Der Islam
I) Allgemeines
Der Islam ist eine der fünf großen Weltreligionen. Derzeit bekennen
sich ca. 1,3 Milliarden Menschen zum Islam. Er reicht von Asien bis Afrika
und von Europa bis Amerika.
II) Der islamische Glaube
Der Islam ist der Glaube, den Gott durch seinen letzten Gesandten
MOHAMMED (Friede sei mit ihm!) der Menschheit offenbarte. Er äußert sich
in vollständiger Ergebung in Gott, die gleich ist wie die Schließung des
Friedens mit Gott, mit den Menschen und sich selbst.
Grundgedanke MOHAMMEDS war es, eine weltumfassende Religion zu
schaffen. Seiner Meinung nach ist der Grundfehler des Judentums die
Ablehnung von JESUS CHRISTUS, Grundfehler des Christentums ist die
DREIEINIGKEIT GOTTES und die VERGÖTTLICHUNG von JESUS. Die ursprüngliche
Religion Abrahams ist vom Judentum und Christentum entstellt worden.
Nach Mose und Jesus hat nun er, MOHAMMED, der Gesegnete, den durch einen
Engel erhaltenen Auftrag, die wahre Lehre Gottes zu verkünden.
Allah ist Gott, außer Allah ist kein Gott, MOHAMMED ist sein Prophet.
Dies ist der Inhalt ihres Glaubensbekenntnisses.
Die Worte Allahs stehen im KORAN, er ist die heilige Schrift der
Moslems. Um 610 n.Chr. offenbarte Gott MOHAMMED durch den Erzengel Gabriel
die ersten Verse des KORAN. Während dieser Zeit sprach er immer wieder mit
Allah und MOHAMMED schrieb die Offenbarungen nieder.
Ab ca. 612 n. Chr. verkündete er seine Lehre. Im Jahre 622 n. Chr.
wanderte er nach Jathrib (dem späteren Medina) aus - die sogenannte
Hidschra. Von diesem Zeitpunkt an beginnt die
islamische Zeitrechnung.
Die letztgültige Fassung des KORAN wurde 15 Jahre nach seinem Tod vom
Kalifen OSMAN festgesetzt, die auch heute noch immer gilt.
Die Lehre des KORANS heißt Islam. Dieses Wort ist arabisch und bedeutet
soviel wie Unterwerfung unter oder Hingabe
an Gott. Jeder Angehörige des Islams
(Muslime=die Frommen) und mit Taten Zeugnis dafür ablegen, dass es nur
einen Gott gibt. Für den gläubigen Moslem ist der Koran das Buch, an dem
es keinen Zweifel gibt.
Zusätzlich zum Koran existiert noch die SUNNA (=Brauch des Propheten). Die
SUNNA besteht aus Überlieferungen, eine Sammlung von Texten, um die
heiligen Gesetze des Korans besser zu verstehen. In diesem stehen auch
Ratschläge für alle Lebenslagen.
Juden und Christen und Muslime wohnen seit jeher eng zusammen. Ihre
verschiedenen Glaubensausprägungen sind miteinander verwandt. Alle
Religionen behaupten von sich aus, die ausschließliche und einzige
Wahrheit zu besitzen (=ABSOLUTHEITSANSPRUCH)
Für den Islam sind alle Religionen Vorläufer der eigenen
Glaubensüberzeugung. Die Muslime verstehen sich als Nachkommenschaft von
Adam, folglich sei der Islam das erste und älteste Bekenntnis der
Menschheit. Sie glauben, dass eigentlich alle Menschen als Muslime geboren
werden, erst die Eltern machen den jeweiligen zum Anhänger einer anderen
Religion.
Die "FÜNF SÄULEN DES ISLAMS" sind die Grundlage für das Leben der
Muslims. Die folgenden fünf Pflichten werden vom KORAN vorgeschrieben:
1) Das Glaubensbekenntnis: (SHAHADA)
"Es gibt keinen Gott, außer dem einen Gott und MOHAMMED ist sein
Prophet". Dieses Glaubensbekenntnis wird bei allen möglichen Gelegenheiten
gebetet.
2) Das tägliche Gebet:
Das "SALAT" ist ein Ritualgebet und wird fünfmal am Tag gebetet: am
Morgen, zu Mittag, am Nachmittag, bei Sonnenuntergang und am Abend.
Gebetet wird immer in Richtung MEKKA. Beim Beten sind auch bestimmte
Körperhaltungen wichtig, es wird eine genaue Abfolge von Stehen,
Verneigungen und auf dem Boden knien eingehalten. Insgesamt ergeben sich
34 Kniebeugen und 68 Verneigungen. Bei jedem Gebet ist der Ablauf
derselbe.
Am sechsten Tag jeder Woche, am Freitag, gehen die Moslems in die
Moschee (vom Arabischen "masdschid" = "Ort der
Niederwerfung"), um zu beten. Dieser Freitag ist unserem Sonntag gleichzusetzen.
Dieses Freitagsgebet heißt VERSAMMLUNGSGEBET. Die Männer beten immer
getrennt von den Frauen.
Die Menschen werden durch den MUEZZIN (Moschee-Vorsteher) vom Minarett der
Moschee aus zum Gebet gerufen. Vor dem Gebet erfolgt immer eine rituelle
Waschung.
Trotz des Feiertages ist es den Menschen nicht verboten, an diesem Tag zu
arbeiten.
3) Die Armensteuer: (ZAKAT=Almosen)
Die Sorge für die Armen ist für alle Muslime eine Verpflichtung, sie
dürfen die Armen nicht vergessen. Die ZAKAT ist eine Art Steuer auf die
Ersparnisse, die nicht der Staat einhebt, sondern die der Moslem selbst
verteilt. Viele geben sogar ein Zehntel ihres Einkommens dafür her.
4) Fasten im Monat RAMADAN:
Nachdem die KAABA in Mekka durch Brand zerstört wurde, hatte Mohammed
geholfen, sie wieder aufzubauen. Danach betete er sehr viel, am liebsten
in der Wüste. Dort lebte er karg und teilte das wenige mit Nomaden. Dort
erschien ihm einmal der Engel Gabriel, der ihm verkündete, dass er der Bote
Allahs werden sollte.
Der Fastenmonat RAMADAN wurde in Erinnerung an diese Engelserscheinung
eingeführt.
Er ist der neunte Monat, nach unserer Zeitrechnung Ende Februar bis Ende
März. Vom Morgen bis zum Sonnenuntergang darf nicht gegessen und getrunken
werden. Erst nach Sonnenuntergang wird dann wieder - oft sehr festlich-
gegessen und getrunken.
Jugendliche (bis 12) und Schwangere sind vom Fasten befreit.
5) Die Wallfahrt nach MEKKA:
Wenigstens einmal im Leben soll ein Muslim, wenn es im möglich ist, die
Wallfahrt zum größten Heiligtum des Islam, der KAABA in MEKKA, machen.
Dies schreibt der Koran vor. Frauen dürfen die Pilgerfahrt nur dann
unternehmen, wenn ihr Mann es ihr erlaubt.
Die KAABA (übersetzt WÜRFEL) ist ein würfelförmiges schwarzes
Gebäude. In der südöstlichen Ecke ist in Augenhöhe ein schwarzer Stein
angebracht, der möglicherweise ein Meteorit ist (was aber
wissenschaftlich nie untersucht wurde). Nach muslimischer Vorstellung
empfing Abraham beim Erbauen der Kaaba diesen Stein vom Erzengel Gabriel.
Er stamme demnach aus dem Paradies.
Um die KAABA werden von den Pilgern große Kreise gezogen. Manchmal sind
bis zu einer halben Million Pilger dort. Jeder möchte den heiligen Stein,
der Allahs Gegenwart bezeugt, berühren.
III) Die Anhänger des Islams:
Es gibt zwei große Gruppen:
1) Die SUNNITEN:
Zum sunnitischen Islam bekennt sich ein Großteil der Muslime. Von den 1,3
Mrd. Moslems sind etwa 1,17 Mrd.
Sunniten.
Sie ist jene Richtung des Islams, die auch die traditionelle Entwicklung
des Islams in ihrer Glaubensüberzeugung berücksichtigen. Sie halten sich
streng an den KORAN und an die SUNNA. Die Sunniten sind gespalten in ein
prowestliches Lager (um SAUDI-ARABIEN), ein neutrales (LIBANON, JORDANIEN)
und ein antiwestliches Lager (SYRIEN, LIBYEN u. PALÄSTINENSER).
2) Die SCHIITEN (Absplitterung):
Sie sind die zweite große Gruppe. Sie sind Parteigänger ALIs, ein
Vetter von Mohammed. Sie glauben, dass ALI Träger des göttlichen Lichts
ist, seine Nachkommen sind die IMANE, die als einzige MOHAMMEDS Nachfolge
antreten dürfen.
Diese sind die Führer der SCHIITEN. Er vereinigt in sich weltliche und
religiöse Macht und gilt als unfehlbar und ohne Sünde. Er ist Führer,
Vorbeter und Vorbild.
Die SCHIITEN erkennen weder die von den ersten Kalifen erlaubte
Niederschrift des KORANS noch die SUNNA an.
Die SCHIITEN sind sehr streng in der Befolgung der
Reinlichkeits-Vorschriften. Weiters sind sie gegen die Mischehe, ein
Schiit darf keine Jüdin oder Christin heiraten.
Seit dem 16. Jhdt. ist die schiitische Religion die Staatsreligion des
Irans.
Einige Besonderheiten des Islams:
a) Heirat, Ehe, Scheidung:
Im Islam gilt die Heirat nach dem Vorbild Mohammeds als eine Pflicht. Die
Partner sind meistens vorbestimmt (vereinbart von den Familien). "HEIRATET
WEGEN DER FRÖMMIGKEIT".
Ein Moslem kann auch eine Jüdin oder eine Christin heiraten. Sie muss nur
an den alleinigen Gott glauben.
Umgekehrt kann eine Moslemin nur einen Moslem heiraten.
Jeder Moslem darf vier Frauen haben, wenn alle genug und gleichviel zum
Leben haben.
Der Koran erlaubt die Scheidung, unter den erlaubten Dingen ist sie
Allah aber am meisten zuwider.
Der Mann kann sich immer scheiden lassen. Die Frau nur, wenn sie bei der
Eheschließung dieses Recht verlangt hat. Will sie sich scheiden lassen,
auch wenn sie das Recht nicht verlangt hat, kann sie dieses bei Gericht
einklagen.
Natürlich kann auch eine einvernehmliche Scheidung vorgenommen werden.
b) Die Beschneidung:
Wie im Judentum, werden auch im Islam die Knaben beschnitten.
Die Beschneidung ist ein Zeichen des ewigen Bundes zwischen Gott und
Abraham.
Dies geschieht meist vor dem siebten Lebensjahr und ist mit einem Fest
verbunden.
Schwere innere Auseinandersetzungen erschüttern heute den Islam,
religiöse und politische. Er wirkt heute gespalten. Die in den arabischen
Ländern liegenden Ölvorkommen geben den mohammedanischen Staaten viel
Selbstbewusstsein (z.B. Ölkrise). Andererseits wirkt sich dieser
Machtfaktor verstärkend auf die inneren Spannungen auf, innerislamische
Führungsstreitigkeiten sind die Folge.
Die Moslems bleiben Anhänger ihrer Religion und treten sehr selten zu
anderen Religionen über. Der Moslem versteht sich als Weltbürger, der
überall zu Hause ist.
Auch ein Moslem, der seinen Glauben nicht streng befolgt, fühlt sich dem
Islam zugehörig.
Der Koran im Überblick
Der Koran ist in 114 Suren unterteilt. Die Suren sind im Original nicht
chronologisch sondern absteigend der Länge nach sortiert. Hiervon macht
nur die kurze 1. Sure, das muslimische Kurzgebet, eine Ausnahme. Die Suren
sind daher eigenständige Texteinheiten mit appellierendem Charakter. Sie
fordern zu gütigem Handeln auf,
haben Gesetzes-Charakter,
fordern Gehorsam und Unterwerfung gegenüber der Religion,
fordern Verzicht im Diesseits zugunsten des Paradieses
(Jenseitsvertröstung)
regeln das Verhalten gegenüber Ungläubigen.
Aufforderung zu Güte und Gerechtigkeit
Die folgenden Koran-Suren fordern den Moslem zu Güte und Gerechtigkeit
auf [1]:
2,84 seid gut gegen euere Eltern und Verwandten, gütig zu Waisen und Armen
und wünscht den Menschen nur Gutes, redet gut zu ihnen
2,264 Ein Wort voll Güte und Milde ist besser als eine unfreundliche Gabe
2,280 Tut niemand ein Unrecht an, dann wird euch kein Unrecht getan.
4,30 treibt Handel in beiderseitigem Einverständnis
5,33 Wer andererseits eines einzigen Menschen Leben rettet, nur einen am
Leben erhält, sei angesehen, als habe er das Leben aller Menschen
erhalten.
6,152 ihr sollt euere Kinder nicht aus Furcht vor Armut töten
15,5 Wir haben noch keine Stadt zerstört, welche nicht eine Warnung
erhalten hätte
31,19 Wende Dein Angesicht nicht verächtlich von den Menschen ab und gehe
nicht hochmütig im Land umher
41,35 Wende das Böse durch Besseres ab, dann wird selbst dein Feind dir
der wärmste Freund werden
49,12/13 Kein Mensch soll einen anderen Menschen verspotten, (...) keiner
spreche Böses vom anderen (in dessen Abwesenheit)
Gesetzes-Charakter
2,191/192 Tötet für Allahs Pfad - Eure Religion -, die euch töten
wollen, doch beginnt nicht ihr die Feindseligkeiten (...)
2,197 Vollzieht die große Pilgerschaft und die kleine Fahrt zu Allahs
Haus, seid ihr aber daran verhindert, so bringt wenigstens ein kleines
Opfer
2,227/229 Die unter Eidschwur beabsichtigen, sich von ihren Frauen zu
trennen, die sollten es vier Monate bedenken; treten sie von ihrer Absicht
dann zurück, so ist Allah versöhnlich und barmherzig. Bestehen sie aber
schließlich durchaus auf Ehescheidung, hört und weiß Allah es auch. Die
geschiedene Frau muß dann, ehe sie über sich verfügt, noch so lange
warten, bis sie dreimal ihre Reinigung hatte, sie darf nicht
verheimlichen, was Allah in ihrem Leibe geschaffen hat.
2,254 Gläubige, gebt Almosen von dem, was ich Euch zu eurem Unterhalte
verlieh
4,35 Männer sollen vor Frauen bevorzugt werden (weil sie für diese
verantwortlich sind) , weil Allah auch die einen vor den anderen mit
Vorzügen begabte und auch weil jene diese erhalten. Rechtschaffene Frauen
sollen gehorsam, treu und verschwiegen sein (...). Denjenigen Frauen aber,
von denen ihr fürchtet, dass sie euch durch ihr Betragen erzürnen, gebt
Verweise, enthaltet euch ihrer, sperrt sie in ihre Gemächer und züchtigt
sie.
4,4 Nehmt nur eine, zwei, drei, höchstens vier Ehefrauen. Fürchtet ihr
auch so noch, ungerecht zu sein, nehmt nur eine Frau oder lebt mit
Sklavinnen (die unter Eurer Hand, eurem Rechte stehen), die ihr erwarbt.
4,16 Wenn eure Frauen sich durch Unzucht vergehen und vier Zeugen aus
eurer Mitte bezeugen dies, dann kerkert sie in eurem Hause ein, bis der
Tod sie befreit
5,39 Einem Dieb und einer Diebin haut die Hände ab
5,91 Der Wein, das Spiel, Bilder und Loswerfen sind verabscheuungswürdig
und ein Werk des Satans
Unterwerfungspflicht
64,15-17 O Gläubige, ihr habt an euren Frauen und Kindern einen Feind,
darum hütet euch vor ihnen. (...) Wahrlich, euere Reichtümer und Kinder
sind nur eine Versuchung und nur bei Allah ist unendliche Belohnung. Darum
fürchtet Allah, sosehr ihr nur könnt. Hört und gehorcht und gebt zu Eurem
eigenen Seelenheil Almosen zum Religionskrieg.
2,223 Die Weiber sind euer Acker, geht auf euren Acker, wie und wann
ihr wollt
30,31 Wende daher Dein Antlitz rechtgläubig der wahren Religion zu,
denn sie ist ein Einrichtung Allahs, für welche er die Menschen geschaffen
hat, und was Allah geschaffen hat, ist nicht veränderlich.
48,24 Du wirst in den Anordnungen Allahs nie einen Wandel finden
67,13 Sie glaubte an das Wort ihres Herrn und an seine Schriften und
war demutsvoll und gehorsam
Jenseitsvertröstung
4,75 Wer für die Religion Allahs kämpft, mag er umkommen oder siegen,
wir geben ihm großen Lohn
8,68 Ihr sucht nur die irdischen Güter, aber Allah setzt das zukünftige
Leben als Endzweck
9,111 Allah hat den Gläubigen ihr Leben und ihr Vermögen dafür
abgekauft, dass sie als Gegenleistung das Paradies haben sollen. Nur
müssen sie auf dem Wege Allahs kämpfen und dabei töten, oder selbst den
Tod erleiden. Dies ist ein bindendes Versprechen.
22,24 und im Paradiese werden sie mit Armbändern von Gold und Perlen
geschmückt und mit Kleidern aus Seide
29,65 Wahrlich, dieses irdische Leben ist ein Scherz, ein Spiel, nur
die künftige Wohnung des Paradieses ist wahres Leben.
37,41-49 Die aufrichtigen Diener Allahs aber sollen im Paradiese
vorbestimmte Versorgung erhalten: herrliche Früchte und hoch geehrt
werden, in Edens Gärten auf erhöhten Ruhekissen einander gegenüber sitzen.
Ein Becher, gefüllt aus sprudelndem Quell, wird unter ihnen kreisen.
Die Sure 56 schildert das Paradies, dass die Gläubigen, die für Allah
gestorben sind, erwartet:
56,7-26 Und ihr sollt in drei Gattungen (gegliedert) werden: [56:7]
(In) die zur Rechten - was (wißt ihr) von denen die zur Rechten sein
werden? [56:8]
Und (in) die zur Linken - was (wißt ihr) von denen, die zur Linken sein
werden? [56:9]
Und (in) die Vordersten - (sie) werden die Vordersten sein. [56:10]
Das sind die, die Allah nahe sein werden [56:11]
in den Gärten der Wonne. [56:12]
(Dies sind) eine große Schar der Früheren [56:13]
und einige wenige der Späteren. [56:14]
Auf Polstern, die mit Gold durchwoben sind , [56:15]
lehnen (sie) auf diesen einander gegenüber. [56:16]
Bedient werden sie von Jünglingen, die nicht altern , [56:17]
mit Bechern und Krügen aus einer fließenden Quelle. [56:18]
Keinen Kopfschmerz werden sie davon bekommen, noch wird ihnen das
Bewußtsein schwinden. [56:19]
Und Früchte, die sie sich wünschen , [56:20]
und Fleisch vom Geflügel, das sie begehren , [56:21]
und Huris , [56:22]
wohlbehüteten Perlen gleich , [56:23]
(werden sie erhalten) als Belohnung für das, was sie zu tun pflegten.
[56:24]
Sie werden dort weder leeres Gerede noch Anschuldigung der Sünde hören
, [56:25]
nur das Wort: "Frieden, Frieden!" [56:26]
Und die zur Rechten - was (wißt ihr) von denen, die zur Rechten sein
werden? [56:27]
(Sie werden) unter dornlosen Lotusbäumen (sein) [56:28]
und gebüschelten Bananen [56:29]
und endlosem Schatten , [56:30]
bei fließendem Wasser [56:31]
und vielen Früchten , [56:32]
die weder zu Ende gehen, noch für verboten erklärt werden , [56:33]
und auf erhöhten Ruhekissen. [56:34]
Wir haben sie (die Huris) in herrlicher Schöpfung gestaltet [56:35]
und sie zu Jungfrauen gemacht , [56:36]
zu liebevollen Altersgenossinnen [56:37]
derer zur Rechten. [56:38]
(Dies sind) eine große Schar der Früheren [56:39]
und eine große Schar der Späteren. [56:40]
Und die zur Linken - was (wisst ihr) von denen, die zur Linken sein
werden? [56:41]
(Sie werden) inmitten von glühenden Winden und siedendem Wasser (sein)
[56:42]
und im Schatten schwarzen Rauches , [56:43]
der weder kühl noch erfrischend ist. [56:44]
Haltung gegenüber Anders-(Un-)gläubigen
2,172 Doch die Ungläubigen sind den Tieren gleich, die nur Schall und
Ruf und nichts weiter hören; taub, stumm und blind sind sie, erfassen
nichts.
3,119 O Gläubige, schließt keine Freundschaft mit solchen, die nicht zu
eurer Religion gehören
3,150 O Gläubige, wenn ihr auf die Ungläubigen hört, so werden sie euch in
die früheren Fußstapfen zurückbringen wollen, dass ihr abfallt und ins
Verderben stürzt
3,179 Die Ungläubigen mögen nur nicht glauben, dass zu ihrem Seelenheil
ein langes und glückliches Leben besser sei; nein, wir schenken ihnen dies
nur, damit sie ihre Frevel immer mehren und ihre Strafe um so
schmachvoller werde.
4,89 Schließt daher eher kein Freundschaftsbündnis mit ihnen [den
Ungläubigen], als bis sie Allahs Weg einschlagen. Weichen sie aber ab, so
ergreift und tötet sie, wo ihr sie auch finden mögt, und nehmt keine
Freundschaft und Unterstützung von ihnen an.
4,102 die Ungläubigen sind ja eure offenen Feinde
4.105 Und seid nicht säumig in Suche und Verfolgung eines ungläubigen
Volkes
5,52 O Gläubige, nehmt weder Juden noch Christen zu Freunden
7,28 Den Ungläubigen haben wir die Satane zu Freunden gemacht
9,5 Tötet die Polytheisten, wo immer ihr sie findet!
9,41 kämpft mit Gut und Blut für die Religion Allahs
9,84 Wenn einer von diesen stirbt, so bete nicht für ihn und stehe auch
nicht an seinem Grabe
16,5 Den Menschen schafft er aus Samentropfen, und dennoch will dieser
die Auferstehung krittelnd bestreiten
16,91/92 wir bestrafen (...) auch die, welche den Koran als Lüge
bezeichnen (oder nur teilweise annehmen)
16,106 Die, welche nicht an die Zeichen Allahs glauben, ersinnen Lügen,
denn sie sind ja Lügner.
21,4 Die Ermahnung (den Koran) (...) hören sie nur an, um sie zum
Gegenstand des Spottes zu machen. Ihre Herzen sind durch sinnliche Lüste
betört.
25,53 darum gehorche nicht den Ungläubigen, bekämpfe sie vielmehr
eifrig
29,87 Leiste daher den Ungläubigen keinen Beistand
47,5 Wenn ihr im Kriege mit den Ungläubigen zusammentrefft, dann schlagt
ihnen die Köpfe ab, bis ihr eine große Niederlage unter ihnen angerichtet
habt.
49,8 Allah hat (...) euch Abscheu gegen den Unglauben, die
Schlechtigkeit und den Ungehorsam eingeflößt
68,36-38 Sollten wir wohl die Moslems und die Übeltäter gleich behandeln?
Wie kommt ihr dazu, so zu urteilen. Habt ihr etwa eine Schrift, aus
welcher ihr dies erforscht?
74,40 [Die Bewohner der Paradieses] fragen dann die Frevler: "Was hat euch
in die Hölle gebracht?" Diese werden antworten: " Wir haben nicht das
Gebet verrichtet und nicht die Armen gespeist und haben uns mit
Eitelkeitskrämern in eitles Geschwätz eingelassen und den Tag des
Gerichtes so lange geleugnet, bis der Tod uns überkam."
[1] Die Zitate sind der Koran-Übersetzung von
Ullmann/Winter (Goldmann, 1990)
und der Koran-Übersetzung von Lazarus Goldschmidt (Komet, 1920) entnommen.
Zur nachträglichen Kontrolle wurde die Übersetzung der Global Islamic
Software
Company (Topware, 1997) herangezogen
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von
Karl-Heinz Ohlig, 25.6.2007
Karl-Heinz Ohlig, Dr.
theol., geb. 1938; 1978 bis 2006 Prof. für Religionswissenschaft und
Geschichte des Christentums an der Universität des Saarlandes
(Philosophische Fakultät); zurzeit Leiter der Arbeitsstelle
Religionswissenschaft an der Philosophischen Fakultät der Universität
des Saarlandes und von "Inara. Institut zur Erforschung der frühen
Islamgeschichte und des Koran", Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken.
E-Mail: kh.ohlig@gmx.de
Seine Bücher zu diesem Thema:
- Das
syrische und arabische Christentum und der Koran in Die dunklen
Anfänge. Neue Forschungen zur Entstehung und frühen Geschichte des
Islams.
- Der frühe
Islam. Eine historisch-kritische Rekonstruktion anhand zeitgenössischer
Quellen. Berlin, Januar 2007, 666 Seiten, ISBN 3899300904
Inhalt:
Einleitung
Historische Probleme
Die christliche Literatur unter islamischer Herrschaft
Die vornizenische syrische Theologie des Koran
Die Rolle der persischen Deportationen
Das Zeugnis der Münzen und Inschriften
Einige Bemerkungen zum Koran
Einleitung
Der Islam ist
eine dynamisch wachsende Weltreligion mit mehr als einer Milliarde
Mitgliedern. Er sieht sich begründet durch den von Gott gesandten
Propheten Mohammed (muhammad), der nach der Überlieferung von rund 570
bis 632 n. Chr. auf der Arabischen Halbinsel gelebt hat. Nach seinem Tod
begann eine militärische und religiöse Erfolgsgeschichte. Die
Expansionen der muslimischen Krieger überwanden die beiden Großmächte
in diesem Raum, das Byzantinische und das Sassaniden (Perser)Reich. In
wenigen Jahrzehnten dehnten sie ihre Herrschaft imganzen Vorderen Orient
bis an die Grenzen Indiens aus, eroberten Ägypten und Nordafrika bis nach
Spanien und stießen bis nach Südfrankreich vor.
Gelenkt wurden diese Operationen durch Kalifen, die
Mohammed in seiner politischen Führung nachfolgten: zunächst, bis zum
Jahr 661 n. Chr., die - später so genannten - vier "rechtgeleiteten
Kalifen", dann, bis 750, die Omaiyaden, welche die Hauptstadt nach
Damaskus verlegten, und, von der Mitte des 8. Jahrhunderts an, die
Abbasiden, die von Bagdad aus regierten.
Mohammed hatte seine Verkündigungen nur mündlich vorgetragen. Diese
wurden von seinen Zuhörern im Gedächtnis behalten, aber auch auf Knochen
oder Palmblättern aufgezeichnet. Dieses Material ist nach muslimischer Überlieferung
unter dem dritten Kalifen Osman (Othman, Uthman) gesammelt worden und von
einer Kommission unter der Leitung des Zaid ibn Thabit in den Jahren 650
bis 656, also 18 bis 24 Jahre nach dem Tod Mohammeds, zur heutigen
Ganzschrift des Koran zusammengestellt worden. Der Kalif Osman ließ alle
sonstigen Versionen des Koran verbieten. Von dem 1925 in Kairo gedruckten
Koran (Kairiner Koran), der heute die Grundlage aller Koranexegese ist,
wird behauptet, er stimme mit dem Koran des Osman überein.
Die westliche Koranforschung folgt bis heute weithin der muslimischen
Tradition. Hans Zirker fasst diesen Konsens zusammen: "Im Vergleich
mit der Bibel (...) hat der Koran eine äußerst knappe und homogene
Entstehungszeit. (...) Etwa 20 Jahre nach dem Tod Mohammeds lag die
Sammlung vor, von der alle heutigen Ausgaben im wesentlichen Kopien sind.
Mit wenigen Ausnahmen hegen auch nichtmuslimische Wissenschaftler keinen
Zweifel daran, daß der Koran die Offenbarungsworte weitgehend authentisch
in der von Mohammed vermittelten Gestalt (...) wiedergibt."[1] Auch
Rudi Paret meint: "Wir haben keinen Grund anzunehmen, daß auch nur
ein einziger Vers im ganzen Koran nicht von Mohammed selber stammen würde."[2]
Historische Probleme
Dieser westliche Konsens beruht allerdings, wie auch die
muslimische Tradition, auf Grundlagen, die von keinem Historiker
akzeptiert würden. Die "Informationen" zu dem arabischen
Propheten Mohammed sind erst in vier "biographischen Werken" aus
dem frühen 9. und 10. Jahrhundert greifbar; auf Letzteres, die
"Annalen" des at-Tabari, geht auch die überlieferte Geschichte
der arabischen Expansionen, Reiche und Kalifen zurück.
Diese "Biographien" bieten weithin legendarisches
Material: "Die wirklich geschichtliche Überlieferung ist äußerst
gering. Da greift man zu den Andeutungen des Korans und spinnt sie aus
(...)."[3] Vor allem aber geben sie Auffassungen über Mohammed und
die Anfänge des Islam wieder, die erst zwei- bis dreihundert Jahre nach
der behaupteten Lebenszeit Mohammeds abgefasst sind; sie sind Zeugnisse für
das Denken der Autoren im 9. und 10. Jahrhundert, nicht aber Quellen für
die lange zurückliegende Zeit.
Für die ersten beiden Jahrhunderte nach dem Tod Mohammeds fehlen zeitgenössische
islamische literarische Texte. Meist werden diese Sachverhalte nicht erwähnt.
Eine Ausnahme ist Josef van Ess, der in seiner sechsbändigen Untersuchung
zum 2. und 3. islamischen Jahrhundert ausführt, dass es für das erste
Jahrhundert nur einige Münzen und Inschriften gebe - deswegen verzichte
er darauf, es darzustellen; er beginnt mit dem 2. Jahrhundert, obwohl er
auch für dieses "dasselbe Problem" feststellt.[4] Auch die
byzantinischen Kontrahenten der Araber berichten nicht, dass diese eine
neue Religion vertreten hätten.
Die christliche Literatur unter islamischer Herrschaft
Nun haben aber die Christen unter arabischer Herrschaft -
Syrer, Griechen, Ägypter - nicht nur in diesen beiden Jahrhunderten
zahlreiche Klöster und Kirchen gegründet und bis nach China Mission
getrieben, sondern auch eine reichhaltige Literatur hinterlassen:
Chroniken, Briefe, Predigten, Synodenbeschlüsse, Apokalypsen und vor
allem theologische Werke. Diese aber befassen sich mit den gewohnten Geschäften:
mit ihren innerchristlichen Auseinandersetzungen, Chalkedonier gegen
Monophysiten, Monergeten, Monotheleten und umgekehrt, syrische gegen
griechische christliche Auffassungen usw.
Nur sehr selten wird in diesen Schriften einmal die neue arabische
Herrschaft erwähnt. Von den Arabern wird nicht viel erzählt, meist
werden sie, wie schon in "vorislamischen" Zeiten, als Sarazenen
bezeichnet (Zeltbewohner, Räuber, Nomaden) oder, wie schon seit
Hieronymus im 4. Jahrhundert üblich, anhand biblischer Vorstellungen, die
damals "das Wissen" über die Welt repräsentierten, als
Ismaeliten oder Hagarener (Nachkommen Ismaels, des Sohnes Abrahams mit
Hagar, Gen 16); von diesen berichtet das Buch Genesis, dass sie "in
der Wüste" wohnen (Gen 21, 9 - 21; 25, 12 - 18). Sie werden auch
gelegentlich mit "Arabien" in Verbindung gebracht, was sich aber
auf Arabiya in Mesopotamien oder auf das von den Römern 106 n. Chr.
eroberte Nabatäergebiet, von Damaskus bis zum Roten Meer (provincia
Arabia), bezieht, nicht auf die Arabische Halbinsel. Islamische Invasionen
werden von diesen Zeitgenossen nicht erwähnt. In den Zeiten des
"arabischen" Herrschers Mu'awiya wird die arabische Herrschaft
gelobt, seit dem Amtsantritt 'Abd al-Maliks aber erscheint sie als eine
Last und eine Strafe Gottes, in den Apokalypsen sogar als Summe des Bösen,
nur noch übertroffen von der noch ausstehenden Herrschaft des Antichrist.
Von einer neuen Religion der Araber aber berichten die christlichen
Quellen nicht. Wenn - ganz selten - auf ihre Auffassungen Bezug genommen
wird, werden sie als Vertreter einer spezifischen Gottesauffassung
geschildert: Gott ist einer ohne Beigesellung - oder Christologie - Jesus
ist nicht Gottes Sohn. Deswegen ordnet der Kirchenvater Johannes von
Damaskus (gest. um 750), der die Araber sehr gut kannte, weil sein Vater
und auch er selbst einige Jahre lang in ihren Diensten gestanden hatten,
die Religion der Ismaeliten unter die (christlichen) Häresien ein.[5]
Die vornizenische syrische Theologie
des Koran
Dies entspricht auch den zentralen theologischen Aussagen des
Koran. Der Begriff muhammad kommt in ihm nur viermal vor - nur einmal, an
einer späten Stelle, ist mit Sicherheit der arabische Prophet gemeint -;
Jesus wird 24-mal erwähnt, Maria 34-mal, Mose 136-mal, Aaron 20-mal. In
seiner Theologie kreist der Koran um die richtige Gottesauffassung und
Christologie. Immer wieder wird betont, dass Allah der eine Gott ist, ohne
Beigesellung, d.h. ohne Binität oder Trinität. Sure 112 z.B. betont:
"1 Sag: Er ist ein Einziger, 2 Gott, durch und durch (?), 3 Er hat
weder gezeugt, noch ist er gezeugt worden. 4Und keiner ist ihm ebenbürtig."
Von Jesus wird im Koran gesagt, dass er nicht Gottessohn, sondern Messias,
Knecht Gottes, Gesandter und Prophet ist (z.B. Sure 4,171): "Christus
(wörtlich: der Messias) Jesus, der Sohn der Maria, ist nur der Gesandte
Gottes und sein Wort, das er der Maria entboten hat, und Geist von ihm
(...) Gott ist nur ein einziger Gott (...) (Er ist darüber erhaben,) ein
Kind zu haben (...)".
Diese Theologie und Christologie ist aber nicht neu, sondern wurde schon
früh im syrischen Christentum vertreten. Man weiß, dass in der
westsyrischen Theologie der so genannte "Monarchianismus"
gelehrt wurde, ein unitarischer, vom Machtgedanken geprägter
Monotheismus. Die biblischen Aussagen zum Wort Gottes und zum Geist Gottes
werden als Hinweise auf die Wirkungen des einen und selbigen Gottes nach
außen, als Kräfte - Dynameis - Gottes verstanden: der so genannte
dynamische Monarchianismus. Damit verbunden wurde Jesus als Mensch
gesehen, der sich mehr als andere durch die Gnade Gottes ethisch bewährt
hatte, so dass wir uns in seiner Nachfolge ebenfalls bewähren können und
müssen - die antiochenische "Bewährungschristologie".
Eine Schrift der so genannten Apostolischen Väter, die uns auch den ältesten
Text des eucharistischen Hochgebets überliefert - die Didache, im 2.
Jahrhundert in Syrien entstanden -, nennt Jesus "Knecht Gottes",
in einer anderen Schrift, dem Martyrium des Polykarp, wird Gott als
"Vater dieses geliebten und gelobten Knechtes Jesus Christus"
angeredet (ebenso übrigens der in Rom im Jahr 97 verfasste Erste
Klemensbrief). Das Gottesbild ist in dieser Tradition monarchianisch,
Jesus ist "nur" Knecht Gottes.[6]
Der Bischof Paul von Samosata am Euphrat (gest. nach 272) lehnt eine Göttlichkeit
Jesu ab; er sagte, "zwei Götter würden verkündet, wenn der Sohn
Gottes als Gott gepredigt werde";[7] Paul lehrte, dass Jesus Christus
uns gleich ist - also Mensch -, "aber besser in jeder Beziehung"
wegen der "Gnade, die auf ihm ruhte".[8]
In der griechischen Kirche dagegen setzte sich ein Verständnis Jesu als
Sohn Gottes und als inkarniertes Wort Gottes durch; dieses wurde auf dem
Konzil von Nizäa im Jahre 325 zur amtlichen Lehre erhoben: Der Sohn ist
"Gott aus Gott, Licht aus Licht, wahrer Gott aus wahrem Gott,
gezeugt, nicht geschaffen", und dann heißt es sogar: er ist
"gleichwesentlich mit dem Vater".
Die größere ostsyrische Kirche vom Euphrat bis Indien gehörte zum
Perserreich und war an den Diskussionen im Römischen Reich nicht
beteiligt. Sie vertrat die oben geschilderte vornizenische Theologie: Gott
ist einer (er allein hat die Herrschaft), Jesus ist sein Gesandter,
Knecht, Prophet und Messias. Erst im Jahre 410 führte sie - nach
Verfolgungszeiten - in der Hauptstadt des Sassanidenreichs
Seleukia-Ktesiphon (ungefähr dort, wo heute Bagdad liegt) eine
Reichssynode durch, in der sie, obwohl sie sich als autonome - autokephale
- Kirche verstand, die Beschlüsse von Nizäa anerkannte. Es dauerte aber
in vielen Regionen bis ins 6. Jahrhundert hinein, bis die Lehre vom
gleichwesentlichen Gottessohn und damit auch eine Binitätslehre in der
ostsyrischen Kirche verbreitet wurde.
Noch der syrische Theologe Aphrahat (gest. nach 345) wusste nichts von Nizäa
und erklärte die neutestamentliche Formel vom Gottessohn Jesus mit Rückgriff
auf das Alte Testament: "Denn der ehrwürdige Name der Gottheit wurde
auch gerechten Menschen beigelegt und denen, die seiner würdig waren. Die
Menschen, an denen Gott sein Wohlgefallen hatte, nannte er ,meine Söhne'
und ,meine Freunde'". Als Beispiele erwähnt er Mose, Salomo und auch
das ganze Volk Israel, die Sohn Gottes genannt werden. "Wir haben ihn
(Jesus) Gott genannt, wie er (Gott) auch Mose mit seinem eigenen Namen
bezeichnet hat."[9] Jesus ist also nach Aphrahats Meinung nicht mehr
oder auf andere Weise Gottes Sohn als Mose.
Das Glaubensbekenntnis von Nizäa wurde erst im 5. Jahrhundert auch in der
ostsyrischen Kirche übernommen. Der Koran allerdings hält an dem älteren
Verständnis Gottes und Jesu fest, wie es in vornizenischer Zeit vertreten
wurde. Heftig bekämpft er die falsche Gottesauffassung und Christologie
der anderen Schriftbesitzer.
Die Rolle der persischen
Deportationen
Wie aber kam es dort, in Ostiran, zur Bewahrung und sogar
Verstärkung oder weiteren Profilierung einer frühen syrischen Theologie?
Die persischen Herrscher, die Parther wie die Sassaniden, haben die
ererbte mesopotamische Praxis der Deportationen, die wir schon aus dem
Alten Testament von Assyrern und Babyloniern kennen, fortgeführt. Zwar
blieb prinzipiell der Euphrat die Grenze zum Römischen Reich, aber es kam
immer wieder zu kurzfristigen Eroberungszügen bis ans Mittelmeer und zu
darauf folgenden Deportationen der städtischen Einwohner. Die
Deportierten, darunter auch Christen, wurden weit im Osten angesiedelt,
einmal sogar die ganze Einwohnerschaft der Stadt Antiochien.[10]
Im Jahr 241 n. Chr. wurde auch die Stadt Hatra am Tigris von den
Sassaniden erobert, damals Hauptstadt des Reiches Arabiya, das vom Tigris
nach Westen bis zum Euphrat reichte. Auch ihre Einwohner sowie weitere Bevölkerungsgruppen
aus Arabiya wurden verschleppt und weit im Osten angesiedelt; anzunehmen
ist, dass sie auch in Marv (heute Südturkmenistan) wohnen mussten. Unter
diesen Deportierten waren aramäische, vielleicht auch arabische Christen,
die dann in ihrer neuen Heimat, in der Isolation, ihr frühes Christentum
tradiert und weiterentwickelt haben. Das Christentum ihrer Anfänge
behielten sie bei, auch nachdem später die ostsyrische Großkirche im
Perserreich die Beschlüsse von Nizäa und bald weiterer Konzilien des römischen
Kaiserreichs angenommen hatte. Unter den damals Deportierten hat man die
syrischen Anfänge der koranischen Tradition zu suchen.
Aus dem Ostiran gelangten die koranischen Materialien - oder wenigstens
ein Grundstock davon - nach Westen und wurden zur Zeit 'Abd al-Maliks, der
aus Marv stammte, und seines Sohnes al-Walid zur Basis der Staatsdoktrin
und ins Arabische übertragen. Von daher wird auch verständlich, dass ein
Großteil der Aussagen zu Allah antibinitarisch ist, weil der Heilige
Geist in Nizäa nur am Rande erwähnt wird. Erst spätere, seltenere
Koranstellen bekämpfen eine trinitarische Gottesvorstellung.
Mit dem koranischen Allah sind also Vorstellungen verbunden, die einer frühen
Phase des syrischen Christentums entstammen; sie machen den Kern der
koranischen Theologie aus. Im Lauf der Zeit aber kamen weitere Materialien
hinzu.
Das Zeugnis der Münzen und
Inschriften
Für eine Rekonstruktion der damaligen Geschichte gibt es als
einzige zeitgenössische Quellen die zahlreichen Münzfunde und auch
einige Inschriften.[11] Sie dokumentieren, wenn auch in knapper Form, die
damaligen Abläufe. Die meisten Münzen geben die Münzstätte an und sind
datiert. Die Datierung erfolgte zunächst gelegentlich nach den ortsüblichen
Zählungen, bald aber in einer Zählung "nach (gemäß) den
Arabern". In einer mit einem Kreuz eingeleiteten Inschrift, die der
arabische Herrscher Mu'awiya im Jahre 42 nach den Arabern (663 n. Chr.) an
den wiederhergestellten Bädern von Gadara in Galiläa anbringen ließ,
wurden drei Datierungen nebeneinander angegeben: Nach den byzantinischen
Steuerjahren, nach der Geschichte der Stadt und "gemäß den
Arabern". Daraus ergibt sich, dass das erste Jahr "nach den
Arabern" das Jahr 622 war; gezählt wird nach Sonnenjahren.
Wieso war 622 von solch einschneidender Bedeutung? Von einer Hidschra in
diesem Jahr berichten erst Zeugnisse aus dem 9. Jahrhundert. In den Jahren
vorher hatte der Sassanidenherrscher Chosrau II. das Persische Reich
ausdehnen können; er hatte die östlichen Provinzen des Römischen Reichs
erobert: Syrien westlich des Euphrat, Palästina, große Teile
Kleinasiens, die arabische Halbinsel und Ägypten. Das byzantinische Reich
schien endgültig aus seinen Gebieten verdrängt. Aber es kam anders: Im
Jahre 622 konnte der junge byzantinische Kaiser Heraklius einen
unerwarteten Sieg gegen die Perser erringen, der den Beginn einer Reihe
weiterer militärischer Erfolge darstellte, sodass sich die sassanidische
Dynastie nur noch kurze Zeit halten konnte.
Diesen Sieg hatte Heraklius auch mit der Unterstützung durch Hilfstruppen
der sowohl in Westsyrien wie im Perserreich schon seit Langem ansässigen
Araber errungen, die er auf seine Seite ziehen konnte. Trotz seines Sieges
verzichtete er aber darauf, die zurückgewonnenen, ehemals römischen
Gebiete seiner unmittelbaren Herrschaft zu unterstellen; er überließ die
Verwaltung den dortigen arabischen Herrschern, die sich als seine
Confoederati (arabisch: Quraisch) verstanden. 622 begann also, zunächst
in den östlichen Gebieten des Römischen Reichs, die Selbstherrschaft der
Araber und wurde somit zum Beginn der arabischen Zeitrechnung.
Eine zweite Zäsur stellt das Jahr 641 dar. Zwei Ereignisse sind wichtig:
Das durch Heraklius geschwächte Perserreich brach endgültig zusammen,
und nun konnten auch die östlich des Euphrat siedelnden arabischen Stämme
die Herrschaft übernehmen. In Byzanz war im gleichen Jahr Kaiser
Heraklius gestorben; seine Witwe und sein Sohn wurden von einem neuen
Kaiser verstümmelt und verbannt. Jetzt fühlten sich auch die Araber der
ehemals byzantinischen Gebiete, die sich bisher dem Kaiser Heraklius und
seiner Familie gegenüber in einem Treueverhältnis sahen, nicht mehr dem
Kaiser verpflichtet und übernahmen gänzlich die Herrschaft.
Seit dem Jahr 641 gibt es somit die ersten arabischen Münzprägungen, die
Ausdruck dieser neuen Souveränität sind. Diese Münzen sind ihrer
Ikonographie nach christliche Prägungen: Sie zeigen Kreuze, Herrscher mit
Langkreuz oder andere eindeutige Symbole. Offensichtlich gab es keinen
Grund, eine neue Symbolik aufzuprägen.[12] Der erste arabische Herrscher,
der zunächst im Westen, dann auch im ehemaligen Perserreich regierte, war
Mu'awiya, ein christlicher Regent. Welcher christlichen Richtung er zugehörte,
ist unbekannt. Er muss aber tolerant gewesen sein; denn er wird auch von
den syrischen Christen gelobt. Der ostsyrische Patriarch 'Iso'yaw III.
(gest. 659) schreibt in einem Brief: "Der Glaube ist in Frieden und
blüht."[13]
Die erste bisher bekannte Münze mit der Prägung MHMT wurde im Jahr 38
"nach den Arabern" (659 n. Chr.) in Ostiran, weit östlich von
Mesopotamien, geprägt. Fortan finden sich zahlreiche Prägungen mit
diesem Motto, in geographischer und zeitlicher Aufeinanderfolge von Osten
nach Westen; offensichtlich wurden sie auf dem Zug des späteren
arabischen Herrschers 'Abd al-Malik aus dem Osten durch Mesopotamien nach
Palästina und Jerusalem geprägt. Im Westen angekommen, wird auf
bilingualen Münzen, die im Hauptfeld MHMT haben, am Rand in arabischer
Schrift erläutert: muhammad. Bald ersetzt das arabische muhammad gänzlich
das bisherige MHMT.
Wer ist muhammad?[14]Arabisch bedeutet es "der
Gepriesene/Gelobte" (benedictus) oder "der zu Preisende/zu
Lobende". Gemäß der christlichen Ikonographie der Münzen handelt
es sich um ein Prädikat für Jesus. Dieses Verständnis wird gestützt
durch die Inschrift, die 'Abd al-Malik innen in dem von ihm im Jahre 691
erbauten Felsendom anbringen ließ. Diese beginnt mit einem Bekenntnis zu
dem einen Gott ohne Teilhaber und kreist im Folgenden um das richtige
Christusbekenntnis; es heißt dort: "Zu loben ist (muhammad[un]) der
Knecht Gottes ('abd-allah) und sein Gesandter (...) Denn der Messias
Jesus, Sohn der Maria, ist der Gesandte Gottes und sein Wort."
Abgelehnt wird eine Gottessohnschaft Jesu.[15] Dies entspricht auch den
koranischen Aussagen.
Der Felsendom ist innen nicht planiert; er überdacht die Felsspitze auf
dem Sionsberg, der nach syrischer Theologie, so z.B. bei Aphrahat (gest.
nach 345), Christus symbolisiert. Er schreibt: "Nun höre von dem
Glauben, der gestellt ist auf den Felsen, und von dem Bauwerk, das aus dem
Felsen emporragt (...) Christus (wurde) Fels genannt von den Propheten
(...)."[16] Fortan werden auf den Münzen 'Abd al-Maliks die
Kreuzsymbole durch ein Steinidol - Christus - ersetzt, Zeichen der
arabischen Reichskirche, die sich von den Byzantinern und den syrischen
Christen unterscheidet.
Muhammad war also ursprünglich - wie auch die Prädikate 'abdallah
(Knecht Gottes), Prophet, Gesandter, Messias - ein christologischer Titel.
Das Prädikat muhammad hat sich später aber von seinem Bezugspunkt Jesus
gelöst. Dies lässt sich anhand zweier Entwicklungen beobachten: Die
Inschriften an der Omaiyadenmoschee in Damaskus, erbaut 707/708 n. Chr.,
und am Heiligtum von Medina, erbaut 756 n. Chr., sind zwar formal in
gleicher Weise aufgebaut wie die im Felsendom: Auf das Lob des einen
Gottes folgt das Bekenntnis zu muhammad, dem Knecht Gottes und Gesandten,
aber anders als im Felsendom wird Jesus, der Sohn der Maria, nicht ausdrücklich
erwähnt. So werden die dortigen Formeln, obwohl von ähnlicher Theologie
wie in Jerusalem, nicht mehr unmittelbar in ihrem Bezug zu Jesus
wahrgenommen. Das Gleiche gilt für die Münzprägungen, deren
Steinsymbolik nicht mehr - wie z.B. bei der Aufprägung von Kreuzen - ganz
von selbst jedem als christlich erscheinen musste. Muhammad hatte keinen
eindeutigen Bezug mehr; der isolierte Begriff konnte nun auch mit neuem
Material "gefüllt" werden.
So wurde er, anfänglich schon in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts,
in der Gestalt eines arabischen Propheten historisiert - der Kirchenvater
Johannes Damascenus spricht schon, er bietet die älteste Quelle, von dem
Pseudopropheten Ma(ch)med. Später, im 9. Jahrhundert, wurde ebenso der
christologische Titel 'abdallah, Knecht Gottes, historisiert zum Namen des
Vaters Mohammeds: Mohammed, Sohn des Abdallah. In dieser Zeit wurden auch
die Anfangsgeschehnisse in die ethnische Heimat der Araber, auf die
Arabische Halbinsel, verlegt.[17] Hierbei war sicher hilfreich, dass die
Verbindung der koranischen Materialien mit dem mesopotamischen Reich
Arabiya oder der römischen provincia Arabia erinnert wurde, die es aber
zu diesem Zeitpunkt schon lange nicht mehr gab.
Die muhammad-Christologie wie auch die Anfänge der koranischen Bewegung
stammen aber nach dem Zeugnis der Münzen aus Gebieten weit östlich
Mesopotamiens, worauf auch die ursprünglich aramäisch-syrische
Textgestalt der Sprüche hinweist.
Zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts bis Beginn des 9. Jahrhunderts. Auch über
diese Zeit gibt es nur wenige Quellen. Die arabische Herrschaft war fest
etabliert, wenn auch viele Regionen - zeitweise - nicht oder nur locker
mit der "Zentrale" verbunden waren. Auffallend an den Münzprägungen
und Inschriften dieser Zeit ist der Aufdruck symbolischer Bezeichnungen,
die apokalyptisch gefärbten Programmen entnommen zu sein scheinen;
parallel entstehen christlich motivierte mahdi-Vorstellungen von dem
Retter (Jesus?), der am Ende der Tage kommen soll. In der Literatur des 9.
Jahrhunderts werden messianische Bezeichungen, die nicht alle auch auf den
Münzen bezeugt sind, aufgezählt und als Namen regierender Kalifen
gedeutet. Sind diese Symbolbegriffe als Namen von Personen zu
interpretieren, oder stehen hinter diesen Bezeichnungen anonyme Herrscher?
Gegen Ende des 8. Jahrhunderts scheint auch Mekka erstmals in den Blick
geraten zu sein; aus dem Jahre 203 Hidschra stammt eine Münze aus Mekka,
die nächsten folgen 249 und 253 Hidschra. Um diese Zeit herum ist dann
wohl endgültig der Islam als eigenständige Religion entstanden, die sich
in eine frühere Zeit rückprojiziert, wie es auch die Schreiber des
Pentateuch gemacht haben, und diese mit den Mitteln der iranischen
Historiographie detailliert schildert.[18] Auch die nun entstehenden
Rechtsschulen scheinen an persische Traditionen angelehnt zu sein.[19]
Einige Bemerkungen zum Koran
Die älteste datierbare Ganzschrift des Koran stammt aus dem
Jahr 870 n. Chr. Erhalten sind aber auch mehr oder weniger umfangreiche
Fragmente von Handschriften, meist aus der zweiten Hälfte des 8.
Jahrhunderts. Diese Fragmente, mit zum Teil unterschiedlichen Surenfolgen
und weiteren Besonderheiten, zeigen, dass der Koran zu dieser Zeit noch
nicht fertig war. Vor allem aber sind sie, wie man sagt,
"defektiv" geschrieben: Wie alle semitischen Schriften kennen
die Handschriften keine Vokalzeichen, im Unterschied zu diesen sind aber
auch die Konsonanten nicht eindeutig. Das Arabische kennt 28 Konsonanten,
aber nur sieben von ihnen werden mit einem eindeutigen Buchstabenzeichen
geschrieben. Alle anderen Konsonantenzeichen sind mehrdeutig und werden
erst in ihrer Bedeutung festgelegt durch die so genannten Diakritischen
Punkte: ein bis drei Punkte über oder unter den Buchstabenzeichen. In den
ältesten Handschriften aber gibt es keine Vokalzeichen und so gut wie
keine diakritischen Punkte, so dass manche Zeichen zwei bis fünf
unterschiedliche Konsonanten, z.B. f oder g, r oder z, b oder t usw.,
bedeuten können. Die Lesung und damit auch der Inhalt der Texte ist an
vielen Stellen dadurch unbestimmt; erst im Verlauf des 9. Jahrhunderts
wurde der Text durch diakritische Punkte und Vokalzeichen festgelegt.[20]
Vor allem aber hat eine gründliche sprachwissenschaftliche Untersuchung
von Christoph Luxenberg aufgezeigt, dass der heutige Koran in einem
Sprachumfeld geschrieben wurde, in dem die syro-aramäische und die
arabische Sprache gleichermaßen geläufig waren.[21] Viele so genannte
dunkle Stellen im Koran ergeben sinnvolle Aussagen, wenn sie als mit
arabischer Schrift geschriebene syrische Texte gelesen werden. Hierbei
ergeben sich oft gänzlich neue, meist christlich geprägte Aussagen des
Koran.
In seiner neuesten Untersuchung zeigt Christoph Luxenberg - gewissermaßen
empirisch - auf, dass dem arabisch geschriebenen Koran sogar eine syrische
Grundschrift zugrunde lag.[22] Anhand von Konsonantenzeichen, die in der
syrischen und in der arabischen Schrift ähnlich und vor allem in
Handschriften verwechselbar sind, aber jeweils unterschiedliche
Konsonanten bezeichnen, weist er nach, dass es Abschreibfehler gab und
erst nach der Korrektur dieser Verwechslungen sinnvolle Wörter gelesen
werden können.
Verbindet man diese Erkenntnisse mit den Ergebnissen der theologischen und
numismatischen Untersuchungen, so wird deutlich, dass syro-aramäische
Gemeinden im Ostiran wohl eine in ihrem genauen Umfang unbekannte erste
Sammlung der späteren koranischen Sprüche zusammengestellt haben. Die
Funktion dieser Sprüche war es, die Thora und das Evangelium auszulegen
und ihre Übereinstimmung (islam) aufzuzeigen. Nach Jan M. F. Van Reet gab
es für diese Aufgabe in den ostsyrischen theologischen Schulen sogar
spezifische Lehrer.[23]
Diese koranischen Texte wurden von den mittlerweile auch
arabischsprachigen Christen bei ihrem Zug nach Westen mitgebracht und zur
Zeit 'Abd al-Maliks und seines Nachfolgers al-Walid in einer aramäisch-arabischen
Mischsprache, aber in arabischer Schrift aufgeschrieben. Schließlich - in
einer letzten Etappe - wurde dieser defektiv geschriebene Koran, zu dem möglicherweise
noch weitere Sprüche hinzugewachsen sind, bis zum Ende des 9.
Jahrhunderts mit Vokalen und diakritischen Punkten versehen ("Plene-Schreibung"),
wobei für die Interpretation des - relativ unverändert übernommenen -
Zeichengerüsts (rasm) jetzt das neue islamische Verständnis maßgebend
war. In der letzten Bearbeitungsstufe ist also der Koran, von seiner
"Archäologie" und den unverständlichen Stellen abgesehen, ein
islamisches Buch.
Resümierend kann festgestellt werden, dass die religions- und
korangeschichtlichen Einsichten, die sich bei der Berücksichtigung der
zeitgeschichtlichen Quellen ergeben, Korrekturen vieler tradierter
Positionen mit sich bringen, die in der Islamwissenschaft zu diskutieren
sind. Die Wahrnehmung der historischen Bedingtheit der Anfangsprozesse könnte
die Chance eröffnen, Dogmatismen aufzulockern und den notwendigen Schritt
in die Moderne, vergleichbar der Wirkung der Aufklärung auf das
Christentum, zu ermöglichen.
Fußnoten
1
|
Hans Zirker, Christentum und Islam. Theologische Verwandtschaft
und Konkurrenz, Düsseldorf 1989, S. 79.
|
2
|
Rudi Paret, Vorwort, in: Der Koran. Übers. und hrsg. von Rudi
Paret, Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz (1979), 20049, S. 5.
|
3
|
Carl Heinrich Becker, Grundsätzliches zur
Leben-Mohammed-Forschung, in: Ders., Islamstudien. Vom Werden und
Wesen der islamischen Welt, Bd. 1, Leipzig 1924, S. 520f.
|
4
|
Josef van Ess, Theologie und Gesellschaft im 2. und 3.
Jahrhundert Hidschra. Eine Geschichte des religiösen Denkens im frühen
Islam, Berlin, Bd. 1: New York 1991, Vorwort VIII.
|
5
|
Vgl. zu diesem Fragenkomplex Karl-Heinz Ohlig, Hinweise auf eine
neue Religion in der christlichen Literatur "unter islamischer
Herrschaft", in: Ders. (Hrsg.), Der frühe Islam. Eine
historisch-kritische Rekonstruktion anhand zeitgenössischer
Quellen, Berlin 2007, S. 223 - 325.
|
6
|
Vgl. Ders., Ein Gott in drei Personen? Vom Vater Jesu zum
Mysterium' der Trinität, Mainz-Luzern 20002, S. 40f.
|
7
|
Paul von Samosata, Aus dem Hymenäusbrief, in: Friedrich Loofs,
Paulus von Samosata. Eine Untersuchung zur altkirchlichen Literatur-
und Dogmengeschichte, Leipzig 1924, S. 324.
|
8
|
Ders., Fragmente aus dem Synodalbrief, 5, in: F.Loofs,ebd., S.
331.
|
9
|
Aphrahatis Sapientis Persae Demonstrationes
17, 3.4. Deutsch
in: Aphrahat, Unterweisungen, aus dem Syrischen übersetzt und
eingeleitet von Peter Bruns (Fontes Christiani, Bd. 5.1),
Freiburg-Basel-Wien u.a. 1991, S. 419f.
|
10
|
Vgl. Erich Kettenhofen, Deportations II. In the Parthian and Sasanian Periods, in: Eshan Yarstater (Ed.),
Encylopaedia Iranica, Vol. VII, Fascicle 3, Costa
Mesa, Cal. 1994, S. 298 - 308.
|
11
|
Vgl. zum Folgenden vor allem: Volker Popp, Die frühe
Islamgeschichte nach inschriftlichen und numismatischen Zeugnissen,
in: Karl-Heinz Ohlig/Gerd-R. Puin (Hrsg.), Die dunklen Anfänge.
Neue Forschungen zur Entstehung und frühen Geschichte des Islam,
Berlin 20073, S. 16 - 123; Christoph Luxenberg, Neudeutung der
arabischen Inschrift im Felsendom zu Jerusalem, in: ebd. S. 124 -
147; Volker Popp, Von Ugarit nach Sâmarrâ. Eine archäologische
Reise auf den Spuren Ernst Herzfelds, in: K.-H. Ohlig (Anm. 5), S.
13 - 222.
|
12
|
Die These, Münzprägungen seien konservativ und verwendeten alte
Symbole weiter, gilt nur innerhalb fortdauernder Traditionszusammenhänge.
Hätte es einen ideologischen Bruch - den Wechsel vom Christentum
zum Islam - durch islamische Eroberungen gegeben, wären die Münzen
anders, im Sinne der neuen Religion, gestaltet worden.
|
13
|
'Iso'yaw patriarachae III. Liber epistularum (CSCO, Vol. 12, Scriptores Syri II, tomus 12), S.
172.
|
14
|
Vgl. zu Folgendem Karl-Heinz Ohlig, Vom muhammad Jesus zum
Propheten der Araber. Die Historisierung eines christologischen Prädikats,
in: Ders. (Anm. 5), S. 327 - 376.
|
15
|
Ich beziehe mich auf die Dokumentation und Übersetzung der
Inschrift von Christoph Luxenberg, Neudeutung der arabischen
Inschrift im Felsendom zu Jerusalem, in: K.-H. Ohlig/G.-R. Puin
(Anm. 11), S. 124 - 147.
|
16
|
Aphrahat (Anm.9). Er führt noch viele alttestamentliche Stellen
an, in den von Stein/Fels die Rede ist; alle diese Stellen deutet er
christologisch.
|
17
|
So auch Patricia Crone, What do we
actually knowabout Mohammad?, www.openDemocracy.net (31.8.2006). Sie
nimmt allerdings fälschlich die Gegend um das Tote Meer als
Entstehungsort des Islam an.
|
18
|
Vgl. Ignaz Goldziher, Islam und Parsismus (Islamisme et Parsisme),
deutsch in: K.-H. Ohlig (Anm. 5), S. 418.
|
19
|
Vgl. I. Goldziher, ebd., S. 419f.
|
20
|
Vgl. Karl-Heinz Ohlig, Weltreligion Islam. Eine Einführung,
Mainz - Luzern 2000, S. 60 - 67.
|
21
|
Vgl. Christoph Luxenberg, Die syro-aramäische Lesart des Koran.
Ein Beitrag zur Entschlüsselung der Koransprache, Berlin 20073.
|
22
|
Vgl. Ders., Relikte syro-aramäischer Buchstaben in frühen
Korankodizes im higasi- und kufi-Duktus, in: K.-H. Ohlig (Anm. 5),
S. 377 - 414.
|
23
|
Vgl. Jan M. F. Van Reet, Le coran et ses
scribes, in: Acta Orientalia Belgica (hrsg. von C. Cannuyer), XIX:
Les scribes et la transmission du savoir (volume édité par C.
Cannuyer), Brüssel 2006, S. 67 - 81.
|
ISLAMISIERUNG
DES WISSENS
Maulana
Abul Ala Maudoodi, der Gründer der Jamaat-e-Islami (politisch religiöse
Partei) und einer der einflussreichsten Denker unserer Zeit,
kritisiert streng die westliche Wissenschaft.
In
einer Vorlesung über islamische Erziehung legte er dar, dass
Geographie, Physik, Chemie, Biologie, Zoologie, Geologie und
Volkswirtschaft ohne Ehrfurcht vor Allah und seinem Propheten gelehrt
werden und deshalb eine Quelle der Abirrung von der Wahrheit sind:
"Beim Nachdenken
über das Wesen der modernen Erziehung und Gewohnheiten enthüllt sich
unmittelbar deren Widerspruch mit dem Wesen der islamischen Erziehung
und der islamischen Sitten.
Du
lehrst jungen Gemütern Philosophie, die versucht, das Universum ohne
Allah zu erklären.
Du
lehrst sie Wissenschaft, welche ohne Vernunft und der Sklave der Sinne
ist.
Du
lehrst sie Volkswirtschaft, Rechtswissenschaft und Sozialwissenschaft,
welche sich im Geist und in der Substanz vom Unterrichten des Islam
unterscheiden, und du erwartest, dass sie einen islamischen Standpunkt
vertreten."
Um
diesem Übel zu entgehen, präsentiert Maulana eine Lösung, worin
alle Erziehung in islamische Erziehung umgewandelt werden sollte. Er
schreibt:
"Die ganze Schuld für
den beklagenswerten Stand der Dinge kommt der Trennung von
spiritueller und weltlicher Erziehung zu. Wie ich immer schon
eingewandt habe, ist diese Trennung völlig unislamisch. In einem
neuen Erziehungssystem sind daher keine neuen Lehrpläne für Religion
notwendig. Stattdessen sollten alle Fächer in Religionsunterricht
umgewandelt werden."
Maulana Maudoodi,
1944
Mit der Annahme des
Scharia-Gesetzentwurfs im Mai 1991
durch die Pakistanische
Nationalversammlung und den Senat ist der Traum der islamischen
Gelehrtenschaft (ulema) einer vollkommen islamischen Erziehung, frei
von der Verunreinigung durch moderne Wissenschaft, der Realität einen
Schritt näher gerückt.
Durch Maulanas
Weisheit inspiriert, hat das "Institut für Politische
Studien" in lslamabad, welches als ein intellektuelles Zentrum für
die Jamaat-e-lslami dient, sich vorgenommen, Wissenschaft neu zu
definieren und Wegweiser für die Abfassung geeigneter Textbücher in
der islamischen Wissenschaft zu erstellen.
Ein Beispiel der
IPS-Empfehlungen in der Zusammenfassung:
1.
Kein Phänomen oder Fakt sollte erwähnt werden ohne auf das
Wohlwollen Allahs zu verweisen. Zum Beispiel beim Schreiben eines
Unterrichtsbuches für Kinder der Dritten Klasse sollte man nicht die
Frage stellen: "Was geschieht, wenn ein Tier irgendeine Nahrung
nicht fressen will?" Dagegen sollte die Frage lauten: "Was
wird geschehen, wenn Allah dem Tier keine Nahrung gibt?"
2. Ein wissenschaftliches
Textbuch sollte nur von einem strenggläubigen Mann verfasst
werden, der im Koran den einzigen Wegweiser für das Leben
sieht und vollständig
vertraut
mit Koran und Sunnah ist. In dieser Beziehung muss man die größtmögliche
Vorsicht walten lassen.
3. Der Inhalt muss
sich nicht auf den physikalischen Grund beziehen. So zu handeln führt
zum Atheismus. Zum Beispiel sagt die I PS-Empfehlung: Da ist ein
latentes Gift in dem Untertitel "Energie erzeugt Kraft", weil
es den Eindruck erweckt, dass Energie der wahre Auslöser ist und nicht
Allah. Ähnlich ist es unislamisch zu lehren, dass die Vermischung von
Wasserstoff und Sauerstoff automatisch Wasser entstehen lässt. Der
islamische Weg ist der: "Wenn Atome von Wasserstoff und Sauerstoff
sich annähern, dann ist durch den Willen Gottes Wasser
entstanden."
4. Das erste Kapitel von, lassen Sie uns sagen, einem
Chemiebuch, sollte notwendigerweise "Der Heilige Koran und die
Chemie" betitelt sein. Jedes Kapitel sollte mit einem
entsprechenden Koranvers oder Hadith beginnen.
5.
Kein Gesetz oder Grundsatz sollte nach Wissenschaften benannt werden. Es
ist zum Beispiel unislamisch, von Newtons Gesetz oder Boyles Gesetz zu
sprechen u.s.w., da es gleichbedeutend mit dem Herumdrücken um Abgötterei
ist. Gesetze in dieser Art zu benennen, vermittelt den Eindruck, diese
Gesetze wären geschaffen worden, anstatt durch Wissenschaftler
entdeckt.
6. Gott sollte in
wissenschaftlichen Unterrichtsräumen zur Sprache gebracht werden.
Unsere wissenschaftlichen Werke sollten Argumente für die göttliche
Existenz und das Jenseits präsentieren. Ein solches Studium der Gegenstände
sollte als wissenschaftliches Studium betrachtet werden.
7.
Maulana Maudoodis "Interpretation des Koran" sollte für einen
zoologischen Kursus zu
Beginn als Führung
benutzt werden.
8.
Das Entstehen jeder Wissenschaft sollte bis zur muslimischen Periode zurückverfolgt
werden. Nuklear-Physik
verdanken wir Ibn Sina, Chemie Jabir Ibn Hayyan etc.
...Wir sollten zur
Kenntnis nehmen, dass die Grundannahme der Wissenschaft, jeder
physikalische Effekt habe einen entsprechenden physikalischen Grund, in
speziellen Fällen widerlegt ist. Anstelle von physikalischer Kraft ist
es die beständige göttliche Intervention, die die Materie bewegt.
Tatsächlich gibt es in der
fundamentalistischen Doktrin keinen Auftrag für reale Wissenschaft.
Welchen Nutzen hätte es überhaupt
in einem geschlossenen, statischen und vorherbestimmten Universum?
Aus
"Islam and Science" Seite 53
- 55 Pervez Hoodbhoy (1991)
Literaturempfehlung:
Harun Yahya "Der Evolutionsschwindel"
Bassam Tibi: Fundamentalismus im Islam -
Eine Gefahr für den Weltfrieden?
Autor: Kirsten Fricke
Einleitung
Der religiöse Fundamentalismus: Eine neue weltpolitische Ideologie auf
der Schwelle zum neuen Jahrtausend
- Wurzeln gehen auf die 20er Jahre des 20. Jh.s zurück, erscheint
aber
weltpolitisch als eine neue Erscheinung
Der religiöse Fundamentalismus - eine neue globale Erscheinung
- globale Erscheinung, die in allen Weltreligionen und den
entsprechenden
Zivilisationen vorkommt.
- Wird aber überwiegend mit dem Islam in Verbindung gebracht
- Islamische Spielart des F. = Islamismus
- Der islamische F. ist zwar ein Phänomen in der Welt des Islam, doch
befindet
sich die Logistik der meisten dem Islamismus zugeordneten Bewegungen
in
Europa und nicht in islamischen Ländern → Bewegungen im Untergrund
- Diaspora-Gemeinden in Europa werden infiltriert und für die eigene
Ideologie
nutzbar gemacht
- Es muß zwischen islamischen Migranten und islamischen Diaspora-
Fundamentalisten in Europa unterschieden werden
- Fazit: Im Zeitalter der Migration wird der Fundamentalismus aus der
Welt des
Islam nach Europa exportiert.
F., Migration und Integration
- muslimische F. erkennen keine Grenzen an, weil nach ihrer
universalistischen
Aufassung der Schari´a auf dem gesamten Globus Gültigkeit besitzt.
- Die neo-islamische Formel Hakimiyyat Allah wächst aus der
Politisierung des
Islam und verkörpert den Anspruch, dass die Gesetze Allahs von
globaler
Gültigkeit sind, also auch für Europa gelten. Die Idee einer
islamischen
Weltordnung ist untrennbar mit diesem Universalitätsanspruch
verbunden.
F. als Ordnungsvorstellung
- im F. hat man es mit weltpolitischen Ansprüchen zu tun
- Der Pakistani Abu al-A´la al-Maududi: "... dass die säkulare
Demokratie in jeder
Hinsicht im Widerspruch zu eurer Religion und zu eurem Glauben
steht... Dort,
wo der Islam vorherrscht, darf es jenes System nicht geben." (gehört
zu den
Prägenden Gestalten der Hakimiyyat Allah)
- War einer der wichtigsten geistigen Vorläufer des islamischen F.
unserer
Gegenwart.
Die angestrebte Ordnung: Hakimayyat Allah - ein Totalitarismus?
- totalitäre Ordnung
- der Islam ist allumfassend, d.h. er beinhaltet organisch alle
Lebensbereiche, vor
allem aber die Politik, und deswegen seien religiöser Glaube und
politische
Ordnung eine Einheit.
- Diese politische Formel lässt sich weder im Koran noch in den
autoritativen
klassischen islamischen Quellen finden.
- Der Islam ist Din wa daula (Religion und Staat)
- Im f. geprägten Denken im Islam sind nur die äußerlichen Symbole
religiös.
- Der Fundamentalist ist ein homo politicus
- Islamische F. leben in dem Bewusstsein, sie würden zum Ur-Islam
zurückkehren.
Kapitel 1:
Was heißt religiöser Fundamentalismus? Begriff und Realität der
Politisierung der Religion
Das Fundamentalismus-Projekt der American Academy of Arts and Sciences
- Erkenntnis: Es gibt in allen Religionen der Welt und allen
Regionen
Fundamentalisten, die sich auf unterschiedliche heilige Texte berufen.
Doch
haben diese viel gemeinsam, so dass Martin Marty von
,,Familienähnlichkeiten"
spricht und alle F. in eine Art Familie einordnet.
- F. wollen die Welt in einer Krisensituation verändern, und sie
agieren als
Gotteskämpfer in einem ,,eschatologischen Drama". Ihr Projekt ist
daher
politisch, und ihr Anspruch ist es, den Feind auszumachen und zu
bekämpfen,
und somit den Kurs der Geschichte zu lenken.
- Vier zentrale Beobachtungen:
* Der religiöse F. ist totalitär, weil er Vorschriften für alle
Lebensbereiche
erzwingen will, und anti-pluralistisch ist
* F. sind politische Aktivisten, die sich jedoch selbst als
Gotteskämpfer verstehen
* F. sind religiös-schriftgläubig
* Führungspositionen meist durch Männer besetzt
- Insgesamt sind sie eher modern als traditionell, wenngleich ihre
Moderne nur
eine halbe ist = F. übernehmen von der Moderne nur ihre
instrumentellen
Errungenschaften, lehnen ihren kulturellen Sinngehalt jedoch ab.
- Fazit: Ziel der konkreten Bedrohung durch den islamischen F. sind
primär die
eigenen Leute und nicht die Fremden → Die Rhetorik des islamischen F.
richtet
sich gegen den Westen, seine mörderischen Aktionen jedoch gegen
vermeintlich
vom Glauben abgefallene Muslime.
Zwischen Tradition und Moderne
- Der F. ist mit zwei zentralen Widersprüchen behaftet:
* F. sind gegen die Moderne, obwohl die meisten eben aus ihr
hervorgehen und
ihr verhaftet sind
* Der andere liegt im Enklavencharakter des F., der mit dem
gleichzeitigen
Anspruch einhergeht, die feindl. Welt außerhalb zu verändern.
- FAZIT:
* Der F. ist in erster Linie eine politische, keine religiöse Bewegung
* Haben eine religiöse Orientierung, die mit politischen und
ethnischen Belangen
vermengt wird
* Sind von ihrem Selbstverständnis her Eroberer und Weltverbesserer,
wenngleich sie einen Enklavencharakter pflegen
Was heißt religiöser F.?
- politische Ideologie gg den säkularen Nationalstaat und Predigt
des Gottestaates
als seine Alternative
- alle nicht-westlichen Spielarten des religiösen F. haben eine
anti-westliche
Einstellung gemeinsam; sie beschränken ihre Grundorientierung nicht
allein auf
eine Ablehnung der westlichen Hegemonie.
Der Fundamentalismus ist keine Renaissance des Religiösen, sondern eine
politische Ideologie
- F. sind gläubige Gotteskämpfer.
- Ihre Revolte ist gleichermaßen gegen den lokalen Staat und die
globale
Weltordnung gerichtet und doch religiös motiviert.
- Lehnen internationale Moralität ab.
- Zentral ist im Islam der Begriff der Umma, die imaginäre universelle
Gemeinschaft aller Muslime.
Warum ist der islamische F. zentral?
- al-Hall al-Islami (islamische Lösung)
Eine wichtige Unterscheidung: F. und Terrorismus
- Der Terrorismus kann einen Aspekt des F. darstellen, aber beide
dürfen nicht
gleichgesetzt werden.
- Die Gleichsetzung von F. und T. ist auf zwei Ebenen zu kritisieren:
* Auf der religiösen: Der Koran verkündet dem Muslim, der ,,einen
Muslim
vorsätzlich tötet" einen Lohn: ,,die Hölle, darin wird er ewig weilen"
(Sure
4,93).
* Auf politischer Ebene muss eingeräumt werden. Dass nicht jeder F. ein
T. ist.
Kapitel 2:
Der religiöse Fundamentalismus im Islam: Seine Vision einer neuen
Weltordnung als Alternative zur Pax Americana
Eine islamische Ordnung für die Welt? Ablösung des Westens?
- eine westlich geprägte Weltordnung steht im Gegensatz zur
islamischen
Weltordnung
- Der Islamismus politisiert den islamischen Universalismus und
gelangt auf diese
Wiese zu seinen alternativen Weltordnung.
- Den Islamisten fehlt aber die nötige Fähigkeit, ihre Vorstellung
umzusetzen; sie
können aber Unruhe stiften und bestehende Ordnungen destabilisieren
mit der
Folge einer neuen Weltunordnung.
- Die islamische Welt selbst hat Angst vor dem F.
Die Entsäkularisierung
- Ablehnung der Trennung zwischen Religion und Politik sowie die
Zurückweisung
der Weltsicht der kulturellen Moderne.
- Das zentrale Charakteristikum des religiösen F. ist, dass er
weltanschaulich für
eine Gottesordnung eintritt.
- Das Bestreben nach Entwestlichung der Welt beinhaltet die Ablehnung
allen
Westlichen, also auch die Forderung nach Entsäkularisierung.
- Nach dem Westfälischen Frieden entstand der souveräne Staat und nach
der
Französischen Revolution der Nationalstaat. Anstelle der säkularen
Volkssouveränität predigen F., dass nur Gott Souveränität haben
könnte.
Institutionelle Einbindung der Fundamentalisten?
- Terroristen unter den F. gilt es zu bekämpfen, aber diejenigen
unter ihnen, die
zu friedlicher politischer Arbeit gewillt sind, in die politischen
Institutionen zu
integrieren.
- Ein Verbot der f. Organisationen treibt sie in den Untergrund und
erleichtert
ihnen den Sprung in den Terrorismus.
F. und politische Macht
- F. sind Destabilisierungsfaktoren
- F. machen sich jeden westlichen Militärschlag zunutze.
- Friedenspolitik im Nahen Osten ist eine Politik gg den F.
- Forderung: In der Welt des Islam gilt es, keine Politik zu treiben,
die die anti-
westliche Orientierung fördert, in der eigenen Sphäre gilt es vor
allem
aufzuhören, F. als politisch verfolgte mit Asylrecht und Sozialhilfe
ungewollt zu
unterstützen.
- Unter Experten ist allgemein bekannt, dass die Basis der
fundamentalistischen
Logistik heute in Westeuropa und nicht im Nahen Osten liegt.
Schlussfolgerungen
- der religiöse F. im Islam ist eine weltanschauliche Vorstellung
einer
Gottesordnung, die auf der Politisierung des Islam basiert und die
islamische
Weltordnung anstrebt.
- Er entspringt einer doppelten Krisensituation: einerseits der
strukturellen Krise,
die zum Versagen des westlich-säkularen Modells des Nationalstaates in
der Welt
des Islam mit der Folge des Bestrebens nach Entwestlich8ung beiträgt,
andererseits der Sinnkrise, die zur Suche nach einer neuen normativen
Orientierung führt und somit zur Neubelebung politisierter religiöser
vs. westlich-
säkularer Weltanschauungen.
Kapitel 3:
Fundamentalismus islamischer Prägung im Zivilisationskonflikt
Der Zivilisationskonflikt findet innerhalb der Zivilisationen statt,
überschreitet aber die Grenzen des Nationalstaats
- Indem F. ihre Aktivitäten gegen den säkularen Nationalstaat
richten, entfachen
sie einerseits innenpolitische Konflikte mit einer weltpolitischen
Dimension;
indem ihre Ideologie die Entwicklungskrise auf den äußeren Feind, den
Westen,
bezieht, kanalisiert der F. andererseits bestehende
Aggressionspotentiale nach
außen und wirkt so als Zündstoff internationaler Konflikte.
- Die Revolte richtet sich primär gegen die bestehenden
Nationalstaaten in der
arabischen Welt → ihr Rahmen ist dementsprechend inner-zivilisatorisch
- Der Nationalstaat wird abgelehnt, der Bezugrahmen ist Dar
al-Islam (Haus des
Islam), ein Begriff der zu den zentralen Anschauungen der islamischen
Zivilisation gehört.
- Im Gegensatz zum Iran, Sudan, und zu Afghanistan befinden sich die
Fundamentalisten in anderen islamischen Staaten nicht an der Macht.
Dennoch
reflektierten ihre Ansichten und Politik-Präferenzen die verbreitetste
politische
Strömung in den in der Regel diktatorisch beherrschten Staaten der
Welt des
Islam.
- Die von den F. gepredigte nicht-westliche Ordnung gehört inzwischen
zu den
politischen Optionen der Bevölkerungsmehrheit.
- ,,Revolte gg. Den Westen". Wie populär diese Revolte ist, zeigt der
Tatbestand,
dass Saddam Hussein, der niemals f. war, mit seinem Aufruf zum von ihm
als
heiligen Krieg verstandenen Djihad gg die USA und ihre regionalen
arabischen
Verbündeten die ungeteilte Unterstützung aller f. Bewegungen im Nahen
Osten
und in anderen Teilen der Welt des Islam fand.
Herausforderungen und Herausforderer
- Für die Muslime war der Golfkrieg ein erneuter ,,Kreuzzug des
Westens".
- Unter den F. ist die islamische Variante diejenige, ,,die am
schnellsten um sich
greift".
- Das, was als Entwestlichung der Welt zelebriert wird, könnte in
einem
besorgniserregenden Zerfall des internationalen Konsens über Normen
und Spielregeln enden, wodurch die Basis für friedliche
Konfliktaustragung und -regulierung zwischen Staaten gefährdet wäre.
- Unter den beschriebenen Bedingungen ist ein Kulturdialog
zwischen den
Zivilisationen eines der wichtigsten Instrumente des
Krisenmanagments in der
Weltpolitik.
Globalisierung und Fragmentierung
- Der Westen muß endlich aufhören, in anti-pluralistischer Manier
von einem Block
als Weltgemeinschaft zu sprechen und sich im Gegensatz dazu der
Idee einer
pluralistischen internationalen Gemeinschaft öffnen.
- Der F. ist ein Produkt der Globalisierung und zugleich Ausdruck
des
Widerstandes gg die von ihr ausgelösten Prozesse.
- In der in Fragmentation resultierenden Bestrebung nach
Entwestlichung kommt
kurzfristig die Abschottung der Muslime gg über der
internationalen Gesellschaft
(islamisches Weltghetto) zum Ausdruck. Langfristig aber strebt der
islamische F.
etwas vollkommen anderes an: eine islamische Ordnung auf
nationaler und
internationaler Ebene.
- Protestantische Gesinnungsethiker sprechen in bezug auf
Islamisten von
Religionsfreiheit; die Diskussion über Zivilisationskonflikte
weisen sie dagegen
als ,,Kampf der Kulturen" zurück und tabuisieren somit zentrale
Fragen unserer
Zeit.
- ,,Krieg der Zivilisationen"
- ohne einen gemeinsamen Diskurs würde Vermittlungsarbeit zu einem
,,Dialog
unter Taubstummen" degenerieren.
- Besonders besorgniserregend ist die Absicht islamischer F., die
Welt des Islam in
dieser transitorischen Periode von der internationalen
Staatengemeinschaft
abzukoppeln. Hierzu benutzen sie den Begriff der Umma und
verleugnen die
Zugehörigkeit ihrer Welt zu einer säkular bestimmten
internationalen
Gemeinschaft.
- Islamische F. behaupten, dass das einzige für Muslime gültige
Rechtssystem die
Schari´a sei.
Ein islamisches Völkerrecht als Alternative?
- Das bestehende Völkerrecht ist westliches Recht, das viele
der nicht-westlichen
Länder deshalb beanstanden, weil es westliche, nicht jedoch ihre
Interessen
schützt.
- Islamische F. wollen keine Reform des Völkerrechts, sondern die
Schari´a als
Völkerrecht.
- Unter Dar al-ahd verstehen orthodoxe Muslime den
temporären Frieden, d.h.,
dass Muslime, solange sie sich in einer schwachen Position
befinden, mit Nicht-Muslimen Verträge abschließen dürfen. Solche Verträge gelten aber
stets nur auf
Zeit, sind also keine Dauerlösungen.
- Islamische F. unserer Gegenwart berufen sich auf diese
Rechtstradition, können
aber keine neuen Konzepte vorweisen.
- Der islamische F. kann nicht in eine kulturell angelegte
Weltpolitik integriert
werden, weil ihm seine Anschauungen als unwandelbare, absolute und
göttliche
Botschaft gelten, die für die ganze Menschheit verkündet worden
sei.
Kompromisslos wollen F. die gesamte Welt umgestalten.
- Es gibt nur zwei Möglichkeiten mit ihnen Dialog zu treiben:
* Akzeptanz ihrer Normen und somit Selbstaufgabe
* Rolle des Dummen im Rahmen des Spiels ,,Täuschung der
Ungläubigen"
- Vom Standpunkt islamischer F. unserer Gegenwart aus betrachtet,
ist
Modernisierung kein Entwicklungsziel, sondern vielmehr ein
Instrument, um die
bestehende Weltordnung zum Vorteil des Islam zu verändern.
Schlussfolgerungen
- Die Austragung des Zivilisationskonfliktes findet zunächst
innerhalb des Islam
zwischen Eliten und Gegeneliten statt.
- In Deutschland wird Toleranz in der Bedeutung von Indifferenz
zum Schutz für
die F., und in diesem Zusammenhang lässt sich besonders die
evangelische
Kirche im ,,Dialog" instrumentalisieren.
- Re-Politisierung des Islam seit 1967.
- Islamische F. sprechen nicht vom Kalifat, dem traditionellen
Ordnungssystem
des Islam, sondern von der Errichtung eines Nizam Islami
(islamisches
Regierungssystem) sowohl auf der Ebene des Staates als auch zum
Zwecke der
Verbreitung des Islam im Rahmen einer globalen islamischen
Ordnung.
Kapitel 4:
Der säkulare Nationalstaat als Zielscheibe der Fundamentalisten
Neue Herausforderungen
- Der moderne Nationalstaat war das institutionelle Gerüst für
Säkularität,
Demokratie und Frieden.
Das Scheitern des westlichen Entwicklungsmodells und die
Entsäkularisierung von Staats- und Weltordnung
- Der islamische F. richtet sich gegen die Volkssouveränität,
weil die ihr zugrunde
liegende Souveränität Ta´til (Suspendierung der Souveränität
Allahs)
einschließe. Dagegen gilt die angestrebte Hakimiyyat Allah als
Rückkehr zum
wahren Islam.
- Die Globalisierung des Nationalstaates wird von islamischen F.
als eine
Mu´amarah salibiyya (kreuzüglerische Verschwörung) wahrgenommen.
Fi mizan
al-Islam (auf der Waage des Islam) fällt der säkulare
Nationalstaat durch; seiner
westlich geprägten Ordnung wird der Islam, der historisch als
erster ein
weltweites System von Normen und Spielregeln für die
internationale Interaktion
geschaffen haben soll, entgegengehalten.
- Was dem F. allerdings vorschwebt ist kein altes, sondern ein
konstruiertes neues
System.
- Die F. wissen, dass der Aufstieg des Westens auf der
Überlegenheit seiner
Kriegstechnologie beruhte. Deshalb erstreben islamische F. eine
Übernahme und
Islamisierung moderner Technologie.
- Die anti-westliche Orientierung islamischer F. muß von derselben
panarabischer
Nationalisten unterschieden werden.
Vom säkularen Nationalstaat zurück zur Ordnung der islamischen Umma?
- Die auf dem westlichen Modell basierende Vorstellung, dass
die Araber, die
Türken oder die Iraner jeweils selbstständige Nationen bilden
würden, steht im
Widerspruch zur Weltanschauung des politischen Islam, der von
einer
gleichermaßen unitären und universellen Umma ausgeht. Hierfür gibt
es zwei
Gründe:
* Zum einen schließt die mit der Vorstellung vom Nationalstaat
verbundene
Trennung von Religion und Politik die Auflösung der Umma ein. Aus
arabischer
Perspektive werden nicht-arabische Muslime hierbei zu
,,Ausländern".
* In einem Nationalstaat der Araber würde eine arabische Umma die
arabischen
Christen als gleichberechtigte Bürger und damit als Vollmitglieder
des
politischen Gemeinwesens gelten.
- Das Beispiel für die Fusion von Ethnizität und politischem Islam
bei den Taliban
zeigt, dass diese es noch nicht einmal schaffen, ihr eigenes Land
zu vereinigen.
Die Vorstellung einer koordinierten weltweiten Mobilisierung des
F. gg den
Westen erscheint vor diesem Hintergrund abwegig.
- Die Tatsache, dass die Taliban mit dem Paschtunenstamm identisch
ist,
veranschaulicht die Grenzen ihres Umma-Universalismus.
- Ein guter Muslim - auch wenn er kein Araber ist - hat einen
arabischen Namen
und rezitiert den Koran auf Arabisch → ursprünglich eine
,,Arabische Religion für
Araber"
- Der islamische F. nahm seinen Ausgang im arabischen,
sunnitischen Islam und
nicht, wie man im Westen glaubt, im schi´itischen Iran.
- Die erste f. Bewegung in der Welt des Islam wurde 1928 in
Ägypten gegründet:
Die Muslimbruderschaft. Aber erst nach der arabischen Niederlage
im Sechs-Tage-Krieg von 1967 entfaltete sich der F. zu einem
Massenphänomen.
Der historische Hintergrund des nahöstlichen Nationalstaats
- Historisch betrachtet war das Osmanische Reich die letzte
islamische Ordnung.
- Die Krise der islamischen Ordnung gipfelte in der Auflösung des
Osmanischen
Reiches und der Abschaffung des Kalifats 1924.
- In der post-osmanischen Zeit dominierte für mehr als ein halbes
Jahrhundert der
Nationalstaat als exklusives Ordnungsmodell in der islamischen
Welt.
- F. delegitimieren den Nationalstaat als die Verkörperung des
Kufr (Unglauben)
und sehen in ihm einen Ausdruck des Abweichens vom rechten Pfad
des Islam.
- Nach er Logik der Verschwörungsphantasie sei der Westen somit
doppelt
erfolgreich gewesen: Er habe nicht nur die Einheit der Muslime,
sondern auch
den Islam als politisches System zerstört.
Die Nationalstaaten zerbröckeln in der Welt des Islam
- folgenreich für den Nationalstaat im islamischen Orient ist
die Neubelebung der
klassischen islamischen Weltanschauung, die die Welt in zwei
Sphären trennt:
ihre eigene und die des Unglaubens.
- Die anti-westliche Einstellung islamischer F. umfasst den
Anspruch, dass ,,die
Welt des Islam nach dem Abdanken des von Krisen geschüttelten
Westens die
Führung der Welt übernimmt": Sayyid Qutb.
Vom Universalismus zum Internationalismus
- Der Internationalismus sowie die Idee einer islamischen
Weltordnung, die
Nationalstaatlicheit nicht anerkennt, sind neu im Islam.
- Der F. richtet sich politisch gg die Nationalstaaten, indem er
beansprucht, die
Rabbaniyya (Theozentrismus) als Prinzip der Hakimiyyat Allah
zunächst in den
islamischen Ländern des Nahen Ostens wiederherzustellen. Das
Fernziel ist es
aber, diese Gottesherrschaft weltweit zu errichten.
Warum ist die fundamentalistische Heilsideologie, nicht aber der
Nationalstaat so attraktiv?
- In Zeiten der Krise gedeihen Heilsideologien; die Nostalgie
nach der alten
universell-islamischen Ordnung wird ideologisch kultiviert.
- Die islamische Zivilisation kennt keine Tradition der
Staatsbürgerschaft, woraus
die fehlende Loyalität gegenüber dem neuen Staatstyp und der
Umstand, dass
diesem kein politisches Gemeinwesen zugrunde liegt, resultieren.
- Die Alternative des islamischen F. ist die Verheißung einer
besseren Zukunft.
- Der Islamismus bietet eine islamische Lösung. Die anderen,
,,fremden" oder
,,importierten" Lösungen werden als ,,westliche Vorherrschaft"
bzw.
,,Imperialismus" wahrgenommen und als die einzige Ursache der
wirtschaftlichen Misere und kulturellen Entwurzelung in
islamischen Ländern
verdammt.
Schlussfolgerungen und Perspektiven
- die künftige Entwicklung wird davon abhängen, ob sich das
Entwicklungsgefälle
zwischen der Welt des Islam und dem Westen weiterhin verschärft.
- Je steiler das Entwicklungsgefälle, desto stärker und militanter
wird sich der F.
geben.
- Unter der Berücksichtigung der beschrieben umstände müsste es im
ureigenen
Interesse des Westens liegen, den benachbarten islamischen Ländern
aus ihrer
Misere zu helfen.
- Der Westen kann jedoch nur Hilfe zur Selbsthilfe leisten.
Parallel hierzu müsste
sich eine liberale islamische Tradition entfalten, die ein
friedliches
Zusammenleben der Welt des Islam mit Europa und dem gesamten
Westen
unter puralistisch-freiheitlichen Bedingungen ohne wortstarke
Aggressivität und
Verschwörungsphantasien zulässt.
Kapitel 5:
Die fundamentalistische Alternative: Die Gottesherrschaft
versus demokratischer Frieden
- Die zentrale Aussage der vorangegangenen Kapitel lautet schlicht
und einfach,
dass der Fundamentalismus eine Herausforderung ist, die vorrangig
auf einer
neuen religiös-weltanschaulichen Ordnungsvorstellung basiert.
Herrschaft im Islam: Zwischen dem gerechten Imam und dem
orientalischen Despoten
- Seit dem Tod des Propheten 632 kämpfen Muslime untereinander
darum, welche
Person als Kalif dafür geeignet ist, der Imam aller Muslime zu
sein, d.h. die
Umma anzuführen.
- Die Geschichte des Imam im Islam ist eine traurige Geschichte
politischer
Morde.
- Die Doktrin schreibt dem Imam vor, dass er ein imam adil
(gerechter Imam)
sein müsse.
- Die Trennung zwischen Religion und Politik während der ersten
Hälfte des
20.Jh.s war zunächst von der Hoffnung verbunden, dass der
islamische Orient
gerechtere Herrschaftsformen bekommen werde, wenn demokratisch
gewählte
Politiker auf legalem Wege - also ohne Mord an ihren Vorgängern -
an die Macht
gelangen würden.
- Der Despot Saddam Hussein war während des Golfkrieges der
Buhmann des
Westens. In Wirklichkeit ist er nicht schlimmer als andere
Herrscher in dieser
Region; er ist der Prototyp des Imam al-dja´ir (despotischer
Imam).
- Auch Islamisten wollen eine gerechte Ordnung; sie begründen die
unterstellte
Gerechtigkeit eines Imam ihrer Konzeption mit dem Argument, dass
er nach der
Schari´a, also nach Allah´s Gesetzen herrsche. Nach ihrer
Auffassung gilt die
Schari´a für den gesamten Globus, also auch für die Islam-Diaspora
im Westen.
- Kurzum: Die Herrschaftsform der Hakimiyyat Allah ist sehr
einfach
zusammenzufassen: Der Herrscher ist ein Imam, kein Souverän, er
wird
eingesetzt, nicht gewählt und von ihm wird erwartet, im Einklang
mit der
Schari´a zu handeln. Aber niemand kann ich kontrollieren, und die
Schari´a ist
kein Gesetzbuch, sie ist interpretativ.
Der historische und weltpolitische Kontext von Hakimiyyat Allah
- Die Formel Gottesherrschaft steht im Widerspruch zur Idee der
Volkssouveränität und zum deutschen Grundgesetz wie zu allen
anderen
europäischen Verfassungen.
- Scheitern der Verwestlichung in der islamischen Zivilisation;
Ruf nach
Entwestlichung und somit zu einer Frontstellung nicht nur gegen
den Westen,
sondern auch gegen die kulturelle Moderne
- Al-Maududi: ,,Ich sage es euch Muslimen in aller Offenheit, dass
die säkulare
Demokratie in jeder Hinsicht im Widerspruch zu Eurer Religion und
zu Eurem Glauben steht...Dort, wo der Islam vorherrscht, darf es
jenes System nicht
geben."
Die Hakimiyyat Allah und die Verteidigung der kulturellen Moderne
- keine Trennung von Religion und Politik; auf diese Forderung
geht die neo-islamische Formel al-Islam din wa daula (Entsprechung der
Religion und des
Politischen im Islam) zurück. Doch finden wir dieses Konzept weder
im Koran
noch in den autoritativen klassischen islamischen Quellen. Der
Ursprung dieser
Ideologie liegt in den Schriften Qutbs.
- Schari´a -Islam ist Rechts-Islam, aber die Instrumentalisierung
der Schari´a
durch den Fundamentalismus führt zu einem politischen Islam, also
einer
politischen Ideologie.
Die westlich geprägte kulturelle Moderne als Wiederkehr der
vorislamischen Djahiliyya?
- Djahiliyya (Unwissen/Ignoranz) ist neben Kufr der
beleidigendste Begriff, mit
dem bereits orthodoxe Muslime im mittelalterlichen Islam ihre
Gegner belegten.
- Die kulturelle Moderne und alles, was aus ihr hervorgetreten ist
verfemen
islamische Fundamentalisten als Djahiliyya.
- Muslime glauben, der Islam beende die Geschichte der Djahiliyya,
indem er das
Wissen, d.h, die islamische Offenbarung übermittle. Im Glauben,
dass der Islam
eine qualitativ neue Geschichte einleite, kommt eine manichäische
Geschichtsdeutung und eine entsprechende Zweiteilung der Welt zum
Ausdruck,
die schon im klassischen Islam existierte und gegen den
islamischen
Rationalismus von Farabi, Ibn Sina und Ibn Ruschd verwendet wurde.
Schlussfolgerungen
- Für F. ist die Demokratie eine abzulehnende Ta´til, d.h. eine
Aussetzung der
Herrschaft Allahs und eine Anmaßung des Menschen ggüber Gott.
- Der politische Islam unserer Gegenwart weist jede
Selbstbestimmung des
Menschen als Unglauben zurück.
- Eine Verlagerung der Konfliktpotentiale von Ökonomie und
Ideologie in den
Bereich der Werte und Normen unterschiedlicher Zivilisationen ist
unübersehbar.
Der Bedarf an einer universell gültigen Ethik als Basis einer
internationalen, d.h.
kulturübergreifenden Moralität ist in unserem Zeitalter größer,
als dies
welthistorisch je der Fall gewesen ist.
- Demokratie und individuelle Menschenrechte müssen im Zeitalter
des
Zusammenpralls der Zivilisationen der Inhalt dieses Konsens sein.
- Der erforderliche Brückenbau zwischen den Zivilisationen kann
nur im Rahmen
von demokratischem Frieden, nicht aber von Gottesherrschaft
erfolgen.
Kapitel 6:
Fundamentalismus und die Entwestlichung des Rechts: Die islamische
Schari´a als Ordnungsnorm
- Neben der weltanschaulichen Konstruktion einer neuen
Regierungsform namens
Hakimiyyat Allah ist die Forderung nach Taqbiq al-schari´a
(Anwendung
derselben) der zweitwichtigste Inhalt der neuen Ideologie des
islamischen F.
- Sie ist postkoranisch und von islamischen Fiqh-Gelehrten
(Sakraljuristen)
konstruiert worden, also nicht Bestandteil der islamischen
Offenbarung.
Die These der Entwestlichung am Beispiel der Schari´a
- Das Recht ist ein zentrales Betätigungsfeld des F.
- Das Völkerrecht ist ein westliches Recht der europäischen
Völker, findet aber
globale Anwendung.
- Die Einsicht, dass man im Westen entgegen des großen Bedarfs in
unserer Zeit
nur sehr wenig über nicht-westliche Zivilisationen weiß, müsste
dazu
veranlassen, den universalistischen Hang aufzugeben, das
europäische Recht als ,,Allgemeingültig" vorauszusetzen.
Der islamische Fundamentalismus als weltanschauliche
Herausforderung an den westlichen Rechtsuniversalismus
- Angehörige nicht-westlicher Zivilisationen mögen zwar seit
der Globalisierung
mit dem Westen Medien und Konsumsitten teilen, ihre Weltansicht
und vor allem
ihr Rechtsverständnis bleibt aber völlig anders.
- So kann sich Bassam Tibi der Erkenntnis anschließen, dass
Globalisierung zwar
Auswirkungen auf Kultur besitzt und zu ihrem Wandel beiträgt,
nicht aber
zwangsläufig eine kulturelle Vereinheitlichung zur Folge hat.
- Im Islam gibt es zwar nur eine Zivilisation, in der eine
weitgehend einheitliche
Weltsicht vorherrscht, jedoch vereinigt diese Zivilisation
zahlreiche lokale
Kulturen, die jeweils ihre lokal-kulturelle Bestimmung der
Schari´a haben. Mit
anderen Worten: Es gibt keine einheitliche Schari´a.
- Es kommt hinzu, dass die Rechtssprechung auf Basis der
islamischen Schari ´a
nicht auf einem kodifizierten Recht fußt, weil die Schari´a als
göttliches Gesetz
nur interpretativ durch Deutung des Korantextes und des Hadith
(Überlieferung
des Propheten) ausgelegt werden kann. Kurz: es gibt kein
islamisches
Rechtsbuch, wie etwa das BGB, namens Sschari´a.
- Jede Deutung der Schari´a beansprucht für sich das
Geltungsmonopol.
Schari´a versus säkulares, positives Recht
- Die westliche Zivilisation ist in der Weltgeschichte die
einzige geblieben, die es
je geschafft hat, ihre Institutionen und Istrumentarien im Rahmen
der
europäischen Expansion auf die gesamte Welt zu übertragen. Heute
beschreibt
man diesen Prozeß als Globalisierung und meint damit eine
zumindest
strukturelle Verwestlichung der Welt.
- Im Gegensatz zum Westen konnte die Entfaltung der islamischen
Zivilisation im Rahmen der Verbreitung des Islam und der damit einhergehenden
Eroberungen
zwischen dem 7. und 17. Jh. zwar viele Teile des Globus, nicht
aber die gesamte
Welt umfassen.
- Vor dem Aufstieg des F. wurde die Schari´a nicht als Staatsrecht
verstanden.
Außer ihrer bereits angesprochenen Funktion der post
eventum-Legitimation
politischer Handlungen der Herrscher diente sie als Zivilrecht auf
der
kommunitären Ebene der Madhahib (konfessionelle Rechtsschulen) und
war
vorwiegend auf Erbschafts- und Eheangelegenheiten beschränkt.
- Der Ruf nach der Entwestlichung des Rechts und der Rückkehr zur
Schari´a
schließt auch die Anwendung der Hudud-Strafen ein.
Das islamische Hudud-Strafrecht als Rückfall hinter die Aufklärung
- Strafrecht kann nach Meinung der F. z.B. auch
religio-politischen Bewegungen,
z.B. von den Taliban oder der Hamas, gegen diejenigen Muslime
praktiziert
werden, die der Abweichung von der Schari´a verdächtigt werden.
- Zwei Formen von Delikten:
* Haq Allah (Gottesrecht), höchste Strafen, bei denen es weder
Revision noch
Begnadigung gibt, weil Gottesrechte absolut, die menschlichen
dagegen relativ
sind und die Verletzung der letzteren kompensierbar ist. Zu den
Gottesrechten
gehört in erster Linie der Glaube. Kein Muslim darf seinen Glauben
widerrufen
oder wechseln --> Todesstrafe
* Haq adami (das Recht des Menschen)
- Die Strafen für beide stehen im Widerspruch zu modernen
Standards, ihr Vollzug
ist überwiegend barbarisch und vor allem menschenrechtsfeindlich.
- Die Vollstreckung der Hudud-Strafen erfolgt durch Tötung mittels
Steinigung
oder Enthauptung durch das Schwert für größere Vergehen, das
Abtrennen von
Hand und/oder Fuß für Diebstahl oder Straßenraub und öffentliches
Auspeitschen
in unterschiedlicher Intensität sowie mit unterschiedlicher Anzahl
von Schlägen
(39-100).
- Der Abfall von der Religion des Islam (die Riddah) ist das
schwerste Vergehen.
- Zu unterscheiden vom Hudud-Strafrecht ist das
Djinayat-Strafrecht. Dieses
bezieht sich auf Vergehen von Menschen gg Menschen, z.B. Mord oder
Körperverletzung; Kategorie der Djinayat-Strafen = vergelte
Gleiches mit
Gleichem (lex talionis), der islamische Begriff lautet hier Qisas,
d.h. Vergeltung
- Außer im traditionalistischen Saudi-Arabien und in den beiden f.
Ländern Iran
und Sudan sowie in Afghanistan und neuerdings in Pakistan findet
das Hudud-Strafrecht nirgendwo in der Welt des Islam unserer Gegenwart
Anwendung.
Perspektiven
- In bezug auf die islamische Gemeinde im Westen müssen
Nicht-Muslime ein
Mitspracherecht haben dürfen: das islamische Hudud-Strafrecht ist
mit einer
aufgeklärten Kriminalpolitik, d.h. Humanisierung im Strafrecht
nicht vereinbar.
- Forderung: Reform des islamischen Rechts
Kapitel 7:
Die Islamisierung des Rechts im Zivilisationskonflikt: Das
Beispiel des Hisbah-Gesetzes in Ägypten
- Die Forderung nach Entwestlichung des Rechts ist eine
Aufkündigung des formal
bestehenden Konsens über die Universalität positiven Rechts.
- Hisbah bedeutet im klassischen Islam, dass der Kalif seine
Ra´iyya (Untertanen)
auf die Einhaltung der Vorschriften des Islam, vor allem
daraufhin, dass sie nicht
betrügen, beobachten und zur Rechenschaft ziehen kann. In Ägypten
bedeutet
Hisbah heute jedoch, dass jeder Muslim im Leben eines anderen
Muslim
herumschnüffeln in ihn wegen Verletzung der Schari´a anklagen
darf.
- Die Schari´a wurde zum geltenden Recht in Ägypten gemacht.
Die Hisbah-Keule gegen die Intelligenz!
- Mit dem Hisbah-Gesetz hat das ägyptische Parlament faktisch
Schari´a-Recht
institutionalisiert.
- Die Gefahren für die Freiheit sind real.
Hisbah und Schari´a
- Die Norm der Hisbah bezieht sich in ihrem Ursprung darauf,
dass der Imam der
Muslime verpflichtet ist, die Mitglieder der Umma nach der
koranischen Norm al-Amr bi al-ma´ruf wa al-nahi an almunkar (zu gebieten, was
Recht ist, und zu
verbieten, was verwerflich ist) zum Guten aufzurufen.
- Im Verlauf der islamischen Geschichte wurde die Hisbah jedoch zu
einer Domäne
der islamischen Sakraljurisprudenz, des Fiqh.
- Wer gegen die Fiqh-Willkür der Ulema (Rechtsgelehrte) ist, der
kann verdächtigt
werden, gegen den in der Schari´a manifestierten Willen Gottes zu
sein, mit
allen daraus resultierenden Implikationen, d.h. vor allem zum
Ungläubigen
erklärt (Takfir) und mit dem Tod bedroht zu werden.
- Im klassischen Islam konnte kein Muslim seinen Widersacher durch
einen
willkürlichen individuellen Rückgriff auf die Hisbah-Rechtsnorm
verfemen oder
denunzieren, so wie dies seit der Abu-Zaid-Affäre in Ägypten gang
und gäbe ist.
- Im islamischen Recht ist Qadhf (Verfemung) eine strafbare
Handlung. Die
Sittenwächter unter den Islamisten missachten diese islamische
Norm. Schon
hieran sehen wir, dass die von F. anvisierte Schari´a nicht das
klassische
islamische Recht ist.
- Ein Verdacht genügt, und Beweise wie in einem regulären
Gerichtsverfahren
werden zunächst nicht verlangt. Diese Schari´a Praxis widerspricht
natürlich
sowohl dem islamischen Recht selbst als auch jedem aufgeklärten
Rechtsbewußtsein.
- Das traditionelle Schari´a Recht erfordert Zeugen. Aber die
Deutung einer
literarischen Aussage als Ausdruck von Kufr erfordert keine
Zeugen.
- Jeder kann jeden verdächtigen und so entsteht eine Atmosphäre
intellektuellen
Terrors, der politisch weit effektiver ist als der physische
Terror, den
Bombenleger verursachen.
Der Fall Abu-Zaid - Umnachtung des Geistes!
- Vor der Hisbah-Legislation gab es keine Schari´a-Gesetze in
Ägypten.
- Die islamischen F. sind in Ägypten in legale Islamisten, die
z.B. in
Berufsverbänden agieren, und im Untergrund tätige Extremisten
unterteilt.
- Bei Hisbah-Klagen handelt es sich, wie der Fall Abu-Zaid
veranschaulicht (wird
zwangsweise von seiner Frau geschieden), nicht um einen
Rechtsstreit, sondern
vielmehr um eine Denunziation mit darauffolgender Disziplinierung
auf der Basis
der Anzweiflung des Glaubens mit der möglichen Folge der Erklärung
zum
Murtad.
Wehrt ein Hisbah-Gesetz den Hisbah-Terror ab?
- Das Hisbah-Gesetz ist ein Beispiel für die fortschreitende
Entwestlichung des
Rechts in der Welt des Islam. Hinzu kommt das Problem der
schleichenden
Unterwanderung der Justiz durch F.
Ein Blick in die Zukunft
- Das Hisbah-Gesetz ist verfassungswidrig.
- Die Wiedereinführung der Schari´a entzieht den Frauen und den
Nichtmuslimen
die erworbenen zivilen Rechte.
Kapitel 8:
Iran: Die erste fundamentalistische Revolution in der Welt des
Islam und ihr Export
- Die erste politische Organisation im Islam des 20.Jh.s, die
heute in den meisten
Ländern des Nahen Osten verbreitete Muslimbruderschaft, ist
sunnitisch und
wurde 1928 von einem Laien namens Hassan al-Banna gegründet.
- Es war aber einem schi´itischen Geistlichen, Ayatollah Ruhollah
Khomeini,
vorbehalten, die erste f. Revolution im Februar 1979 in der Welt
des Islam
erfolgreich durchzuführen.
Die Schi´a: Vom Untergrund zum Aufruf zur islamischen
Weltrevolution
- Das Ansehen der Schi´iten ist unter den Muslimen seit dem
islamischen Schisma
in Sunna und Schi´a im Jahr 661 niemals hoch gewesen. Als
Angehörige einer
Untergrundreligion wurden sie von den sunnitischen Arabern der
Zandaqa
(Ketzerei) bezichtigt und während der Epoche imperialer
arabo-islamischer
Größe der Kalifate von Damaskus und Bagdad, die meiste Zeit über
verfolgt.
- Doch nachdem die iranischen Schi´iten jahrhundertelang von den
Sunniten als
,,Aussätzige des Islam" behandelt worden waren, erhob sich gegen
Ende des
20.Jh. der schi´itische Geistliche Ayatollah Khomeini. Dieser hat
in der Folge für
sich und sein Land die Führung der gesamten islamischen Umma
beansprucht,
er präsentierte die islamische Revolution im Iran als Modell für
die Welt des
Islam.
- Es besteht kein Zweifel daran, dass Khomeini die Scha´is von
einer Untergrund-
zu einer explizit politischen Religion mit Anspruch auf
Weltrevolution verwandelt
hat.
Iran der Mullahs und der islamische Fundamentalismus
- Unabhängig von den terroristischen Verwicklungen des Iran,
hat die iranische,
islamisch legitimierte Revolution Khomeinis dem islamischen F. zu
internationaler Prominenz verholfen.
- Erfahrungsgemäß führt jeder Dialog mit Islamisten zu dem
Ergebnis, dass diese
sie Begriffe F. und Islamismus weder gelten lassen noch auf sich
angewandt
sehen wollen.; sie denunzieren ihre Verwendung als Vorurteil über
den Islam.
- Es geht Tibi darum aufzuzeigen, dass die F. Fanatismus und
Intoleranz üben,
aber Offenheit und Dialogbereitschaft vortäuschen, um Toleranz für
sich zu
fordern, während sie selbst intolerant sind.
- Die auf den Islam bezogenen Feindbilder haben ihre historischen
Ursprüngen
zwar vor Khomeini, aber islamische F., allen voran die Mullahs aus
dem
iranischen ,,Gottesstaat", tragen zu ihrer Zementierung bei.
- Jedenfalls ist es den Mullahs nicht gelungen, die iranische
Revolution zu
exportieren.
Der iranische ,,Gottesstaat" als Quelle regionaler Kriege
- Gleich nach dem im Rahmen der islamischen Revolution
erfolgten Aufstieg der
Mullahs zur Macht im Iran wurde die US-Botschaft in Teheran
besetzt.
- Bewusster Bruch mit den in der zugegebenermaßen westlich
dominierten
internationalen Gemeinschaft gültigen Regeln und Normen
- Nicht nur die verhassten Amerikaner mussten vor Khomeinis Worten
und Taten
zittern; auch muslimische Herrscher in der regionalen Umgebung des
Iran
fühlten sich nicht mehr sicher.
- Die islamische Revolution im Iran richtete ihre Rhetorik zwar
gegen den Westen
und vor allem gegen den ,,Satan Amerika", aber sie war zugleich
auch eine
Herausforderung an die damals noch bestehende Sowjetunion.
- Der Afganistan-Krieg richtete sich gegen die ungenannten
Adressaten im Iran, er
war keine exklusiv afghanisch-sowjetische Angelegenheit. Sein
Gegenstand war
die iranische Revolution und ihr propagierter Export, auch in die
islamischen
Teile der damaligen Sowjetunion. Afghanistan stellte hierbei die
Pufferzone dar.
- Wie nur wenige Monate zuvor die sowjetischen Truppen in
Afghanistan
einmarschiert waren, griff der Irak im September 1980 den Iran an.
- In den Jahren 1980-88 hat der Westen den Irak mit allen ihm
notwendig
erscheinenden Waffensystemen versorgt.
- Der Blutzoll im Iran-Irak-Krieg war sehr hoch.
- Gemessen an seinen politischen Folgen ist der Afghanistan-Krieg
allerdings
bedeutender. Der und bis heute bedrohende nahöstliche Terrorismus
ist als ein Resultat des Afghanistan-Krieges zu sehen.
Bündnisse zur Abwehr des ,,Exportartikels" Islamische Revolution
- Vom Verständnis ihrer Urheber her war die iranische
Revolution als ein
Exportartikel gedacht.
- Nach dem vierten, gesamtregionalen arabisch-israelitischen Krieg
vom Oktober
1973 wollte Sadat den außenpolitischen Kurs Ägyptens grundlegend
ändern,
indem sich Ä. von der Sowjetunion abkoppeln und den USA annähern
sollte.
- Danach unternahm Sadat am 19. November 1977 seinen
abenteuerlichen
,,Schock-Besuch" in Jerusalem. Er hatte jedoch den Fehler
begangen, die Saudis
hierüber nicht zuvor informiert zu haben; aus diesem Besuch:
Camp-David
Frieden zwischen Ä. und Israel von 1978.
- Sadat war der Auffassung, dass die Saudis und alle anderen
Araber keine andere
Wahl haben würden, als seinem Beispiel zu folgen. Mit der
iranischen Revolution
hatte er nicht gerechnet.
- Die iranische Revolution war der Höhepunkt des islamischen F. in
der Weltpolitik.
Es wurde keine Revolution exportiert, aber die Destabilisierung
der
weltpolitischen Region des Nahen Ostens erheblich vorangetrieben.
Khomeini, Saddam Hussein und arabischen Afghanen
- Im Mittelpunkt der politische Propaganda des Khomeinismus
stand die
Anprangerung der Ungläubigen und des ,,Satans Amerika". Israel war
für
Khomeini der amerikanische Erfüllungsgehilfe in der nahöstlichen
Region. Seine
Parole lautete: ,,Befreiung Jerusalems".
- Zur Ablehnung des Camp David-Friedens durch den Iran kam 1993
die
Zurückweisung des Oslo-Friedens; und 1995 hat der Iran den Mord an
Rabin
öffentlich begrüßt.
- Die Saudis waren und sind wichtige Geldgeber f. Bewegungen, um
sich vom
Vorwurf der Kollaboration mit dem ,,Satan" freikaufen. Sadat war
ein Opfer der
Khomeini-Propaganda.
- Der Mord an Sadat im Oktober 1981 steht in engem Zusammenhang
mit der
iranischen Revolution.
- Die Bereitschaft, viele Menschen zu opfern, lag im Zynismus der
islamischen F.
begründet, die die Lehre der Schadid (Märtyrertod) für sich
instrumentalisierten.
- Der Iran war unter dem Schah nach Israel die zweitgrößte
Militärmacht in der
Region.
- Die acht Jahre des Krieges (Iran-Irak) waren auch die Jahre des
Aufstiegs
Saddam Husseins und seiner Kriegsmaschinerie zu einer regionalen
Größe als
eine weitere Folge der iranischen Revolution.
- In diesem Kontext stand der Iran-Irak-Krieg. Waffen, Geld und
Söldner des Irak
kamen aus der arabischen Welt und aus dem Westen.
- Der Iran-Irak-Krieg 1908-88 war ein Krieg der arabo-islamischen
Herrscher im
Bündnis mit dem Westen gg den islamischen F. und gg den Export
seiner
Revolution. Saddam Hussein war in dieser Zeit das Instrument des
Westens und
der arabischen Ölscheichs gg Khomeini. Im zweiten Golfkrieg gg
Saddam
Hussein 1991 hat der Westen diese Zusammenhänge verdrängt und
seine
Waffenarsenale gg den einstigen Verbündeten eingesetzt.
- Eine andere politische Folge der iranischen Revolution ist der
Afghanistan-Krieg
und sein Erbe.
- Nach dem Ende des Krieges gg die Russen haben sich die al-Afghan
al-Arab
(arabische Afghanen) über sämtliche Länder der Region verteilt und
wirken noch
heute als Terroristen sowohl im Nahen Osten als auch in den USA
und Europa.
- Der Anschlag auf das World-Trade-Center in New York 1993 wurde
nachweislich
von ,,Arabischen Afghanen", die ihr Handwerk im Krieg gg den
Kommunismus
gelernt hatten, verübt. Noch heute agieren sie als bewaffnete
Speerspitze
islamischer F.
- Doch während früher, als sie noch Instrumente im Kampf gg den
Kommunismus
waren, die CIA hinter ihnen stand, werden sie heute paradoxerweise
vom Iran
gefördert.
- Vor Khomeinis Machtergreifung haben islamische F. ausschließlich
im
Untergrund gearbeitet, ohne über ein Hinterland zu verfügen. Seit
1979 bietet
sich der Iran als Hinterland der islamischen Revolution an. Die
Wahl von
Präsident Kathami hat an diesem Zustand nichts geändert, weil er
ein
,,gefesselter Präsident" ist und die Sicherheitsapparate nicht
kontrolliert.
- Die iranische Revolution verfehlte ihr Ziel, zur
Kommandozentrale des F. zu
werden. Somit blieb diese Bewegung ohne ein ,,koordinierendes
Gehirn".
- In Ä. und weit mehr noch in Algerien erklären sich F.
gegenseitig zum Kafirun,
bringen sich um und neutralisieren sich hierdurch als politische
Kraft. Islamische
Herrscher reiben sich darüber vor Freude die Hände.
- Man wollte den Iran isolieren. Aber noch im Dezember 1998 gelang
es dem
neuen iranische Präsidenten Khatami außenpolitischen Einfluß zu
nehmen und
den Iran zum Koordinator des OIK (Organisation der Islamischen
Konferenz) zu
avencieren.
- Vor der Wahl Khatamis haben die Mullahs im Iran alles
unternommen, um die
Rolle einer Koordinationszentrale im F. zu übernehmen: sie
träumten von einem
Iran als Zentrum der islamischen Weltrevolution.
- In den Jahren 1979-99 vermochte es der Iran im Bündnis mit dem
zweiten
islamischen Gottesstaat, dem Sudan, die islamischen Terroristen zu
unterstützen
und mit Waffen auszurüsten.
Die ,,Iranian Connection" des islamischen Fundamentalismus
- Der zwischen staatliche Krieg wird vom irregulären Krieg
(z.B. dem Terrorismus)
abgelöst. Irreguläre Krieger können kurz Terroristen genannt
werden.
- Der Iran ist die Quelle und der Hauptmotor für den ,,islamischen
fundamentalistischen Terrorismus", weil er seit der islamischen
Revolution auf
allen Ebenen die connection für weltweite terroristische
Aktivitäten militanter
Islamisten ist.
- Der Westen scheint dieses Phänomen und die Rolle des Iran als
Drehscheibe des
internationalen Terrorismus nicht zu verstehen.
- Aber auch Khatami kann die von den Mullahs betriebene
Doppelstrategie nicht
beenden: Einerseits pflegen sie den Terrorismus als ein
außenpolitisches
Instrument, andererseits aber distanzieren sie sich in
öffentlichen
Verlautbarungen von terroristischer Gewalt und weisen
entsprechende Vorwürfe
zurück. Dies entspricht genau der religiösen Praxis der
schi´itischen Taqiyya
(Verstellung oder Verheimlichung der eigenen Absichten).
- Einerseits will der Iran durch den Terrorismus seine schwachen
militärischen
Fähigkeiten kompensieren, auch wenn es zutrifft, dass das
iranische Militär seit
dem internationalen Golfkrieg erstarkt ist. Anderseits wird
Terrorismus im
Zeitalter der irregulären Kriege als außenpolitisches Instrument
eingesetzt.
- Dennoch: Sunnitische Muslime haben den schi´itischen
Führungsanspruch
zugleich immer zurückgewiesen. Daher ist der loyalste Partner des
Iran die
schi´itische Hizbullah im Libanon, die als wichtigstes
Vollzugsorgan der Iranian
Connection nicht nur im Libanon, sondern weltweit gibt. Die
anderen f.
Bewegungen kooperieren nur auf Zeit.
- Seit der islamischen Revolution im Iran hat sich das Muster des
Terrorismus im
Nahen Osten entschieden verändert. Das nach der iranischen
Revolution (1979)
erfolgte Ende der Bipolarität (1990) hat diese Entwicklung
beschleunigt.
Kapitel 9:
Sicherheitspolitik im Zeitalter des Fundamentalismus: eine andere
Weltpolitik nach dem Ende des Kalten Krieges
- Die Sicherheitspolitik war mit der Rüstungspolitik identisch.
- Im Westen beruhten die transatlantischen NATO-Beziehungen auf
einer Pax
Americana, und zwar der Gestalt, dass die westliche Sicherheit
quasi american
security war.
Vom Kalten Krieg zur Neuen Sicherheitspolitik
- Mit dem Ende der Bipolarität trat nicht der ersehnte
Weltfrieden ein. Neue
Konflikte und neue Kräfte- vor allem Fundamentalismus und
Ethnizität -
machten sich bemerkbar.
- Noch vor Ende des Ost-West-Konflikts konfrontierte die
islamische Revolution
den Iran gleichermaßen Osten wie Westen mit Konfliktpotentialen,
die nicht mit
den Kategorien der bipolaren Sicherheitspolitik des Kalten Krieges
erfasst
werden konnten.
- Im arabisch-israelischen Konflikt z.B. sind zwischenstaatliche
Kriege heute kaum
wahrscheinlich. Dafür bleiben die irregulären Krieger von Hamas
und Djihad
Islami sowie ihr Terrorismus, aber auch der jüdische
Siedler-Fundamentalismus
von zentraler Bedeutung .
- Auch in Schwarz-Afrika werden fast alle Kriege unserer Zeit von
irregulären
Kämpfern getragen.
Warum geht es? ,,What is the issue?"
- Der Islam ist eine Weltreligion, deren Anhänger ein Fünftel
der Menschheit (1,3
Milliarden) ausmachen, der islamische Fundamentalismus ist dagegen
eine
politische Bewegung, die die Religion für nicht-religiöse Belange
instrumentalisiert und mißbraucht.
- Tibi denkt, nicht-staatliche Akteure müssen im Mittelpunkt der
neuen
Sicherheitspolitik stehen.
Erste These: Der Islam ist eine Religion und Zivilisation, aber
kein geeigneter Gegenstand für die Sicherheitspolitik
- Der Islam hat mit Sicherheitspolitik nichts zu tun; er ist
eine monotheistische
Religion, die auf einer göttlichen Offenbarung beruht. Die
Faktizität der
islamischen Weltreligion und -zivilisation drückt sich auf der
religiösen Ebene im
Vorhandensein einer großen religiösen Vielfalt aus.
- Die religiöse und kulturelle Vielfalt im Islam drückt auch dem
F. ihren Stempel
auf.
- Der Dialog zwischen den Zivilisationen kann das Parallelprogramm
zur
Sicherheitspolitik sein, mit dem den F. das Handwerk gelegt wird.
- Unsere Ausgangsposition ist die Annahme, dass die
Weltanschauungen der
Zivilisationen heute eine größere Rolle spielen als bisher.
- Tibis These lautet: Der Krieg der Zivilisationen ist ein Krieg
der
Weltanschauungen, bei dem es um die Anerkennung von Normen und
Werten als
Orientierung und somit als Ordnungsfaktor der Weltpolitik geht.
- F. dagegen politisieren weltanschauliche Differenzen zwischen
den Zivilisationen
und heizen damit den Konflikt an.
- Die erste These beinhaltet folglich die Unterscheidung zwischen
Islam und
Islamismus und die Feststellung, dass die neue Sicherheitspolitik
zwei Ebenen
hat: einmal Werte-Konflikte, die politische Auswirkungen haben,
aber nicht mit
militärischen Mitteln beigelegt werden können, und zweitens die
Gewalt der F.
Zweite These: Der F. ist eine politische Ideologie - die
Politisierung der Religion ist keine exklusiv islamische Erscheinung
- Zur zweiten These gehört die Erkenntnis, dass die
Politisierung der Religion nicht
exklusiv den Islam betrifft.
- Erstens ist F. als eine Politisierung der Religion und somit der
weltanschaulichen
Differenz zwischen den Zivilisationen eine globale Erscheinung,
die in fast allen
Weltreligionen anzutreffen ist.
- In der Regel ist der F. mehr homo politicus, denn homo
religiosus.
- Zweitens ist der F. in allen Religionen eine auf einer
Gottesordnung basierende
Weltanschauung.
- Drittens bevorzugen bestimmte Europäer im bezug auf die
Politisierung des
Islam wohlmeinend den Begriff Islamismus, nicht variierend,
sondern alternativ
zum Terminus islamischer F.
Dritte These: Der Fundamentalismus als Gegenstand der neuen
Sicherheitspolitik erfordert ,,New Frontiers of Security"
- Wie u.a. die Beispiele Algerien, Ägypten, Israel, Afghanistan
und neuerdings das
Kosovo und Tschetschenien unter Beweis stellen, sind organisierte
Armeen
gegenüber den Terrorakten von gewalttätig agierenden F. oder
ethischen
Nationalisten hilflos.
- Gelingt die Unterscheidung zwischen der Religion des Islam und
ihren F.
Missbrauch nicht, dann leistet man den Islamisten in ihrem
Bemühen, die
islamische Diaspora-Gemeinde in ein Aktionsfeld für ihre
politische Tätigkeit zu
verwandeln, und ihrem Anspruch, Sprecher des Islam als solcher zu
sein, einen
großen Dienst.
- Die Logistik der islamischen F. im Westen ist zu einem wichtigen
Bestandteil
dieser Bewegung geworden.
Vierte These: Nur in Zusammenarbeit mit islamischen Ländern können
europäische Staaten lernen, mit dem Phänomen des islamischen F.
umzugehen.
- bei jeder Debatte über die neue Sicherheitspolitik muß
bedacht werden, dass
das Asylrecht zu einem Instrument von F. und Ethno-Nationalisten
geworden ist,
mit der Folge, dass diese Bewegungen ihre Logistik in Europa
haben.
- In der Welt es Islam wird die inkonsistente europäische Politik
der Verteufelung
des Islam durch seine Gleichsetzung mit F. und Terrorismus
parallel zum ,,Gewährlassen der F." auf europäischem Boden als
Heuchelei wahrgenommen.
Schlussfolgerungen
- Die Welt des Islam ist sehr vielfältig, aber die Vielzahl
gehört zu einem
Gesamtspektrum, dass Tibi islamische Zivilisation nennt.
Entsprechend ist auch
der Islamismus vielfältig und doch ein einheitliches Phänomen.
- Die Terroristen sind eine Minderheit unter den F. Es handelt
sich hierbei
meistens um Jugendliche ohne Perspektive, die in den Sumpf des
Untergrund-Terrorismus geraten und dabei glauben, im Namen und Interesse des
Islam zu
handeln.
- Die Auseinandersetzung mit der Migration von Muslimen nach
Europa und den
Konfliktpotentialen, die mit ihr verbunden sind sowie die
Aufklärung über den
Missbrauch des Asylrechts durch islamische F. steht nicht im
Widerspruch dazu,
den Dialog mit anderen Kulturen anzustreben und Islam-Feindbilder
zu
bekämpfen.
Kapitel 10:
Fundamentalismus, Extremismus und Terrorismus: Wie der Westen damit
umgehen kann
Ein neuer weltpolitische Konflikt - eine neue Sichtweise ist
erforderlich
- Inter-zivilisatorische Konflikte in der Weltpolitik sind zu
Beginn des 21.Jh.s von
größerer Bedeutung als sie es je zuvor waren.
- Der berechtigte Respekt vor dem Islam als einer Weltreligion,
einem kulturellen
System und einer Weltzivilisation darf nicht auf den islamischen
F. übertragen
werden.
Fundamentalismus und Terrorismus: die authentischen und die
arabischen Afghanen
- es ist eine erwiesene Tatsache, dass der amerikanische
Geheimdienst CIA, der in
der Welt des Islam oft mit al-Djinn (die Geister) assoziiert wird,
in Zeiten des
Kalten Krieges auf allen Ebenen subversive Tätigkeiten gg den
Kommunismus
gefördert hat. Im Afghanistan-Krieg war dies besonders brisant und
markant.
- Und doch wird hier insofern differenziert, dass nicht-ethischer
bzw. nicht religiös
motivierter Terrorismus in die Sphäre der Kriminalität eingeordnet
wird,
wohingegen ,,religiöser Terrorismus" zu den Fragen der Weltpolitik
gehört.
- Weltweit stammen die meisten Terroristen unter den muslimischen
F. aus dem
Milieu des Afghanistankrieges. Die Belange des Kalten Krieges
legitimierten alles.
- Zusätzlich zu den Mudjahidin haben sich islamische F. aus
anderen Ländern als
Freiwillige in Peschawar ausbilden lassen. Die Zahl der Araber
unter ihnen wird
auf ca. 12.000 bis 20.000 geschätzt. Nach dem Krieg kehrten sie in
ihre
Herkunftsländer zurück und führen seitdem ihre Terroraktionen
durch.
- Terroraktionen wie der Anschlag auf das World Trade Center in NY
vom Februar
1993 werden vom islamischen Ghetto im westlichen Exil vorbereitet
und
teilweise von den so genannten ,,arabischen Afghanen" durchgeführt.
- Wichtig ist in diesem Zusammenhang die emotionalisierte,
nicht-reflektierte
Gruppen- und Kollektivsolidarität der Muslime in Europa, die
terroristische
Aktivitäten nicht verurteilen. (Mühlhausen = Zentrum f.
Untergrundaktivitäten
und des Waffenhandels)
- Terror kann keine Da´wa (Aufruf zum Islam) sein.
- Als ein liberaler Muslim staunt Tibi darüber, wie die Islamisten
in Deutschland
dieses Doppelspiel mit Hilfe der Kirche betreiben.
Die zwei Ebenen der Bedrohung: Der religiös-motivierte Terrorismus
und die f. Staatsauffassung
- Der Terrorismus ist nur ein Mittel, kein Zweck an sich. Der
F. verfolgt primär die
Etablierung einer gg den säkularen Staat gerichtete Gottesordnung.
Das ist die
zentrale sicherheitspolitische Bedrohung. Die Szene der
Terroraktionen ist ein
Nebenaspekt dieser Bestrebung.
- Erste Stufe ist die Hakimiyyat Allah als Ersatz für den
Nationalstaat,
dann eine regionale Neuordnung und als Fernziel eine islamische
Weltordnung.
- Hierin liegt gewiß viel Phantasie und Rhetorik der
Ohnmacht, denn die f.
Bewegungen unserer Gegenwart sind viel zu schwach und
unkoordiniert, um ein
solch hohes Ziel realisieren zu können; sie sind dazu noch
heterogen und in sich
gespalten.
- Bei allen Deutungen muß zentral die Erkenntnis stehen,
dass der islamische F.
eine politische Heilsideologie ist, die der gesamten Menschheit
al-Hall al-Islami
(die islamische Lösung) als Heilmittel zur Überwindung der Krise
aufzwingen will.
Die empfohlene Doppelstrategie für den Westen: Dialog mit dem
liberalen Islam und Aufklärung über den politischen Islam
- Die Doppelstrategie, die Tibi empfiehlt, besteht darin,
einerseits einen Dialog mit
den dialogfähigen Vertretern der islamischen Religion anzustreben,
uns
andererseits parallel dazu gg die politischen Auswüchse des F.
Aufklärungsarbeit
zu leisten. Die Anerkennung des Islam in Europa darf nicht
jenseits von
Demokratie und Moderne bedingungslos erfolgen: Religionsfreiheit
ist eine
verfassungsmäßig geschützte Norm für Individuen als Bürger, nicht
eine solche
der Bildung eines ethno-religiösen Kollektivs einer Wir-Gruppe.
- Zusammenfassend kann die Bedeutung des islamischen F. auf
wie Ebenen in der
Politik angegangen werden:
* Die europäische Ebene: im Umgang mit der Islam-Diaspora im
Westen
* Die weltpolitische Ebene: Der Umgang mit der Europa umgebenen
Welt des
Islam.
Kapitel 11:
Der Fundamentalismus ist keine vorübergehende Erscheinung in der
Weltpolitik: Schlußfolgerungen und zentrale Thesen
Der religiöse F., seine islamische Spielart und die Moderne: Der
Aufstand gegen die Säkularität
- Beim religiösen F. handelt es sich um eine politische
Ideologie, die seit dem
Ende des 20. Jh.s in fast allen Weltreligionen zu finden ist, aber
in Deutschland
als eine zeitgenössische Erscheinung sehr wenig verstanden wird.
- Die weltanschauliche Vielfalt bedingt ebenso eine Vielfalt der
F.
- Die erste Schlussfolgerung der vorliegenden Arbeit lautet, dass
der F. ein
globales Phänomen ist, bei dem der Islamismus nur eine
zivilisatorische Spielart
ist; die Varianten sind unterschiedlich, aber dennoch miteinander
vergleichbar,
weil sie in eine neue globale Erscheinung eingebettet sind.
- Im wesentlichen geht das Phänomen auf die Entwicklungskrise des
säkularen
Nationalstaates sowie auf die parallel auftretende Sinnkrise
zurück.
Ein Rückblick auf den Inhalt des Fundamentalismus
- der Leser des Koran wird die neo-arabischen, von F.
verwendeten Begriffe im
Text der islamischen Offenbarung vergeblich suchen; ebenso wenig
wird man sie
in irgendeiner Quelle des klassischen Islam antreffen.
Erste These: Islamischer Fundamentalismus ist eine
defensiv-kulturelle Antwort auf die Moderne
- es geht darum, ob Herrschaft von Menschen ausgeübt werden
kann oder ob sie
göttlich ist. Damit ist der zentrale Konflikt zwischen Moderne und
Islamismus
angegeben.
Zweite These: Kulturelle Bedrohungen und politische
Herausforderungen bedingen die Sehnsucht nach Gewissheit im Gegensatz
zu modernem säkularen Wissen.
- Obwohl islamische F. mit Recht daran erinnern, dass bei der
Entfaltung des
modernen Wissens islamische Einflüsse auf die westliche
Zivilisation eine
wichtige Rolle spielten, übersehen sie die Tatsache, dass die
europäische
Renaissance vieles dem islamischen Rationalismus, nicht aber dem
islamischen
Fiqh verdankt. Das moderne Wissen enthält Anleihen bei einem
Bereich der
islamischen Zivilisation, den F. gar nicht schätzen; sie wollen
auf der Suche nach
der Errichtung einer islamischen politischen Ordnung moderne
Wissenschaft und
Technologie instrumentell in den Dienst des Islam stellen, ohne
Kontext und
Epistemologie dieses Wissens zu berücksichtigen.
- Die Schlussfolgerung aus der in diesem Band gelieferten Analyse
lautet, dass es
falsch ist, den Islamischen F. auf politisch-religiöse Militanz zu
reduzieren und
seine sozio-kulturellen Verästelungen zu übersehen.
- Mit anderen Worten: Die moderne Welt und ihr auf Vermutungen und
Zweifel
basierendes Wissen lösen bei vor-modernen Kulturen Ungewissheit
aus. Im F.
kommt eine Sehnsucht nach Gewissheit sowie eine ambivalente
Revolte gg die
Moderne zum Ausdruck.
Exkurs: Die europäische Moderne ist ernüchternd - aber das Erbe der
westlichen Hegemonie ist eine Belastung
- Es gibt unter modernen Muslimen einen Konsens darüber, dass
sie sich nur
entwickeln können, wenn sie die moderne Technologie und
Wissenschaft
übernehmen. Sie wollen den Westen mit seinen eigenen Waffen
bekämpfen und
seine rationale Weltsicht besiegen.
- Erstens betrachten die F. Wissenschaft als Gesamtheit und
betonen, dass der
Islam ihre Quelle sei, indem sie sich auf die islamische
Wissenschaftstradition
beziehen. Sie versäumen es somit, zwischen den religiösen
Wissenschaften des
Islam und der bereits angesprochenen islamischen Tradition der
Philosophie und
der rationalen Wissenschaft zu unterscheiden. Beide Traditionen
stehen im Islam
nie auf guten Fuß zueinander.
- Zweitens: Abgesehen davon, dass F. Ulum aldin (Theologie)
einerseits und Ulum
al-qudama (Naturwissenschaften und Philosophie, Wissenschaft der
Alten, d.h.
der Griechen) andererseits vermischen, fördern sie die Behauptung,
dass die
modernen Wissenschaften in Europa auf Übernahmen vom Islam
basieren.
Dritte These: Fundamentalismus ist eine Revolte gegen den Westen
- Muslimische F. argumentieren, die islamischen Werte seien die
Wurzeln der
modernen Wissenschaft.
Vierte These: Nicht der Iran, sondern die arabische Niederlage im
Sechs-Tage-Krieg 1967 war der Ausgangspunkt
- ein entscheidender Faktor, der zum Aufstieg des islamischen
F. geführt hat, ist
allgemein das Versagen des säkularen Staates im Ringen um
Entwicklung und
Modernisierung.
- Wendepunkt für das Aufleben des islamischen F. war die
vernichtende
Niederlage der Araber im arabisch-israelischen Krieg vom Juni
1967. Diese
Niederlage war der äußere Anlaß für die Krise der Säkularität. In
der Welt des
Islam war der Säkularismus vor 1967 mehr oder wenige nur eine
Ideologie, eine
Art normative Orientierung der westlich gebildeten
Intellektuellen; er war also
nicht mit gesellschaftlichen Prozessen der Säkularisierung
verbunden. In der
Ideologie der muslimischen F. wird der Säkularismus als ein Mittel
des Westens
für die intellektuelle Inversion der Welt des Islam betrachtet, er
wird mit der
arabischen Niederlage im Sechs-Tage-Krieg in engen Zusammenhang
gebracht.
Dieser Prozeß begann lange vor Khomeini und seiner ,,islamischen
Revolution".
- Säkularität wird mit al-Taghrib (Verwestlichung) gleichgesetzt.
Schlussfolgerungen
- Der politische Islam ist ein Produkt des islamischen Dilemmas
mit der kulturellen
Moderne. Islamische F. sind keine Traditionalisten. Sie weisen
nicht die Moderne
als Ganzes zurück.
- Religiöser F. ist ein Kennzeichen für ein Zeitalter des globalen
Konflikts,
während Säkularität und Rationalität Bindeglieder zwischen den
Zivilisationen sein
können. Dies sind die Optionen im 21. Jh., zu dessen Beginn der F.
als eine
religiöse Ideologie den Weltfrieden herausfordert, ja sogar
bedroht.
Der christlich-islamische Dialog beruht auf Täuschungen
-
und fördert westliches Wunschdenken
von Bassam Tibi (23/2002)
Bassam Tibi, geboren 1944 in Damaskus, ist selbst Moslem und studierte
Sozialwissenschaften, Geschichte und Philosophie in Frankfurt am Main.
Seit 1973 ist er Professor für Internationale Beziehungen an der
Universität Göttingen und seit 1998 Bosch Fellow in Harvard. Jüngste
Veröffentlichungen: "Krieg der Zivilisationen. Politik und Religion
zwischen Vernunft und Fundamentalismus" (1995), "Der wahre Imam. Der Islam
von Mohammed bis zur Gegenwart" (1996) sowie "Political Islam and the New
World Disorder" (1998).
Im Mai 2000 nahm ich an einer Veranstaltung der "Kulturhauptstadt
Europa" in Rotterdam teil. Genau zu diesem Zeitpunkt erregten heftige
Attacken des Imams von Rotterdam gegen Homosexuelle die Gemüter. Der Imam
- der sich übrigens ausdrücklich nicht als europäischer Bürger, sondern
als marokkanischer Muslim versteht - erklärte unter anderem: "Die Schwulen
müssen bekämpft werden; sie sind eine Gefahr für den Frieden." Von solchen
Äußerungen alarmiert, schrieb der Soziologieprofessor Pim Fortuyn ein Buch
mit dem Titel Gegen die Islamisierung unserer Kultur.
Fortuyn, ein bekennender Homosexueller, ging in die Politik. Der Rest
der Geschichte ist bekannt. Auch sie gehört zum Thema "Dialog mit dem
Islam". Pim Fortuyn gebührt - was immer man ihm sonst vorwerfen kann - das
Verdienst, ein Denkverbot durchbrochen zu haben. Er sprach eine Wahrheit
aus, die von einer falsch verstandenen westlich-liberalen Toleranz nicht
mehr zugelassen wird: Eine religiöse Kultur, die abweichendes Verhalten
wie die Homosexualität verdammt und verfolgt, ist rückständig. Ich selbst
bin Muslim. Mich kann man nicht, wie Fortuyn, verdächtigen, ich wolle
Muslime ausgrenzen. Umso eindeutiger stelle ich fest: Die Islamisierung
der Welt ist ein fester Bestandteil islamischer Weltanschauung. In der
Begrifflichkeit des Islam heißt das: Es müsse das Dar al-Islam (Haus des
Islam) auf die gesamte Erde ausgeweitet werden, um es in ein Dar al-Salam
(Haus des Friedens) zu verwandeln. Selbst noch die liberalere islamische
Reformtheologie hebt al-Taqh! allub (Dominanz) als Wesensmerkmal des Islam
hervor. Eine solche Weltanschauung ist weder mit dem Kultur- noch mit dem
Religionspluralismus westlicher Gesellschaften vereinbar, und sie wirkt
daher im heutigen Europa wie ein Fremdkörper. In seinem Buch hat sich
Fortuyn mit Recht gegen sie zur Wehr gesetzt. Leider zog er daraus die
falsche Schlussfolgerung: Er glaubte, die Lösung könne darin bestehen, den
Islam aus Europa auszusperren. Als Muslim und Migrant müsste nach dieser
Logik auch ich aus der europäischen Gesellschaft ausgeschlossen werden -
obwohl ich Fortuyns Anliegen, die Islamisierung Europas zu verhindern,
teile. Eine Erfolg versprechende Lösung kann aber nur darin bestehen, den
Islam von seinem universalistischen Absolutheitsanspruch zu befreien und
ihn an die pluralistische europäische Moderne anzupassen.
Die Forderung nach einem "Dialog mit dem Islam" wurde schon lange vor
dem 11. September erhoben. Seitdem jedoch wird er geradezu fieberhaft
geführt. Aber was für eine Art von Dialog findet da statt? Dafür ein
Beispiel: Der Bischof von Hildesheim wollte dem Dialogaufruf folgen und
suchte den Imam einer Moschee auf, um eine christlich-islamische Begegnung
herbei zuführen. Der Imam empfing den Bischof höflich und überreichte ihm
ein Exemplar des heiligen Buches der Muslime. Der Bischof nahm den Koran
dankend entgegen und wollte dem Imam als Gegengabe die Bibel schenken.
Doch der sah ihn entsetzt an und lehnte es ab, das Buch auch nur
anzufassen.
Diese Begegnung veranschaulicht exemplarisch die grundlegenden
weltanschaulichen Differenzen, die ein gegenseitiges Verständnis
erschweren. Der Bischof ist von der Haltung des Imams, die er als grobe
Unhöflichkeit auffasst, irritiert. Doch der Imam hat nur seinem Glauben
entsprechend gehandelt, sich also nach seiner eigenen Wahrnehmung
vorbildlich verhalten. Wenn ein Imam einem Bischof den Koran schenkt, dann
ist dies für ihn ein Akt des Da'wa (Aufruf zum Islam), gemäß dem
Koranvers: "Und sprich ... zu den Ungelehrten: Werdet Ihr nun Muslime
werden?" (Sure Al-Imran, Vers 20). Etwas anderes ist für ihn die Schenkung
einer Bibel; das kommt für ihn einem Akt christlicher Missionierung
gleich, die er natürlich ablehnt. Der Imam und der Bischof leben in
verschiedenen Welten: Die Denkweise des Bischofs ist modern, er geht vom
religiösen Pluralismus aus, in dem alle Religionen als gleichwertig gelten
und daher miteinander in Frieden leben können. Der Imam hingegen ist in!
seinem Denken und Handeln noch vormodern und vorpluralistisch. Für ihn
gilt das Gebot des Koranverses absolut: "Die Religion bei Gott ist der
Islam" (Al-Imran, Vers 19).
Von einigen deutschen Islamexperten wird behauptet, den Islam verbinde
mit dem Christentum eine historische Ehe. Vor dem 11. September 2001 sei
die Pflege dieser intimen Verbindung sträflich vernachlässigt worden. Als
Heilmittel wird jetzt der "Dialog" angepriesen. Doch diese "Ehe"-Vorstellung
ist nur dem Wunschdenken wohlmeinender deutscher Idealisten geschuldet.
Und bevor man einen Dialog führt, muss man sich doch fragen: Verstehen
beide Seiten darunter überhaupt dasselbe? Seit der Wandlung Europas vom "
christlichen Abendland" zur säkularen westlichen Zivilisation bedeutet
Dialog hier: diskursiver Austausch, nicht aber Missionierung
Andersgläubiger. Eine vergleichbare Entwicklung hat im Islam jedoch
niemals stattgefunden. Erst kürzlich gab der Londoner Imam Zaki Badawi ein
Beispiel dafür, wie ungebrochen der Missionsgeist unter islamischen
Würdenträgern ist. Wohlwollend bezeichnete Badawi Europa als Teil des
"Hauses des Islam", weil dort Muslime leben. Eigentlich wollt! e Badawi
damit seine "Toleranz" unter Beweis stellen, denn mit dieser
Qualifizierung stempelte er Europa immerhin nicht mehr als Dar al-Harb
(Haus des Krieges) beziehungsweise als Dar al-Kuffar (Haus der
Ungläubigen) ab, wie das früher der Fall war. Aber er sagte damit doch
indirekt auch, dass nur die Anwesenheit von Muslimen Europa überhaupt zu
so etwas wie einer zivilisierten Weltgegend macht. Welche Herablassung aus
solchen vermeintlichen Zugeständnissen spricht, entgeht den meisten
Europäern, die sich von den schön klingenden Worten betören lassen.
Die historische Beziehung zwischen der christlich-europäischen und der
islamischen Zivilisation ist durch gegenseitige Bedrohung, aber auch durch
gegenseitige Faszination gekennzeichnet. Mit kriegerischen Mitteln -
Dschihad einerseits, Kreuzzüge andererseits - wollte die eine Zivilisation
die andere unterwerfen. Dieses kriegerische Bewusstsein ist im Islam bis
heute lebendig geblieben. Auf westlicher Seite hat dagegen die Faszination
obsiegt. Im Westen will man daher zum Beispiel nicht so recht wahrhaben,
dass sich die Attentäter des 11. September als Dschihad-Kämpfer, nicht
aber als Terroristen verstanden. Und vonseiten der Muslime ist es in
höchstem Maße unaufrichtig, wenn sie im Dialog - statt an der in der
islamischen Welt sehr weit verbreiteten Dschihad-Deutung des 11. September
Kritik zu üben - behaupten, dies alles habe mit dem Islam nichts zu tun,
und man trage zu einem "Feindbild Islam" bei, wenn man Mohammed Atta und
seinen Meister bin Laden mit dem Islam in Zusammenhang bringe. Es ist
sträflich naiv, wenn sich gut meinende Christen mit solchen Erklärungen
zufrieden geben.
Um ehrlich miteinander sprechen zu können, müsste man sich zunächst
eingestehen, dass nicht einmal die gemeinsam benutzten Begriffe für beide
Seiten dasselbe bedeuten. So bezeichnet das Wort "Friede" im Islam nichts
anderes als die Ausweitung des Dar al-Islam auf die gesamte Welt - etwas
ganz anderes also als der aufgeklärte "ewige Friede" Kants. Auch unter
Toleranz versteht der Islam etwas anderes als die westliche Aufklärung,
nämlich die Duldung nichtislamischer Monotheisten - also nur von Juden
und Christen - als Dhimmi (Gläubige, jedoch zweiter Klasse), das heißt:
als geschützte, aber unmündige Minderheiten. Es führt kein Weg daran
vorbei, von den Muslimen zu fordern, ihr Verständnis von Toleranz und von
Frieden im Sinne einer Akzeptanz des Pluralismus zu revidieren und auf die
Doktrin des Dschihad als Eroberung zu verzichten. Diese Forderung ist
bereits erhoben worden - jedoch nie von christlicher Seite. Zu Beginn des
ersten jüdisch-islamischen Dialogs! 1994 in der Londoner
Westminster-Synagoge stand ein Rabbiner auf und sagte: "Wir Juden sind den
Muslimen dafür dankbar, als geschützte Minderheit unter dem Banner des
Islam toleriert worden zu sein. Doch die Zeiten haben sich geändert. Heute
wollen wir nicht nur den Muslimen gleichwertig sein, sondern auch als ein
souveränes Volk anerkannt werden. Wir wollen also keine Dhimmi mehr sein.
Nur unter der Voraussetzung, dass die Muslime dies akzeptieren, können wir
einen Dialog führen, anders macht es keinen Sinn!" Anders gesagt: Im 21.
Jahrhundert kann die "islamische Toleranz" nicht mehr als Vorbild dienen,
denn sie gleicht heute eher der Diskriminierung. Vom Selbstbewusstsein und
von der Aufrichtigkeit des Rabbiners, der diese Feststellung traf, können
die Christen nur lernen.
Die jüngsten Versuche eines Dialoges mit dem Islam gehen in Deutschland
auf die frühen achtziger Jahre zurück. Der damalige evangelische
Kirchentagspräsident von Bismarck initiierte entsprechende Begegnungen,
Ähnliches geschah von katholischer Seite. Diese Versuche standen unter dem
Eindruck der "islamischen Revolution" im Iran. Stets ging es dabei um rein
religiöse Themen, nie um konkrete Probleme des Zusammenlebens.
Gesprächspartner waren auf europäischer Seite die Kirchen und christlichen
Stiftungen, auf muslimischer Islamgelehrte und Regierungsvertreter. Ab den
neunziger Jahren aber traten organisierte Gruppen auf, die vorgaben, für
die deutschen Muslime zu sprechen. Es handelt sich dabei um zwei
miteinander konkurrierende "Räte": den türkisch dominierten "Islamrat" mit
eindeutigen Beziehungen zu den als rechtsradikal einzustufenden Milli
Görus und den orthodox-islamisch ausgerichteten "Zentralrat der Muslime",
der vom wahhabitischen Saudi-Araber Nadeem Elyas geführt! wird. Ob der
Islamismus von Milli Görus oder die Auffassungen des
orthodox-wahhabitischen Islam mit säkularer Demokratie und einem
religiös-kulturellen Pluralismus im Sinne des deutschen Grundgesetzes
vereinbar ist, war bei den christlich-islamischen Gesprächen nie ein
Thema.
Nach einem Urteil des Verwaltungsgerichtes Düsseldorf aus dem Jahr 2001
steht fest, dass dem Zentralrat die "Voraussetzungen fehlen", ein Mandat
zur Vertretung der Muslime für sich zu beanspruchen. Auch ergab eine
empirische Studie des Zentrums für Türkeistudien in Essen, dass diese
Institution nur drei bis fünf Prozent der Muslime in Deutschland vertritt.
Ähnlich verhält es sich mit dem Islamrat. Die große Mehrheit der in
Deutschland lebenden Muslime ist demnach nicht in Moscheevereinen
organisiert. Der Dialog wird also mit Institutionen geführt, die für die
in Deutschland lebenden Muslime nicht repräsentativ sind. In der bisher
geführten Form ist er somit nicht nur verlogen, sondern auch in höchstem
Maße undemokratisch.
Neuerdings sprechen selbst Funktionäre des Zentralrates von einem
"europäischen Islam" und geben Bekenntnisse zum Grundgesetz ab. Doch
verstehen sie darunter dasselbe wie das von mir vertretene Konzept eines
"Euroislam", das heißt: eines mit der zivilisatorischen Identität Europas
versöhnten Islam? Ist ihr Bekenntnis zu Demokratie und religiösem
Pluralismus aufrichtig oder bloß Iham, also bewusste Täuschung der
Ungläubigen, die nach dem Koran ausdrücklich erlaubt ist?
Skepsis ist angebracht, wenn man bedenkt, dass im bisherigen Dialog von
islamischer Seite nichts als Forderungen und Anklagen erhoben wurden. Die
Muslime gefielen sich in der Rolle des Opfers. Den christlichen Vertretern
wurde nicht nur die deutsche Vergangenheit vorgehalten, sie wurden auch
für die Kreuzzüge und für den Kolonialismus mitverantwortlich gemacht.
Zugleich verbaten es sich die Muslime, mit der Geschichte des Dschihad
konfrontiert zu werden. Bei den islamischen Dschihad-Eroberungen ist
jedoch viel Blut geflossen, und Muslime haben Nichtmuslimen ihren Glauben
oftmals brutal aufgezwungen. Doch darüber zu reden gilt als tabu. Lieber
reden auch die Christen von ihrer eigenen dunklen Vergangenheit. Ein
solches Ritual einseitiger Schuldzuweisungen ist kein Beitrag zur
Verständigung zwischen den Zivilisationen? Es kommt dabei nur ein
verlogener Dialog heraus.
Die ernüchternde Wahrheit lautet: Nicht nur Islamisten, auch orthodoxe
Muslime halten die Christen für "Kreuzzügler", Salibiyyun - und zwar auch
dann, wenn diese sich vor dem Islam anbiedernd verbeugen. Christen müssen
sich mit dieser feindseligen Einstellung offen auseinander setzen, statt
sie weiterhin zu verdrängen. Warum geschieht dies nicht? Ich sehe dafür
drei Gründe.
Erstens: die Schuldgefühle der Christen, vor allem der deutschen
Protestanten, in Bezug auf die unrühmliche Vergangenheit ihrer Kirche im
"Dritten Reich". Nie wieder will man in die Gefahr kommen, andere
Religionen zu diskriminieren. Hier stellt sich freilich die Frage, warum
es Islamisten, die ja militante Antisemiten sind, gestattet sein soll,
moralisches Kapital aus dem vergangenen Leiden der Juden zu schlagen.
Zweitens: die gesinnungsethisch verordnete Fremdenliebe der Deutschen, die
es ihnen verbietet, zwischen demokratischen und undemokratischen
Ausländern und Kulturen zu unterscheiden. Drittens: die Angst der
christlichen Kirchen vor Machtverlust. Wenn nämlich der Anspruch des
organisierten Islam, alle Muslime im Rahmen einer Körperschaft des
öffentlichen Rechts zu vertreten, zurückgewiesen wird, bliebe dies im
Sinne der Gleichbehandlung nicht ohne Folgen für die Kirchen. Wer den
Monopolanspruch der orthodoxen Muslime bestreitet, gefährdet das
entsprechende christliche Monopol.
Ein aufrichtiger Dialog hat dagegen einige Mindestkriterien zur
Voraussetzung: Beide Dialogpartner müssen sich vorurteilsfreies
theologisches und historisches Wissen über den anderen aneignen. Im Dialog
geht es um conflict resolution als friedliche Konfliktbewätigung. Also:
Weder brauchen wir interreligiöse Schmusestunden noch einen Austausch von
Beweihräucherungen oder verlogenen Zusicherungen des guten Willens.
Ehrlichkeit gibt es nur, wenn man ohne Selbstzensur, ohne Tabus und ohne Duckmäuserei
miteinander reden kann. Die Geschäftsgrundlage muss die Akzeptanz des
religiösen Pluralismus sein, also die Anerkennung der Gleichberechtigung
der Religionen. Weder Beschuldigungen noch Selbstbezichtigungen helfen
dabei weiter.
Scheut man die Kontroverse nicht, wird man bald auch auf Verbindendes
stoßen. Die Geschichte der Mittelmeerregion zeigt, dass sich die
islamische und die westliche Zivilisation über Jahrhunderte hinweg
gegenseitig befruchtet haben - jenseits kriegerischer Auseinandersetzungen
im Zeichen von Kreuzzug und Dschihad. Zwischen dem 9. und dem 12.
Jahrhundert fand eine Hellenisierung des Islam statt. Von ihr bis zur
europäischen Renaissance führt eine direkte Linie. Die Muslime retteten
das antike griechische Erbe vor dem Vergessen und bereicherten es. Darauf
konnte die Renaissance aufbauen. So leistete der Islam einen wichtigen
Beitrag zur Entstehung des modernen Europa. Diese positiven Impulse sollte
ein Dialog in Erinnerung rufen.
Geschichte kann damit zur Quelle einer künftigen gemeinsamen
Werteorientierung werden.
Zehn
gute Gründe, den Islam zu verlassen
oder:
Mein Wille zur Selbstbestimmung und Freiheit
von
Arzu Toker
Arzu Toker ist 2.
Vorsitzende des Zentralrates der
Ex-Muslime. Dieser Vereinigung gehören Menschen an, die entweder den muslimischen
Glauben aufgegeben haben oder die niemals Muslime waren, wenngleich sie aufgrund
ihrer Herkunft aus einem sog. "muslimischen Land" gemeinhin der
"Gruppe der Muslime" zugerechnet werden. Da viele von ihnen gezwungen
waren, den islamischen Machthabern in ihren Herkunftsländern zu entfliehen, können
und wollen sie es nicht hinnehmen, dass nun in Deutschland ausgerechnet
muslimische Funktionäre in ihrem Namen sprechen sollen.
Alles kritisch zu prüfen ist
etwas Gutes, denn wir können uns bei unserem Denken und Handeln irren. Wer die
Wahrheit liebt, muss daran interessiert sein, Schwächen der eigenen
Denkresultate und Problemlösungen zu erkennen, Gegenargumente anzuhören und
eigene Ideen mit Alternativen zu vergleichen, zu modifizieren und zu revidieren.
Bei unserer Kritik am Islam handeln wir, der Zentralrat der Ex-Muslime, nicht
aus Hass, sondern weil wir unser Fähigkeit zu denken nicht verleugnen können
und wollen. Der Mut, sich des eigenen Verstandes zu bedienen (Kant), führt, wie
wir meinen, zwangsläufig zu dem Schritt, den Islam zu verlassen. Dies wollen
wir mit zehn Punkten begründen.
Vorbemerkung
Es fiel mir schwer, mich auf nur
zehn Gründe zu beschränken. Ich veröffentliche also nur meine ersten zehn Gründe,
wobei hierin keine Wertung bezüglich der Gewichtung der Gründe liegen soll.
Zudem möchte ich den deutschsprachigen Lesern mitteilen, dass ich die
Behauptung der islamischen Theologie sowie der Islamisten dass der Koran auf
Arabisch offenbart worden ist und nicht übersetzbar sei nicht teile. Allerdings
sind einige Übersetzungen nicht Originalgetreu sondern beschönigend. Ich
empfehle die Koran - Übersetzung von Rudi Paret zugrunde zu legen.
1. Der Islam als totalitäres, patriarchalisches Rechtssystem
Der Islam ist nicht nur eine
Religion, sondern auch ein totalitäres, von Männern beherrschtes gewalttätiges
Rechtssystem (s. Sure 5 (Al-Maida), Vers 33). Der Islam ist darüber hinaus eine
politische Anschauung, die aus Versen des Koran, aus dem Leben des Propheten und
aus anderen Überlieferungen abgeleitet wird. Dem stelle ich die demokratische
Verfassung (Deutschlands) und die Zivilordnung entgegen. Die Demokratie ist ein
großes Geschenk sowohl in Deutschland als auch in meinem Herkunftsland, der Türkei.
In beiden Ländern, so scheint es mir, wird nicht ausreichend erkannt, wie
kostbar dieses Geschenk ist.
2. Der Prophet – alles andere als ein ethisches Vorbild
Mohammed, der Prophet des Islam,
soll von Gott gesandt sein, und sein Leben (d.h. seine Handlungsweisen) gelten
als wegweisend für die gesamte Menschheit. Aber eben dieser Mohammed
-
führte
Kriege, zwang Menschen, ihren früheren Glauben abzulegen, ließ Gefangene köpfen.
Das Siegen allein reichte ihm nicht: Er raubte auch den Besitz der Besiegten
oder ließ deren Haus, Hof und Baumbestand in Brand stecken
-
heiratete als
52-Jähriger ein Kind (die 9-jährige Aischa)
-
hielt über ein Dutzend Frauen,
die er z.T. von seinen Raubzügen gegen andere Stämme als Kriegsbeute
mitgebracht hatte; nachdem ihre Familien ermordet worden waren, nahm er sie als
Ehefrauen oder Sklavinnen in seinen Harem auf
-
ließ vom Glauben Abgefallenen
kreuzweise Hand und Fuß abhacken; er ließ sie verdursten
-
ließ seine
Kritikerinnen und Kritiker, Dichterinnen und Dichter ermorden, und versprach den
Mördern große Belohnung im Jenseits.
Die Liste dieser Beispiele ließe sich
noch verlängern. Das Ergebnis ist eindeutig: Mohammed hat kein Leben gelebt,
das als Vorbild für die Menschheit gelten kann, sondern das abschreckt und das
allein schon Grund genug ist, die Religion, die er schuf, abzulehnen.
3. Gottesknechtschaft statt Leben in Selbstverantwortung
Koran und Überlieferungen
verbreiten die Mär, jede Handlung des Menschen wäre von Gott vorherbestimmt,
und ohne Erlaubnis Gottes könne kein Mensch etwas tun. Sein Schicksal sei von
Gott besiegelt. Allah bestimme, wer reich und wer arm werde, bestimme, wer
Muslim und wer Ungläubiger würde und so fort. Mohammed hat einen Gott kreiert,
der beliebig und ungerecht handelt, und wer nicht an ihn glaubt, sei Heide. Ich
meine hingegen: Erst die Selbstverantwortung führt den Menschen zur radikalen
Bejahung der eigenen Existenz und zur Freiheit. Dadurch, dass im Islam alles als
von Gott gelenkt proklamiert wird, wird der Mensch in die Nichtigkeit, d.h. in
die Unmündigkeit und Wertlosigkeit geführt und versinkt in Gleichgültigkeit
und Passivität. Dies kann man in vielen muslimisch geprägten Ländern
beobachten. Die negative Wirkung dieser Lehre wird noch dadurch verstärkt, dass
viele gläubige Muslime glauben, dass das eigentliche Leben erst im Jenseits
gelebt werde. Dieser Irrglaube behindert Wissenschaft, Fortschritt, Aufklärung,
Mündigkeit und Freiheit. Abgesehen davon schwächt all dies die Moral, weil dem
Menschen die Verantwortlichkeit für seine Taten abgenommen wird.
4. Intoleranz gegen Nicht- und Andersgläubige
Toleranz und Friede sind für
den Islam lediglich Mittel, die man im Krieg als List einsetzen kann. In vielen
islamischen Staaten müssen die Christen und Andersgläubigen eine zusätzliche
Steuer zahlen. Im Osmanischen Reich wurden Kindern von Christen geraubt, um aus
ihnen die brutalste Militäreinheit, die Janitscharen, zu formen. Natürlich gibt
es im Koran Verse, die bejahen, dass die „Götzenanbeter“ ihre Götter
anbeten sollen und die Moslems ihren Gott. Es gibt auch den Vers, der besagt,
dass Juden, Christen und Sabiis, die gute Taten vollbracht haben, ins Paradies
kommen werden. Es gibt auch einen Vers, der besagt, dass es keinen Zwang in der
Religion geben dürfe (Sure 2 (Al-Bakara), Vers 256). Von daher könnte man
meinen, der Islam wäre tolerant. Doch es gibt noch viel mehr Verse, die den
genannten Vers aufheben und genau das Gegenteil proklamieren. Der Islam ist eine
Religion, die die Welt als Kriegsschauplatz ansieht – und zwar solange, bis
die gesamte Menschheit islamisch geworden ist. In der Sure 4 (Al-Nisa), Vers 91,
heißt es: „Tötet sie, wo ihr sie findet“, und in der Sure 9 (At-Tauba),
Vers 29 steht: „Kämpft mit Waffen gegen diejenigen, die nicht an Allah
glauben noch an den Jüngsten Tag und die nicht für verboten erklären, was
Allah und sein Gesandter (d.h. Mohammed) für verboten erklärt haben, die sich
nicht nach der rechten Religion (d.h. dem Islam) richten – von denen, die die
Schrift erhalten haben (d.h. Juden und Christen) – kämpft (mit der Waffe)
gegen diese, bis sie die Minderheitensteuer abgeben als Erniedrigte!“ An vielen
Stellen im Koran rechtfertigt Mohammed (bzw. nach muslimischer Vorstellung
Allah) die Gewalt gegen Andersgläubige. Sie seien des Todes (z.B. Sure 47
(Muhammad), Vers 4), sollen unterworfen werden (Sure 9 (At-Tauba), Vers 29), dürfen
vertrieben und enteignet werden (Sure 59 (El-Haschr) Verse 1-7) Umfangreiche
Kapitel der Werke, die die Sunna (d.h. das Norm setzende Handeln Mohammeds)
enthalten, sind dem Jihad gegen Anders- und Nichtgläubige gewidmet. Mit diesen
Textstellen konfrontiert, weisen Muslime gerne auf Stellen im Alten Testament
hin, an denen ebenfalls von Gewalt gegen Andersgläubige die Rede ist (z.B.
2.Mose 22, 17; 3.Mose 20). Aber erstens ist es Unsinn, die Pest mit der Cholera
austreiben zu wollen, und zweitens haben sich die meisten Juden und Christen –
im Unterschied zu vielen Muslimen – von diesen Wahnideen längst distanziert.
5. Christen- und Judenfeindlichkeit
Entgegen allen anderslautenden
Behauptungen bekämpft der Islam nicht nur Heiden und Abtrünnige, sondern ist
im Kern auch radikal juden- und christenfeindlich. Sure Al-Imran, Vers 19
lautet: „Als einzig wahre Religion bei Gott gilt der Islam.“ Das Christentum
und das Judentum werden als Religion schlechthin verneint und denjenigen, die
nicht an Mohammed und seine Version von Gott glauben Strafen angedroht. Mohammed
behauptet, dass Gott alle vor ihm entsandten „Propheten“ und auch Abraham zu
sich gerufen und ihnen befohlen habe, an den Islam zu glauben. Juden wird zudem
unterstellt, dass sie Unheil anrichten. Vers 46 der Sure 4 (An-Nisa) schließt
mit der Verfluchung der Juden: „ . . . Aber Gott hat sie (zur Strafe) für
ihren Unglauben verflucht. Darum glauben sie wenig (oder: Darum sind nur wenige
von ihnen gläubig).“ In der Sure 5 (Al-Maida), Vers 72 verkündet Mohammed:
„Ungläubig sind diejenigen, die sagen: ‘Gott ist Christus, der Sohn der
Maria!‘ In den Versen 171-173 derselben Sure wird auf die christliche Lehre
von der Dreieinigkeit Gottes hingewiesen und beteuert, dass die bestraft werden,
die an sie glauben.Mohammed verbietet den Muslimen sogar, mit Juden und Christen
befreundet zu sein, weil sie „Frevler“ seien (Sure 5 (Al-Maida), Vers 51).
6. Frauen im Islam
Mohammed sicherte die
gesellschaftliche Ordnung dadurch, dass er die Frau zur Bediensteten, zur Beute
des Mannes machte. Die Unterdrückung der Frau wurde im Islam gesetzlich
festgelegt. Frauen gelten als• intellektuell und religiös (minder)
erschaffen• Quelle der Bosheit, der Zwietracht, als intrigant, undankbar und
teuflisch• bedauernswerte Wesen, da die meisten von ihnen ohnehin in der Hölle
landen werden. Mohammed bestimmte durch Sure 4 (Al-Nisa), Vers 3, dass die Männer
bis zu vier Frauen, die ihnen gefallen, heiraten können. Und um diese
Bestimmung zu verstärken, förderte er den Glauben, dass es eine Tugend sei,
mehrere Frauen zu heiraten. Auch als Zeugen sind Frauen nur halb soviel wert wie
Männer, denn es steht geschrieben: „ . . . und nehmt zwei Männer von euch
als Zeugen. Wenn es nicht zwei Männer sein können, dann sollen es ein Mann und
zwei Frauen sein, solche, die euch als Zeugen genehm sind - (zwei Frauen), damit
(für den Fall,) dass die eine von ihnen irrt, die eine (die sich nicht irrt)
die andere (die sich irrt, an den wahren Sachverhalt) erinnere. (Sure 2 (Al-Bakara), Vers 282). Das gleiche Prinzip zeigt sich im
Erbrecht: „ . . . Auf eines männlichen Geschlechts kommt (bei der Erbteilung)
gleichviel wie auf zwei weiblichen Geschlechts . . .“ (Sure
4 (An-Nisa), Vers 12). „Der Mann bekommt soviel wie der Anteil von zwei
Frauen.“ (Sure 4, 176)Zur Verschleierung der Frau heißt es: „Und sprich zu
den gläubigen Frauen, dass sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre
Keuschheit wahren und ihren Schmuck [Reize] nicht zur Schau tragen sollen –
bis auf das, was davon sichtbar sein darf, - und dass sie ihre Tücher um ihre
Kleidungsausschnitte schlagen und ihren Schmuck vor niemand anderem enthüllen
sollen als vor ihren Gatten oder Vätern oder den Vätern ihrer Gatten oder
ihren Söhnen oder den Söhnen ihrer Gatten oder ihren Brüdern oder den Söhnen
ihrer Brüder oder Söhnen ihrer Schwestern oder ihren Frauen oder denen, die
sie von Rechts wegen besitzen, oder solchen von ihren männlichen Dienern, die
keinen Geschlechtstrieb mehr haben, und den Kindern, die der Blöße der Frauen
keine Beachtung schenken. Und sie sollen ihre Füße nicht so auf den Boden
stampfen, dass bekannt wird, was sie von ihrem Schmuck verbergen.“ (Sure 24 (Al-Nur),
Vers 31) Und an anderer Stelle heißt es (Sure 33 (Al-Ahzab), Vers 33): „Und
bliebt in eurem Haus. Putzt euch nicht heraus, wie man das früher im Heidentum
zu tun pflegte.“ Eine Ausnahme bildet die Sure 24 (Al-Nur), Vers 59, nach der
die älteren Frauen sich nicht verschleiern müssen. In dieser Sure spricht
Mohammed von Frauen, denen er keine weitere Ehe zutraut, weil sie alt sind. In
Hinblick darauf, dass er als ein Mann von über 50 Jahren die neunjährige
Aischa geehelicht hat, mag das verständlich erscheinen. Immerhin gewährt er
bei seiner Neigung zu sexuellem Kindesmissbrauch älteren Frauen einen kleinen
Freiraum: „Und für diejenigen Frauen, die alt geworden sind und nicht mehr
damit rechnen können zu heiraten, ist es keine Sünde, wenn sie ihre Kleider
ablegen, soweit sie sich dabei nicht mit Schmuck herausputzen.“ (Sure 24, 60)
Angesichts des Gebotes, dass die Frauen, die nicht mehr gebärfähig sind, kein
Kopftuch zu tragen brauchen, sieht man, wie wenig die Bevölkerung den Koran
tatsächlich liest. Gleichzeitig frage ich mich, warum wohl die selbsternannten
Islamvertreter den betreffenden Vers nicht in den Moscheen verlautbaren lassen.
Damit würden ein großer Teil der Kopftücher abgelegt werden können. Natürlich
gibt es Frauen, die dies nicht schaffen - gerade so wie jene Chinesinnen, deren
Füße durch lebenslanges Verbinden verkrüppelt sind, nicht mehr ohne Verband
können. Dennoch
(fordere ich): Weg mit den Kopftüchern in den Schulen, in den Ämtern! Und auf
jeden Fall muss es verboten werden, die Kinder zu verschleiern. Die
Verschleierung der Kinder basiert auf die Verehelichung des Kindes Aischa mit
Mohammed und bedeutet die Sexualisierung der kleinen Mädchen. Die Eltern, die
dies tun, sollten eine Strafanzeige wegen Kindesmisshandlung erhalten.
7. Gewalt im Islam
Der Islam sät Gewalt (vgl. Sure
9,74 und 4,95). Den Kriegen, die Mohammed führte, gingen kleinere
Unternehmungen voraus, etwa das Ausrauben von Karawanen aus Mekka. Diese Überfälle
und die Kriege danach dienten der wirtschaftlichen Bereicherung Mohammeds und
seiner Mitkrieger. Viele nahmen teil, weil sie wussten, dass sie Anteil an der
Beute bekommen würden. Ein Fünftel der Kriegsbeute ging stets „an
Allah“. Von daher hat die Gewalt vom 11. September 2001 in New York, die Bomben
von Madrid (11.4.2004), die Bombe von London (7.7.2005) und auch die Gewalt
zwischen den Religionsgruppen im Irak , die Morde in der Türkei an Turan Dursun
(4.9.1990) und anderen Journalisten und Kritikern eine lange Tradition. Es hat
Tradition, wenn Mütter den Tod ihrer Söhne im Jihad in Kauf nehmen und ankündigen,
weitere Söhne haben zu wollen, die ebenfalls zum angeblich gottgewollten
Selbstmordanschlag bereit sind. Die religiöse Verherrlichung von Gewalt muss
aufhören! Ihr stelle ich die Aufklärung, den Frieden und den zivilisierten
Diskurs entgegen.
8. Entmenschlichung der Männer
Indem Mohammed die Männer über
die Frauen stellte, gelang es ihm, die Männer hörig zu machen. Denn in seinem
System ist auch der Mann ein armer Untertan Gottes; er muss sich blindlings
beugen vor Gott und vor dessen Botschafter, d.h. vor Mohammed selbst. Indem
Mohammed den Mann außerhalb seines Hauses knechtete und in ein Nichts
verwandelte, ihn in den eigenen vier Wänden aber zum „Pascha“ machte,
brachte er den Mann dazu, die schlechte Situation der Frau bereitwillig zu
akzeptieren. Genau die Verse, die zuerst der Unterdrückung der Frau dienen
sollten, sind zugleich die Verse, welche die Männer degradieren,
entmenschlichen. Die Sure 4 (Al-Nisa), Vers 38, ist ein frappierendes Beispiel
dafür: „ . . . Die Männer stehen über den Frauen, weil Gott sie von Natur
vor diesen ausgezeichnet hat . . . Und wenn ihr fürchtet, dass irgendwelche
Frauen sich auflehnen, dann vermahnt sie, meidet sie im Ehebett und schlagt
sie!“ Die Angst der Männer, dass Frauen sich auflehnen, soll sie dazu
verleiten, mit Gottes Segen genau die Frau zu schlagen, die sie lieben, mit der
sie Kinder zeugen, mit der sie alt werden wollen. Darüber hinaus wird der Mann
im Islam auf ein dumpfes Triebwesen reduziert, das schon beim bloßen Anblick
offener Haare ejakuliert. Ein erwachsener, reifer, mündiger Mensch weiß seinen
Sexualtrieb zu beherrschen. Auch die in den Islam hineingeborenen Männer
sollten dazu in der Lage sein, wenn man es ihnen abverlangt. Ich rufe die Männer
auf: Sagt Nein zum Islam! Sagt Nein zu eurer Entmenschlichung! Dann werdet ihr
echte Lebensgefährtinnen gewinnen, gleichberechtigte Partnerinnen. Wer dem eine
zu Gehorsam verpflichtete Sklavin vorzieht, hat nicht einmal die unterste Stufe
der kulturellen Zivilisation erreicht.
9. Unterjochung der Frauen selbst noch im Jenseits
Der versprochene Eintritt ins
Paradies verlangt Frauen einen hohen Preis ab: Die Frau muss ihrem Mann zu
Diensten stehen, ihm gehorchen, ihn zufrieden stellen, seine Begierden stillen.
Aber auch wenn sie all dies fehlerlos bewerkstelligt, darf sie das
herbeihalluzinierte Paradies nur dann betreten, wenn ihr Mann dem zustimmt.
Schließlich sind sie nur die „vorübergehenden Frauen auf Erden“. Die
eigentlichen Frauen der Männer (im Paradies) sind die Huris. Diese sind
irdischen Frauen in jeder Hinsicht überlegen und kommen an erster Stelle. Die
Beschreibung des Paradieses in den Suren 78 (En-Nebe), 56 (El-Vakia) und 76 (Ed-Dehr)
zeigt das sehr deutlich. En-Nebe verheißt den Männern „gleichaltrige (Huris)
mit schwellenden Brüsten“ und „einen Becher Wein“. Die Sure El-Vakia
verspricht „Gärten der Wonne“, und „großäugige Huris haben sie zur Verfügung“,
„in ihrer Schönheit den wohlverwahrten Perlen gleich“. All dies zeigt, dass
es für gläubige Musliminnen selbst im erträumten Paradies kaum Ruhe und Glück
geben wird; sie werden ihre Ehemänner vielmehr in den Armen der Huris
vorfinden.
10. Das muslimische Bild des Menschen: ein undankbares, zu absolutem
Gehorsam verpflichtetes Geschöpf
Immer wieder stellt Mohammed
fest, dass der Mensch von Grund auf ein undankbares Geschöpf ist.
Vielgebrauchte Ausdrücke im Koran sind: Heuchler, Wildesel, der verfluchte
Mensch. Wie undankbar ist er doch! Unzählige Male werden die Menschen gefragt:
„Was wollt ihr alles leugnen von den Wohltaten eures Herrn?“ Die Menschen
sind in Mohammeds Augen undankbare, zu absolutem Gehorsam verpflichtete Wesen,
die im Namen einer sonderbaren göttlichen „Gerechtigkeit“ bestraft werden müssen.
Diesem Bild stelle ich die Idee des mündigen Bürgers mit aufrechtem Gang
entgegen, das Bild eines Menschen, der Behauptungen mit wachem Verstand kritisch
prüft, anstatt sich in blindem Gehorsam archaischen Wahnideen zu unterwerfen.
Schlussbemerkung
Im Osten des Jemen gab es den
Ort Hadramut. Dort lebte der Stamm Kinde. Die arabischen Quellen, welche über
Mohammeds Krankheit berichten, schreiben, dass die Frauen dort ungeduldig auf
die Nachricht vom Tod Mohammeds warteten. Als sie die erhielten, färbten sie
ihre Nägel mit Henna, musizierten und tanzten dazu. Sie freuten sich und
feierten, weil sie hofften, dass nun die Ära der Vernichtung von Freiheit und
Rechten der Frauen, ihre systematische Erniedrigung, ein Ende haben würde. Der
Nachfolger Mohammeds, Abu Bekr, aber ließ den Frauen und ihren Beschützern Hände
und Füße abhacken und sämtliche Zähne ziehen. Ich gedenke dieser Frauen von
Hadramut mit großer Hochachtung. Lasst und daran arbeiten, dass ihre Hoffnungen
endlich Realität werden. Anderthalb Jahrtausende schon haben die Wahnideen
dieses archaischen Gotteskriegers Mohammed die Hirne der Menschen vernebelt und
weltweit Unfrieden gestiftet. Es ist an der Zeit, diesem Wahnsinn ein Ende zu
bereiten.
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