. Aber auch dieses
Zeitalter bereitet sich in vielen aufgeklärten Ländern vor sich zu
verabschieden. Das Zeitalter des logischen Denkens, des Verstandes und der
Vernunft hat das Stadium der Morgenröte schon überschritten. Mit der
Entwicklung der Naturwissenschaften, die auf dem Fundament der bewiesenen und
beweisbaren Erkenntnisse beruht hat sich das logische Denken auch in anderen
Bereichen der Gesellschaft breit gemacht. Der heutige Mensch fragt immer
häufiger wieso und warum. Er möchte fundierte Antworten haben. Ihm genügt die
Antwort nicht wie z.B. wenn der Papa dem Sohn sagt:" weil ich es
sage". Die Aussage, die wahr sein soll, weil der Papa, Papst oder sonst
irgendeine vermeintliche Autorität, einschließlich der Heiligen Schriften
vieler Religionen, es behaupten, wird immer mehr von wenigen Menschen
akzeptiert. Das Zeitalter der Vernunft und des Verstandes bricht an. Und wir
alle haben das Glück dies mit zu erleben und vor allem mit zu gestalten.
Deswegen freue ich mich in diesem Kreis der weltoffenen, denkenden und
humanitär gesinnten Mitmenschen, mitarbeiten zu dürfen. Schlussbemerkungen Wir haben gesehen, dass die Menschheit verschiedene
Entwicklungsstadien durchgemacht hat. Götzenglaube folgte den Ahnen und
Naturgeisterglaube. Diese machten dann dem Gottesglauben in einigen Erdteilen den
Platz frei. Wenn aber genau hinschaut, sind die Überreste der alten
Glaubensformen in den großen Religionen der Welt zu entdecken. Im Hinduismus
sind die Elemente der Naturglaube, Ahnenglaube Geisterglaube etc. zu entdecken.
Auch im Christentum sind solche Elemente noch vorhanden. Was bedeutet eigentlich
Schutzpatronen? Diese sollen vor Feuer, Regen, schlechte Ernten usw. schützen.
Waren diese auch nicht einmal lebendigen Personen? Ist dieser Art von Auffassung
nicht eine Art abgewandelte Ahnenglaube? Und Schutzengel? Diese müssen doch
auch wohl abgewandelte Geister, die einen in der Not helfen, sein genauso wie
die Familiengeister den Unmenschen vor Säbelzahntiger gerettet haben soll.
Götzendienste? Warum muss man vor der gekreuzigten Christ-Statue oder vor
Maria-Bildnis beten? Ist diese nicht auch eine Art von Götzenanbetung. Gott
soll schließlich überall präsent sein. Es steht ja auch in der Bibel "
Wenn Du beten willst, gehe in Dein stilles Kämmerlein - - -". Egal welcher Art von Religion, Geisterglaube, Ahnenglaube, Gottesglaube oder Glaube der Wiedergeburtsreligionen - alle beruhen auf nicht bewiesene und nicht beweisbare Annahmen, also Hypothesen. Ist es aber vernünftig sein Handeln nach Hypothesen zu richten? Wir alle, auch die religiösen Menschen benutzen tagtäglich die Errungenschaften der Wissenschaften, die auf bewiesenen und beweisbaren Erkenntnisse beruhen, z.B. wenn man eine Waschmaschine benutzt. Da steckt die Arbeit von abertausenden Wissenschaftlern dahinter. Die Gläubigen können durchaus in Ihrem eigenen Gebiet durchaus kompetent und logisch handeln. Wenn es aber um Glaubensfrage geht, dann schließen sie den Verstand und die Vernunft aus. Sie handeln nach dem Motto "Es kann nicht sein was nicht sein darf'. Aber wenn Gott uns die erwähnten Eigenschaften gegeben hat warum soll man sie nicht benutzen, wenn es um wichtige Fragen geht? Der frühe Mensch glaubte an den Geist des Feuers oder Feuergott. Da kam ein Wissenschaftler und zeigte wie man Feuer selbst machen kann. Ihn haben sie, unter der Leitung des Hauptschamanen bestimmt gesteinigt, genauso wie manche Wissenschaftler in Europa in der Vergangenheit auf dem Scheiterhaufen landeten. Gott sei Dank, dass dies in so eklatanterweise heute nicht mehr möglich ist. Dies ist der Grundcharakter des Glaubens, nämlich die vorliegenden Beweise zu ignorieren, wenn sie mit ihrer vorgebildeten Meinung nicht übereinstimmen. Ein Glaube ist nichts anderes als ein in der Kindheit eingepflanztes Vorurteil. Und die Vorurteile sind leider sehr schwer zu bekämpfen, wenn diese als solche nicht erkannt werden. Seit der Aufklärung ist die gläubige Überzeugung vieler Menschen als gesellschaftlich bestimmende Kraft zum großen Teil verloren gegangen. Menschen nehmen zunehmend Verstand und Vernunft in Anspruch. Ich bin Optimist und bin der Meinung, dass die Sonne der Vernunft und des Verstandes in Bälde im Zenith stehen wird um die Dunkelheit der Unvernunft zum verschwinden zu bringen. |